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Vatikanstadt (29.10.2014)

Ein neues Land ?
Hmm, offiziell schon, der Vatikan gilt tatsächlich als kleinster Staat der Welt, der mit 0,44 Quadratkilometer und 842 Einwohnern vielmehr ein Zwerg-Stadtstaat wäre, und eher im Politischen Sinne eine gewisse Souveränität besitzt; als Zentrum der Katholischen Kirche organisiert sich historisch und gegenwärtig eine völlig eigenständige “Macht” abseits jeder Abhängigkeit.
Wobei in praktischer Weise in allen Fällen von Italien die Versorgung läuft, kann dies auch so gut sein; zugleich stellt der Vatikan als Papstsitz mit all seinen Kunstschätzen, sowie den Petersdom das größte Heiligtum im gläubigen Italien, ist komplett von der Stadt Rom umgeben. Doch als “Staat im Staat” hat hier einzig der Papst das sagen. Somit ist dieser Vatikan, bestehend aus dem Komplex der gewaltigen Basilica Sancti Petri (Petersdom) mit seinen Gebäuden daneben (Verwaltung, Kapellen, Wohneinheiten) sowie eine Parkanlage dahinter, das kleinste “Land” der Welt.
"Einreisen" kann man hier natürlich ohne weiteres, lediglich zu den Eingängen in den Petersdom, der wohl die größte Kirche der Welt sein dürfte, wird nach Sprengstoffgürteln oder Panzerfäusten gesucht; einer von zehn Millionen würde sich wohl wirklich daneben benehmen, deshalb gehts für alle anderen 9.999.999 durch die Schleuse. Wie an jedem Flughafen eben auch….
Dennoch geben wir den Plan auf die gewaltigen Hallen des heiligen Stuhls zu betreten; abertausende stellen sich in die Schlange, eine oder zwei Stunden Wartezeit sind dann ganz normal, auch wenn die Superkirche ganze 20.000 Menschen fassen kann…. den heutigen Anstürmen der touristischen Gegenwart, sei wohl auch dieses Bauwerk der Superlative nicht gewachsen….
Wir “kehren nach Rom zurück”, der Stadt drumherum.
(Bild: Petersplatz/Piazza de Pietro mit der Papstwohnung im Hintergrund. Neben den Gemächern und Audienzsälen, lebten die Päpste für Gewöhnlich hier auch. Der heutige Papst (Franziskus) aber, zieht es vor im benachbarten Gästehaus zu wohnen, als Zeichen der persönlichen Zurückhaltung. Ganz oben, im vorletzten, rechten Fenster, steht er manchmal und grüßt die Menschenmengen mit einer Predigt) Vatikanstadt (29.10.2014)

Wer kennt den nicht: “Papa” in der Menge… zu der wir auch gehören. 80.000 sind gekommen um ihn zu sehen, viele aus fernen Ländern wie Argentinien oder Nigeria. Die Emotionen schlagen Wellen…
Jaja, wenn schon in Rom, dann aber auch richtig; so eine Papstaudienz ist jeden Mittwoch, sofern der Pontifex nicht auf Reisen ist, für jeden zugänglich. Früh genug da sein und einen Platz sichern gehört dazu. Anschließend Endloslesungen von Bischöfen auf allen Sprachen anhören, dann redet der Chef selbst, beten und fertig.
Alles in allem satte vier Stunden, zwei davon als Wartezeit zuvor.
Egal, einmal dabei sein hat schon was.
Vatikanstadt (29.10.2014)

So lang ist es nun wieder her seit meinen letzen Eintrag vor sechs Tagen, gefühlt noch länger, da ich zwischenzeitlich soooo viel erlebt & gesehen habe; somit einen Sprung, ganz, ganz hoch über Rom hinüber ins Herz der Katholischen Welt, ins Epizentrum von 1,225 Milliarden Gläubigen weltweit dass hier seit über 1700 Jahren - mit nur unwesentlich, kleinen Unterbrechungen, seinen Sitz hat: Der Vatikan.
Nicht nur den Chef (Papst Franziskus) finde ich hier, umher fahrend in seinem Papa-Mobil, sondern auch meinen lieben Freund Georg, mit dem ich all die wunderschönen, reichhaltigen aber auch entspannten Tage hier in Rom verbringe; ein Bett in seiner Ferienwohnung + sein unheimlich ausschweifendes Wissen und Verständnis gegenüber all der Theologischen Substanz und Geschichte die sich hier wie nirgends sonst auf der Welt dermaßen überdicht konzentriert, verschaffen mir und uns, wieder eine unvergessliche Zeit.
Ja, wie man hört, es geht mir gut und selbstverständlich zieht es den Humanisten (mich) sowie den kritischen Katholiken-Veteranen Georg, heute zur Papa Audienz; früh morgens, schon um sieben gings ab zur Piazza S. Pietro, (Petersplatz) direkt vor dem kollosalen Petersdom gelegen, an dessen Front der Papst seine wöchentliche Rede hält. Ja gesehen habe ich ihn ganz nah, wobei er es mir so in keinster Weise ist. Doch wie dem auch sei, berührt sowas irgendwie die kühlste, dem ganzen religiösen Spiel noch so ferne Seele; die sympathische Aura eines solch großen Führers lässt keinem kalt. Ich konvertiere für nur wenige Sekunden zum Christen, fühle mich unglaublich wohl inmitten der 80.000 die hier und jetzt versammelt sind, höre das raunen und staunen der Masse, lasse mich einfach mitziehen. Ganz sanft.
Dann bin ich wieder -ganz automatisch, zurück in meinem Haus, im Haus meiner Gedankenwelt und freue mich über diesen kleinen Ausflug ins andere Universum; ja, denn ganz genau so kann man all das hier wirklich nennen: Mit welch einer reichen Geschichte, welch einer geballten Konzentration “erschlägt” einem die gegenwärtige Materie der Christlichen Welt, und das nur jene hier vor Ort.
Aber dann noch dieser Berg an Geschichte und Mythologien, Ritualen und Kultur, ja an all diese Leidenschaft und Glaube, aber auch Kritik und Politik diese Lehre vermag, erschlägt mich im Geiste…..
…so würde es wohl kommen, wenn da nicht jemand wäre, der da einen Durchblick hat, ja einen Überblick und ein langes Leben im Schatten oder Licht dieser Welt kennt; mein Georg, der alte Weggefährte aus Trier, seit dem Gang nach Santiago. Hier treffen sich wieder unsere Wege, diesmal in der ewigen Stadt, so fern und doch so nah -ob von Santiago oder Trier.
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