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Italien -Region Emilia Romagna- (06.10.2014)

Bei Marco & Marco gehts mir als Gast im Vorort Riccione wunderbar; Pizza, guter Wein und reichlich Zitronenlikör sorgen für einen sehr geselligen Abend. Die beiden sind ein Paar und leben mitten im Häusermeer der Urlaubsmetropole, in der es heute glücklicherweise so schön ruhig ist.
Morgen reise ich leider weiter, da ich verabredet bin im AUSLAND….
San Marino steht auf dem Plan, nur 20 km im Landesinnern gelegen mein nächstes Ziel…. 06.10.2014 -Region Emilia Romagna-
Rimini

Weiter gehts nach Rimini, wer kennt es nicht?
Naja, viel Zeit ist vergangen seit den frühen 60ern, wo im VW-Käfer massenweise die Familien im Sommerurlaub über den Brenner dröhnten. Damals war es ja schon was exotisches nach Italien zu reisen, dort Pizza zu essen und den Mythos “La dolce Vita” zu erfinden.
Heute, lange Zeit später, gibt es noch dieses Rimini, allerdings als Monstrum Nummer eins im Land, bezüglich seiner Ausdehnung; 40 km erstrecken sich die Betonburgen, Spielhallen, Strandcafes und Geschäfte für Bademode entlang eines perfekt geschliffenen Sandstrandes.
Doch jetzt, Anfang Oktober kommt mir alles vor wie eine Geister-Millionenstadt, leere Straßen, geschlossene Touristenlokale mit festgeketteten, knallbunten Plastik Tischen & Stühlen.
Der Strand gehört fast mir allein, und das bei 25 Grad und Sonnenschein. Das tut gut nach der langen Fahrt von Bologna, dem Herzen dieser Region die ich eigentlich viel zu wenig erkunde. Mit Rimini endet die schnurgerade Linie der Eisen und Autobahn, die wie an einer Perlenkette viele Großstädte verbindet; mit Parma (wo die berühmten Barilla Nudel-Fabriken schon von weiten sichtbar sind) und Modena fängt das an, was ich leider nicht im Plan hatte, führt weiter nach Bologna und setzt sich über Imola, Forli und Cesena fort. Der Zug war proppenvoll, die Pausen in den vielen Bahnhöfen lang, in Rimini steige ich aus, spüre instinktiv die Nähe zum Meer und finde den Strand….
Ja, was gibt es über Rimini noch zu erzählen?
Heute machen zu 70% die Italiener selbst Urlaub, meist aus dem Hinterland bis Milano kommend. Seit 15 Jahren aber auch viele Russen, die Zeiten ändern sich; Deutsche Urlauber finden es hier eher zu teuer (stimmt auch) und zanken sich heute bekanntlich an den Playas Spaniens um die besten Strandliegen.
Rimini ist eher ein Schatten seiner Vergangenheit; viel Beton, wenig Gemütlichkeit, wie einst noch in Chioggia…. doch hier treffe ich aber Gastgeber, die mich für heute Nacht bei sich aufnehmen. *freu* 05.10.2014
Bologna

Die Zukunft Europas ist auch Pakistanisch; Millionen Einwanderer in Zukunft, auch aus diesem großen Land in Südasien bestimmen einen Teil der neuen Bürgerschaft unseres Kontinents. Besonders in Italien, wo schon längst die Innbrunst zum “Bambino” Geschichte ist -wie so vieles in diesem Land, altert die Bevölkerung massiv. Junge Leute, Nachwuchs und eine “Demographische Frische” hält sich in Grenzen; Italien fehlt es an vier Millionen jungen Leuten, heißt es in einem Fachbericht zur Lage der Nation. Wie in Deutschland, erledigen schon längst Zuwanderer aus der Dritten Welt, sowie Rumänen und Albaner die einfachen Jobs, Aufgaben die ein Italiener nicht machen will, oder weil es sie schlicht nicht gibt; ohne die Zuwanderer würden statt heute über 60 Millionen, gerade mal 54 Mio Menschen in Italien leben. Klar, für ein Land wie dieses sind das recht hohe Zahlen, Italien ist überbevölkert, doch während die Alten immer länger leben, immer mehr Dienstleistung und Führsorge benötigen, kommt junger Nachwuchs einfach aus Afrika oder Südasien. Die pflegen stark unterbezahlt die vielen Gärten, warten die unzähligen Straßen, reinigen und putzen die zweit und Drittwohnungen, welche das Land überall völlig zersiedeln, und füllen somit eine immer größer werdene Lücke; weitere Millionen werden kommen, in zehn, zwanzig Jahren braucht das große System Italien immer mehr Billigstarbeiter um seinen vergreisten Wohlstand zu halten. An Nachschub solls nicht mangeln, allein Pakistan wächst jährlich um mehr als vier Millionen…. und Europa steht als neue Heimat ganz hoch im Kurs dort…. Mir solls recht sein; der Döner beim Pakistaner kostet nur 3,50€, macht mich den halben Tag satt. Auch eine Telefonkarte verschafft mir der nette Händler vom Indus, für fünf Euro habe ich nun eine Italienische Nummer, kann somit für meine Gastgeber besser erreichbar sein. (Bild: Demo von Pakistaner in Bologna gegen Navaz Sharif, dem heutigen Chef - Minister in Pakistan)
Italien -Region Emilia Romagna- (04.10.2014)

Mann, ich krieg mich gar nicht mehr ein; noch ein Luftbild vom Asinelli Turm auf Bologna: Wie ein Raumschiff mitten im Häusergewirr prangt der massive Dom an der zentralen Piazza Maggiore, dem Zentrum der Stadt, wo immer etwas los ist. Italien -Region Emilia Romagna- (04.10.2014)

Welch eine Aussicht. 20 Minuten harre ich hier oben aus, und schaue auf einen Wust Geschichte hinab; Genau da unten wurde vor über 900 Jahren die erste Universität der Welt gegründet (jaja, irgendwo soll es noch eine ältere geben, ist aber nicht wirklich belegt…) und damals war die Stadt voller, hoher, dünner Türme….
Noch heute unterscheidet sich Bologna auch politisch vom Rest Italiens; mit einer traditionell linken Tradition und einem folglich legendären Studentischen Leben, macht diese lebendige Stadt Landesweit von sich reden.
Zwar war hier keiner so sozial um mich hier in sein Haus auf zu nehmen, aber dafür fand ich eben einen kommunalen Campingplatz, der mir für 12 Euro die Nacht erlaubt, zwei Tage ein Teil dieser besonderen Stadt zu werden.
Zwei Tage mal völlig “legal” Zelten…
In Bologna geht’s nunmal öfter ehrlicher zu als woanders in Italien ….
Italien -Region Emilia Romagna- (04.10.2014)

Da muss ich rauf; der Turm von Bologna fast 100 Meter über der Stadt mit ihren brauen Dächern, für drei Euro leiste ich mir dieses Highlight unbedingt.
Da unten gibt’s auch jede Menge Bolognese, doch leider einfach zu teuer das Ganze…. ein mickriger Teller Spagetti (immer als Vorspeise gereicht) für “fette” acht Euro.
Bologna die “Fette”, kann ich deshalb nicht genießen, dafür aber die saftig, kalorienreichen Döner Kebabs (hier “Panini Kebab” genannt) für 3,50 €, halten den halben Tag satt. Pakistaner und Bengalen sei dank, die ernähren mich jenseits vom Aufschnitt und Billigbier der Supermärkte gut mit warmen Essen, wenn auch alles andere als typisch Italienisch.
Und überhaupt: Kann die Bolognese hier besser sein als die von Mama, Zuhause in Recklinghausen ??? Italien -Region Emilia Romagna- (04.10.2014)

Die Nacht in den Hügeln vor Bologna war wild, und das im wahrsten Wortsinn: Wieder machten mir Schweinische Besucher ordentlich zu schaffen; kurz vor der Dämmerung knisterte es gewaltig im Unterholz, ungestüm brechen Äste, ich dachte eher an einen Menschen, was sehe ich schon im dunklen Zelt? Doch das grunzen verrät schnell wer hier meine Nachtruhe zerreißt; ein Wildschwein “riecht den Braten” wohl…. all die Kekse, Brote und diversen Leckereien liegen noch verstreut im Zelt umher…. schnell klaube ich alles zusammen, packe es in eine Plastiktüte, fluche laut (Wildschweine müssen mich hören, dann ergreifen sie für gewöhnlich die Flucht) und holpere nackt durch den rabenschwarzen Wald, hänge die Tüte an einem Ast, zwei Meter über dem Boden, 40 m vom Zelt weg. In der anderen Hand: Mein Pfefferspray.
Die Nacht blieb ruhig, und Bologna hat mich wieder.
Nicht wieder will ich hier zurück, auch das ganze Gepäck will ich los werden.
Also auf die Suche…. irgendwo muss ich heute unterkommen….
(Bild: Die schiefen Türme von Bologna. Im Mittelalter einst erbaut - vor 600 bis 800 Jahren - standen mal über hundert solcher “Geschlechtertürme” in der Stadt, ein unglaubliches Bild muss das mal gewesen sein…. Geschlechterturm heißt soviel wie Familienturm und symbolisierte die Macht des jeweiligen Clans. Leider wurden nach und nach die Türme abgetragen, und nur eben dieser eine “Torre Asinelli” steht noch komplett. 96 Meter hoch und ein ganz bischen schief beeindruckt das Ding schon gewaltig….)
Region Emilia Romagna- (03.10.2014)

- Bologna - 392.000 Einwohner
"Bologna die Fette", so heißt es seit je her, weil das Essen hier so besonders deftig sein soll.
Jedenfalls kennt schonmal jeder die berühmte Bolognese, eine kräftige, grobe Fleischsoße sowie die Tortelini, die kommen nämlich auch von hier. Außerdem stammt auch die Mortadella aus Bologna, der mittlerweile schon so deutsche Aufschnitt mit dem mich Mama durch all die Schulpausen gefüttert hatte…
Doch in den Lokalen ist es mir einfach zu teuer; acht Euro kosten die drei Torgelinis in den einfachen Trattorias, mehr noch in den Restaurants.
Beladen wie ein Esel auf Weltreise, ziehe ich ganz nebenbei durch die große Altstadt Bolognas, etwas verloren da in dieser großen Stadt keiner mich haben will…. egal, ich organisiere kostenlos Kartenmaterial und erkunde die Umgebung; im Süden beginnen schon bald die Hügel des Appenien, eine Bergkette die sich nahezu bis ganz unten in Süditalien hinzieht. Dort schleppe ich mich mal hin, vorbei an endlos langen Villenvierteln, geschützt durch hohe Hecken, Zäune und Mauern… ich keuche, schleppe mich voran und pausiere. Heftig bellende, hässliche Hunde, groß wie Kälber schimpfen mir zu wie unwillkomen ich hier bin…. klar, ich durchquere eben ein “besseres Viertel”.
Doch irgendwann klettere ich einen bewaldeten Hang hinauf, endlich mal eine Stelle ohne Zaun, ohne Mauer…. und klettere höher. 150 Meter weiter finde ich schweißgebadet endlich eine flache Stelle im dichten Unterholz. Ich habe es geschafft… die Nacht ist sicher.
(Bild: Packesel vor dem Wahrzeichen Bolognas, dem “Geschlechterturm”)
Italien -Region Emilia Romagna- (03.10.2014)

Eine neue Region - ein neues Land -
Mit Ferrara erreiche ich auch das Territorium der EMILIA ROMAGNA, einer Region in Norditalien die auch als “Gourmet-Region” bekannt sein soll. Damit meine ich weniger diese skurrilen “Pommesbrote” (Bild) sondern eher all die bekannten Leckereien wie den berühmten Parmaschinken, heimisch in der Großstadt Parma, - leider Abseits von meiner Via Terrestris, oder die Bolognese (wer kennt sie nicht?) sowie die Tortelini und vieles mehr.
Hier könnte ich (wie in allen Regionen) noch viel länger bleiben, doch mein Plan führt mich bald in die Regionalhauptstadt Bologna, anschließend weiter nach Rimini, ans Meer der Emilia Romagna.
Supergünstig löse ich ein Ticket nach Bologna…. dort allerdings bin ich trotz 11 Anfragen bei Couchsurfing, völlig leer ausgegangen. Wo ich dort übernachte, weiß ich mal wieder nicht….
Italien -Region Emilia Romagna- (04.10.2014)

Wobei Adraino mir noch angeboten hatte, mich eine weitere Nacht zu beherbergen, ziehe ich heute weiter. Padua ist eine tolle, reiche Stadt voller Kultur. Doch wie überall verschaffte ich mir einen kleinen Überblick, denke noch an diesen herrlichen Abend gestern, und reise weiter nach Ferrara.
Ferrara liegt auf dem Weg nach Bologna, dem nächsten großen Ziel, und war eigentlich nicht im Reiseplan. Doch auf der Landkarte sehe ich dort viele Flüsse wo es vielleicht möglich wäre, in deren Dickicht oder Schwemmland - dieserzeit trockenliegend, zu Campen.
Doch schon aus dem Zugfenster erblicke ich nur hochverdichtetes Kulturland. Die vielen Flüsse sind sogar eingeebnet, keine Chance hier im extrem dicht besiedelten Land irgendwo versteckt zu Zelten….
Doch Ferrara erkunde ich dennoch, trotte schwerst bepackt durch die kolossale Altstadt, dessen dominante Burganlage dermaßen monströs kaum auf irgendein Foto passt. Besser klappt es dann mit der Kathedrale. (Bild)
Wieder versuche ich in einer Bar über WiFi mein Glück bei Planet Romeo, doch hier mal ohne Erfolg, Ferrara ist zwar eine absolut lebendige Universitätsstadt mit 133.000 Einwohnern, doch jetzt um 10:30 Uhr, sind eben wenig Leute online im Portal….. welch krasse Gegensätze; mal unterwegs in der realen Welt, und immer wieder zurück ins Virtuelle….. der Rythmus eines modernen Wanderlebens ….
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