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                              ...Wanderleben...

                                         ... auf dem längsten Weg der Welt ...

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Stand:
25.11.2015

Monaco

Ein Versuch ist gescheitert

Monaco, das völlig umgeben von Frankreich ist, verlasse ich schon am nächsten Tag. Klar ich könnte noch gern länger bei Jean bleiben, der in einer ganz normalen Mietwohnung am Rande des Zwergstaates lebt, doch ich bin schon wieder verabredet im 140 km entfernten Genua (Genova), womit ich nun auch Frankreich wieder verlasse.

Monaco ist an sich sehr Französisch geprägt, wenn auch die “echten” Monegassen, die lediglich ein Fünftel der Bevölkerung stellen, einen Ligurisch-Italienischen Dialekt sprechen. Die meisten Bewohner hier sind reiche Franzosen, Italiener und von Überall. Auch Jean kam einst aus den hohen Bergen bei Grenoble in der Region Rhone Alpes, die ich in einigen Wochen auch besuchen werde, wenn ich wieder nach Frankreich zurückkehre.

Doch zuvor treffe ich endlich meinen Freund Georg, der mir schon ein Flugticket vom Italienischen Turin nach Bari organisiert hat. Turin, eine Millionenstadt liegt nicht weit von hier und dort muss ich irgendwie meinen Wanderwagen loswerden, zumindest für die zwei Wochen die ich im “Urlaub” zusammen mit Georg (oder Edmond, - er hat fünf Namen und ich nenne ihn mal so, mal so…)
verbringe. Dazu habe ich mir schon womöglich geeignete Gastgeber bei “Couchsurfing” ausgesucht; im Garten bei einer Turiner Familie dürfte es genug Platz geben um dieses fette Geschoss unterzustellen.

Doch kommt es soweit?

Wieder ist es nahezu ein Desaster mit diesem Ding es von Monaco bis hinter die Grenze nach Italien zu schaffen; der volle Zug ist eine wahre Zumutung, da es einfach (wie immer) keinen Platz für einen überdimensionierten Gepäckwagen gibt …  und da er zudem noch kaputt ist, und ich nur sehr schwer die vielen Treppen damit bewältigen kann, (In Italien angekommen, gibt es keine Fahrstühle, nichts…) gerate ich wieder an meine Grenzen …

Schnell muss ich den Zug wechseln, die Treppe also runter zum nächsten Gleis auf der anderen Seite, doch dann passiert es: mir rutschen die 30 Kilo ab, halte nur noch den defekten Lenker in der Hand, versuche aber noch über das Bremsband den in Turbulenzen geratenen Wagen zu halten, und fliege gleich hinterher.

Zweimal überschlägt sich der Wanderwagen, überall liegt der Inhalt umher und ich kann mich gerade noch abfangen, knalle mit den Knien nach vier Metern freien Fall auf den Beton, und sehe nur noch einen weißen Blitz; mein Gesicht schlug ebenfalls auf, zu groß war die Wucht des Sturzes… Blut, überall Blut ….

Es ist nur die Nase, die ist bei mir ohnehin recht empfindlich, doch schnell kommen viele Leute und helfen mir auf. Wie dramatisch muss dies alles ausschauen,  oh jeeee …… oh jeeee …

Schnell merke ich dass nichts passiert ist, keine bleibenden Schäden. .. zumindest glaube ich das jetzt, und einige Leute helfen mir den Unglücklichen Gepäcktransporter zum nächsten Gleis hochzutragen … doch da bin ich nicht willkommen; der Schaffner zeigt mir einen anderen Zug. Der steht aber still momentan und ist leer. Ich schmiere mir das Blut aus dem Gesicht und glaube ihm nicht. Schnell zum nächsten da drüben,  doch der schimpft nur “Impossible” und zeigt auf den Wanderwagen.

Ich flippe aus … zeige mein Ticket (noch in Monaco gekauft) und schimpfe wie ein Rohrspatz, es muss doch zumindest möglich sein, sage ich auf Englisch,  Deutsch und Spanisch ….was ich halt so kann.

Doch keine Chance, der Typ von der Italienischen Bahn hindert mich sogar handgreiflich den Wanderwagen in den engen, hohen Türeingang zu buchsieren.

Ein weiterer kommt hinzu und besänftigt zum Glück ein wenig; ich flehe und schaffe es dann doch hinein. Im letzten Wagen, ganz hinten ….

“Pronto”, schimpft man mir noch nach, und ich demontiere in stürmischer Hetze mein Gefährt, schmeiße alles in den alten, engen Zug der dann auch gleich losfährt.

Da sitze ich nun, mache mir mit Mineralwasser das Gesicht sauber und bin am Ende ….

Nun ist völlig klar was zuvor schon recht deutlich wurde: Niemals, niemals mit Bus und Bahn auf Tour zusammen mit dem Wanderwagen.

Unterwegs versuche ich zu entspannen, überlege was ich machen kann … ich MUSS dieses Ding irgendwie loswerden, muss ihn zurück nach Deutschland kriegen.

Heute in Genua ist Endstation,  dann gehts auf alle Fälle nur noch mit dem Rucksack weiter.

Dann muss ich mir was einfallen lassen, ich will den Wagen einfach nicht zurücklassen. …

Monaco1

Auf Tour mit “Ramses” in Monaco, vor dem Hotel de Paris, wo sofort eine Lady der High Société auf uns aufmerksam wurde.

Ramses kennt hier um Casino und Hotel jeden Zentimeter, und was wäre in meinem Wanderleben ein Besuch in Monaco, ohne mit ihm mal Gassi zu gehen?

Monaco2

Jean aus Monaco.

Stolz zeigt er mir, dem “Weltwanderer” sein Reich, das Museé Naval, dem Maritim-Museum im Fürstentum.  Er hat selbst einige der hier ausgestellten Modelle gebaut und ist schon seit langer Zeit hier in diesem kleinen Museum angestellt.

Eine ganze Stunde konnte ich all diese aufwendigen Werke vom Altägyptischen Original (über 3500 Jahre alt) bis zu Kriegsschiffen (Bismarck) und natürlich die Titanic bestaunen.

Im kleinsten Land der Welt

… Bin ich nun, wobei es sich um Monaco ganz klar um einen Stadtstaat handelt auf lediglich zwei Quadratkilometern, die völlig überschaubar, angeschmiegt und die ins Meer absteigenden Berge der Cote Azur liegen, jedoch markant und dichtgedrängt mit seinen Hochhäusern etwas seltsam ausschaut, dieses Monaco.

36.000 Einwohner leben in diesem winzigen Fürstentum und es werden immer mehr; von 1 - 10 Millionen Euro kosten die Wohnungen in langweilig aussehenden Hochhäusern der 60er Jahre; schnöde Balkonfronten inklusive Markise, - im Durchschnitt für 3, 5 Mio € zu haben, wenn überhaupt. Wohnraum ist extrem knapp in Monaco dessen dörfliche Ausdehnung die Enge und somit die Immobilienpreise ins Unendliche treiben … somit ist Monaco die wohl einzige Kleinstadt der Welt mit Wolkenkratzer von über 130 Metern Höhe, deren obersten Stockwerke 20 ja 30 Millionen “wert” sind.

All das dreht sich eigentlich um dieses Casino im Zentrum, sowie dem legendären Hotel de Paris gleich daneben; Noch nie habe ich einen solch offenen Luxus gesehen,  für jedermann zugänglich wo Ferraris oder Bentleys gleich im Minutentakt vorfahren.

Windige, aber schon sehr nach Millionär aussehende Gestalten und sehr, ja sehr, aufgetakelte Luxusgewächse als Vorzeigegattin an deren Seite huschen aus dem Gefährt gleich ins Casino. Andere stehen einfach lang im Eingang von Hotel oder Casino um offensichtlich gesehen zu werden, ein Spiel dem ich trotz meiner eher linken Politisierung, gar nicht mal so ungern beiwohne. Zwischen all den 250.000 bis 600.000 Euro-Schlitten, finde ich noch genug Platz mit meinem Wanderwagen.

Welch ein Kontrast.

Aber auch hier in dieser tatsächlichen Parallelwelt der Superreichen gibt es einen Platz für mich, ja sogar jemanden der ein Teil dieser Welt ist, wenn auch nicht so vermögend.

Jean ist bekannt hier, zwar nicht unbedingt wie ein “bunter Hund”, aber schon eben sein Hund “Ramses”, der mit seinem Herrchen jeden Tag seine Runden ums Casino zieht, und die alten Damen des ganz großen Jet-set verzaubert. Ramses ist nämlich ein Afghane, wobei irgendwie tollpatschig doch immer auch elegant, hier hinpasst.

Jean fand ich ebenfalls in einem Kontaktnetzwerk im Internet, er lud mich ein was eine glückliche Sache war; im kleinen Monaco wo ca 50% der Einwohner Millionäre sind, fand ich zuvor keinen Gastgeber bei “Couchsurfing”. Die ganz Reichen bleiben ja bekanntlich gern unter sich, auch wenn es ihnen schon gefällt von all den Touristen bewundert zu werden. Es war schon seltsam offensichtlich als ich diese superelegante Frau auf einer der vielen, riesengroßen 50 Millionen € Yachten im kleinen Hafen sah, wie sehr sie sich zeigte. Schnell zückten die permanent anwesenden Touristen gegenüber an der Anlegestelle ihre Kameras ….

Kurz ist mein Aufenthalt in diesem so besonderen Ort in dem ich mich so wohl wie unwohl fühle; Jean, der mich hier eingeladen hat, gibt mir eben auch dieses notwendige Feeling willkommen zu sein. Hätte ich hier niemanden, würde ich bloß nur schnell einmal durchmarschieren und auf der anderen Seite eventuell am Strand schlafen …. doch somit habe ich auch Monaco “geschafft”, fand “meinen” Monegassen (so heißen die Einwohner hier) und konnte in seinem Leben blicken, etwas hinter den Kulissen dieser einzigartigen Welt schauen, die aber eben auch solch “normale” Menschen wie eben Jean ist, braucht.

 

 

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