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Italien -Region Lombardei- (14.09.2014)

Der Dom in Brescia, eine typische “Bausünde seiner Zeit”, da zur Barock-Epoche nahezu alles abgerissen wurde was der damaligen Vorstellung nicht würdig war, und das war alles jenseits vom Kitsch fetter Engel, Schnörkel und Portraits völlender Heiliger…. ursprünglich standen mal drei monumentale Kollossaalbauten Römischen Stils hier an der Piazza Paolo, alle antiken Datums. Zwei von ihnen überlebten den Neubau des Domes (neue Kathedrale) vor 350 Jahren nicht, eines (rechts im Bild) überlebte die Herrlichkeits-Diktatur jedoch und kann heute als “Alte Kathedrale von Brescia” besichtigt werden. Aber spannend: Neu und alt nebeneinander, und beides dennoch historisch längst seiner Zeit besiegelt.
Heute weht ein anderer Wind durch Brescia; in der Kneipe “Dream Bar” führe ich lebhafte Diskussionen mit den Bengalen die hier nahezu komplett unter sich sind, und bekomme sogar einen ausgegeben, weil ich ihr Land so gut kenne :-)
Ein ganzer Straßenzug voller Bengalisch-Indischer Läden lassen mich fast vergessen wo ich bin. Jedenfalls werde ich hier definitiv besser satt als in den Italienischen Lokalen, da ich hier nicht abgezockt werde, nicht zusätzlich für Messer, Gabel, Glas und Serviette bezahlen muss, nicht irgend welchen Servicio Taxen oder sonstigen diffusen Aufschlägen aufzuliegen….
Ich überfliege meine Mails und lese von Frenk, einem Bekannten aus den Schweizer Tagen meiner Reise…. er sah dass ich “in der Nähe”sei, Milano liegt unweit von Locarno und er wolle mir gern nochmal helfen mit seinem Gästezimmer, sollte ich es wollen…. zusätzlich lüde er mich zum Essen ein, zahle mir die an & Abfahrt, und eine kleine Spende wäre auch noch drin…. die Schweizer eben… haben einen langen Schatten, lache ich für mich selbst.
Ich will, und beschließe morgen den eigentlich für Brescia verplanten Tag in Locarno zu verbringen; kein Gastgeber hier, dafür weitere 20 Euro fürs Bett, und alles an sonstiger Verpflegung müsste ich selbst aus den nicht üppig vorhandenen Mitteln begleichen.
Also dann…. morgen gehts noch mal in eine “Auszeit”
Ich reise kurz in die Schweiz, 180 km von hier… Italien -Region Lombardei- (14.09.2014)

Lost in Brescia…. hier finde ich nun wirklich keinen der mich in sein Haus aufnimmt, und dabei hatte ich noch drei weitere Leute auf Couchsurfing angeschrieben, nlch nicht einmal irgendeine Antwort; Couchsurfing ist wirklich sehr schwer geworden, uuuufff….(all die lange Zeit vor dem Tablet in irgendwelchen WiFi-Cafes incl.. überteuerter Cola…)
Von Mantova, dem Provinznest in den Tiefen des Lombardischen Flachlandes, kam ich wieder mal mit dem Bus, zahlte zwar, aber 3,60 Euro für 80 km lassen das Trampen wirklich nicht mehr lohnen.
Ein Dorf nach dem anderen, immer wieder wuselige, gesichtslose Kleinstädte, ein völliges Gewirr von Asphaltpisten, Brücken, Parkplätze, wilde Gewerbegebiete und Zentrumlose Siedlungen. Das ist die Lombardei hier, extrem dicht bewohnt und überall Bewegung. Der Bus ist rappelvoll.
Brescia (gesprochen: Brescha) soll das drittgrößte Industriegebiet Italiens sein. Wobei nur 200.000 Einwohner hier leben, wirkt die Stadt durchaus größer; besonders um den Bahnhöfen, aber auch im nördlichen Zentrum wimmelt es nur so von Afrikanern, Indern und Chinesen, - die neuen Bewohner von Bella Italia, die Zukunft Europas (wie ich es schon in Frankreich, Spanien und England bemerkte) lassen die einst schrumpfenden Städte wieder wachsen. Heute kann ich somit preiswert und gut für nur fünf Euro ein Pakistanisches Chiken-Curry genießen und werde wirklich satt.
Dennoch muss ich die Stadt bald wieder verlassen, um irgendwo draußen wild zu Zelten. Doch der Pakistaner weiß mir nicht nur ein billiges Essen zu zaubern, sondern auch ein Bett für sagenhafte 20 Euro zu empfehlen; in der Innenstadt, direkt im Viertel der Bangladesh-Community…
20 Euro oder eine Ochsentour zu Fuß mit 25 Kilo Gepäck irgendwo ins nirgendwo vor die Stadt…. ich zahle heute und besinne mich meiner noch immer gut vorhandenen Schweizer Hilfsmittel im Portemonaie. Italien -Region Lombardei- (13.09.2014)

Na, wo soll man denn hier versteckt Zelten ???
So sieht es in der ganzen Lombardei aus, ohne Ende Ackerland und überall Höfe, Dörfer und Städte…. doch gestern, nach langem, anstrengenden Fußmarsch, fand ich in einem Grünstreifen am Straßenrand zwei Quadratmeter für mich….
Nächtens sah ich noch die Lichter der vorbei rauschenden Autos in der Zeltplane flackern, schlief aber gut wobei es richtig wild zu regnen begann.
Heute morgen aber, weckte mich ein frischblauer Himmel, die Luft war rein und ich begann die vielen Schnecken die überall außen an den Zeltplanen klebten, aufzusammeln, packte ein und ging zurück in die Stadt.
Jetzt bin ich hier wieder im Cafe und habe WiFi, kann hier posten, Couchsurfing nachschauen und mit Mama Scypen….
Für das nächste Ziel heute, habe ich auch wieder niemanden finden können zum übernachten; die Großstadt Brescia steht auf dem Programm. Mal sehen wo ich heute dann mal lande…… Italien -Region Lombardai- (12.09.2014)

Pause: Auf der Piazza Sordello lege ich endlich die schweren Sachen ab und verbringe hier eine lange Zeit. Mit Blik auf dem Dom (Bild) finde ich Ruhe, mich treiben mal wieder die Online-Pflichten; Couchsurfing muss weiter verwaltet werden und dazu braucht’s ein WiFi. Das mache ich erst später, jetzt bin ich in Mantova und tue eben nichts. Einfach nur hier sein und den Ort wirken lassen.
Anschließend ziehe ich zur Piazza Castello weiter, die eigentlich ein Innenhof des großen Stadtschlosses ist. Der hat jede Menge großer Linden, eben keine Palmen und ich wundere mich dass hier in der Po Ebene die Pflanzenwelt sich kaum von der unserigen unterscheidet; Linden, Platanen und vor allem Pappeln lassen das eher vom Meer geprägte, mediterrane Feeling vermissen; die typisch Italienische Urlaubswelt liegt somit auch weit abseits. Hier bin ich weit im Innenland, ganz ganz tief in der Provinz….
Italien ist eben viel mehr als nur Küste und Pizza Frutti de Mare… Italien -Region Lombardai- (12.09.2014)

Mein Weg führt heute weiter nach Mantova, ca 140 km über sehr flaches Ackerland.
Unglaublich: Für gerade mal 11 Euro bringt mich der Zug durch die ebenen Weiten bis zum Ziel, vorbei an Kleinstädte wie Lodi, Cremona und Piadena treffe ich nach zwei Stunden Fahrt in Mantova (zu Deutsch: Mantua) ein.
Hier soll die “Via Terrestris” vorbei führen, da Mantova ein wichtiges, historisches Zentrum inmitten der fruchtbarsten Gegend Italiens ist. Und das sieht man; alles hier in der Innenstadt ist uralt und voller Geschichte die ich nahezu schon in der Luft spüren kann….
Bei lauwarmer Frühherbstluft fallen mir die fast 22 Kilo Gepäck gar nicht so sehr auf, dermaßen spannend ist diese Stadt. Mantova lebt deswegen größtenteils vom Tourismus, - zu sehen gibt’s immerhin reichlich hier, aber auch vom Agrarhandel, da die kleine, aber sehr geschäftige 48.000 Einwohnerstadt eben mitten im größten Landwirtschaftsraum Italiens liegt, umgeben von endlosen Maisfeldern, Reis, Weizen und Gemüseplantagen. Italien - Region Lombardei- (12.09.2014)

Kurz vor meiner Abreise hat Isabella noch die zündende Idee, mich hoch auf’s Dach zu Nehmen. In 45 Metern Höhe kann ich dann doch noch Milano von oben sehen. Die Stadt besitzt leider keine Aussichtspunkte aber Isabella weiß zu helfen.
Die Sicht heute ist klar, so sehr, dass man weit am Horizont sogar die Schneebedeckten Alpen sehen kann… Italien -Region Lombardei- (12.09.2014)

Die Tage bessern sich. Anfangs war der Himmel noch trüb oder sehr diesig wenn auch die Luft an einer Waschküche erinnert. Heute an diesem tollen Freitag bin ich wieder in Aufbruchstimmung, schaue von hier oben aus dem siebten Stock durchs große, offene Fenster auf die dröhnende Stadt.
Isabella wohnt in einem der vielen Hochhäuser Milanos, ca. fünf km abseits des Zentrums an der Piazza Cuoco wo ich nun drei Tage “Vollpension” erleben durfte. - Das ist dem längst vergangenen Jakobsweg zu verdanken, wo wir uns einst getroffen hatten, auch die neuesten Meldungen dürften sich als Erbe des “Caminos” (so heißt der Jakobsweg umgänglich) erweisen; mein Buch darüber ist von einem Verlag angenommen der mir sogar einen Vertrag in Aussicht stellt. Wie ich das jetzt parallel zum Wanderleben alles mache, weiß ich noch nicht wirklich, aber so war und ist der Plan: Ich bringe meine Storys raus, und lebe irgendwann davon.
Nur muss ich es irgendwie schaffen, auch einen Sponsor für die ganze Sache zu gewinnen; bis zu 4000 Euro kostet so eine Buchveröffentlichung im Rahmen meiner Eigenbeteiligung als Autor. Sobald ich das Geld habe kanns losgehen und der Markt entscheidet über mein weiteres Schicksal….
Dazu gibt’s noch einiges zu erzählen, aber erst mal abwarten (immer nur warten, warten…..) ein Sponsor ist zwar in Sicht, aber eben nur in Sicht….
Heute aber reise ich wieder weiter. Diesmal führt mich die “Via Terrestris” durch die tiefste Provinz der Lombardei; von Milano über Cremona nach Mantova reise ich wieder mit dem Zug. Der ist (wie gesagt) ja so billig und für 13 € bin ich ganze 140 km weiter….
Leider gibt’s in Mantova niemanden der mich aufnimmt, Couchsurfing war trotz fünf Anfragen erfolglos. Lediglich einer hatte geantwortet, hatte keine Zeit … also versuche ich es dann im Zelt; gleich nördlich von Mantova gibt es ein großes Waldgebiet, dort dürfte es wohl zum Wild-Campen möglich sein…
Lieben Dank dir also, Isabella.
Von dieser tollen Zeit hier in Milano kann und muss ich noch zehren: Weder für Mantova noch für Brescia habe ich keine Gastgeber gefunden, erst am Montag bin ich weiter Nördlich in Riva de Garda eingeladen.
(Bild: Modernes Milano; auch hier stehen sie und sind noch zahlreich in Planung. Hochhäuser die bald über 200 Meter in den Himmel ragen, sollen das Stadtbild dieser Metropole prägen) Italien -Region Lombardai- (10.09.2014)

Was gibt’s kulinarisch aus Milano zu berichten?
Also Isabella zeigt mir gern ihr Lieblingslokal und lädt mich auch noch ein. Wir essen was eigentlich in ganz Italien gang und gebe ist: Pizza und Risotto, letzteres aber ist voll und ganz “Milanese” und eine echte Spezialität von hier.
Reis wächst in den flachen Ebenen im Trocken Feldbau, unterscheidet sich daher vom Asiatischen, der im Naßfeldbau ganz anders gedeiht. Milanesisches Risotto ist zudem auch ganz einfach; eine recht unfotogene, gelbe Reismasse, gewürzt mit Parmesan und Safran, dazu ein Blatt Petersilie. Fertig.
Spagetti Milano ist eher eine Erfindung der Deutschen; Spagetti mit reiner Tomatensoße wird und wurde schon seit der Einführung der Tomate aus Amerika vor 300 Jahren überall gegessen in Italien, und lässt sich deshalb nicht unbedingt der Stadt Milano zuordnen.
Milano hat noch einiges an Leckereien zu bieten, doch da muss ich viel länger hier bleiben und ungefähr einen kompletten Goldbarren einlösen; Restaurants im eigentlich preiswerten Italien, sind einfach unverschämt teuer. Italien -Region Lombardei- (10.09.2014)

Chaos und der wahre Horror eines Autofahrers: Milano, zwar nicht die größte (es geht noch schlimmer) aber die erste Wirtschaftsmetropole Italiens, in der täglich ca eine Million Autos um jeden Quadratzentimeter kämpfen als gebe es kein Morgen…. Parkplätze sind hier natürlich extrem schwer zu finden, jeder nur erdenkliche freie Platz wird innerhalb von Sekunden okkupiert. Keine Chance also und möglichst mit dem Bus fahren…
Ich hingegen erkunde den Urbanen Höllenjungle zu Fuß, in Indischen Megametropolen hatte ich lernen können mit solchen Verkehrsinfarkten zurecht zu kommen und es macht mir echt Spaß durch dieses Treiben zu ziehen, Kilometer für Kilometer, das dichte, vielstöckige Häusermeer nimmt kein Ende.
Irgendwo mittendrin dieser riesige Platz mit dem Mailänder Dom, der wie ein kolossales Raumschiff inmitten diesem Urbanen Einerlei wirkt.
Zu sehen wie in Rom gibt’s hier eher nicht so viel; Milano ist im 19ten Jahrhundert gewachsen, wurde einst als Vasall Napoleons schön und groß gemacht. Heute dröhnt Italiens erste Kultur und Geldmetropole zwar genauso laut wie Rom oder Napoli, aber eben anders; in Milano wir richtig Geld verdient, hier sitzen die großen Namen der Italienischen Industrie, Mode und Medien sind hier am stärksten vertreten, und das merke ich hier überall. Auch an den Menschen; wie überall in den Westeuropäischen Metropolen, drängen sich an jeder Ecke viele, viele Zuwanderer aus Afrika. Hier in Milano sind es besonders viele aus Bangladesch, die hier in Scharen die wohl zukünftig drohende Überalterung der Italienischen Bevölkerung, scheinbar auf ewig eindämmen könnte. So kommt es mir zumindest vor.
An vielen Stellen wird wieder gebaut; die Urbane Stagnation hat eindeutig ihr Ende gefunden, Baugerüste bis in den Himmel zeigen: Es wird voller, es wächst…. eben auch hier in Italien.
Zudem ist Milano das Zentrum einer Region, die dicht an dicht ungefähr 200 Städte im Umkreis von 100 km gut acht Millionen Menschen beherbergt. Bis hoch an die Schweizer Grenze reicht das, zieht sich weit ins platte Umland das von Autobahnen, Schnellstraßen und Zersiedlung geprägt ist.
Milano ist eine echte Metropole. Das merke ich hier und im Gegensatz zu Torino, viel heftiger, viel aggressiver, wenn auch nicht weniger angenehm; es hat schon seinen Reiz sich hier treiben zu lassen, - wenn man es kann, und dazu braucht es nichts weiteres als Ruhe und Zeit…. das scheint hier leider den allermeisten zu fehlen…. Italien - Region Lombardei - (09.09.2014)

MILAAAAANO, angekommen in der totalen Metropole bei Isabella, die ich einst auf dem langen Jakobsweg vor Jahren kennen gelernt hatte. Damals sprach sie mich einfach an, wie es eben viele machten, da ich als Fernwanderer im Gegensatz zu heute mit einem “Wanderwagen” unterwegs war (siehe Button “Jakobsweg 2012”) und ich gab ihr meine Visitenkarte. Somit bleiben wir dank Facebook (ja, für so einen wie mich ist so was wirklich nützlich) in Verbindung, und siehe da, Isabella heißt mich willkommen in Milano.
Drei Tage werde ich hier erstmal bleiben, die brauche ich auch für so eine Stadt; 2.150.000 Einwohner leben hier, (einschließlich der direkt angrenzenden Vororte) einer davon hilft mir und wir begeben uns natürlich zum ersten Wahrzeichen der Metropole, dem Mailänder Dom. (Milano heißt auf Deutsch Mailand)
Zudem ist auf der “Via Terrestris” wieder eine neue Region erreicht: Von Torino kommend, fuhr ich wieder mit der Bahn in Richtung Osten weiter, diesmal durch völlig plattes Land, flach wie ein Spiegel und Landwirtschaftlich hoch intensiv genutzt, steht es in eine Kontrast zu all den Bergen, wie es mehr nicht geht… bei Vercelli, einer darbenden Industriestadt, schaue ich auf Kilometerweite Trockenreis Feldbau, der Heimat des “Risotto” und komme allmählich ins immer dichter werdende Urbane Gewimmel; Milano, die Hauptstadt der Region Lombardei (Italienisch: Lombardia) die zwar mit 24.000 Quadratkilometern etwas mehr als halb so groß wie die Niederlande ist, aber mit fast 10 Millionen Einwohnern, mindestens so dicht besiedelt.
Hier in Norditalien leben die meisten Menschen auf engen Raum, was durch das völlig flache Flussland der Po Ebene bedingt ist; der Po, Italiens größter Fluss, vernetzt sich auf 60.000 Quadratkilometern fruchtbarstes Ackerland, auf dem 18 Mio. Menschen Zuhause sind, inklusive die Metropolen Torino und Milano. Also ein ganz starkes Stück Italien hier oben im Norden, weit abseits von Rom… doch da führen bekanntlich alle Wege hin…. das werde ich ausprobieren.
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