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Italien -Region Molise- (26.11.2014)

Aufgepasst: Gelbe Banditen mit Maske treiben sich in den Zügen herum und haben es auf Laptops abgesehen…..
(Bild: Warnhinweis der Bahn in Italien) Italien -Region Molise- (26.11.2014)
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Ein neuer Tag: Diesmal grau und trüb, beschließe ich wieder nach Napoli zurück zu kehren, Regenwetter bedroht die Reisepläne und in Napoli wartet ja immer ein billiges Bett auf mich….
Die Piazza Prefettura (Bild), das Herz der 50.000 Einwohner Stadt Campobasso, wo ich aber erstmal sechs Stunden festsitze: Der Zug nach Napoli fährt erst um 13:16 Uhr…. viel Zeit also um nichts zu tun.
Natürlich ist auch der Akku wieder leer, somit kann ich gerade noch hier etwas posten und Bilder machen. *stööööhhhn*
Italien -Region Molise- (25.11.2014)

Noch keine 17:00 Uhr und schon ab ins Bett. Jedenfalls aber diesmal mit dem wohl besten Panorama was ich je hatte; hinter mir die beleuchteten Mauern vom Castelli Monforte, vorne die Stadt Campobasso weit unter mir, hell erstrahlt zu meinen Füßen ….
Na, so was hat hier kein Top Hotel zu bieten…
(Bild: Nur schwer zu erkennen, das Zelt in der Dunkelheit rechts, dahinter die hell erstrahlten Mauern der 700 jährigen Burg) Italien -Region Molise- (25.11.2014)

Noch ist es hell und ich verweile auf dem Vorplatz zur Burg Monforte, schaue auf die Kirche gegenüber, hoch über das Bergland von Molise gelegen.
Die Burg selbst ist momentan eher unfotogen: Die vielen bunten, parkenden Autos davor verstellen das sensible Bild einfach zu sehr. Italien -Region Molise- (25.11.2014)

Wieder zum späten Nachmittag ziehe ich los, der Dämmerung entkommend einen Schlafplatz zu suchen.
Es ist gerade mal 16:00 Uhr…. ein Dilemma, jetzt schon wieder den Tag zu beenden, umschlossen von Dunkelheit die nächsten 15 Stunden irgendwie schlafend oder sonst wie zu verbringen.
Auch darf ich jetzt kein Bier mitnehmen, mir die Zeit am / im Zelt mit einigen frischen Birra Morettis vertreiben, da ja noch der letzte Leberkasper nicht weit zurück liegt…. uff…
Doch Entschädigung wartet: Folgend Simones Rat dem Berg hinaufzugehen, an dem sich die Altstadt Campobassos mit ihren über 500 jährigen Steinhäusern hinaufzieht, schaue ich nach anstrengendem Aufstieg über die gesamte Stadt in der Abenddämmerung.
Und hier soll ich was zum Schlafen finden?
Ganz oben steht die Burgfestung Castello Monforte, der alte Regierungssitz jener Herrscherfamilie die über 400 Jahre über Campobasso und Umgebung verfügten, die nun angestrahlt vom Licht der Scheinwerfer kilometerweit zu sehen ist.
Heute ist die recht kleine Burg ein Museum, und kaum besucht. Ich bin fast allein hier oben und finde vor dem Bollwerk ein wildes Areal voller Trampelpfade, Kiefernbäume und Felsen, perfekt für eine tolle Nacht mit Campobasso-Panorama.
(Bild: Der Campanile Santa Maria del Monte, oben angekommen auf dem Berg über Campobasso.) Italien -Region Molise- (25.11.2014)

Was ist typisch für Campobasso?
Ich ziehe quer durch die Stadt, finde im übersichtlichen Zentrum aber nichts wirklich Sonderbares, was als eindeutiges Wahrzeichen sofort an Campobasso erinnert…. hmmm, Simone sagte mir noch es sei diese Piazza Emanuele, aber da sind nur Bäume und ein Springbrunnen außer Betrieb, im Hintergrund ein Verwaltungsklotz aus der Mousselini Zeit….
Also mal wieder die Kathedrale; die ist aber eng eingebunden zwischen schlichten Häusern nicht sehr bemerkenswert, aber eben die “Seele Campobassos”.
Sozusagen mein Beweisfoto für den “Länderpunkt Molise”. Italien -Region Molise- (25.11.2014)

In Campobasso, dem eigentlichen Ziel abseits von Napoli, weit weit im Innland, hoch in den kalten Bergen gelegen, irre ich ziellos umher, finde nirgends WiFi aber auch kein Hotel oder gar ein Touristenbüro.
Lediglich eine Stadtkarte brauche ich und einige Grundinfos, so wie immer.
In Campobasso, im nun wirklich allertiefsten Italien versteckt, scheint das Leben noch sehr unberührt zu sein. Zwar laufen auch hier alle mit ihren Smartphones vorm Gesicht haltend durch die Gassen und Straßen, langweilen die selben Modeketten in den Einkaufszeilen wie überall, doch für Fremde ist hier gar nichts eingerichtet.
Zwei Stunden später finde ich direkt neben der unscheinbaren Kathedrale endlich ein Cafe mit WiFi, treffe aber dort den Studenten Simone, mit dem ich eine ganze Stunde ins Gespräch komme.
Simone studiert hier in Campobasso Jura, der kleinsten Universitätsstadt Italiens, die aufgrund ihrer Stellung als Hauptstadt der Region Molise besondere Möglichkeiten hat; im ganzen Zentrum prangen die kalten Fassaden vieler Verwaltungsgebäude. Campobasso ist Hauptstadt der zweit kleinsten Region Italiens: Molise, wohl die auch unter Italiener unbekannteste Region im Land hat 314.000 Einwohner, liegt versteckt hinter Abruzzo und Kampanien eingeklemmt mit Zugang zum Adriatischen Meer.
Lediglich mit Campobasso und der kleinen Hafenstadt Termoli besitzt die Gegend zwei nennenswerte Städte, umgeben von niederen Bergen, braungrün völlig bewachsen von Eichen und Wallnüssen im Herbstkleid.
Landwirtschaft stellt hier den wichtigsten Sektor, ansonsten kennzeichnet sich die Molisische Identität zur Abspaltung von Abruzzo weiter nördlich seit 1963.
In Molise leben auch die Moliseslaven, ca. 20.000 Nachfahren Istrischer Einwanderer von vor 500 Jahren, die noch neben Italienisch ihre Kroatische Sprache pflegen, sowie die Arbërech, ebenfalls eingesessene Nachkommen Albanischer Zuwanderer.
Außerdem fallen in der Innenstadt von Campobasso viele sehr aggressiv bettelnde Roma auf
Simone hat reges Interesse an mein Wanderleben bekundet, zeigt mir den Weg durch die Altstadt zum Festungsberg hinauf, wo ein toller Ausblick auf Stadt um Umland den Aufstieg lohnt. ….Auch mit dem ganzen schweren Gepäck, da auch Simone als beengt lebender Student keine Chance sieht, mich bei sich aufzunehmen … ich muss also wieder draußen irgendwo vor der Stadt schlafen.
(Bild: Simon (Italienisch: Simone) ganz cool, versteckt sich hinter seiner Sonnenbrille)
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