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                              ...Wanderleben...

                                         ... auf dem längsten Weg der Welt ...

Besucher

Besucherzaehler 

Stand:
25.11.2015

Italien -Region Veneto-  (03.10.2014)

Italien70

Etwas Zeit für Padua bleibt mir noch nachdem ich Adriano wie verabredet am McDonalds nahe des Hauptbahnhofes getroffen hatte, einen echt freundlichen, jungen Typen der unglaublich zuvorkommend mich wie eine hübsche Frau hofiert; klar, wir sind beide bei P. Romeo, einem Gay Dating Netzwerk, und da klappt’s gern mal etwas flotter als bei Couchsurfing.
Dennoch ziehe ich erstmal allein durch die Stadt, verbinde alle drei großen Basilliken und bin müde zum Dunkelwerden zurück. Jaja, der liebe Antonius verschafft mir anschließend noch jede Menge Spaß, daheim bei meinem Gastgeber.
(Bild: Tolle Perspektive auf die Basillika im Abendlicht)
 
Italien  -Region Veneto-  (03.10.2014)

Italien69

Padova (Padua) - 210.000 Einwohner -

Selbstverständlich steht auch Padua auf der Agenda, mit seiner sagenhaften Basillika des heiligen Antonius. Der lebte hier mal im elften Jahrhundert und zieht noch heute scharenweise Pilger an, die ihm bitten verloren gegangenes, wieder zu bekommen. - Dafür ist St’ Antonius eben zuständig, gern auch als Wegweiser für die große Liebe; man sagt ein Besuch in Padua zum Antonius, bringe das nötige Glück dafür…

Mir hingegen hat St’ Antonius mit Adriano eine gute Zeit verschafft; noch in letzter Minute ergatterte ich ihn auf einem Onlineportal und mailte direkt drauf los: “Hey, i’m Jens, a real nomad on Tour through all 20 Regions from Italy, and later the complete World…. so i found your profil and maybe you are interested for a meeting :-)  - I’m searching also a place for tonight. A Sofa its enough, maybe with a bit conversation… look also my website: www.wanderleben.com (its in german, but translate by google in italian) See you (?)”

Sowas mache ich oft spontan im Dating Online Portal “Planet Romeo”, oft mit wenig Erfolg oder mit eben entsprechend dummen Antworten zurück. Aber Adriano sagt mir prompt zu. Ich rufe laut juhuuuu, in der kleinen Bar, Vormittags in Chioggia, und finde schnell den Bus nach Padua.


Italien  -Region Veneto-  (02.10.2014)

Italien68

Chioggia, das “kleine Venedig”.

Zwar viel kleiner, aber zum Oktober hin, nahezu Touristenfrei. ….Venedig geht mir noch nach… doch hier bei Sonne und dem gar nicht so unschönen strengen Geruch nach Hafen und Fisch, fühle ich mich freier und wohler.
 
Italien  -Region Veneto- (02.10.2014)

Italien67

Nach einer kleinen “Pause” bin ich wieder in Italien….jaaa, mittendrin und endlich da wo nur die Einheimischen sind.

Nach einigen Tagen in Wien, auf Einladung meines lieben Freundes Hansruedi, den ich damals in Bern kennen lernte, mache ich hier weiter. Der Zug (Hansruedi sponserte mir die Tickets) brachte mich gestern zurück nach Venedig, stieg aber schnell um in den Bus nach Chioggia, ca 40 km weiter, ganz im Süden der Venezianischen Lagune gelegen.

Chioggia, ein völlig anderer Ort; Kanäle, Brücken und morbide Häuser die im Wasser stehen, aaaaaber der einzige der hier nicht Einheimisch ist, bin ich. Kein einziger Tourist lässt sich hier im “Kleinen Venedig” blicken. Zwar explodieren zum Sommer hier die Gästezahlen, aber das sind hier in der Regel Italiener auf Badeurlaub im angrenzenden Hotel-Strand-Endlos-Komplex Sottomarina. Dort fand ich gestern auch in einem wilden Waldstück abseits der (geschlossenen, weil Season zu Ende) Campingplätze, ein Versteck für mein Zelt.

Frühstück, Rasur und Zähneputzen findet heute aber am Strand statt; tolles, warmes Wetter und der Duft der Adria…. ich kann sogar die Berge hoch im Norden sehen, sowie die Raffinerie in Venedig, so klar ist die Luft…

Jaja, es gibt einiges zu verdauen; in Wien war meine Mission nicht geglückt. Etwas gestrandet fühle ich mich jetzt hier; mein Buch über den Jakobsweg wird von Hansruedi nicht unterstützt. Seine Buchhändlerin - der er vertraut, war eben nicht der Meinung dass mein Werk ein Bestseller werde….

Somit zog ich einst nach Wien um dies dort zu erfahren….

Ich atme durch und gucke nach vorn; heute wollte ich weiter nach Padua ins Landesinnere, doch habe dort keinen Gastgeber. Was ich genau heute mache, weiß ich nicht wirklich… Ich gucke auf Google Maps die Umgebung Paduas an, finde kaum freies Land zum Zelten, alles sehr dicht besiedelt….

Mal sehen, irgendwie wird’s schon klappen….

(Geplanter Wegverlauf: 02.10  -  Padua/2Tage.  04.10 - Bologna/2 Tage  06.10 - Rimini/ 1 Tag danach SAN MARINO.)
 
Italien  -Region Veneto-  (27.09.2014)

Italien66

Eine Mammut-Tour steht mir heute bevor:

Zuerst bringt mich Paolo im eigenen Boot vom verträumten Torcello in aller Frühe zur Nachbarinsel. Das junge Tageslicht wirkt hier noch so unschuldig, doch ich werde schon bald erleben wie garstig Venedig sein kann, wenn ich aus dem Schutze meines wunderbaren Gastgebers entschwinde und die Stadt mich als Tourist auffrisst.

Bereits am Bahnhof warte ich ganze 40 Minuten um erstmal ein Ticket zu lösen, um erstmal hier hinaus zu kommen; unglaubliche Menschenmassen drängen sich hier bereits, wie Gebirge sammeln sich Koffer, Taschen und was weiß ich hier… endlich bin ich drann und hoffe die Aktion klappt jetzt: Ein Ticket nach WIEN.

Ja ich reise heute nach Wien… das liegt nun wirklich nicht auf meiner Route, sowie auch nicht im Plan. Aber es geht um Wichtiges: Hansruedi hatte mich die Tage in einer Mail dazu eingeladen ihn in Wien zu besuchen.

Hansruedi kenne ich noch aus Bern und er würde mir ein Darlehen für das Buch welches ich vor zwei Jahren schreib, ermöglichen. Ein Verlag ist ja gefunden, doch der will erstmal tonnenweise Geld sehen, bevor irgendwas passiert.

Somit besinne ich mich meiner zeitlichen Spannweite; erst zum 25. Oktober soll ich in Rom sein um dort meinen Freund Georg zu treffen, genug Luft also noch um Hansruedi kurz in Wien zu besuchen. Es kostet mich nichts, Zug und Hotel sowie Essen spendiert er mir, wir sind Freunde geworden und er mag mir bei meinem Wanderleben helfen. Zudem wolle er sich nun auch über mein Buchprojekt unterhalten.

Mann, ist das spannend. Wenn ich jetzt das Sponsoring für meine Buch-Veröffentlichung schaffe, wäre das großartig,  - der erste Schritt mir im Wanderleben ein Standbein zu verschaffen, einen Namen zu machen.

Bis Mittwoch werde ich in Wien bleiben, dort entspannen, das Buchprojekt planen, Couchsurfing Anfragen massenhaft versenden, und ganz ganz viel mit Mama und Georg “scypen”.

Erst am Mittwoch ziehe ich wieder zurück in den Veneto…

(Bild: Totales Chaos am Bahnhof Venedig-Mestre, dort gibt es ganz bewusst nur wenig Ticketautomaten, drei besetzte Schalter der Bahn, wo die Wartezeiten zum Kauf eines Tickets ins Grenzenlose gehen, um es den ungeliebten Tagestouristen bloß nicht irgendwie einfach zu machen  - ja, das haben mir die Venezianer selbst gesagt !)
 
Italien  -Region Veneto- (26.09.2014)

Italien65

Feierabend, eine kalte Dusche (es sind 25 Grad!) und reichlich zu Futtern gibt mir Paolo, -rosa Schinken, Mozarella und rosa Sekt.

So endet wieder eine tolle Zeit, diesmal hier in Venedig und ich bin stolz: Venezia völlig kostenlos …. nie hätte ich zuvor gedacht, ausgerechnet hier so gut davon zu kommen…. selbst die Wassertaxis nach Torcello sind bezahlt; meine Arbeit brachte mir noch etwas Geld ein, Paolo gibt mir wirklich noch eine Spende, ich kann’s kaum fassen ….Somit verlasse ich morgen Venedig sogar mit einem Plus in der Tasche….

Ich denke solche Besucher sieht diese Stadt wirklich selten….
 
Italien  -Region Veneto- (26.09.2014)

Italien64

Venedig

Hach, was ich alles noch über Venedig schreiben könnte…. doch heute an diesem Freitag bleibe ich komplett hier auf Torcello und arbeite im Garten von Paolo.

Ich brauche jetzt die Ruhe hier, bin noch von gestern gut versorgt mit all den Eindrücken der Altstadt, entkomme nun dem Chaos….

Ach Torcello, immer noch auf Venedigs Stadtgebiet gelegen, aber irgendwie so weit davon…. Paolo ist so was von gut zu mir, dass ich mich wohl fühle, was für ihn zu tun; sein Garten, eher ein Anwesen ist gewaltig groß.

Auf seinem Artischocken Feld habe ich ordentlich zu tun, die alten Blütenstände müssen raus, das Grass mit dem Freischneider vorsichtig von den Disteln entfernt werden.

Auch um all die Bäume und Sträucher im Garten schneide ich mit dem lauten Gerät, die Vegetation frei. Währenddessen empfängt Paolo Touristen, die sich hier bis zu ihm verirren, denen zeigt er die Werke seines Onkels, sowie die Ruhe Torcellos, stellt sogar mich vor: “This is a systematik Traveler” …. und ich erzähle ein bisschen vom Wanderleben.
 
Italien -Region Veneto-  (25.09.2014)

Italien63

Jajaja, wer mich kennt, weiß was dass ich gern der einen oder anderen Kapitalismuskritik zustimme.

Offensichtlich sehen das in Venedig einige auch so und ich freue mich total über diese Karikatur des “Hässlichen Touristen” an einer Wand.

….Fluch und Segen zugleich, einerseits macht der extreme Massentourismus die Einwohner reich an Geld, anderseits verlieren sie somit aber ihr authentisches Zuhause und werden zu einem Zoo.

Ganz offiziell ließ die Stadtregierung vor einigen Jahren verlauten, “Tagestouristen sollen besser weg bleiben” sie bringen wenig Geld und belasten nur die Stadt. Recht haben sie damit wohl, doch moralisch bleibt die Sache offen: Ich selbst dürfte demnach ganz besonders unerwünscht hier sein …. bisher schaffte ich es nahezu keinen Cent hier zu verlieren. Ich meide tunlichst die Cafes mit ihren Wucherpreisen, esse nur was Paolo mir mitgegeben hat oder bei ihm auf Torcello. Ein Spiel mit der wohl Geldgierigsten Stadt des Planeten, welches ich mit Respekt aber auch der gewohnten Sportlichkeit begegne, hier zu überleben.

Und Paolo, findet das auch noch gut. Soviel zur Moral der Sache :-)
 
Italien   -Region Veneto- (25.09.2014)

Italien62

Venedig

Mann, was sind die alle gestresst: Hier auf der Rialto Brücke, der einzigen großen Überbrückung des Canal Grande, welcher wie ein Fragezeichen geformt die Inselstadt durchschlängelt, ströhmen täglich zig tausende von Touristen. Manchmal geht nichts mehr und alles steht. Die ganz wenigen Einheimischen rufen wütend nach Platz um sich durch zu wurschteln….  Smartphones und Fotoapparate überall… vor der Basilika am Markusplatz dauert’s schon morgens um 10 am Einlass locker eine Stunde, weil 500 oder 1000 Touristen Schlange stehen.

Einerseits fasziniert mich die Stadt, ihre komplett Autofreie Altstadt und ihr einzigartiges Erscheinen, anderseits verliert sich der Ort fast völlig in seinen Besuchermassen, und bedrückt mich dermaßen, dass ich nicht lang hier bleiben will….
 
Italien  -Region Veneto-  (25.09.2014)

Italien61

Uff, was ist dieser Ort reich an allem möglichen.

Zum Beispiel an Traditionen, wie den Karneval. In Venedig ein weltberühmtes Theater was jährlich die Stadt mit einer Million Besucher an ihre Grenzen bringt.

Diese Masken kennt eigentlich auch jeder irgendwie und sind natürlich überall in Massen zu kaufen. Während diese hier oft Billigwaren aus China sind (Stück für 10 bis 30 €) kosten echte Traditionsmasken bekannter Hersteller schon mal gern bis zu 10.000 €  -  alte Sammlerstücke noch viel mehr.
 
Italien -Region Veneto-  (25.09.2014)
 
Italien60

Venedig.

Doch abseits der Wucherpreise findet man es noch, das echte Venedig. Ruhige Gassen und Kanäle erkunde ich neben den Hauptwegen zwischen Markusplatz und Rialtobrücke, Hier kann man noch verweilen und träumen, mitten im “Centro Storico” wie in Italien die Altstädte genannt werden, tief im morbiden Gewirr alter Mauern, atme ich den etwas modrigen Geruch von Mörtel und Brackwasser.

Sie war einmal, die “Serenissima Republika di San Marco” - jene Erlauchte Republik des Heiligen Markus, die das hier alles geschaffen hatte. Bis 160.000 Einwohner lebten auf der Stadtinsel damals, große Familien in kleinen Räumen, deren Häuser teils nur mit Booten zu erreichen waren.

Heute können sich die meisten es sich nicht mehr leisten hier zu leben; mehr und mehr Wohnraum wurde und wird den allgegenwärtigen Tourismus geopfert; Gästezimmer braucht die Stadt, sodass nur noch 58.000 Venezianer hier Zuhause sind.

Die meisten zogen rüber ans Festland in den Stadtteil Mestre, der schon an sich selbst eine wahre Großstadt ist. Mit Raffinerien, einem riesigen Industriehafen und jeder Menge Hochhäuser zeigt Mestre ein ganz anderes Venedig als wir es kennen.

Eben daran denke ich hier am Kanal, wo es schon vor 1000 Jahren angefangen hat.
 
Italien  -Region Veneto-  (25.09.2014)

Italien59

Na das muss ich aber auch noch zeigen: Die Preisliste des Cafe Florian am Markusplatz…. legendär, auch weil es das älteste Cafe Italiens sein soll, kostet hier z.B. ein Bier (0,33l) schlappe 13,50 Euro.

- Weltrekord auf meiner Suche nach dem teuersten Bier. Somit ist das Heineken am St Mont Michelle (Frankreich, Normandie) mit seinen 9 € bei weitem übertroffen.

Ob es irgendwo auf dem Globus noch teurer geht ???

Jaja, Venedig…. die Gelassene, Heitere hieß es mal…

Venedig die Unverschämte heißt es wohl heute….
 
Italien  -Region Veneto-  (25.09.2014)

Italien58

Jetzt noch mal bei Sonne, der berühmteste Blick Italiens: Markusplatz mit Campanile, das Herz Venedigs und mit den Bauten drumherum, sowie dem Dogenpalast (nicht zu sehen, rechts hinter dem Turm) war hier der Regierungssitz der Republik Venezien, die vor 1100 Jahren bis vor 217 Jahren bestand, und eines der wichtigsten Reiche Europas des Mittelalters und Neuzeit war.

Am bekanntesten dürfte wohl Marco Polo sein, der damals als großer Entdecker bis nach China im Dienste des “Dogen” von Venedig über die Meere fuhr. Hoffentlich werde ich auch einmal so bekannt wie jener, in wessen Dienst auch immer, aber nach China führt mein Wanderleben mich auch noch eines Tages….

Jedenfalls bin ich auch viel ärmer als der alte Marko, den gesalzenen Eintritt auf den 99 Meter hohen Markusturm kann ich mir nicht leisten. Die Aussicht da oben muss der Hammer sein.

Zudem ist allein schon der Turm ansich ganz spannend: Im Jahre 1902 komplett zusammengebrochen, handelt es sich heute somit eher um einen historischen Neubau, stehend auf über 1000 Jährigen Pfahlfundamenten als Glockenturm der Basilika links daneben.

Weltberühmt und überall nachgebaut (selbst die alten Art Deco Wolkenkratzer in Süd Manhatten der 30er Jahre in New York) inspirierte der Campanile von Venedig die ganze Welt.

"Aqua Alta" ein weiteres Phänomen, dass ich hier schon morgens selbst erleben durfte, kommt als Hochwasser durch die Ritzen der breiten Pflastersteine hindurch. Hochwasser in der Lagune draußen kommt öfter vor, manchmal - wenn auch selten, so sehr, dass hier der Platz ein Meter unter Wasser steht. (Rekordpegel: 1,66m)
 
Italien  -Region Veneto-  (25.09.2014)

Italien57

So kennt man es, das klassische Venedig.

Tatsächlich sehe ich sie ständig hier, in den wirklich engen Kanälen dieser fantastischen, unverkennbaren Stadt; die Gondoliere, immer in Streifenlook und nur manchmal mit Hut.

Wie früher, als die Gondeln noch so was wie einfache Taxis waren, gibt es sie auch heute in großer Zahl, wobei die Stadtregierung versucht mit strengen Auflagen die gepflegte Tradition zu schützen, gondeln heute dennoch viel mehr Boote durch die Kanäle als erlaubt.

Auch der Beruf des Gondoliere ist ein schweres Stück mit harter Prüfung; viele schaffen es nicht, die Meterlangen Boote sicher genug durch die sehr engen Wasserwege zu steuern, mit all den niedrigen Brücken, Kurven und vor allem bei dem gewaltigen Verkehr. Motorboote und Touristenkähne, voll beladene Schlepper erlauben keine ruhige Minute längs des “Canal Grande” der sich durchs Zentrum der komplett im Wasser erbauten Altstadt zieht.

Heute,  - wie solle es anders sein, transportieren die Gondoliere die Touristen durch die Gassen, für den offiziellen Festpreis von 80 bis maximal 100 Euro ein teuerer Spaß, nur zu gern wäre ich auch mal Gegondelt….doch sowas gibt’s nur in meinen Träumen kostenlos.

Stattdessen wackeln mir die Ohren, wenn ich z.B. wieder mal eine typisch  Venezianische Abzockgeschichte höre: 400 Euro hatte mal ein Gondelier einem Russischen Touristenpaar abgeknöpft, erzählt man sich hier.

200 bis 300 seien auch schon oft “bezahlt” worden, heißt es. Da soll man unbedingt vorher den Preis klarmachen und gleich diesen begleichen. Ich wundere mich dabei weniger über die Dreistigkeit der Italiener (ist halt nichts neues) sondern über die Turis die solche Summen einfach hergeben….!?
 
Italien  -Region Veneto-  (25.09.2014)

Italien56

Auf geht’s nach Venedig, ganz ohne Sack & Pack, mit persönlichem Reiseführer Paolo.

Der liebt die guten Sachen, vor allem die vielen kleinen Leckereien in den unzähligen Bars, Cafes und Kuchenläden…. zum Mittag soll es natürlich ganz Venezianisch ein Prosecco sein, mit den hier typischen Weißbrottaschen, reichlich gefüllt mit allen nur was schmeckt. Eingeladen von einem echten Venezianer in einer nicht mehr ganz so echten Kulissenstadt,   - doch dazu später mehr…
 
Italien  -Region Veneto-  (24.09.2014)

Italien55

Die Werke von Lucio Andrich kann man hier bei Paolo auf Torcello in seinem Haus anschauen. Angeregt unterhalten wir uns über das was Kunst ist, jaja, eben dieses ewige Thema…. doch Paolo weiß einiges darüber, auch wenn ich künstlerisch noch nicht klar erkenne was sein Onkel da so alles gemacht hatte….

Informationen über diese interessante, kleine / große Welt hier abseits vom Rummel Venedigs, hat Paolo schön im Internet dargestellt unter:

http://www.youtube.com/watch?v=4veaptpKm_Y
http://www.youtube.com/watch?v=AxC8bPKvjp4
http://www.youtube.com/watch?v=KuyQBs6sfN8

….Abseits von Venedig, aber doch in Venedig… 
 
Italien  -Region Veneto-  (24.09.2014)

Italien54

Bemerkenswert für Venedig ist dass es überall diese Kanäle gibt. Auch hier auf Torcello winden sie sich durchs flache Grasland. Paolo weiß mir viel zu erzählen; wir setzen uns gern direkt an einem der Kanäle der sein Grundstück von der “Rosa Lagune” trennt. Ein magischer Ort wie er gern sagt, und es stimmt.

Schon vor 1900 Jahren war Torcello bewohnt, war im siebten Jahrhundert sogar Bischofsitz und vor 1000 Jahren größer und mächtiger als Venedig. Dennoch waren damals die Ausmaße deutlich bescheidener; nicht mehr als 3000 Einwohner dürften nach neuesten Erkenntnissen hier im zehnten Jahrhundert gelebt haben. Torcello drohte zu versumpfen, Malaria bedrohte die kleine Stadt und die Konkurrenz zu Venedig war letztlich das Ende; die Einwohner siedelten über, bauten das wertvolle Material ihrer Häuser ab und brachten es hinüber.

Die alte Kirche, interessanterweise eine Kathedrale, steht am ende des zentralen Kanals, hat deutlich bessere Tage gesehen, ist aber noch recht gut in Schuss; lediglich die ältesten Gemäuer, wohl noch aus vorchristlicher Zeit… uralte romanische Ziegelbögen, dem Verfall nah, dürften schon beweisen, dass hier vor mehr als einem Jahrtausend schon was los war.

Heute sind es eben nur 10 die hier dauerhaft wohnen. Einer von ihnen ist Paolo und der freut sich offensichtlich sehr auf den Besuch meinerseits im Wanderleben.
 
Italien  -Region Veneto- (24.09.2014)

Italien53

Da habe ich ja mal wieder Glück gehabt; Paolo eröffnet mir jenseits aller öffentlich, kommerziellen Massen, ein / sein ganz eigenes Venedig. Eine Oase voller Ruhe inmitten der weiten Inselwelt der Venezianischen Lagunenlandschaft.

Ganz allein lebt er hier im Haus seines 2003 verstorbenen Onkels, dem bekannten Kunstprofessor Lucio Andrich, der hier auf Torcello und Venedig wirkte. Paolo ist voller Pläne, liebt seine Heimat und zeigt es mir auch kulinarisch; reichlich Pasta muss ich verputzen um ein guter Gast zu sein. Rosé zum einschlafen…allerdings erst spät; wir sprechen auf Englisch, verstehen uns beide als Verwandte unserer Seelen; er als “Erimit” auf seiner kleinen Insel die nur 10 Einwohner fasst (somit dürfte Torcello der kleinste “Stadtteil” Venedigs sein) und ich eben im Wanderleben.
 
Italien -Region Veneto-  (24.09.2014)

Italien52

Und es gibt sie doch, die “Vaporetto”, die städtischen Fährlinien zwischen den Inseln. Für sieben Euro lege ich dann ab Richtung Torcelli, die ca fünf Kilometer weit weg raus liegt.

Vorbei an skurrilen Inselruinen, längst vergangener Tage, vorbei an Murano (der Glaserinsel) Burano, einer weiteren Stadtinsel lege ich an Torcelli an…. schreibe meinem Gastgeber erst jetzt eine SMS, falls er mich versetzten sollte, finde ich hier im Marschland der flachen Inseln sicherlich leichter was zum Schlafen unter freien Himmel, als im extremen Zentrum Venedigs.

Aber er antwortet prompt, und beschreibt mir den Grasweg, abseits des gepflasterten Gehwegs der quer längs eines Kanals über die kleine Insel führt. Ich schreite noch benommen vom Venezianischen Chaos durch ein nun völlig anderes Gebiet: Weite Wiesen, niedrige Kiefern, Mandelbäume und der Geruch des salzigen Brackwassers aus der Lagune lassen alles fast schon unwirklich erscheinen.

Ich warte nicht lang am Ende des Weges, und Paolo öffnet das eiserne Tor in sein Reich….
 
Italien -Region Veneto- (24.09.2014)

Italien51

Na wo bin ich denn hier ?

Na, eins nach dem anderen, eigentlich müsste ich noch über Gianni schreiben, aber wir hatten es verpasst ein Foto von uns zu machen… ärgerlich, aber was soll’s, ich vergesse niemanden und zum Glück gibt’s ja Facebook, da verliert man sich nie aus dem Blick.

Ich verabschiede mich und schaue gradeaus: Mein Angstziel liegt vor mir: VENEZIA  (zu Deutsch: Venedig) der wohl heißeste Hotspot der “Tourismusindustrie”….

Dort habe ich zwar jemanden (natürlich wie immer übers Internet) gefunden, bin aber nicht sicher ob das wirklich klappt. Der Kontakt läuft über “Planet Romeo”, einer Dating Website wo die eine oder andere Einladung nicht immer wirklich zuverlässig ist. Und “lost in  Venezia” bedeutet ein schlimmes Los….

Erstmal komme ich nach anderthalb Stunden Bahnfahrt (für 13 Euro) in der Lagunenstadt an, die zuerst alles andere als so aussieht, wie von den Postkarten bekannt; in Mestre, der Vorstadt am Festland gegenüber den Inseln die Venedig so einzigartig machen, leben schonmal 180.000 Menschen, Industrie und ein gewaltiger Hafen sind ebenfalls Teil eines Venedigs, was kaum einer der angeblich 30 Millionen Touristen wahrnimmt, die jährlich hier eintreffen.

Weiter über eine lange Brücke rattert der Zug nun auf das Historische Zentrum zu. Ich bin aufgeregt und verirre mich im erwartungsgemäßen Chaos aus Rollkoffern, Schulklassen und riesigen Menschenschlangen vor den Info und Ticketständen. Finde aber in gewohnter Gelassenheit erstmal eine Touristeninfo um wie überall einen Stadtplan zu ergattern.

Der kostet hier gleich aber schonmal 2,50€, ganz anders als in jeder Italienischen Stadt…  ich versuche es woanders; schlicht und eher wie eine Behörde wirkt die winzig kleine,  städtische Touristeninfo, mit lediglich einer knochenharten Dame die nur das allernötigste beantwortet. Auf meine Frage wo ich einen kostenlosen Stadtplan fände, reagiert sie fast schon giftig. Wieder erfolglos flüchte ich zu den Menschenschlangen am Ticketschalter der Bahn. Dort frage ich die Abreisenden und bekomme prompt einen ihrer alten Stadtpläne umsonst in die Hand.

Yep, der erste Streich … jetzt muss ich noch herausfinden wie ich zu meinem Gastgeber komme, der wohnt nämlich weit da draußen auf einer der vielen Laguneninseln, auf der sich Groß - Venedig verteilt.

Erwartungsgemäß versuchen mich auf Anfrage, die Ticketverkäufer sofort abzuzocken; 25 Euro für eine Fahrt nach “Torcello”, die Insel wo’s mich hinzieht…. das kann ich nicht glauben, auch nebenan stinken die 20 Euro dermaßen nach Nepp, dass ich wild mich umherfragend (ich habe noch nie so viele Touristen gesehen) nach einer offiziellen Fähre erkunde.
Die soll es auf der anderen Seite der Stadt-Insel geben…

Doch fast schon besoffen von den sagenhaften Eindrücken die Venedig mit seinem absolut einzigartigen Stadtbild liefert, zieht es mich nahezu magnetisch in dessen Epizentrum: Der Piazza San Marco …. dem legendären Markusplatz.

Mit Sack und Pack schleppe ich mich durch all die proppenvollen Gassen, über kleine Brücken die vor Touristen fast zusammenbrechen, bekomme Ellenbogen zu spüren, es wird geschupst und gedrängelt…. überall Souvenirs die in ihrem Kitsch meine Sinne vernebeln…. ich kämpfe mich aber durch, und stehe nun da….

Somit habe ich es nun auch geschafft: Meine Via Terrestris führt mich hierher, ins Herz von VENEZIA…..

(Bild: Mit Rucksack auf dem Markusplatz, das muss schon sein…)
 
Italien -Region Veneto-  (22.09.2014)

Italien44

Dem einen ein Groll, mir ein Zuhause. Zumindest für eine Nacht im Zelt.

Die alte Fabrikhalle am Bahnhof von Portogruaro bot mir Unterschlupf, da mein Gastgeber mich versetzt hatte.
 
Italien  -Region Veneto-  (21.09.2014)

Italien43

Irgendwann kommt dann doch ein Zug. Die mittlerweile unzähligen Leute auf dem Bahnsteig jubeln und es geht weiter, - mit erheblicher Verspätung, selbst für mich.

Mein Gastgeber hat mir zwar seine Handynummer gegeben, doch die scheint nicht zu gehen; ich sende ihm eine sms und rufe letztendlich an. Georg gab mir mal eine Telefonkarte, eigentlich nur für Notfälle, doch jetzt muss ich unbedingt Mister Unbekannt in Portogruaro anrufen und ihm erzählen, dass ich später ankomme als die angekündigten 18:00 Uhr.

Doch Mister Unbekannt bleibt stumm, die Nummer funktioniert nicht und er meldet sich einfach nicht….naja, vielleicht steht er ja am Gleis und wartet, wie damals Giacomo in Riva de Garda….. 

Endlich angekommen, fühle ich mich bestellt und nicht abgeholt; ich schaue umher doch keiner da der mich erwartet.

Mein Blick geht ins Leere, bleibt aber an einer riesigen, alten, völlig verfallenden Industriehalle aus Mouselinis Zeiten hängen. Diese Frühindustrielle Ruine dürfte jedem nur Furcht einflößen, mir aber eher im Gegenteil: Irgendwo muss es doch möglich sein den Zaun zu überwinden und hinein in dieses unheimliche Monstrum zu gelangen.

Ich stopfe mich erstmal mit einer Pizza Napoletana voll, frage dennoch den Pizzaioli nach einer Übernachtungsmöglichkeit, oder eben nach Internet (die letzte Chance meinen abtrünnigen Gastgeber auch so zu erreichen)  - alles ohne Erfolg, und schlage mich ins Innere der verfallenden Hallen…. vorbei an die örtliche Polizei…

Ganz am Rande der vom Bahnhof abgeneigten Seite, baue ich mein Zelt auf der Betonplatte auf, schlafe wunderbar… bis mitten in der Nacht ein Unwetter die Sache nahezu Filmreif macht; Donnergroll, tosende Windböen und Starkregen, dazu ein Blitzgewitter wie bei einer Modeschau machen die Gewölbe zu einer Kulisse wie sie wohl selbst die Arena in Verona nicht schafft…. diesmal nur für mich ganz allein, ohne weitere 22.000 Zuschauer erlebe ich eine Show der Extraklasse….völlig kostenlos, nur für mich…

Geschichten die  nur das Wanderleben schreiben….
 
Italien -Region Veneto-  (21.09.2014)

Italien42

Die anscheinend kurze Reise soll ihre Überraschungen bereithalten: In Italien wird mal wieder gestreikt, wenige Züge fahren und alles ist nur noch wie im tiefsten Afrika… zudem ist heute Sonntag und kaum irgendwas ist offen, kaum Busse die als Ersatz in Frage kämen…. und trampen geht in diesem Land auch fast gar nicht….

So finden sich auf den Bahnsteigen der Verzweifelten so manch Schicksalsgemeinschaften, die sich zusammentun und gemeinsam stark sind. In Afrika und Italien muss das schon manchmal sein, sonst endet man eventuell als Knochengerippe am Straßenrand oder sonst wo….
(Bild: Freunde des Momentes, zwei junge Leute aus Portogruaro und ein Inder, - der mich auch noch auf zwei große Biere einlud. Wir verbinden uns auf Facebook mit der Absicht, mich hier und da in Italien bei  ihren Bekannten einzuquartieren… ich bin mal gespannt was kommt)
 
Italien  -Region Veneto-  (21.09.2014)

Italien41

CIAO LAGO DI GARDA…. Ciao Riccardo, und Lazise.

Gut ausgeschlafen auf Riccardos Couch und nun heute ganz früh als erster auf der Promenade von Lazise, bereite ich mich auf den Tag vor. Ein Brötchen und etwas Schokolade sollen genügen, die Aussicht hier auf der einsamen Bank morgens um 7:30 ist wunderbar. Lediglich eine dicke Tante mit ihrem Fuffu auf Gassi, schaut mich etwas komisch an…. Backpacker sind echt selten hier im Rentnerparadies Lazise am Gardasee.

Doch ich habe Zeit und der Bus nach Verona kommt erst in anderthalb Stunden….

Heute geht die Reise weiter nach Osten in Richtung Trieste. Doch zuvor halte ich noch in Portogrurao, einer Kleinstadt am anderen Ende der Region Veneto, wo ich heute eingeladen bin.
 
Italien  -Region Veneto-  (20.09.2014)

Italien40

Im Innern siehts nicht ganz so spektakulär aus, zumindest nicht im Moment. Hier baut sich mal wieder eine Bühne zurecht, doch wer genau hinhört, merkt wie die schweren, alten Steine flüstern….. erzählend von all den Jahrhunderten.

Viel gesehen haben sie…. und völlig egal wie sensibel jemand ist oder eben nicht, wer etwas Ruhe findet, spürt sie auch….. die Geschichten und Bilder die sich hier einst abspielten….
 
Italien  -Region Veneto-  (20.09.2014)

Italien39

Und da hab ich sie doch noch ganz auf’s Bild bekommen: Die Arena di Verona. Hatte ganz schön gedauert bis dieser Platz gefunden war zum Foto.

Über 1800 Jahre steht sie schon da, war damals sogar noch größer, oder besser gesagt höher. Große Schaubögen aus Stein zierten einst den Römischen Prestigebau rundum.
 
Italien  -Region Veneto-  (20.09.2014)

Italien38

Alte Römerbrücken, so wie diese müssen unbedingt im Portrait Veronas dazu… seit 1600 Jahren überspannt sie den Fiume Adige, der aus dem Trentino bis hier in die Tiefebene fließt. Dahinter erhebt sich der Dom von Verona mit seinem weißen, über 80 Meter hohen Turm.
 
Italien -Region Veneto- (20.09.2014)

Italien37

Nur ein Wahrzeichen Veronas: Der Torre dei Lamberti, ein Glockenturm der 84 Meter hoch die ganze Altstadt prägt zieht den Blick lang anhaltend nach oben. Gern würde ich drauf steigen, doch den Eintritt kann ich mir leider nicht leisten….

Doch ich schaue mindestens 10 Min da hoch…. träume davon jetzt eine der Schwalben zu sein, die da ständig umher fliegen….
 
Italien  -Region Veneto- (20.09.2014)

Italien36

Noch ein Luftbild von Verona.

Hier oben vom Berg sehe ich fast alles… das Klima ist zwar diesig (normal für den September in Norditalien) aber es geht.
Mit 2600 Jahren ist Verona eine der ältesten Städte im Land.

Überwältigend viele Sachen sind hier zu sehen; Unmengen, aber wirklich Unmengen an Touristen die sich durch die Altstadt quetschen, belegen das nur überdeutlich; z.B. der “Balkon”, jener von Sheakspeares Drama Romeo und Julia, ist da unten zu bewundern. Tja, wenn es da nicht diesen Stern Artikel (so um 2008) gab, der zu berichten wusste, dass dieser Balkon nahe der Piazza dell Erbe alles andere als das Original sei; die  Veroner seien es einfach leid gewesen, ständig zu berichtigen, dass die Story tatsächlich hier stattgefunden hatte, und erkoren einfach einen Balkon eines zentral gelegenen Stadthauses als Gravitationspunkt eines der größten Love-Storys aller Zeiten und schwupp, bis heute strömen tagtäglich tausende Touristen dorthin, berühren eine eigens dafür errichtete Juliastatue (das soll Glück für die Liebe bringen) deren metallische Brust schon dadurch zu schwinden droht.
 
Ein Foto davon zu machen gelingt mir nicht, momentan stürmen ganze Legionen von Chinesen und Koreaner im Banne ihrer Reiseleitung den kleinen Hinterhof… nur mit Mühe dränge ich mich aus dem internationalen Pulk. Geschafft, im Slalom vorbei an zig hoch in der Luft gehaltenen Smartphones im Foto-Modus, navigiere ich mich hinaus aus diesem unglaublichen Allerlei ständig präsenten Sehenswürdigkeiten, finde mich an der Piazza Bra wieder und versuche abzuschalten.

Auch wenn der Balkon keinesfalls echt war, und Romeo oder Julia jemals hier -oder überhaupt lebten, bietet Verona erschlagend viel

Ein Tag ist ganz klar zu kurz !!!!!!!!
 
Italien  -Region Veneto-  (20.09.2014)

Italien35

Wäre da nicht VERONA, dann wäre ich wohl auch nicht in Lazise, dem Wohlfühlnest am Gardasee….  Verona eine unübersichtliche Großstadt von 262.000 Bewohner, liegt ca. 20 km weit vom Gardasee entfernt, eine lange Busfahrt durch viele Dörfer und Kleinstädte ist da nötig, doch ich wiederhole: Hier in Italien ist das Vorankommen einfach billig, zumal momentan einige (wenige) Geldspenden das überhaupt möglich machen. (Danke dafür liebe Leser:-)

Als ich in Verona eintreffe, bin ich wiedermals erschlagen von dieser typisch Italienischen Fülle kulturellen Überflusses; gleich an der zentralen Piazza Bra, zieht die alte Arena von Verona wie ein Magnet meine Aufmerksamkeit herbei. Ich muss mich aber  bremsen um erstmal Platz zu nehmen, mich erstmal zu besinnen wo ich bin und was das vor mir ist: Über 1800 Jahre steht sie hier, Italiens drittgrößte Arena (nur das Römische Colloseum und irgendeine andere in Kampanien sind bigger..) - so alt wie die Porta Nigra in Trier, nur noch viel gewaltiger….uff… da leiste ich mir sogar die sechs Euro Eintritt.

Drinnen sieht’s allerdings nicht ganz so spannend aus; überall Tontechnik und Plastiksitze. Die alte Arena wird heute noch fleißig genutzt, allerdings ertönen heute nicht mehr die Todesschreie mancher Gladiatoren wie einst (ich fasse die dicken, kühlen Steine an und versuche ihnen beim Erzählen zuzuhören) sondern  Musikveranstaltungen oder Opernarien füllen die 22.000 Plätze unter freien Himmel.

Später steige ich hoch hinauf um den obligatorischen Blick über die braunen Dächer und Türme der Altstadt zu fassen. Bei fast 30 Grad (ende September!) und Waschküchenklima, schwitze ich wie ein Schwein… (sorry, aber damals als Baumfäller, meinem alten Beruf, sagte man das immer so…)

 Italien  -Region Veneto-  (19.09.2014)

Italien34

Naja, als ich in Riccardos Wohnung komme, erblicke ich einen großen, stämmigen Mann der müde und etwas anteilnahmslos mir die Hausschlüssel gibt, und zur Arbeit verschwindet.

Reden wollte er nicht, zumindest nicht so wie ich es gewöhnt bin bei meinen Gastgebern. Irgendwie melancholisch wirkt er… ich folge ihm in sein Cafe, mitten in bester Lage am Corso Ospedale, der zentralen Hauptgasse, die sich auf ihrem polierten Naturstein angenehm läuft, umgeben von Geschäften, Eisdielen, Pizzarien und eben dem Cafe del Corso, wo ich Riccardo zwar treffe, aber er lieber mit anderen Leuten plaudert. Komisch irgendwie…

Ich trinke ein Bitburger vom Fass, nach dem anderen… brauche aber nur die hälfte zahlen :-)

Spät gehts dann auf meine dicke, rote Couch die jetzt zwei Nächte meine Heimat ist. Draußen tönen sanft Italienische Schnulz-Lieder vom benachbarten Hotelrestaurant hinüber, ich schlafe ein…
 
Italien  -Region Veneto- (19.09.2014)

Italien33

Angekommen, erst in Verona, dann in Lazise, 20 km weiter direkt am Gardasee gelegen. Hier fand ich ja Riccardo bei Couchsurfing schon vor drei Wochen, verabredete mich mit ihm und finde somit den Weg in eben diese ganz kleine Stadt, aber hoch kompakten extrem-Touristen Destination, voller Restaurants und überquellend vollen Gassen.

Lazise muss vor 50 Jahren mal ganz anders gewesen sein; eine riesige Burgfestung und eine Stadtmauer die den kleinen Ort noch heute komplett umschließt, waren mal eine sicherlich ganz besondere Sache…. natürlich auch heute, und eben deshalb spricht man eher Deutsch als sonst was in all den Souveniershops und Cafes, Italiener und erst recht das typische “La dolce Vita” sind hier dagegen nur noch entweder als Kellner oder in Simulation, ganz angepasst mit Bild Zeitung und Erdinger Hefeweizen. Dazu eine milde Brise vom Lago di Garda.

Ausgerechnet hier finde ich mein Heim.

Man will ja meinen, die wenigen Einheimischen seien den Übermächtigen Besuchermassen nördlich der Alpen, überdrüssig. Stimmt teils auch, aber Riccardo hat gern Gäste in seiner kleinen Wohnung, lud mich bei sich ein für zwei Tage hier in Lazise am südlichen Gardasee.


 

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