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Albanien (07.06.2015)

Neues Land in Sicht: Da drüben ist der KOSOVO, eines der jüngsten Gebilde auf dem Globus, dass sich als unabhängigen Staat bezeichnen dürfte. - So ganz klar ist die Sache zwar noch nicht, aber zumindest haben fast 110 Länder das kleine Ländchen inmitten des Nirgendwo im Südbalkan als souverän anerkannt. Dagegen sind natürlich der alte Agressor Serbien und sein panslavischer (Alt)Schirmherr Russland. Natürlich auch China und nicht wenige, gekaufte Babanenrepublicken. Außerdem: Im Kosovo muss es doch zudem ganz schlimm sein, gefährlich und entsetzliche Armut gibt es dort ……so klingt es mir noch im Ohre, als meine Reisepläne am Tresen meiner Stammkneipe in Recklinghausen-Süd die Runde machten. Ähnlich wie Albanien was ähnlich unbekannt ähnliche Ängste auslöst.. Wie auch immer, da hinter der Grenze (Bild) wissen wir mehr …. auf geht’s.
Albanien (07.06.2015)



Stadt: Kukës (17.000 Einwohner) ——– Am letzten Außenposten Albaniens auf der langen Straße zum Kosovo, halten wir in der neuen Stadt Kukës und campen einfach unter Pinien neben einem Lokal, wo sich hier niemand dran stört. Solche Zeiten gab es bei uns in Deutschland mal auch …. doch das ist laaaang her. Kukës ist eigentlich ein ungemütlicher Ort, zwar weitläufig, aber im kalten, morbiden Verfall sozialistischer Reißbrettarchitektur der 60er Jahre; 1968 wurde die Stadt völlig neu aufgebaut, nachdem das alte Zentrum von einem Stausee verschlungen jetzt ca. 60 Meter unter Wasser liegt. Hier treffen wir Selim, ein Einheimischer der uns in gutem Deutsch direkt von der Straße zum Cafe einlud. So was klappt ja hier im Land, da viele mal bei uns gearbeitet haben. Selim und ich sichern uns mal bei Facebook, damit wir uns in Altenessen (Ruhrgebiet) mal irgendwann Wiedersehen, wo er als Kellner bei einem Griechen arbeitet.
Albanien (06.06.2015)



Auf dem Weg in den Kosovo, ca 140 km über die endlose, kurvenfanatische Hochstraße der nördlichen Berge. Schlaglöcher sowie Steinschlag überwindet unser “Loui” mit Bravour, -stellvertretend gemeint sei damit natürlich sein Besitzer Rainer, der unermüdlich -oder manchmal schon ganz müde sich mit Espresso stärkend, die Kilometer vornimmt als wären sie nichts….. bis zur Stadt Kukës, ganz, ganz weit im Hinterland Albaniens, führt uns der heutige Tag.
Albanien (06.06.2015)



Stadt: Shkodër (110.000 Einwohner) ——– Nur kurz nach Norden, halten wir noch in Shkoder, einer 2400 Jahre alten Stadt inmitten einer sumpfigen Gegend gelegen, nahe einem Schilfumwachsenen, riesigen Sees, der Albanien vom kleinen Staat Montenegro trennt. Nördlicher liegen hier nur Berge und nochmals Berge. Shkoder lohnt aber den anstrengenden Abstecher mit nervenaufreibender Parkplatzsuche für den dicken Loui; die Stadt entspannt anschließend mit einer tollen Fußgängerzone und kaltem Zitronen-Soda von der Luxus-Dachterasse für ein Euro das Glas…. Sehenswert sind hier -wie in vielen albanischen, größeren Städten aber nur wenig Sachen. Moscheen, nicht wirklich uralt, oder bildschön in direkter Nachbarschaft zu einer großen katholischen Kirche, die ebenfalls eher an einer Fabrik erinnert, weisen auf ein friedliches Nebeneinander der Religionen hin. Zudem ist Shkoder das Zentrum katholischer Christen im Lande, und alles läuft gut. -Vorbildfunktion !
Albanien (05.06.2015)

Mit dem Panzer durch die Welt, denkt sich dieser Holländer in der Nachbarschaft auf dem Campingplatz. Samt Familie scheppern acht Tonnen über alles was im Wege steht….. Nur genug Tankstellen sind da von Nöten … das Ding ist nämlich sehr durstig!!!
Albanien (05.06.2015)




Ort: Barbullush ——– Inmitten tiefster Dörflichkeit liegt er nun: Unser Campingplatz für heute. Rainer fand ihn eher zufällig auf dem Hinweg hier in Nordalbanien als wir uns trafen. Rätselhaft ist uns aber wirklich die absolute Abgeschiedenheit des Platzes jenseits des Meeres, abseits der Berge und fern jeglicher Seen…. nur Acker und nochmals Acker. Beim lebendigen Dorf Barbullush finden wir nur mit Mühe den Platz. Den Platz? …..Es ist mehr, finde ich erst jetzt nach durchschlafener Nacht im Zelt direkt neben Loui heraus: Der Campingplatz mit sehr gutem Restaurant mitteleuropäischen Standards, sowie vorbildlichen Toiletten und Duschen wird von der holländischen Familie Wesselingh geführt, deren “Moeder Catherine” (Mutter Katarina) hier zuvor Großes geleistet hatte. Mit 70 ist die rüstige, alte Frau zuerst nach Albanien gekommen und schaffte 1996 genau hier ein Hilfswerk gegen die Armut zu errichten. Zwischen Restaurant und Campingwiese, schaue ich in der Kapelle und den Sozialräumen der Anlage die unzähligen Fotos an, die überall an den Wänden vom Schaffen einer großartigen Person erzählen. Heute lebt die ganze Familie von dem Betrieb des Platzes und dem Lokal in fast albanischem Preisniveau. Folglich besiedeln ausschließlich holländische Wohnmobile den Platz, wohl geschuldet durch die nationale Berühmtheit der Sache, wie käme man sonst auf die Idee hier auf dem albanischen, platten Land zu Campen? Weitere Berühmtheit erlangte das Unterfangen zwischen den Jahren 2010/11 als die ganze Gegend nach extremen Regenfällen meterhoch unter Wasser stand; Lastwagenweise erreichten Hilfsladungen aus Holland den Ort, wo die Not derzeit unbeschreiblich sein musste. Mutter Katarina starb Anfang 2015 mit 92 Jahren.
Albanien (04.06.2015)

Aufgepasst, fast wären wir drüber gefahren; auf dem Feldweg zu einem abgelegenen Campingplatz im ländlichen Nirgendwo, muss man achtsam sein. Ob du schon 30 oder gar 50 Jahre alt bist? Frage ich die Schildkröte die sich gemütlich auf der Piste zum sonnen legt…. Jedenfalls hätte sie Louis Räder wohl kaum überlebt, trotz ihres harten, dicken Panzers.
Albanien (04.06.2015)

Ort: Shëngjin (3000 Einwohner) ——- Weiter nach Norden fallen wieder mal diese übermächtig aufgeblähten Hochhausfronten der Tumor-artig gewachsenen Feriensiedlungen auf. Shëngjin, ein Fischerdorf war noch vor 10 Jahren ein völlig verschlafenes Nest. Heute hat man das Gefühl, als sei hier entweder eine Millionenstadt geplant, oder ein neues Acapulco soll hier entstehen. Mittlerweile mit stark verlangsamten Tempo, da jede Menge der über 12 stöckigen Rohbauten bereits im Baustopp sind, nicht wenige unfertige Bauten schon bereits bröckeln und offensichtlich aufgegeben sich selbst überlassen bleiben. Irgendwo dazwischen setze ich mich in eines dieser Versuche zur Teilhabe eines ganz großen Hypes…. in einem der leeren, aufgegebenen Cafes und frage wo das alles hinführen mag. Albanien glaubte einst tatsächlich daran, dass die ganze Welt nun hierher käme; mitnichten, die Anlagen sind leer, nur einige wenige tummeln sich wie verirrte zwischen den hunderten von Liegestühlen und Sonnenschirmen am Strand…. es ist doch schon Juni und über 30 Grad….
Albanien (04.06.2015)



Stadt: Krujë (11.000 Einwohner) ——- Ganz wichtig in Albanien ist die schon von weitem sichtbare, hoch im Berghang gelegene Kleinstadt Krujë, mit seiner legendären Burgfestung des Nationalhelden Georg Skanderberg. Die Burg war schon weit vor dem Auftreten des Fürsten errichtet: Um 1190 standen hier schon die ersten Mauern, im 15ten Jahrhundert wirkte er dann; Georg Kastriota, (Warum er auch Skanderberg heißt, konnte ich selbst bei Wikipedia nicht herausfinden) der “Türkenkämpfer” wie er genannt wurde, weil er sehr erfolgreich die damals einfallenden Osmanen bekämpfte, bis zu seinem Tod, als er an Fieber starb und sein zwölfjähriger Thronfolger wohl alles andere als fähig war, es seinem Papa gleichzutun, bis diese schließlich doch die Oberhand gewannen und den Islam nach Albanien brachten. Deshalb frage ich mich ob Skanderberg auch für die 60% Muslime im Land den Status Nationalheld innehat…. Fragen um Fragen hier in Albanien. (Bild: Kruje wächst; die Stadt rüstet sich für gewaltige Touristenmassen wo fraglich ist ob diese wirklich kommen…. Souveniershops sind bereits jetzt offensichtlich der größte Arbeitgeber hier, und es sollen noch sehr viel mehr werden …)
Albanien (04.06.2015)

Stadt: Tirana (710.000 Einwohner) ——– Außerdem gibt’s Zoff: Reiner war zuvor die ganze Nacht auf Tour und musste unbedingt anschließend mit “Loui” in die Werkstatt, wie geplant (!) - Ich protestierte dagegen, schließlich solle er das später erledigen…. letztlich packte ich meine Sachen und zog ins Hostel um. 10 Euro die Nacht im Mehrbettzimmer….. am nächsten Tag dann zofften wir uns weiter, doch mit versöhnlichen Ausgang wie es sich für solch Helden wie uns gehört; ich hatte meinen tollen Tag im Hostel und Rainer konnte tatsächlich alles reparieren lassen, was über all die Zeit angefallen war; sämtliche Reparaturen, und das in einer albanischen Garagenwerkstatt am Stadtrand von Tirana. Ich hätte nicht wirklich gedacht, dass er bei lediglich einer Stunde Schlaf so was hinkriegen würde…. naja, jetzt ist ja alles wieder gut und Rainer hat nahezu den ganzen Tag in und mit der Werkstadt verbracht. Loui ist wieder topfit, und parkt nahezu den ganzen Zuweg zum Hotel versperrend mitten in Tirana das wir jetzt verlassen, ab in Richtung Norden.
Albanien (03.06.2015)





Stadt: Tirana (710.000 Einwohner) ——– Mein Tag in Tirana; eben auch mit viel lecker Essen, da alles hier so wunderbar billig ist. Da schlage ich gern mal zu, auch wenn’s nicht unbedingt der Schafskopf am Spieß sein soll….
Albanien (03.06.2015)

Stadt: Tirana (710.000 Einwohner) —— Selbst die Lana, der Fluss welcher Tirana mal einst beschaulich durchfloss, betonierten die Kommunisten in eine Betonschale; beherrscht und gradlinig wie einst das Denken …. Mitten durch das Zentrum müffelt es noch heute, da die Lana auch als Kloake mit ihrem Grauwasser fungiert. Es gibt noch einiges zu tun hier …..
Albanien (03.06.2015)

Stadt: Tirana (710.000 Einwohner) ——– Folglich seiner jungen Geschichte, hat Tirana keine historische Altstadt. Fast alle Bauten sind entweder baufällig, oder meistens völlig neu, da besonders in den letzten 15 Jahren die Stadt sehr stark gewachsen ist. Von einer Million reden die Albaner gern, wenn sie stolz über ihre Hauptstadt erzählen. So viele Menschen sind es aber nicht, mit seinen über 710.000 Bewohnern, leben bereits schon ein Viertel aller Albaner in Tirana und das Wachstum dürfte deshalb nur abgeschwächt anhalten; bis 850.000 Menschen, so die Prognose, wächst die Stadt noch in den nächsten 15 Jahren weiter, immer noch nicht “Millionenstadt” dann, weil Albaniens Bevölkerung eigentlich schrumpft….. Immer noch und wohl auch in Zukunft, verlassen tausende junge Leute das Land, da selbst in Tirana das Leben schwer ist; tausende aber ziehen vom kargen Hinterland in diese Stadt, finden auch immer einen Job, doch davon leben können ist was anderes ….. Dennoch wollen sie alle hier hin, Tirana das Zentrum der albanischen Welt.
Albanien (03.06.2015)

Stadt: Tirana (710.000 Einwohner) ———– Tirana ist seit 95 Jahre Hauptstadt und somit historisch recht jung. 1920, als der Umbruch begann, wuchs der Orts mit damals wenigen tausend Bewohnern in kürze zu einer echten Großstadt heran, die ein wenig später im typisch sozialistischen Stil groß ausgebaut, noch heute weitestgehend so aussieht; der nach einem albanischen Fürsten benannte Skanderberg Zentralplatz, zeugt in seiner weiten Ausdehnung und vor allem mit den Bauten wie das alte Kulturzentrum (Oper) und Regierungsgebäude mit klassisch, sozialistischen Mosaikbildern großen Heldenepos, von dieser Zeit. Heute kommt einem der Platz angenehmer vor, da viele Bäume und weite Rasenflächen einiges an Grün ins ansonsten allgegenwärtige Sozialisten-Grau bringen. (Bild: Der Kulturpalast am Zentralplatz und dahinter die alte Moschee mit Uhrturm daneben; die Wahrzeichen Tiranas)
Albanien (03.06.2015)

Stadt: Tirana (710.000 Einwohner) ———– Ich bin müde und unsere Wege trennen sich, Rainer zieht noch weiter durch diese phänomenale Kneipenlandschaft, - ein Laden stylischer als der andere, überall Musik, überall Bier und schöne Menschen. Man hat das Gefühl, Albanien wolle alle Fülle des Lebens auf einmal aufholen, nur noch feiern, egal wie armselig … und wenn’s nur für ein Glas Cola für zwei Stunden. Die Kneipen sind voll. Allein ziehe ich durch die lebendigen, bunten Straßen, verschwinde ins Hotel und schlafe im Gesäusel des nächtlichen Lebens ein…
Albanien (03.06.2015)

Stadt: Tirana (710.000 Einwohner) ——– Geschafft, endlich im Zentrum Albaniens, in der großen Haupstadt des zentralistischen Landes. Tirana (auf albanisch: Tiranë) liegt fast in der Mitte Albaniens, ca 30 Kilometer vom Meer entfernt und beherbergt gut ein Viertel der Gesamtbevölkerung des Landes. Wo können wir heute übernachten? Campingplätze Fehlanzeige, und ins Hostel will Rainer nun wieder nicht. Also erstmal den “Loui” irgendwo parken, womit das Dilemma schonmal anfängt: Wie zu erwarten, denn der Höllentrip der Parkplatzsuche endet bekanntlich mit Abzocke a lá Hauptstadt, gleich mit 150 Lek (1,10€) pro Stunde. Und wir müssen erstmal eine ganze Nacht buchen…. ok, weiter dann über Umwege in ein Hotel. Ich freue mich in Rainers Windschatten den Genuss eines Mittelklassezimmers teilhaben zu dürfen, dennoch scheint der Preis von 7700 Lek (55€) dann doch sehr “touristisch”. Zimmerpreise diesen Standards liegen selbst in Tirana so bei 30 - 40 Euro. Egal, wir haben Durst und zwar gewaltig: Wieder in einer “Sky-Bar” findet sich erwartungsgemäß der ultimative Ausblick. Der halbe Liter Bier für 2,20 € - und das hier oben. TIRANA ist ja doch nicht so schlimm :-) (Bild: Die Runde geht an mich; frisch Gezapftes in 60 Metern über Tirana, mmmmmhhh, das schmeckt.) Albanien (03.06.2015)

Stadt: Elbasan (135.000 Einwohner) ——- Heute ist’s heiß, 32 Grad mit viel Fahrtwind nun durch Mittelalbanien in Richtung Hauptstadt, wo entlang des Weges mit großen Aufwand eine Autobahn durch, und entlang der Berge geschlagen wird. Elbasan war einmal das große Industriezentrum im Land, wegen eines großen Stahlwerkes was ganz Albanien versorgen soll. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus Anfang der 90er, war Feierabend und einige Zeit später übernahm ein türkischer Konzern das Werk, so das es wieder läuft und die Türme wieder rauchen. Türkisch (oder besser: Osmanisch) ist auch der Name der Stadt Elbasan, da zur Zeit des Einfalls der Osmanen nicht unwesentliche Kulturelemente ins Land kamen, so auch der Islam und ein Osmane namens Elbasani. Noch heute, so scheint es, sehen die Türken Albanien noch immer als ein kleiner Außenposten ihrer Kultur, was letztlich auch zur Rettung des Industriegebietes in Elbasan führte. Lediglich eine alte Stadtmauer findet sich heute noch im Stadtbild. Stadtauswärts sehe ich noch das Stahlwerk, dann echte Autobahn bis zu den ersten Vorposten der Großstadt Tirana.
(Bild: Stadmauer in Elbasan, wo es ansonsten nicht viel zu sehen gibt)
Albanien (02.06.2015)





Ort: Ohridsee, Campingplatz etwas nördlich von Pogradec. ——- Eiskalt, nein Arschkalt schwimmt es sich in diesem See, vielleicht weil er mit mindestens drei Millionen Jahren, einer der ältesten Seen der Welt ist. Drüben auf der anderen Seite ist Mazedonien, ein Land welches ich bald auch noch besuche, genau drüben dann sein werde. Mein Zelt steht gleich neben “Loui” dem Wohnmobil, und wie üblich in Albanien, häufen sich die Fleischmassen auf den Tellern. Das Tirana-Bier aus der 1,5 Liter Monsterflasche deutet ebenso wenig auf Bescheidenheit albanischer Schlemmerlust hin…. Diese Tage sind fett….. Albanien (02.06.2015)

Ort: Ohridsee ——— Endlich angekommen; auf der albanischen Seite des Ohridsees finden wir dann doch noch einen halbfertigen Campingplatz, noch ohne Toiletten aber mit Stromversorgung und WiFi. Perfekt, zumal noch das Abendlicht heute besonders stimmungsvoll Laune macht. In Albanien ist einfach alles toll: Gleich gegenüber der Landstraße offeriert ein leeres aber stets geöffnetes Restaurant die volle Speisekarte zu jeder Zeit. In Italien oder Frankreich würde so was niemals möglich sein, zudem dort die Wucherpreise bis zu einem achtfachen von dem was hier fällig ist, betragen. Rainer macht Fete im Wohnwagen und ich ziehe mich im Zelt nebenan zurück. Es war einer der schönsten Abende überhaupt.
Albanien (02.06.2015)

Kurz vor dem Ohrid See stehen immer wieder diese Jungs mit bündelweise Kirschen an der Landstraße. Albanien mag auf der einen Seite recht gut aussehen; mehr und mehr gute Straßen, unglaubliche Bautätigkeit und Cafes, Imbisse und Restaurants weisen auf einen gewissen Wohlstand hin. Das ist auch so: 35% der Albaner können sich so ziemlich alles leisten - sofern sie das im eigenen Land tun, doch 25% der Menschen im Land stehen auf der ganz anderen Seite. Das sind 700.000 die von einem Tag in den anderen von unvorstellbar wenig leben. Subsitenzwirtschaft (Selbstversorgung) auf dem Land sind noch sehr verbreitet. Kleine Parzellen mit Gemüsebau, offen umhertreibende Kühe, und Nutzgärten sind überall im Lande offensichtlich. Auch gehen viele der Jugendlichen und Kinder nur wenig oder garnicht zur Schule, sowie nicht wenige Erwachsene auf dem Land weder dem lesen noch des Schreibens mächtig sind. Aber auch ein Studium der Germanistik nützt da nicht gleich sofort; Stilian habe ich in der Sky-Bar über den Dächern Korçes kennen gelernt. Er hat Deutsch studiert, schon vor Jahren und er hofft auf eine Stelle als Lehrer dafür. In Kürze soll in der Stadt eine Stelle dafür geschaffen werden, es stehen fünf weitere Konkurrenten bereit. Doch sein Deutsch hat etwas gelitten in den Jahren…. und er fürchtet nicht mehr gut genug für den Job zu sein. Andernfalls würde er nach Deutschland gehen, doch all die Anfragen dorthin gingen ins Leere. Bisher verdient er sein bescheidenes Auskommen noch hier in seiner Heimatstadt: Als Kellner….
Albanien (02.06.2015)
 
Wieder weiter? Jaja, eigentlich wollten wir im Tagesziel Korçe bleiben, finden aber keinen Hinweis auf einen Campingplatz für unseren “Loui” und dank Rainers unermüdlichen Fahrwut, geht’s eben weiter in Richtung Norden zum Ohrid See. Der ist schon von weitem in seiner flachen Erhabenheit inmitten des allgegenwärtigen Berglandes zu erahnen. Halbfertige Rohbauten und einsame Wohnhäuser verlieren sich in den endlos-Äckern auf denen Gerste (für den unheimlichen Bierdurst der Albaner) und Gemüse wachsen. Am Ohrid See, so erkenne ich auf der Landkarte, gibt es was zum Campen….
Albanien (02.06.2015)
    
Stadt: Korçe (53.000 Einwohner) ——- Das raue, bergige Land flacht allmählich ab, die Sicht geht sehr weit und schon in der Ferne hebt sich die Stadt Korçe von der sanft hügeligen Feldbaulandschaft ab, das Zentrum im südlichen Hinter-Albanien, Korçe (gesprochen “Kortscha”) ist Bierstadt mit einer der größten Brauereien des bierverliebten Landes, und fällt gleich mit seiner großartigen, orthodoxen Kathedrale ins Auge. Die markiert das Zentrum Korçes ganz markant, sofern es überhaupt wenig historische Mauern in der Stadt gibt. Wie überall in Albanien hatten die Kommunisten gern historisches aus dem Stadtbild radiert, doch so ganz ist ihnen das gottseidank nicht gelungen. Auch eine neue Moschee findet ihren Platz in trauter Nachbarschaft, die alte wurde frisch restauriert - ganz im Gegensatz zu vielen 200 bis 350 Jahre alten Wohnhäuser der kleinen Altstadt.
Interessant: Die Kathedrale wurde erst vor 20 Jahren (1995) nach zweijähriger Bauzeit fertig gestellt und ist Albaniens größtes Gotteshaus. Ihre griechisch orthodoxe Bauweise resultiert zur Nähe Griechenlands, dessen Grenzen sich gleich hinter den Bergen befinden. Vom “Sky Cafe” gibt’s die beste Aussicht, bei belebenden Espresso für 80 Cent.
Albanien (02.06.2015)

Tief ins Land fressen sich die Bagger, schaffen Material für die Hauptstadt und den neuen Autobahnen die bald die ursprüngliche Landschaft zerschneiden sollen. (Bild: Zwischen Erseka und Korçe wird tief gegraben)
Albanien (02.06.2015)
 
Stadt: Ersekë (5500 Einwohner) ——- Ersekë, oder Erseka, liegt an einem der abgelegensten Flecken Albaniens. Auf dem Weg von den hohen Bergen im Süden, schlängelt sich die abenteuerliche Piste unendlich lang durch’s Hochland mit dunklen Schwarzkiefern, bis endlich die Kleinstadt Erseka erscheint, überraschend lebendig und -wie überall im Land, völlig im Umbruch; Erseka baut sich momentan zum echten Zentrum seiner weitläufigen Region aus, wo der zentrale Marktplatz aufwändig restauriert und fein gepflastert davon ablenken soll, wie arm die Gegend doch wirklich ist. Weiter abseits fallen schon deutlich die alten Sozialwohnkästen auf, gebaut in dunklen, kommunistischen Tagen, die optisch dem Zusammenbruch kurz bevorstehen. Hier finden wir wieder eine Bar nach der anderen, aber nur ein Imbisslokal, wo das reichhaltige, albanische Essen gern aus einer deftigen Pittarolle besteht, mit Schweinefleisch vom Drehspieß und natürlich Pommes + pampigen Soßen angefüllt. Alles für nur zwei Euro. Schweinefleisch…. das mag man hier gern, weil die Berggegend nahe der griechischen Grenze überwiegend christlich - Ortodox lebt, außerdem trinken hier alle unglaublich viel Bier. Moscheen habe ich hier noch nicht gesehen…
Albanien (02.06.2015)

Ort: Leskovic (1500 Einwohner) ——- Unterwegs im Hinterland Albaniens dachte ich eigentlich an urtümlichere Sachen, wie Holzhütten, Eselskarren oder verfallene Dörfer. Dem ist nicht so, bis auf einige wenige vollbepackte Esel am Rande der schon sehr holperigen, schmalen Landstrasse, finde ich ein Land in großer Anstrengung zum Anschluss an die (allgemeine) Zivilisation vor; sauber die Orte, immer wieder Lokale zum lecker Essen - und zur jeder Tageszeit, sowie Überland Kleinbusse die z.B. das Dorf Leskovic mit anderen Orten verbindet. Leskovic ist so eine typische Siedlung inmitten der weiten, tiefen Bergwelt hier draußen, mit vielen Leuten auf der Hauptstraße, die irgendwie sehr entspannt aber geschäftig den Tag verbringen. Arbeit gab es hier wohl nie für alle, doch trotz der hohen Abwanderung ist das Stadtbild immer noch sehr jung, nicht so auffällig überaltert wie noch in meinem Stadtteil Recklinghausen Süd, wo ein Rollator gleich den nächsten “jagt”….. hier lungern sie noch überall herum, die 13 bis 30 Jährigen und langweilen sich fürchterlich. Leskovic lebt, wovon weiß allerdings keiner hier genau. Offenbar sind es die Verwandten in der Großstadt Tirana die es hier teils möglich machen, dass es im Ort mindestens 15 Cafes und Bars gibt.
Albanien (02.06.2015)

Wieder in Albanien zurück, erleben wir mit “Loui” der sich wacker über die endlosen Serpentinen schlägt, ein ganz anderes, völlig unberührtes Albanien. Weite, grüne Felder und Wälder, riesige Bergkämme (Bild: Den 2484 “Drites” im Hintergrund) und Holperpisten voller Schlaglöcher über Stunden. Duftender, warmer Sommerwind aber macht die Sache noch schöner. Keine Spur mehr von übertriebener Bauwut, sondern nüchterne Dörfer die freundlich und gelassen alle paar Kilometer das Gefühl des verloren seins, beruhigen. Welch ein vielseitges Land.
Griechenland (02.06.2015)






Also einmal Griechenland bitte, mit Übernachtung in der Wildnis. Rainer fährt gern, und Griechenland steht zwar nicht jetzt auf meinem Reiseplan, aber dagegen habe ich natürlich auch nichts jetzt mal kurz über die Grenze zu schauen. Bis Igoumenitsa zum baden und noch weiter südlich wärte seine Fahrwut, dann rein ins Landesinnere über Ioannina und dort in der Nähe ab in den Wald zum (Wild)campen. Am nächsten Tag auf dem Weg zurück nach Albanien sehen wir diese unglaubliche Spitzbogenbrücke bei Konitsa (Bild) die allerdings keinesfalls so alt ist wie ich dachte; ca 800 Jahre sagt meine Schätzung. Die Recherche ergibt allerdings lumpige 144 Jahre…. damals von den Osmanen erbaut in einer abenteuerlichen Konstruktion fast 30 Meter über den Fluss. Nordgriechenland so bergig, ja so nordisch, besuche ich bald, wenn Rainer wieder nach Frankfurt fährt und ich vom Kosovo hierher komme.
Albanien (01.06.2015)


- Grenzübergang nach Griechenland - ——— Ksamil bleibt auf jeden Fall im Gedächtnis…. und der Holper-Weg führt die letzten Kilometer durchs staubige Land. Bei Butrint müssen wir noch die “Fähre” über einen Fluss nehmen, die als Floß von einer Seilwinde die 40 Meter hin und her gezogen, ganze Wohnmobile überführt. Die Sache wäre spannend und schön wenn da jetzt nicht die erste echte Abzocke passiert: Die rauen Jungs fordern für das Bisschen, saftige 1000 Leks, das sind über 7 Euro, für eine Anlage die offensichtlich seit Ewigkeiten nicht irgendwie gewartet oder gepflegt wurde. Griechenland als Tagesausflug heißt heute unser Ziel. Die Pisten sind staubig und voller Löcher…. der Grenzübergang verschlafen aber flott…. Rainer will unbedingt noch kurz Griechenland sehen, wenn wir schonmal hier sind …
Albanien (31.05.2015)



Ort: Ksamil (400 Einwohner) ——– Wüst und ungestüm streuen sich die Neubau-Ruinen über die meernahen Hügel, kein System, kein Plan und mittlerweile stürzen sie sogar ein die Neubauten. Ksamil, ganz unten im äußersten Süden ist ein ganz besonders krasses Beispiel des albanischen wilden Westens, wo jeder einfach machte (und macht) was er wollte. Um so freundlicher werden wir hier aufgenommen, campen mit “Loui” (Bild) auf einer der Brachen inklusive Stromanschluss und sehr sauberen Duschen & Toiletten. Ksamil wollte mal ein großer Touristenort werden, eine verfallende Promenade längs des himmelblauen Meeres gehört mir allein. Wenige Holländer und Deutsche im Wohnmobil staunen ebenfalls, bleiben aber immer nur einen Tag, da auf Durchreise nach Griechenland, 10 km weiter südlich. Urlaub in Ksamil? Ganz klar ja, wer wirklich den wilden Balkan erleben will, soll hier hin, ruhig für einige Tage. Hier kann man sogar toll und gepflegt essen, ein Badestrand und zwei Bars gibt’s auch. Hier ist einfach alles da.
Albanien (31.05.2015)

Stadt: Sarandë (21.000 Einwohner) ——- Wer kennt Sarandë ? Die südlichste Stadt des Landes liegt genau gegenüber von Korfu, einer grichischen Insel, wo Rainer 1996 als Tourist hinüberschaute, ins damals frisch befreite Land der wilden Albaner…. von Lehmhütten weiß er zu erzählen die da drüben ein unheimliches Bild von Europas Afrika zeigten. Die konnte er damals von Korfu aus sehen. Heute steht er auf der anderen Seite, 19 Jahre später und es hat sich so was von viel getan hier; das einst verpennte Fischerdorf Sarandë, packte ganz besonders heftig die Bauwut, die den Ort zu einer Betonwüste mit allerdings recht freundlicher Hafenpromenade transformierte. Heute kommen in Scharen die Tagestouristen von der griechischen Insel hinüber mit den Fähren, Sarandë platzt vor Cafes und Restaurants, überall Musik und Bier…. Dennoch sind die Überkapazitäten gewaltig, da auch in Sarandë viele (Hoch)häuser leer stehen oder unfertig im Baustopp der Dinge harren. Albanien will ganz hoch hinaus, plant die ganze Welt zu sich einzuladen. Gönnen sollte man das dem kleinen, vielseitigen Land. Was bliebe auch den Menschen hier sonst? Mittlerweile soll der Fremdenverkehr die meisten Arbeitsplätze hier sichern, Sarandë hat gute Chancen da es überschaubar ist und eben unheimlich billig. - Polnische Reisebusse versperren den kleinen Ortskern…. es muss sich herumgesprochen haben ….
Albanien (31.05.2015)





Südküste ———– weiter südlich zeigt sich das Land endlich mal natürlicher, die karsten Berge erlauben nur schwer der Bauwut der einst völlig aus dem Ruder gelaufenen Wirtschaft nachzugeben. Das Land ist klein und schnell ist der tiefe Süden erreicht; heiß und staubig ist es hier, aber alle paar Kilometer kann irgendwas gekauft oder zum Übernachten was ergattert werden. Pferde, Bauruinen aus der Kommunistenzeit und geheimnisvolle Kasernen alter Tage, das ist der Süden Albaniens.
Albanien (30.05.2015)


Hinter Vlore ziehen sich die Ferienanlagen weit entlang des Meeres, wenn auch immer noch recht wild, recht unkoordiniert, aber stets vorhanden, sodass die Auswahl schwer fällt. Wie damals in Jugoslavien sieht’s hier aus, ich erinnere mich 1988 und 89 als 11 Jähriger mit der Familie im Manta über die Alpen nach Istrien zu stürmen, zum Campen dort die Sommerurlaube zu verbringen. Das ist lang her, und heute ist dort alles sehr viel professioneller, viel teuer und eben etabliert. Doch den einst wilden Charme, das unglaublich billige Essen, das Abenteuerliche, - gibt es noch; hier weiter südlich von Kroatien in Albanien, wo die Leute sogar noch viel netter sind als schon damals an der nördlichen Adria…. Wir finden einen Campingplatz am Meer, der Kontakt mit den Einheimischen Urlaubern aus der Hauptstadt Tirana, läuft superschnell; Deutsch können hier ja bekanntlich viele, und die Einladung zum Grappa lässt da kaum lang auf sich warten.
Albanien (30.05.2015)

Südalbanien ——– Albanien ist doch soooo gefährlich. Da klauen die Dir ja die Socken von den Füßen weg …. Wilde leben da ja, tönt mkr noch im Ohr, wenn ich daran denke, was Zuhause so über dieses Land gedacht wird. Hmmm, naja, früher vor noch 10 Jahren war das alles vielleicht sogar wahr, doch mittlerweile hat sich dermaßen viel hier getan, dass meine Begeisterung kaum Grenzen kennt; die weite, sonnige Südküste protzt überall mit Sonnenschirmen als Urlauberparadies bei blauen, kristallklaren Mittelmeerwasser. Jaja, ich will schon mal ein bisschen Werbung machen für dieses neue, fleißige Land auf der Urlaubs-Weltkarte, wo es kaum mehr gefährlicher ist als in Italien oder Spanien. - Nur alles zum halben Preis, oder weit weniger…….
Albanien (30.05.2015)

Stadt: Vlore (128.000 Einwohner) ——- 1800 Kalorien für ganze vier Euro: Das ist albanische Völlerei für ganz kleines Geld. Das Essen hier gleicht der allgemeinen Balkan-Küche, ist fettig, deftig, oft mit Frischkäse, Oliven und Salaten. Pommes dürften wohl den traditionellen Reis oder das reguläre Brot erfolgreich verdrängt haben … Wichtig: Überall muss Fleisch dabei sein, Vegetarier sind hier unbekannte Wesen von einer anderen Galaxie ….
Albanien (30.05.2015)



Stadt: Vlore (128.000 Einwohner) ——– Mit zu niedriger Drehzahl rattert unser “Loui” - wie Rainer sein Reisemobil liebevoll nennt, die Schlagloch Straße weiter und weiter nach Süden bis Vlore, wieder einer Stadt die nahezu explosionsartig gewachsen voller Hochhäuser ein wirklich verblüffendes Bild dieses Landes bietet. Wo ich hinschaue, überall Neubauten, viele nicht einmal fertig, zeigen eine Stadt ohne sichtbares Zentrum. Mittlerweile arbeitet hier kein einziger Bagger oder Arbeiter mehr an die vielen Rohbauten. Die Blase ist total geplatzt, jeder der nur irgendwie konnte, hatte irgendwas (meist ohne Baugenehmigung) errichten wollen. Stark mafiöse Strukturen machen’s möglich; so erlebe ich Albanien als ein “Super Kalabrien” mit all den optisch, offensichtlichen Auswüchsen eines ökonomischen wilden Westens. In Vlore, der Immobilienwüste, finden wir komischerweise keine Werkstatt wo wir weder auf Englisch noch auf Deutsch unser Leid klagen können…. deftig Essen gehen, das aber geht hier überall in Albanien…. das machen wir jetzt.
Albanien (30.05.2015)

Der Stoff um den sich in Albanien alles dreht: Der Lek, die albanischen Moneten von denen 139 Leke einen Euro entsprechen. Ein Haufen Geld erstmal, und finstere Gesichter auf den Scheinen…. aber analog kann man auch mit Euros hier alles zahlen, ohne dass Albanien Teil der Währungsunion und nicht EU Mitglied ist. Eigentlich wäre es somit noch nicht einmal nötig an der Grenze zu wechseln. Viel muss man hier nicht einplanen, da das Preisniveau wirklich sehr günstig ist. Albanien ist ein sehr billiges Reiseland wo vieles nur ein Drittel bis ein Viertel kostet wie zu deutschen Landen.
Albanien (30.05.2015)



Na, so was gehört natürlich dazu: Die Panne im fernen Land, keiner versteht irgendwas und somit nimmt das Dilemma seinen Lauf; Wie schaffen wir es, verständlich zu machen, dass die Leerlaufdrehzahl zu niedrig ist? Jegliche Versuche gehen ins Leere, Zeichensprache, Bilder malen und, und, und, doch der Mechaniker kann noch nicht einmal lesen….. Letztlich wechselt er das Thermostat, was nun zu einem zusätzlichen Problem führt; es sieht so aus als meine er, dass die Temperatur zu heiß sei….. keiner weiß nun irgendwas genau, und auch die Kulturarbeit mit Bier und albanischen Grappa in der schmuddeligen Bar nebenan tut wenig zur Klärung bei. Zumindest kostet die ganze Aktion nur 1000 Leks, (7 Euro)
Albanien (29.05.2015)



—— Der wohl schönste Campingplatz im Land: Traumaussicht auf Adria, Durres in der Ferne und einfaches, günstiges, albanisches Essen (Trockenfeldreis mit gebackener Paprika) und selbstverständlich: Frisches Bier aus Korçe, kräftig im Geschmack aus dem tiefen, bergigen Hinterland …. morgen reisen wir weiter entlang der Küste nach Vlore. Das Wetter soll der Hammer sein: Reiner zeigt mir sein Handy mit der Vorhersage: Sonne, Sonne, Sonne….. Albanien (29.05.2015) ——–

Jaaa, und da ist er: Reiner und sein “Loui” - das Wüstenschiff auf vier Rädern - wo ich nun die nächsten acht Tage durch’s wilde Land verbringe. Hier, ca 15 km weiter südlich von Durres, hinter verworrenen Wegen und Dörfern voller Esel, fanden wir plötzlich diese Oase von Campingplatz. Jaaa, erstmal ein (französisches) Bier auf uns, auf Albanien….. Albanien (29.05.2015)

Stadt: Durres (270.000 Einwohner) ——- Albanien? Nein, da kann man doch nicht hin….. überall Banditen, die klauen Dir die Socken von den Latschen ehe Du Dich verguckst…. tönt mir noch im Ohre, wenn das Gesprächsthema in ferner deutscher Heimat sich seiner Klischees bedient. Mitnichten: Durres hat eine lange, feine Promenade und lediglich die Preise hier sind noch sehr ursprünglich; die Pizza mit Cola für nur 500 Lats, das sind keine vier Euro, oder ein halber Liter vom Fass für 1,80€ ….. in beiden Währungen kann hier gezahlt werden, auch wenn Albanien Lichtjahre von der Währungsunion, ja geschweige von Brüssel überhaupt, entfernt ist …. Albanien (29.05.2015)

Stadt: Durres (270.000 Einwohner) ——- Ganz zufällig beim anlegen eines Weinkellers in den 20er Jahren entdeckt: Albaniens einziges Amphitheater aus der Antike. Wohl über ein komplettes Jahrtausend verwittert und damit versteckt, erodierte die Baumasse stark, doch man erkennt es noch, würdigt den Ort heute wieder seiner eigentlichen Bedeutung in Durres; ein Orchester probt in sengender Hitze sein Stück. Wäre doch nur Georg jetzt hier, er würde sofort wissen was die da unten düdeln….. Kirchen fallen hier nicht auf im Stadtbild, zumal es nur ganz wenige gibt und eine echte, zusammenhängende Altstadt eigentlich fehlt. Durres hat ein modernistisches Stadtbild, hat sich seit Anfang neunzig verdoppelt und verdreifacht. Albanien (29.05.2015)
Stadt: Durres (270.000 Einwohner)

—— Ja, und Albanien ist ein muslimisches Land, wobei das im Gegensatz zu anderen Ländern dieser Art hier weniger auffält; Die “große Moschee” (Bild) von Durres, mag als “Neubau” aus den 1937er Jahren nicht so ganz pompös erscheinen, zumal im Stadtbild nur sehr wenig Minarette im Blick fallen. Vielleicht hat das auch was mit der kommunistischen Vergangenheit des Landes zu tun. Dennoch, eine strenge Auslegung des Islams findet sich nicht hier; die Albaner sind da sehr locker, ja trinken auch gern mal einen über'n Durst und die Frauen schminken sich bei weit offenen Haar um die Wette. Zumindest erstmal hier in der Großstadt….. und dabei bleibt zu erwähnen, dass nur knapp 60% der Bevölkerung Muslime sind. 20% bekennen sich als Christen, weitere 20 - bis 30% gehören keiner Religion an, -folglich der sozialistischen Diktatur die Anfang der 90er zusammenbrach. Historisch fand der Islam über den Einfall der Osmanen den Weg hierher, als das Oströmische Reich zerfiel, und die Albanische Mehrheit den neuen Glauben übernahmen. Aus dieser Zeit stammt noch die älteste Moschee von Durres, die vor genau 509 Jahren erbaut, das geistige Zentrum der Stadt ist. Albanien (29.05.2015)

Stadt: Durres (270.000 Einwohner) ——– Jaaaaa, und nun treffe ich auch noch Reiner aus Frankfurt, einem Bruder im Geiste des Wanderlebens, der bereits mit seinem Wohnmobil (Baujahr 1980) weit und frei den Planeten erkunden will. Dank digitaler Revolution, verabredeten wir uns schon weit vorher über Facebook hier in Durres, wo wir beide erstmal zum guten überrascht sind über den Fortschritt dieses Landes; Natürlich merke ich hier, dass alles anders ist, kaum in der lebendigen Stadt angekommen, belagern mich wüst aussehende Zigeuner im bettel-eifer denen ich schnell zu entkommen versuche. Doch abseits des sehr geschäftigen Treibens am chaotischen Busbahnhof, finden wir eine andere Stadt vor: Tolle Cafes, Bars und Restaurants so steril und glanzvoll wie überall im Wohlfühl-Europa. Auch massenweise makellos moderne Hochhäuser mit zeitgemäßen Wohnungen in Citylage fallen ganz deutlich auf. Aber öfter merke ich schon hier in Albanien zu sein. Es ist immer noch wüst, ruppig und planlos an den meisten Stellen dieser Stadt, aber das macht es auch so schön, so authentisch und lebendig. Durres und noch mehr sein Hinterland; das ist mediterrane Lebenskultur wie es sie mal vor 40 Jahren in Italien und Spanien gab … Albanien (29.05.2015)
-Stadt: Durres (270.000 Einwohner)




—— Genau gegenüber von Apulien geht’s weiter, gegenüber von Italien, in einem noch so unbekannten Land, auch wenn’s noch in Europa liegt… Albanien: mit 27.000 Quadratkilometer etwas kleiner als Belgien, mit knapp 2,8 Mio. Bewohnern allerdings viel weniger bevölkert. Somit ballen sich schon mal ein Drittel aller Albaner in den Städten Durres und Tirana, die nah beieinander liegend den mit Abstand größten Wirtschaftsraum des kleinen Landes bilden. Durres kennt kaum jemand in unseren Breiten. Als “Durazzo” kennen es die (Süd)italiener schon besser, auch weil historische Verbindungen zum römischen Reich bestehen. Dennoch, ich bin etwas aufgeregt: Endlich mal wieder ein ganz neues Land in dem ich noch nie war; Albanien kennt man ja, aber dann höchstens vom Arbeitsplatz wo albanische Putzfrauen, oder auf dem Bau diese manchmal nicht einfach einzuordnenden Südländer vorkommen. Klar, über 1,5 Millionen Albaner leben heute in aller Welt, wanderten schon seit je aus ihrer herb-schönen Heimat aus, die von schlimmster Diktatur über schwere Armut bis zur heutigen Top-Liga der korruptesten Gesellschaften alles kennt. Die Armut ist geblieben, der Diktator ferne Geschichte, und dieses Land ist immer noch “wild” - so formulierte es mein tirolischer Freund Andy noch kürzlich gern, wobei genau eben dieses Albanien heute noch das ist, was Italien um 1950 war; Eselskarren, Holperpisten, Wildnis und einfachster Feldbau wo sich uralte Lastwagen die Straßen mit schwer an Heuballen tragenden Bäuerinnen teilen, so was vermisst derjenige in Italien heute, wer dies damals dort gesehen hatte. (Bilder: Ankunft im Hafen von Durres, der zweitgrößten Stadt Albaniens an der blauen Adria. Ausweiskontrolle, Polizisten, ja….und endlich mal wieder ein Geldumtausch.) Albanien
-Fähre von Bari nach Durrës- (28.05.2015)

——- Und da ist sie, die Kabine, ja die Kapsel meines nächtlichen Luxus heute …. für mich eigentlich perfekt, da ich klein und eng gemütlicher finde als groß und pompös….. wenn da nicht dieser bullige LKW Fahrer wäre, der spät ins Kabuff dazu gepoltert kommt und mich aus dem Schlaf riss …. nicht nur dass er mich im gebrochenen Deutsch vollsülzt, sondern auch seine stark stinkenden Socken wie kontaminierten Giftmüll keine 50 cm von mir ablegt, und sämtliche weitere Gase seines mächtigen Körpers schnell den winzigen Raum nachhaltig verströmt ….. das muss ich aushalten, und ertrage das zu erwartende Schnarchen einige Stunden später mit geübter Gelassenheit. Auch ein knarrender Furz lässt nicht lang auf sich warten …. Albanien

- noch in Bari, aber irgendwie schon nicht mehr in Italien - (28.05.2015) ——- Wie bei einem Flughafen, Pass und Gepäckkontrolle, und lange warten…. das Schiff macht erst in drei Stunden los.
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