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Italien -Region Valle d’ Aosta/Aosta Tal-
Heute wird’s ein langer Tag. Begonnen im tiefen Bergwald von Valle d’ Aosta bis hierher in die viertgrößte Stadt Italiens; schon im Zug fing alles sehr Italienisch an: Der Schaffner erlaubte mir ohne Ticket umzusteigen (die zweite Bahn fährt ca. 60 km bis nach Turin) und verkauft mir ein Ticket im Zug. Normalerweise soll man das am Automaten im Bahnhof machen, doch dafür war keine Zeit
Schön: Der Schaffner hatte mich aber dann vergessen, trödelte im Abteil umher und zack, ich war zum Nulltarif in Turin angekommen *freu*
Sarah, ein 18 Jähriges Mädel aus den Bergen Valle d’ Aostas, kommt mit mir (auf gutem Englisch) ins Gespräch, schwärmt nahezu vom Lotter - Wanderleben, als ich ihr von meinen Abenteuern erzähle. Naja, das Lottern kommt nicht von mir, wird mir eben gern unterstellt: Wanderleben = herumtingeln wohin der Wind mich trägt. Mitnichten, aber dazu reicht die Zeit nicht um auf all das einzugehen was so ein Dasein für ein Organisations-Monstrum sein kann.
Doch immer wieder staune ich aufs neue; ein Bier will sie mir spendieren, und drückt mir noch einen Fünfer in die Hand. Eine kleine Hilfe fürs Leben auf Tour sagt sie.
Ich habe sie eingeladen. Irgendwann in 20 Jahren bin ich ja schwer reich geworden durch meine Geschichten auf dem “Welt Weg”, sage ich ihr. Da lade ich dich auf meine eigene Insel in Französisch Polynesien ein……

Tief im Wald, und dazu noch so ein düsterer, finde ich nach fürchterlich beschwerlichen Aufstieg über einen Schotterweg ein Versteck für mein Nachtlager. Ja, dunkel und feucht ist es hier in diesem Seitental, dicht bewachsen mit Laubgehölzen wo ich mich in die Botanik abseits der Piste auf den Hang verschlage, finde endlich eine einigermaßen ebene Stelle für’s Zelt. Baumwurzeln drücken zwar in der Nacht, aber trotz der vielen Tierstimmen, schlafe ich gut und lang….
Unten im Ort (St. Vincent) finde ich am nächsten Tag nach längerer Anlaufzeit den Zug hinaus aus dem Aosta Tal, hinaus aus den Bergen….
Eine nette Frau mittleren Alters spendiert mir noch die Fahrkarte ins Nachbardorf, von wo die Bahn Richtung Turin geht.
Dort angekommen, habe ich Glück; heute am Sonntag sind hier in Italien im wahrsten Wortsinn die Bürgersteige hochgeklappt. Der Bummelzug kommt genau richtig (Ansonsten wären enorme Wartezeiten hier in der Provinz angesagt) und bringt mich für echt günstige 3,70 ganze 35 km weiter.
Liebliches Valle d’ Aosta (gesprochen: Waldosta) welch schöne Zeit hatte ich hier. Jetzt aber, nach all den Tagen in der Wildnis, ohne Dusche und Steckdosen (meine Geräte, oh je, meine Geräte…Tablet PC, Akkurasierer und Handy sind total leer…) freue ich mich wieder auf die Stadt…
(Bild: Der Blick zurück ins Aosta Tal von St. Vincent aus)

(06.09.2014)
Die “Hauptstadt” Aosta, in der ich selbst heute leider nicht bleiben kann; keiner der 35.000 Einwohner mag mich bei sich aufnehmen; sechs Anfragen bei Couchsurfing gingen ins Leere.
Dennoch suche ich mir ein Lokal mit WiFi und schaue nochmal ins Online-Postfach; nix da…. gähnende Leere…
Ok, ich schaffe es mein Tonnenschweres Gepäck in der Kneipe zu belassen und kann zumindest unbeschwert einen Stadtrundgang machen.
Auch kulinarisches steht auf dem Programm: Ich frage mich (auf Englisch) ein wenig durch um zu erfahren was die Leute in Valle d’ Aosta so essen.
Eigentlich wie überall in Italien das selbe: Pizza, Pizza und ja, auch Pasta… Hamburger und Risotto… was eben nicht wirklich einen lokalen Bezug zur Gegend hat… doch in einer der vielen Käsereien werde ich fündig: Der Fontina ist genau das was ich suche, ein günstiges Leckerchen aus der Region, was eben ganz besonders authentisch aus Valle d’ Aosta ist.
Gegessen mit Brot und den klassischen Weißwein der hier angebaut wird, esse ich Regional landestypisch wie nur möglich.
Zwar finde ich in der beschaulichen Altstadt viele Restaurants mit “Aosta Menüs Turistico” möchte und kann mir die 20 Euro dafür aber nicht leisten. Außerdem bin ich mir bei den “Touristenmenüs” nie wirklich so sicher, wenn’s um Originalität geht… *grübel*…
Dennoch, im großen Land Italien mit seinen vielen Küchen sind nur die Bergregionen Valle d’Aosta und der Trentino (Südtirol) die einzigen Gegenden, wo nichts mediterranes wächst; keine einzige Palme sehe ich hier, keine Feigen oder Orangen. Hier oben, ganz weit im Norden Italiens sind die Winter lang und schneereich, die Sommer wenig heiß.
Dementsprechend sind auch die Küchen eher rustikal, dominiert von Käse, Bier, Schinken, und eben Deftigen. So wie es sich in den Bergen gehört.
Meinen Fontina habe ich mir soeben gesichert, ein gutes Stück für fünf Euro. Das reicht gut für’s Abendessen. Dafür muss ich aber jetzt wieder hinaus aus der Stadt. Mal sehen wohin. Ich denke so 20 - 30 Kilometer weiter in Richtung Osten zu fahren -mit dem Bus allerdings, der ist echt billig.
Irgendein Dorf wird es sein und ich steige dann aus, suche außerhalb die Wildnis einen lauschigen Platz im Wald um da ganz nach Art des Valle d’Aosta meinen Fontina zu genießen, mit Brot und natürlich reichlich Birra Moretti….
So, auch der Akku ist bald leer… (der Tablet PC braucht ganze sechs Stunden zum aufladen -Akku wohl kaputt *ängstlich guck*) und ich muss los….

Was für eine Nacht.
Gestern zog ich mich schon um 17:00 ins Zelt zurück, wegen des Regens, schlief dann prompt ein und 12 Stunden später wache ich wieder auf; top ausgeschlafen, bei strahlenden Sonnenschein.
Da kann man mal sehen, wie die Tage in die Knochen gingen; über 20 Kilo Gepäck auf den schmalen Schultern sind schon so eine Sache….
Der Blick über die typischen, Steinschindel gedeckten Dächer sind DAS Wahrzeichen von Valle d ’ Aosta.
Der Blick schweift und ich stelle mich an die Straße Richtung Aosta Stadt, die nur 25 Kilometer weiter östlich liegt. Satte zwei Stunden später gebe ich auf, trotz perfekter Lage an einer Parkbucht, hält keines der Autos für mich an…. tja, ich hatte es befürchtet, ich bin in Italien und dort herrscht eine andere Mentalität; lass die Franzosen schlimmere Preistreiber sein, aber Italiener lassen einen im Gegensatz dazu, am Straßenrand vergammeln….
Schon als 18 Jähriger scheiterte ich kläglich beim Trampen; kurz hinter Chiasso nach der Schweizer Grenze, auf dem Weg nach Milano, nahm mich keiner mehr mit…. und ich drehte wieder um.
Egal, ein Busticket in die Hauptstadt kostet lediglich 3,50€ …. das leiste ich mir gern und ab geht die Post nach Aosta-City….
(05.09.2014)

Und noch ein Bild von meinem “Haus” im Steinschlag-Auffanggraben, und dem Monte Bianco, der allerdings jetzt Monte Diffuso heißen sollte…. es zieht ein Unwetter auf….

Proooost, auf den Monte Bianco, der selbe Berg der auf der anderen Seite auf Französisch Mont Blanc heißt…. steckt mittlerweile aber in dichten Regenwolken.
Egal, mein Zelt steht gleich schnell und ich trinke bei recht warmen Wetter mein “Birra Moretti”, das wohl meist getrunkene in ganz Italien.
Der Blick auf den Berg war mir bei der Suche nach einem wilden Zeltplatz wichtig, hier in diesem Steinschlag-Graben, der zum Schutz der nahe liegenden Häuser gebaut wurde, stehe ich zwar gut sichtgeschützt, aber eben nur das; sollten heute Nacht wieder einige der Tonnenschweren Geschosse vom Berg über mir, angeflogen kommen, siehts schlecht aus….
Naja, aber warum eben heute?
Wer nicht wagt der nicht gewinnt…. Wanderleben eben :-)

In Italien angekommen, will ich nicht gleich wieder weiterziehen. Hier in Courmayeur gefällts mir und ich bleibe.
ITALIEN: Ein neues Land, eine neue Welt, ein neuer “Schwerpunkt” auf der Via Terrestris (Weltweg) wo die erste der 20 Regionen das Aostatal ist (auf Italienisch: Valle de’ Aosta) die außerdem Italiens kleinste Region ist; auf 3263 Quadratkilometern leben 130.000 Menschen, die sich entlang des 70 km langen Aosta Tals in vielen malerischen Dörfern verteilen. Flächenmäßig zwar größer als das Herzogtum Luxemburg, aber mit noch nkcht einmal ein drittel seiner Einwohnerzahl, überschaut sich dieser Lanstrich recht einfach; lediglich Aosta-Stadt dürfte als einzige wirkliche größere Siedlung in der Region auffallen, ansonsten leben 90% aller Menschen hier entlang des Tals, umgeben von 3000 Meter hohen Bergen, begrenzt im Westen vom kolossalen Monte Bianco Massiv (Mont Blanc) durch dem ich aus Frankreich gekommen bin.
Ein kleines aber reiches Land; Valle d’ Aosta ist Italiens reichste Region, dennoch atme ich hier wieder gut durch, die Preise sind verglichen mit den Schweizer oder von drüben in Frankreich, endlich wieder “normal”.
Lediglich die Sprache des großen Nachbarn jenseits des Mont Blanc ist hier noch lebendig; Die Region gilt auch als “Französisch Italien”,da hier beide Sprachen, Italienisch wie auch Französisch als gleichwertig gelten.
Ich allerdings schlage mich mit Englisch durch, finde ca. 4 km Stadtauswärts nach langem, beschwerlichen Fußmarsch längs der tosenden Hauptverkehrsstraße, einen geeigneten Platz fürs Zelt

ITALIEN, ICH BIN IN ITALIEN….
Aufwachen bei milden Sonnenwetter im Wald, lecker Frühstücken in der Natur und ab zur Bergstraße. Die ist nicht weit und schlängelt sich hoch zum Mont Blanc Tunnel, stehe eine halbe Stunde und werde mitgenommen zur anderen Seite.
Dort lasse ich mich gleich im ersten Ort absetzen, in Courmayeur auf der Italienischen Seite. Hier will ich heute den ganzen Tag bleiben, auf der anderen Seite des Berggiganten der hier nun Monte Bianco heißt, in der Wildnis Zelten…. von hier sieht der Berg allerdings nicht so spektakulär aus wie drüben in Frankreich; viel steiler und zerklüfteter. Auch der flache Schneegipfel ist nicht mehr zu erkennen.
Ein neues Land, mit neuen Regionen. Gut vier Monate werde ich wohl in diesem großen Land verbringen. Italien ist ja “Schwerpunktland” im Projekt Wanderleben, wo ich alle 20 Regionen besuche. Heute bleibe ich aber in Courmayeur, bereite mich vor auf diese neue große Welt und lasse die letzten Tage verwirken….
Deshalb noch ein Bild von gestern: So sah es aus als ich am Zelt nach oben durch die Wipfel von Fichten, Lärchen und Birken schaute, und mein Bier trank…. nur ich und der Berg…
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