|
San Marino (09.10.2014)

Ach ja, so sieht er aus, der Stefano der alles im Griff hat; sämtliche Mitarbeiter, die ganze Familie inklusive und in San Marino kennt er Mann und Maus.
Viel länger hätte ich bleiben können, da es so viel Arbeit gibt hier auf der Farm, doch mein Weg geht mal wieder weiter….
Heute will ich bis Prato kommen wo ich natürlich wieder jemanden organisiert habe, der auf mich wartet. Auf gehts…
San Marino (09.10.2014)

Auch dabei: Der liebe Stefan (22) aus Dresden, unterwegs mit dem Klapperrad nach Sizilien, hat er auch San Marino auf die Wegesroute genommen. Mit wirklich einfachsten Mitteln (dagegen reise ich schon in der Luxusklasse…) schlägt er sich durch, schläft meistens im Zelt irgendwo draußen, oder ab und zu mal über Couchsurfing bei jemanden in den Städten. So wie hier auf Stefanos Farm, Platz gibt’s ja genug hier.
Jaja, der macht das wirklich mit kleinsten Mitteln; hat sein Studium der Forstwissenschaften abgeschlossen und zog einfach los in den Süden…. ich sehe mich selbst, in seinem Alter machte ich mich ja auf nach Indien… wie die Zeit vergeht…
Mal sehen, wenn ich in Rom bin so in drei Wochen, könnten wir uns dort treffen, und im Hotel wo mich mein Freund Georg einlädt, kann Stefan dann “Couchsurfen”.
Oder eben auf Sizilien, wo ich ebenfalls mit Georg zwei Wochen in ein Ferienhaus verbringe, ist Stefan herzlich eingeladen :-) Viel Glück dir auf deinen Wegen….
San Marino (09.10.2014)

Und da schauen sie auf ihr Reich hinab; der Blick vom Titano Berg auf den Rest der Republik; nur wenig Freiraum bleibt den San Marinesern, 61 Quadratkilometer und eine wachsende Einwohnerzahl sorgen für Enge.
Dazu kommt die schon eben erwähnte, völlige Überlastung bei über 25.000 Autos. San Marino wird enger, lauter und voller…. lediglich einige Höfe an den Rändern des Staatsgebiets lockern die Sache etwas auf.
Ganz hinten sehe ich noch das Meer, die Adria und Rimini, Italien umgibt San Marino komplett. Es weht ein warmer, mediterraner Wind bei 25 Grad.

Uuuund die große Macht: Die zwei “Capitani” welche von der gewählten Regierung alle fünf Monate ernannt werden, bestimmen teils die Geschicke ihrer Republik. Stefanos Opa war einmal ein solcher “Kapitän”.
Nur bleibt zu überlegen dass bei einem solchen Durchlauf alle paar Monate nicht irgendwann mal jeder San Marineser ein Kapitän sein könnte…. sehr viel Konkurrenz dürfte es da wohl nicht geben… oder?

Innen schaut die Basilika auch recht “konservativ” aus. Nicht im Übermaß, allerdings auch nicht schlicht, stellt der Raum die Würde ihres Heiligen ganz im Mittelpunkt; oben die Erscheinung des San Marino (heiliger Marinus) und im Altar seine Urne. Ganz allein war ich hier, zehn Minuten die Basilika ganz für mich allein.

Und das große Heiligtum: Die Basilika des heiligen Marinus.
Etwas kleiner ausgefallen als ich eigentlich dachte, doch eben dem Größenverhältnissen ihrer Nation angepasst. Doch wenigstens die Piazza im Vordergrund sollte kein Parkplatz sein.
Weider einmal ein Hinweis zur Heiligkeit des Automobils in unserer neuen Welt….

Ein kleines Heiligtum auf der Farm: Der einzige Shinto Schrein Italiens (Stefano meinte sogar Europas) der manchmal von Japanischen Touristen besucht wird.
Stefanos beeindruckende Weltlichkeit, wobei an sich Farmer durch und durch mit wenig Reiseerfahrungen, macht meinen Gastgeber so besonders.

Stimmungsvoll und besonders: Der Monte Titano, das Herz San Marinos bei Sonnenuntergang von der Farm aus gesehen. Ganz oben erkennt man die alte Burgfestung, rechts die Basilika. Von dort oben schaffte ich gestern den Weg zu Fuß hierher. Heute ruhe ich mich aus.

Das ist der Hof wo mich mein Wanderleben in San Marino hingeführt hat; goldene Weinreben im ebenso goldenen Oktober, dahinter die Farmerstube, die tatsächlich viel größer ist als das Bild meinen lässt. Gleich mehrere Gästezimmer habe ich zur Auswahl, soviel Platz im ach so kleinen San Marino.
Heute an diesem warmen neunten Oktober, hatte ich den wohl entspanntesten Tag seit langem mal wieder, gestern noch wurde ich kräftig vom extremen Autoverkehr in die Mangel genommen; ganze 10 Kilometer ging ich durch die halbe Republik zu Fuß vom Gipfel des Titanobergs bis zur Farm, Stefano setzte mich noch am Fuße des kleinen Massivs ab, wollte dann nach der Erkundung der Altstadt ganz oben, schön gemütlich wieder zurück wandern…. mitnichten, San Marino hat komischerweise völlig die Fußgänger vergessen, lediglich halsbrecherische Straßen ohne Gehsteige, ja selbst manchmal ohne Seitenstreifen zeigen mir mal wieder auf einem Planet der Autos verloren zu sein….
Um so mehr besinne ich mich jetzt hier auf Stefanos Farm, abseits des akustisch noch gegenwärtigen tosen der aberwitzigen Blechlawine auf der Hauptstraße, diese Ruhe und besondere Lage zu würdigen; ich bleibe einen Tag länger hier. Das hatte ich gestern beschlossen und faulenze endlich mal einen ganzen Tag…das hatte ich schon lang nicht mehr… (Bild: Wein, Olivenöl, Tomatensoße und Marmelade, alles original “made in San Marino” stellt Stefano hier auf seiner Farm, bei Serravalle, der größten Stadt des mini - Landes her)
San Marino

Wo bin ich hier?
Ja, in der wohl “ältesten Republik der Welt” - behaupten die San Marinos jedenfalls selbst gern, wobei das gar nicht so abwegig ist: Schon vor 1800 Jahren (ungefähr) ließ sich der heilige Marinus in der Einsamkeit des mächtigen Berges Titanus nieder um hier ein abgeschiedenes Leben im Gebet zu verbringen. Marinus zog einst aus Dalmatien, von der anderen Adria-Seite und damals auch zum Römischen Reich gehörend, hierher und fand später einige Anhänger die der Christlichen Lehre folgend eine Siedlung gründeten, in ihrer Gemeinschaft allerdings einen Führer wählten. Sowas gab es damals nirgends und auf der Bersiedlung des Titanos entwickelte sich allmählich ein System demokratischer Tradition, - bis heute.
San Marino ist aufgrund seiner historischen Eigenständigkeit immer unabhängig gewesen. Es tat sich gut mit den umliegenden Mächten über die Zeiten; schon der Heilige Marinus (San Marino) zog die Gunst einer adeligen Römerin auf sich, dessen Sohn er auf wundersame Weise von Krankheit befreite, sie schenkte ihm darauf hin den Berg Titano, wo heute die historische Altstadt San Marinos trohnt, ganz oben mit ihrer Burgfestung und der Basilika in der die Gebeine Marinus im Altar verwahrt sind.
Völlig umgeben von Italien bleibt San Marino, als einer der kleinsten Staaten dieser Welt noch immer unabhängig, wie ein Fleck auf der Landkarte, genau zwischen den Regionen Emilia Romagna und Marken gelegen, zieht mich dieses für uns so unbekannte, winzige Ländchen magisch an. Nicht nur weil ich ohnehin alle Länder der Welt besuchen will, auch weil ich dieses San Marino verstehen möchte, dort bestenfalls einen Gastgeber finde der mir sein Land zeigt, mit dem ich darüber reden kann. Und das ist auch geschehen; einer der lediglich 32.000 Einwohner, hat Platz für mich in seinem großen Haus. Stefano, ein Farmer ….ja, ein Farmer im winzigen Land von gerade mal 61 Quadratkilometern empfängt mich nachdem der extrem mühsame Weg, weit hoch zu seinem Hof endlich ein Ende findet.
Diesmal macht es Couchsurfing möglich, drei Leute schrieb ich schon vor Wochen an, stellte mich vor. Lediglich er antwortete und nun bin ich hier in SAN MARINO.
(Bild: Jetzt auch in San Marino: Meine Wenigkeit auf der Piazza della Liberte im Herzen der Zwergrepublik)
|