}

                              ...Wanderleben...

                                         ... auf dem längsten Weg der Welt ...

Besucher

Besucherzaehler 

Stand:
25.11.2015

Italien  -Region Abruzzo-   (21.10.2014)

Italien116

Nach so einen langen, anstrengenden Tag in der verwüsteten Stadt, ist natürlich ein gewaltiges Abendessen angesagt, hier oben im duftenden Gras des Berges mitten in der Stadt.

Hier sieht mich keiner, doch ich sehe alles…. der Ausblick ist fantastisch auf Landschaft sowie dem leiblichen Wohl; wie heißt es doch…. Essen & Trinken hält Leib und Seele beisammen…

Italien115 

Italien  -Region Abruzzo-  (21.10.2014)

L’Aquila liegt in einem großen Tal, umgeben von erhabenen Bergen und zusammen mit sich weit ausdehnenden Vororten eine Stadt von 120.000 Einwohnern bildend.

Hier oben auf einer Brachfläche, wie es sie viele hier gibt, finde ich sogar einen Panoramaplatz für die Nacht, samt Supermarkt unten. Perfekt.

Ob ich morgen noch einen Tag länger bleibe, weiß ich noch nicht genau… hängt vom Wetter ab welches sich allerdings ändern soll.

Eines ist jedoch klar: Ein starkes Stück Italien, was mich bisher am meisten beeindruckt hat ist dieses Abruzzo. Hier will war ich nicht zum letzten mal… :-)

Italien114 

Italien  - Region Abruzzo-  (21.10.2014)

Doch ich freue mich eines der wenigen Fassaden mal unbeschadet zu sehen, wie diese der Basilika Santa Maria di Collemaggio. Allerdings ist es wirklich nur die Vorderfront, dahinter shockt mich der Anblick des eingestürzten Daches, welches improvisiert durch eine große Blechkonstruktion ersetzt wird, und das lediglich um das Innere vor der Witterung zu schützen. Hineingehen ist derzeit unmöglich.

Italien113 

Italien  -Region Abruzzo-  (21.10.2014)

Staubig und laut geht es in der historischen Altstadt von L’Aquila zu. Ich ziehe durch die Gassen die so anders sind als üblich in Italien, vergesse fast, hier ebenfalls keinen Gastgeber zu haben (der war dann auch beleidigt, weil ich nicht täglich mit ihm chatten kann…) und gehe eher ziellos umher.

Italien112 

Italien  -Region Abruzzo-  (21.10.2014)

Gebaut für die Ewigkeit, aber verletzlich wie aus Zucker, zeigen sich nach solchen Naturgewalten die großen Gotteshäuser L’Aquilas.

Notdürftig stabilisiert warten die alten, ehrwürdigen Gebäude zu hunderten in der ganzen Stadt auf ihre Restaurierung, die allein schon Millionen im einzelnen braucht.

Ach ja, und natürlich ist da noch die Mafia, wegen der hier alles so langsam von Statten geht, heißt es noch. Ganze Baustellen wurden stillgelegt, weil die dafür aufgebrachten Gelder auf Privatkonten verschwinden (gern über einige Umwege in die liebe Schweiz, die so was ja geheim hält)

Jaja, was ist schon “für immer”?

Ich erinnere noch an Assisi, wo ebenfalls (im Jahr 1997) ein Beben die gewaltige Basilika des heiligen Franziskus schwer beschädigte und dieselbe auch 52 Jahre zuvor im zweiten Weltkrieg fast dem Erdboden gleich gemacht wurde, wäre da nicht das schlechte Gewissen eines einzigen Generals, der dies verhinderte.

Italien111 

Italien  - Region Abruzzo-  (21.10.2014)

"Es ist wie nach einem Krieg" sagt man mir in einer Bar nahe der Pizza Duomo, in der ich mich informieren möchte. "Und Krieg haben wir jetzt noch" heißt es weiterhin; es ist zum verzweifeln. Wenn nicht schon der Aufbau und die Rettung teils über 800 Jahre alter Gebäude (Bild: Kathedrale mit schwersten Schäden) schon schwer und aufwändig genug wären, kommt noch die Mafia ins Spiel, die sich wie Ungeziefer saugend und schmarotzend an den ohnehin knappen Hilfsmitteln des Wiederaufbaus zu schaffen macht; bis zu 30% aller Gelder, ob aus Rom, von der Region oder Privatspenden, verschwinden in den Taschen weniger Mafiosis, die intelligent aber abscheulich das Blut ihrer eigenen Heimat versaufen. ….Bauen davon einige Luxusvillen mehr, abseits an den Stränden Kalabriens oder Sardinien, eine Schande wie sie schlimmer nicht sein kann …. ich gehe raus, brauche frische Luft.

Italien110 

Italien -Region Abruzzo-  (21.10.2014)

Heute soll mich die “Via Terrestris” nach L’Aquila führen, weitab nordwestlich hinter etlichen hohen Bergkämmen gelegen, eigentlich ganz schön Abseits für eine Regionalhauptstadt, doch selbst Mussolini vermochte es damals schon nicht die Regionalregierung ins viel größere und leichter erreichbare Pescara zu verlegen.

Angeregt von Johns Fahrdienst, versuche ich diesmal zu trampen, scheitere aber nach einiger Zeit am bloßen Weg. Schwitzend und halb entkräftet, gebe ich auf; zu verwirrend sind all die Straßen hier die sich wild schnörkelnd um den Ort verknoten, zumindest kommt es mir so vor wenn mich der eine dorthin schikt und der andere gleich wieder zurück; WO IST DIESE VERDAMMTE STRAßE NACH L’AQUILA ???

Ganz zufällig aber, kommt bald ein Bus daher, mit der wohltuenden Aufschrift meines Zieles. Also wieder Geld ausgeben, Geld was ich immer weniger habe…. doch sechs Euro für eine anschließende, sensationelle Panoramafahrt, zahle ich dann doch gern.

Durch unglaubliche Berglandschaften wie ich sie schöner noch nie gesehen habe, zieht sich in Serpentinen die Busfahrt nach L’Aquila, ich stehe sogar kurz davor auszusteigen, hier in diesem Dorf mit bombastischer Aussicht auf die 2500er im zentralen Abruzzo, doch meine Angst vorm Hunger nimmt Ausmaße an wie einst Lucullus im nahen Rom sie mal verspührte…. gibt’s hier was zu futtern?
Sieht nicht wirklich danach aus.
Ich bleibe sitzen….

Ankunft in L’Aquila (gesprochen: Lakquila), einer Sache die nicht einfach zu beschreiben ist….. 

Im Jahr 2009 zerstörte ein Erdbeben nahezu die ganze Stadt, fünf Jahre ist das nun her und als ich ankomme, kann ichs garnicht fassen; Baukräne überall, das hämmern und dröhnen von Baumaschienen, überall, ja überall Gerüste an Fassaden die Jahrhunderte alt sind.
Als wenn eine völlig neue Stadt erbaut wird, einfach unglaublich das Ganze.

Über 300 Menschen starben damals, 33.000 mussten ihre teils zerstörten Häuser verlassen, und noch heute leben um die 20.000 noch immer in eilig hochgezogenen Wohnungen die eher an Container erinnern. Mir ist noch heute der krasse Satz von Berlusconi in den Ohren, der zur Katastrophe von L’Aquila sagte: “man soll doch mal alles nicht immer negativ sehen, ist doch wie Campingurlaub”. - als die ersten Zelte für die vielen nun plötzlich Obdachlosen aufgestellt wurden…. einige Jahre ist es nun her als ich das mal im Fernsehen mitbekommen hatte.

Heute ist L’Aquila Italiens größte Baustelle.

(Bild: Ich auf der Piazza Duomo, im Zentrum der Stadt mit dem frisch renovierten Dom. Alles andere ringsum ist noch komplett Baustelle)

Italien109 

Italien -Region Abruzzo-  (20.10.2014)

Gleich schlafe ich… genieße aber noch den Blick in die mediterranen Berge der Abruzzen hoch über meinem Zelt.

…. Selbst die Wildschweine sind hier friedlich; in großer Zahl klettert eine ganze Rotte den Hang ins Flussbett runter, kraxeln friedlich einige Meter neben dem Zelt ihres Weges und grunzen dabei ein wenig…. um dann in den Tiefen des Bergwaldes zu  verschwinden.

Italien108 

Italien -Region Abruzzo-  (20.10.2014)

Sulmona liegt allerdings zu weit abseits meiner Reiseroute und ich entscheide mich hier im Örtchen Popoli auszusteigen. Eingebettet zwischen den nicht ganz so hohen, aber dennoch montan wirkenden, teils schroffen Bergen, denke ich hier sehr gut übernachten zu können.

Popoli hat mit seinen 5600 Einwohnern alles was man braucht; deftig speise ich erstmal zu sagenhaft günstigen Preis: 3,50€ zahle ich für eine riesengroße, saftige Pizza Margherita, so wenig musste ich noch nie berappen.

Hier, tief in den Bergen ist das Leben noch mal etwas gelassener, tief in der Provinz sind die Menschen auch viel freundlicher, wollen mich nicht aussaugen und maximal ausnehmen.

Popoli ist mir auf Anhieb sympathisch, versorge mich üppig im Supermarkt und finde einen echt abgelegenen Platz in einer Schlucht, die wohl zur Eiszeit während der Schmelze entstand, damals rissen gewaltige Wassermassen große Schneisen in die Berge, die aber auch noch heute, wenns mal kräftig schüttet, recht weit voll laufen können.

Ein Unwetter ist allerdings nicht in Sicht, und ich schlafe ruhig im trockenen Flussbett.

(Bild: Feierabend im Berg, ganz ganz einsam mit meinem Bier…)

Italien107 

Italien  -Region Abruzzo-  (20.10.2014)

Weit laufe ich am Abend noch aus Ortona hinaus, finde aber neben brachliegenden Eisenbahntunneln genug Freiraum und Einsamkeit, um dort zu nächtigen.

Direkt am Meer, wenn auch auf eben diesen fetten, gewaltigen Marmorblöcken.

…. Sonnenuntergang am Zelt, mal ohne Mücken ….

Am nächsten Tag reise ich wieder nach Pescara zurück um nun wieder ins Landesinnere zu kommen. Auf der anderen Seite der Landmasse liegt Rom, die große Hauptstadt. Dort bin ich mit Georg verabredet, doch das dauert noch ein Weilchen.
Zuvor erkunde ich im Rahmen meiner “Systemreise” durch alle Regionen der großen Länder dieser Welt, nun Abruzzo, eine fantastische Gegend dessen Namen sich von dem Gebirge ableitet, den Abruzzen, die sich mit dem Gran Sasso, ihrem höchsten Gipfel, 2912 Meter erheben.

So hohe Berge, und das weit jenseits der Alpen in Italien.

Am völlig überdimensionierten Bahnhof von Pescara, treffe ich noch Jonathan, ein Afroamerikaner der hier ferne Verwandte aus seiner Urheimat besucht; Vorfahren aus Nigeria die erst kürzlich nach Italien emigrierten. Natürlich erzähle ich auch meine Geschichte und zack, er lädt mich glatt ein auf eine Fahrt ins Landesinnere, genau wo ich auch hin will.

John will in den Ort Sulmona fahren, war am Hauptbahnhof unterwegs um dort sein Mietauto abzuholen, womit ich jetzt mit ihm rein in die Berge “trampe”…

(Bild: Der typische Ausblick am Straßenrand, das hohe Ravennagras und die Berge dahinter)

Italien106 

Italien -Region Abruzzo-  (19.10.2014)

Also in Ortona soll ich heute mein Heil finden, sehe auf der Landkarte die überschaubare Siedlung und eben den Strand. Strand? Nee, eher eine Küste bestehend aus dicken Felsen, künstlich aufgeschichtet um diese zu befestigen.

Ich ärgere mich schwarz, dass ich wieder mit komplett leeren Vorratstaschen ankomme, wieder mal zuerst nervig und aufwändig nach Supermarkt und Co suchen MUSS … mein Bauch ruft laut nach reichlich Nahrung, wobei ich schon in Pescara kräftig Pizza gefuttert hatte…. (jene Pizzaecken für 1,20€, gleich mehrere)

Doch heute ist immer noch Sonntag, und da gibt es rein NIX zu kaufen.

Auf und ab schleppe ich mich durchs kleine aber steile Stadtzentrum von Ortona, welches sich erhaben wie ein kolossaler Balkon über den Hafen erhebt. Da musste ich erst mal hoch, der Zug fährt ja immer unten….

Uuuuufff, erfolglos bettele ich in den zwei Cafes nach was essbaren, doch für saftige 3,50€ für ein schlaffes Sandwich, müde in der gläsernen Auslage klebend, will man mich nur noch abzocken.

Resigniert torkel ich wieder runter zum Hafen, bestraft der Faulheit wegen, schon nicht zuvor in den vielen Kaufläden in Pescara mich eingedeckt zu haben, finde ich instinktiv den Weg zur Bar am Bahnhof; lauter Fußball und Rennsport dröhnen durch den komplett undekorierten Raum. Einzelne, nicht minder laute, ältere Männer stehen herum und debattieren übers Spiel am Monitor.

Ich leiste mir eine dicke, eiskalte Flasche Bier und ja, labe mich an der kleinen aber deftigen Wurst & Käseauslage, zahle Höchstpreise für einfachste Kost, aber so ist es nunmal: Wenn der Bauch leer ist, gibt es kein Halten mehr…

Italien105 

Italien  -Region Abruzzo- (19.10.2014)

Die Regionen wechseln wie meine Unterwäsche,  - oder eher weniger, da ich nur drei Unterhosen besitze und die letzte noch kürzlich im Meer gewaschen habe. Pescara, eine Großstadt wäre jetzt ein tolles Ziel, wenn da nicht wieder jemand mich hängen lässt; normalerweise wäre ich über Couchsurfing hier eingeladen, stelle aber fest, dass diese wieder hinfällig ist. Hier und jetzt, während ich mitten in der Großstadt das kommunale WiFi nutze und das Dilemma erfahre.

" Ich hätte mich ja nicht mehr gemeldet" heißt es im wackeligen Englisch. Klar, nachdem wir uns fest mit Zeit & Ort verabredeten, vergingen eben ganze vier Tage in denen ich selten im Internet kam. Aber heute laufen die Zahnräder der Redlichkeit halt anders; die "chattikette" verlangt es meistens jeden Tag, am besten mehrmals online zu plaudern; "hallo, how are you" , hey, how it’s weather now?" oder " tell me where are you now?" sind völlig normal und verstopfen ständig meinen Postkasten. Doch künftige Gastgeber, die nicht permanent "gepflegt" werden, und während meiner wertvollen, da kurzen Zeit im WiFi, nicht ihren plauder - dauer - Chatt bekommen, vergrämen sich dann recht fix und sagen irgendwann beleidigt ab…. Absprache und späteres Treffen, ohne ewiges, ja ewiges blablablabla, ist in Zeiten permanenter Onlinepresänz dank obligatorischer Smartphones, vor allem bei jüngeren Leuten völlig unüblich.

Solche Kommunikationsextreme (eben mit gleich mehreren künftigen / potentiellen Gastgebern) schaffe ich beim besten Willen nicht. Oder ich wäre täglich volle acht Stunden vor dem Computer…..

So auch hier in Pescara jetzt, ich lese die Absage und verliere mich in der Großstadt, scype mit Mama und überlege wo ich heute lande…. Pescara, eine 235.000 Einwohner Großstadt, mit überraschend wenig historischem Kern, lässt es mir leicht fallen wieder zu gehen. Viel zu sehen gibt es hier eher nicht, die Stadt wurde einst von Mussolini stark ausgebaut, im Krieg allerdings viel zerstört sodass heute das Stadtbild Pescaras von modernen aber eintönigen Wohnhochhäusern geprägt ist. Wobei das modernistische, frei und weitläufige Stadtzentrum recht angenehm ankommt, der Strand nicht weit liegt und ein Bummel lediglich daran scheitert, weil ich 22 Kilo auf den Schultern stemme, setze ich mich flott in den Zug und fahre für 2,80€ die 25 km weiter nach Süden. Dort liegt das Städtchen Ortona wo ich hoffe schnell einen Schlafplatz am Strand zu finden.


 

[Home] [Albanien] [Andorra] [Belgien] [Deutschland] [Frankreich] [Griechenland] [Großbritannien] [Heimaturlaub] [Irland] [Italien] [Abruzzen] [Aosta] [Apulien] [Basilikata] [Emilia Romagna] [Friaul Julisch-Venetien] [Kalabrien] [Kampanien] [Latium] [Liguria] [Lombardei] [Marken] [Molise] [Piemonte] [Sardinien] [Sizilien] [Suedtirol] [Toskana] [Umbrien] [Vatikanstadt] [Ventien] [Jakobsweg 2012] [Kosovo] [Lichtenstein] [Luxembourg] [Mazedonien] [Monaco] [Polen] [Portugal] [San Marino] [Schweiz] [Spanien] [Tuerkei]