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Italien -Region Sizilien- (17.05.2015)

——– Ciao, Sicilia …. und ab geht die Post zum anderen Ufer. Das heißt Kalabrien, das aktuell “echte” Mafia-Land. Dort verbringe ich nun die nächsten Tage immer entlang das Meeres, in verschiedenen Orten. Couchsurfing klappt mal wieder auch hier nicht, kaum aktive Mitglieder sind unter all den 18 oder 21 Jährigen Karteileichen (Profile ohne Bild oder kaum Informationen) zu sehen…. ich vergeude die kostbare Zeit während der seltenen WiFi Sitzungen bei teueren Getränken um in den Städten entlang der Küste eine online-Recherche durch die Couchsurfing Profile zu halten. Naja, drei Leute sehen ganz gut aus, sprechen Englisch und sind öfter bei der Sache …. ich schreibe sie an, mal sehen was kommt … Sizilien ade …. 2,20€ kostet die Überfahrt, 3,60€ dann die Bahn von Vila S.Giovanni über Reggio di Calabria ins Nest Melito di Porto Salvo. Weiter geht der Zug nicht heute. Italien -Region Sizilien- (17.05.2015)

Stadt Messina (240.000 Einwohner)——- Da sind sie nun, die berühmten Bootsflüchtlinge. Hier in Messina auf dem Vorplatz zum Bahnhof und nahe dem Hafen, warten sie offenbar auf die Überfahrt um anschließend weiter nach Norden zu kommen. Die meisten sind Somalis und aus dem Sudan (Darfur) sowie dem Südsudan. Nur ein winziger Teil ist hier zu sehen von ihnen, und überhaupt sieht man sie fast überall auf Sizilien. Afrika (woher die meisten Flüchtigen kommen) ist somit Europas Zukunft, es werden mehr kommen und viele werden wir auch brauchen, - wenn die Politik es schafft die Situation richtig zu nutzen.
Italien -Region Sizilien- (17.05.2015)

Stadt: Syrakusa (122.000 Einwohner) —— In der Bucht von Syrakusa, mit tollen Blick auf die Stadt hatte ich meine vier Sterne Nacht verbracht. Leider kann ich mich nicht waschen, weil das Wasser sowas von voll mit Algen ist, und überhaupt ziemlich muffig riecht. Plangemäß wäre das mein letzter Tag auf dieser großartigen Insel. Ich latsche anschließend den langen Asphaltweg zurück, überstehe eine hautnahe Begegnung mit zwei fürchterlich schäbigen Monster-Hunden, die mir einige hundert Meter folgen, sehr nahe kommen…. doch plötzlich (und endlich) waren sie weg… ….. ….. außerdem ist ja heute der tote Tag in Italien. Am Sonntag soll man sich in diesem Land schon glücklich schätzen, dass man überhaupt auf der Straße sein darf. Alles ist komplett in bekannter Sonntagsstarre, alles ist dicht und ausgerechnet heute will ich die 200 km nach Messina schaffen und auf’s Festland (Kalabrien) rüber…. und so kommt es: Der nächste Bus (oder der einzige) kommt (wahrscheinlich) erst in fünf Stunden…. sagt ein Passant, da sowieso kein Ticketschalter in Betrieb ist. Hmmm, der desolate Bahnhof wäre zumindest mal ein Versuch wert, kann ja eh nichts anderes jetzt machen. Ah ja, Glück: In zwei Stunden geht der einzige Zug für heute, nach Norden sogar bis Rom. Ich löse ein Ticket bis Messina…. und zahle saftige 19,50€ …. das haut rein; “Intercity-Züge” kosten in Italien viel mehr als die gewöhnten Regionalzüge oder Busse. Doch die fahren am heiligen Sonntag aus Gottesfurcht eben nicht. Das kostet mir finanziell ordentlich Buße … Italien -Region Sizilien- (16.05.2015)

Stadt: Syrakusa (122.000 Einwohner) ——- In einem Hotel frage ich einfach nach einem Stadtplan, bekomme den auch und staune über dessen Größe, kann somit ungefähr abschätzen, wo ein diskretes Zelten nahe der Stadt möglich wäre. Die Grünfläche südlich dürfte passen, dort ziehe ich nun hin um mein Lager aufzuschlagen…. vorher aber beschaffe ich die üblichen Leckereien, schleppe mich doof & dusselig diese lange, staubige Ausfallstraße ca 3 Kilometer ab, bis ein Weg weg von der Straße durch Schilf, wilde Müllkippen und dubiosen Gewerbeflächen zu einem ungepflegten Strand führt. Mein Hotel für heute *freu* Italien -Region Sizilien-

Stadt: Syrakusa (122.000 Einwohner) ——— In solch alten Häusern leben selbst in dieser ältesten Stadt Italiens nur wenige; über 500 Jahre steht dieses Haus in Syrakusas ältesten Wohnviertel, gleich einige hundert davon in der Nachbarschaft. Einer der Orte wo ich die schwere Tasche ablege und einfach Pause mache … Italien -Region Sizilien- (16.05.2015)

Stadt Syrakusa (122.000 Einwohner) —— Der Apollo Tempel, oder eben das was davon übrig ist, zeugt einzig von Syrakusas großer Geschichte; 2600 Jahre alt sind diese Gemäuer (rechts im Vordergrund) -erbaut zu Zeiten als die Römer erst noch laufen lernten. Jaja, die Griechen…. die waren überall mal die ersten ………….. und heute brechen selbst ihre Banken in Trümmern zusammen … Italien -Region Sizilien- (16.05.2015)




Stadt Syrakusa (122.000 Einwohner) ———– Wieder rattert der Kleinbus durch sagenhafte Landschaften, alte Städte und immer das blaue Mittelmeer zur rechten. Syrakusa, oder das alte Syrakus einst vor 3000 Jahren von den Griechen gegründet, wäre nun mein letztes Ziel hier auf der großen Insel Sizilien. Das alte Ortigia, -so heißt die Altstadt die auf einer Insel liegt, überschaue ich schnell, wobei ich träge mir Zeit lasse; 20 Kilo Gepäck bei drückenden 30 Grad lassen mich kaum zum flotten Touristen werden, und überhaupt sieht hier ein Touri-Rentner müder als der andere aus…. ja, Ortigia, Syrakusas Altstadt wäre sogar noch schöner, ja die schönste aller sizilianischen Städte, wenn da nicht das typische Leben fehlt; fast ausschließlich den Touristen mit all ihren feinen, sterilen Restaurants, Hotels und vielen Sternen dazu, gehört hier das alte Pflaster. Das einheimische Durcheinander wie in Catania, sehe ich hier nirgends. Dennoch tut der Ort gut und auch die Tonnenlast auf meinen Schultern stört irgendwie kaum; ich setze mich oft ab, träume unter dichten Fikus-Bäumen oder stelle mir die alten Griechen am Apollo Tempel vor, die hier vor 2600 Jahren die alten Syker (Siziliens Ureinwohner) helenisierten, ihnen ihre Zivilisation und Glauben nahebrachten. Heute ist Syrakusa eine mittelgroße Stadt, deutlich zweigeteilt - die Neustadt, schnell gewachsen in den 1050er Jahren mit Zwekbauten und Sozialwohnungen, und eben das touristische Otrigia auf der Insel. Region Sizilien (15.05.2015)

Stadt: Pozallo (20.000 Einwohner)———– Sommer, Sonne - Sizilien. Nur das die berühmten Zitronen fehlen, die gibt’s wohl erst wieder im Herbst… ich zahle das Ticket für Syrakusa mit sechs Euro; 120 km für 6€. So komme auch ich mit schmalen Budged rum und nutze die zwei Stunden Wartezeit, schaue mir Pozallo an, bade im Meer und bin sauber & gewaschen für die nächste Stadt. (Bild1: Der “antike Turm”, das Wahrzeichen der Kleinstadt Pozallo) Italien -Region Sizilien- (15.05.2015)

Stadt: Pozallo (20.000 Einwohner -Italiens südlichste Stadt) ———— Wie immer übernachte ich auch wieder wild, irgendwo im Abseits, so wie hier nahe dem Strand in den Dünen dahinter wo etwas Schilf die Sicht schützt. Zwar gibt es gleich nebenan einen Campingplatz, aber der kostet immerhin 10 € für das Zelt. Jaja, Pozallo, wo ich eigentlich garnicht hin wollte, aber in Italien läuft eben alles sehr viel langsamer; ein Bus oder gar ein Zug von Gela nach Syrakusa (150 km) gibt’s nur zweimal, (oder weniger) am Tag… uff, da braucht man wirklich extrem (!) viel Geduld und eben jede Menge Zeit. Die habe ich ja und tingel somit ganze 3 Std die 90 km von Gela nach Pozallo, im Bus durch viele Dörfer und tolle Städte (Ragusa -und rauf auf dem Berg darüber) sehe die uralte Stadt Modica und reise im Bus die Serpentienen durch endlose Schleifen im tiefsten Süden Siziliens. Ganz unten, wo’s nicht mehr weiter geht, halte ich in Pozallo, so um 15:00 Uhr. Zeit genug für alles: Lecker Essen kaufen beim Discounter, und sofort zum Strand, ab ins Wasser. 30 Grad, Wasser noch etwas kühl, aber einfach herrlich…. hier bleibe ich, verzichte auf die Weiterfahrt nach Syrakusa, (Italiens südlichste Großstadt) weil es einfach schon zu spät ist. Pozallo, eigentlich DER Hafen für die Fähre nach Malta, reicht mir heute. Malta schaffe ich leider nicht mehr. Zu spät bin ich diesmal gestartet wegen meiner neuerlichen Flugangst. Ein Blick zum Horizont soll reichen; Malta schaue ich mir später an…. jedenfalls kenne ich jetzt Pozallo, was viel gepflegter als Gela eigentlich recht touristisch aussieht. Es ist heiß heute, ja, wunderbar heiß an diesem südlichsten Punkt Siziliens. Italien -Region Sizilien- (15.05.2015)

Karg die Kost dieser Tage, da meine Reisekasse diesmal wirklich knapp bestellt ist; 8,80€ machen mich heute satt; Salami, Brot, deutscher Schimmelkäse und natürlich reichlich Bier, zuvor etwas Obst und fertig. Italien -Region Sizilien- (14.05.2015)


Stadt: Gela (76.000 Einwohner) Toll geschlafen im dichtesten Dickicht meines Wanderlebens… kein Zentimeter weniger und das Zelt hätte nicht gepasst. Dafür hat mich aber keiner der Halunken gesehen die hier am Strand ihr Unwesen treiben. Bilder: Helfer in Gela; hier konnte ich den 20 kg schweren Rucksack zwischenlagern und sogar auf Deutsch mich verständigen, da viele Sizilianer mal nördlich der Alpen gearbeitet haben. - Zwiebelzeit auf den Märkten; Gela lebt hauptsächlich von Gemüse und Obst, inmitten einer landwirtschaftlich sehr reichen und satten Gegend. Geld bringt das allerdings wenig, die Sachen kosten hier echt nur Pfennige. Italien -Region Sizilien- (15.05.2015)

8,50€ kosteten die 95 Kilometer von Catania nach Gela mit dem Bus. Immer noch bekanntlich günstig hier in Italien, aber momentan für mich eben auch teuer…. deshalb spare ich mal beim Essen; lasse die duftenden Schnellimbisse in der schrulligen Stadt Gela links liegen und sammel mir den billigsten Stoff im Essens-Ramsch-Markt zusammen, zahle 3,10€ um heute satt zu bleiben. Zum Glück lässt der Durchfall nach, bin eh wenig hungrig und finde mich etwas lethargisch durch die gammeligen Gassen dieser Stadt zurecht, -zu sehen gibt’s wirklich kaum was, lediglich eine uralte Kirche im Zentrum, aber ansonsten erinnere ich mich daran was ein Sizilianischer Freund erzählte: Gela sei die hässlichste Stadt der Insel, ja ganz Italiens…. Was nicht so ganz abwegig ist, denn hier sieht es so ein bisschen danach aus als wäre man in Tunesien oder in der Türkei; überall halb fertige Rohbauten, viele Ruinen, löcherige Gehwege und verwilderte Parks. Dabei war Gela schon vor 2700 Jahren von den Griechen gegründet, mal eben so alt wie Rom, wenngleich so gut wie nichts mehr davon zu sehen ist. Am Strand bin ich ganz allein, schlage mich ins weite Buschland dort und baue das Zelt wunderbar versteckt im Astwerk eines vom Sturm geknickten Baumes.
Italien -Region Sizilien- (15.05.2015)

Na, wer sieht mich? So tief im Dickicht hatte ich noch nie gezeltet. Vorsicht soll ich walten lassen, sagte mir noch eine Deutschsprachige Frau in Gela, da hier nicht wenige Banditen den Strand, vor allem Abends und Nachts unsicher machen…. die hatten aber keine Chance mich überhaupt zu sehen :-)
Italien -Region Sizilien- (14.05.2015)

Auf geht’s wieder. Meine zwei Tage des ankommens in Catania sind vorbei. Heute ziehe ich wieder los, raus aus dem engen Muff des vollen Mehrbettzimmers das mir erstmal 17 € die Nacht kostete. Das Hostel war aber nötig um ganz relaxt in die Tour zu starten, trotz meiner kleinsten Reisekasse die ich je hatte: knapp 600 € sollen für die nächsten drei Monate reichen, bis mich meine Familie am Olymp, dem großen Berg in Griechenland mit dem Auto abholen. Doch bis dahin ist es noch sehr weit; heute suche ich den Bus nach Gela in Südsizilien, und werde dort irgendwo am Strand schlafen, morgen dann nach Syrakusa und dann wieder hoch bis Messina bis rüber ans Festland… gute Aussichten, wenn da nicht der schlimme Durchfall wäre, der schon die ganze Nacht ein wahrer Hostel-Albtraum war. Doch ich will weiter… will raus …
(Bild: Am Dom von Catania ziehe ich gleich vorbei zum Bahnhof, zwei Kilometer weiter. Hier liegt auch das “Agora Hostel” ganz zentral nahe dem Dom)
Italien -Region Sizilien- (13.05.2015)

Natürlich könnte ich schönere Bilder aus Catania posten, doch öfter sind es die kleinen Sachen hinter den Kulissen der Urlaubsbilder in Postkartenniveau, die sich auch einprägen; nach dem großen Fischmarkt wird aufgeräumt, und auch der dekorative Schwertfisch hat ausgedient; noch kürzlich glänzten seine schnellen Augen in unendlicher Freiheit seiner tiefblauen Heimat…. jetzt aber sind sie nur noch matt im Müll.
Italien -Region Sizilien- (13.05.2015)

Auch auf Reise: Die vielen Flüchtlinge, gekommen in kleinen Booten aus Afrika finden hier auf Sizilien meist Unterschlupf in den vielen Ruinen alter Industriebauten. Dieses Bild machte ich spontan am Rande der großen Hafenstraße durch das Loch eines Bretterzaunes. Was wir in den Nachrichten sehen ist hier offensichtlich; viele Somalis, Sudanesen oder Syrer irren durch die enge Stadt, finden dennoch irgendwo ein Versteck.
Italien -Region Sizilien- (13.05.2015)

In Catania war ich ja schon, und heute ist einfach nur ein Tag zum ankommen angesagt. Zu sehen gibt’s deshalb nicht viel neues, doch im anderen Glanz des Wonnemonats Mai, sieht die Sache schon ganz anders aus; klares Wasser, bunte Fischerboote und Sonnenschein satt…. Sizilien wie ich es im Winter nicht fand.
(Bild: Einer der Fischerhäfen Catanias)
Italien -Region Sizilien- (13.05.2015)

Heute nur ein Bild was wohl mehr sagt als 1000 Worte: Strand, Ätna und ein Birra Morretti (0,7l) bei 28 Grad. Der Tag fliegt nur so von dannen…. morgen verlasse ich Catania, meine Lieblingsstadt auf der Insel und reise in den Süden nach Gela…. da wo Europas Rand ganz außen liegt…
Italien -Region Sizilien- (12.05.2015)




Noch gucke ich ziemlich fertig aus der Wäsche, da die letzten Tage und Wochen echt anstrengend waren…. viel nachgedacht übers Wanderleben, über die Familie daheim…. es hat Änderungen gegeben die anstrengend waren, aber eben auch gut sind. Zudem litt ich an Platzangst die plötzlich von heut auf morgen daherkamen. Nicht gerade wirklich Stoff aus dem tolle Posting-Geschichten sind. Doch erstmal geht’s weiter; der tiefste Süden Italiens, dann rüber nach Albanien, dem Kosovo und zuletzt Griechenland. Am 15.08 kommt die Familie mich am Olymp bei Thessaloniki abholen mit dem Auto. Bilder: Tomatensaft & Thavor Superpillen -für den Fall der Fälle- … hoch über den Wolken geht eben nix ohne Tomatensaft, sehr wohl aber ohne Thavor. Hab sie nicht gebraucht :-) Fliegen war eh nie mein Ding, aber ich werde es zukünftig öfter machen müssen, oder eben auch wollen, da es sonst nur jahrelang ohne meine Familie, ohne Freund Georg ganz allein auf dem langen, ewigen Weltweg ginge.
Italien -Region Sizilien- (12.05.2015)
Jajajajajaja….. wer ist den da wieder online? - Oder wieder im Wanderleben???
Man, man, man…. was habe ich die letzten Monate für Sachen erlebt, alles abseits des grooooßen Weltweges, aber dafür in den noch weiteren und verwinkelteren Windungen des menschlichen Gehirns; plötzliche Flugangst und überhaupt komische Platzängste ergriffen mein eigentlich so wagemutiges Herz aus heiterem Himmel…. och, ich könnt jetzt erzählen…. ohne ende.
Aber egal, nach einem vermasselten Flug und vielen Gesprächen ist nun alles wieder beim alten; ich bin wieder da, bin wieder dort wo ich im Januar unterbrochen hatte: AUF SIZILIEN, wieder in Catania, und die Tour geht weiter.
So, erstmal zum “Schicken Spot”, da wo es schon im Februar 2014 so lecker und billig war…. und din ganzen Flug mit all den Erwartungsängsten sacken lassen. Tage um Tage bangte ich dem finalen Tag entgegen, war lange Zuhause im Gastbett meines Elternhauses. ….Ob ich das schaffe, in der engen Röhre über die Wolken gen Süden zu schießen?
Fühlt sich wie vor eine finalen Semesterprüfung an, aber siehe da, am Airport war alles einfach wieder gut…
Soll wohl nur eine “Phase” im Leben gewesen sein, wie ein Freund und Phsychologe mal vorausschaute. Stimmt, fühlt sich genau auch so an :-)
Italien -Region Sizilien- (02.01.2015)

Letzer Tag….
Das letzte Licht….
So, sitze jetzt müde an meinem Tablet-PC, schreibe mit überfüllten Bauch die letzten Zeilen bevor es für drei Monate in die Heimat geht. Dort mache ich Geld, Verbindungen und Pläne. Der Weg geht dann Anfang April exakt wieder nach hier, nach Trapani zurück (Birgi Airport) und setze den Weltweg hier fort.
Wir verbrachten den Tag in den Salinen, der Wind ist echt frisch und ich besinne mich noch des Jahreswechsels in Trapetto, welches wir heute früh bereits verlassen hatten, das deutsche Dorf mit der “Solingen Connection” auf Sizilien….. unvergessen.
In der Bildmitte kann man Georg als Punkt erkennen, er wandert am Strand entlang, wo Salinenbecken und Meer von nur einem schmalen Pfad getrennt sind.
Morgen lande ich dann in Haan bei Frankfurt, verbringe noch eine Woche bei Georg in Trier an der Mosel, bereite dort eine große Arbeit über Bevölkerungswissenschaften vor (auch einer meiner Projekte) und fiebere schon der Fortsetzung des “ewigen” Wanderlebens entgegen……….
Ich schreibe natürlich weiterhin hier unter “Heimaturlaub” fleißig weiter….ist eigentlich kein Urlaub, muss ordentlich Geld machen, und es bleibt spannend!!!
Ciao, Bella Italia ….. Italien -Region Sizilien- (02.01.2015)

So, nun sind die Tage fast vorüber, MORGEN VERLASSE ICH ITALIEN………..
Heimaturlaub ist angesagt, Familie und vor allem viel Arbeit um das Wanderleben weiterhin vorzubereiten.
Aber noch bin ich ja hier, wie z.B. an diesen Salinen bei Trapani zur “blauen Stunde” im schönsten Abendlicht.
Trapani hatte vor allem früher mit Salzgewinnung Geld machen können, noch bis heute wobei die paar Arbeitsplätze keine 100.000 Einwohnerstadt nur annähernd versorgen.
Vielmehr sind die Salinen von Trapani seit schon 850 Jahren ein Wahrzeichen für die Wirtschaftskultur der Stadt; während das etwas weiter südlich gelegene Marsala weltbekannt für seinen süßen Marsala Wein ist, kennt die Welt das Salz aus Trapani. Über 100.000 Tonnen werden hier jährlich dem Meer abgewonnen, und schon die Phönizier begannen an dieser Stelle bereits vor 3000 Jahren die Salzgewinnung, und etablierten somit den Handel des “Weißen Goldes” seiner Zeit.
Mitten in den weitläufigen Beckenlandschaften in denen friedlich das stark salzige Wasser plätschert und darauf wartet im Sommer von der gnadenlosen Hitze der Sonne verdunstet zu werden, liegt ein vier Sterne Hotel, schlicht aber wunderbar gelegen mit großen Zimmern.
Georg lud mich nun zum letzten Tag hier ein, mitten drin in dieser fantastischen Gegend.
Heute im Januar ist es wegen der Kühle wirklich ruhig hier. Im Sommer aber, wenn’s sehr heiß ist, verdunstet das Wasser in den seichten Becken schnell, bleibt das Meersalz zurück, wird zu Haufen zusammengekehrt und aufgesammelt, fertig ist die Salzgewinnung.
(Bild: Ein Salzhaufen lagert neben der Saline, dem untiefen Wasserbecken. Links davon, das weiße Haus ist unser Hotel: Schlafen wie ein Salinenkrebs :) Italien -Region Sizilien- Erice (27.12.2014)

Seht euch das mal an: Wie im Bauch eines Wales… wobei diese einzigartigen Ornamente gar nicht mal so alt sind, gerade mal im 19ten Jahrhundert, also historisch noch “jung” erschaffen, beschreibt der Innenraum der Chiesa Madre in Erice einen neogotischen Stil mit innovativen Charakter. Jaja, schlau gesagt, aber das rutscht mir dermaßen flott von den Fingern da mich so was begeistert und mitnimmt.
Wie ein Kunstwerk hält mich wieder eine Kirche im Gedächtnis an den Ort Erice, der an sich schon sehr eindrücklich eine - im Gegensatz zu anderen, eintönigen Städten, starke Identität hat.
Besonders diese astronomisch anmutenden Zeichen gefallen sehr, ausnahmsweise mal keine Bilder von immer den selben Sachen wie Engeln, Heiligen, Maria und Josef …. Italien -Region Sizilien- Erice (27.12.2014)

Während das Land für vier Stunden sein Bruttosozialprodukt in lethargischer Lähmung hält, fährt dennoch diese Seilbahn von Trapani hoch nach Erice, einer komplett erhaltenen mittelalterlichen Festungsstadt auf dem Berg.
Ganz oben angekommen ist die Aussicht auf Trapani umwerfend (siehe vorletztes Bild) und Georg spendiert neben die Gondelfahrt auch die Eintritte in die vielen Kirchen von Erice, von denen nahezu alle im Stil des Barock gehalten, jeweils aber alle individuelle Elemente zeigen.
Eine Ausnahme ist allerdings die Chiesa Madre (Bild) gleich am Ortseingang gelegen, mit ihrem alten Wehrturm aus dem 12ten Jahrhundert, einst normannische Festung dann zum Glockenturm umgebaut. Bin auch drauf gestiegen; Aussicht auf Erice von 30 m …. leider nichts mit Fotos weil die Sonne genau über den Ort steht…. *Augen zu* Italien -Region Sizilien- Trapani (27.12.2014)

Beim Geldwaschen kann ich hier die Mafia nicht beobachten, zu versteckt hinter unscheinbaren Wänden Asbestbelasteter Verwaltungskästen wuseln sie um her …. so das in Trapani ansonsten wenig zu sehen ist, bis auf die lange Mole raus auf’s Meer (Bild) die mit einem kleinen Wehrturm am ende abschließt.
Umgeben vom Meer …. mit leeeeren Magen; …. es ist 15:00 Uhr, nix und wieder nix ist hier auf, die Straßen der großen Stadt gleichen einem Geisterdorf. Warum?
Es ist SIESTA, die italienische Totenstarre (alias Mittagspause) mindestens vier Stunden lang !!!!!
Das Land ruht, ruht und ruht……
…Wirtschaftskrise?
Bitte keine weiteren Fragen, wir wollen erstmal RUHEN!!! Italien -Region Sizilien- Trapani (27.12.2014)

Tief, tief im Westen…. da wo Sizilien und somit auch ganz Italien aufhört (…oder für die Boat People aus Afrika eher anfängt) sehe ich auf Trapani nieder, einer 100.000 Einwohner Stadt die weit auf einer Landzunge ins Mittelmeer ragt. Nur die Egadischen Inseln, draußen im Meer sind noch zu erkennen, dahinter kommt der Horizont, ganz ganz weit …. Afrika im Süden liegt gerade mal dahinter; 140 km trennen das arabische Tunesien von diesem Land hier, Trapani hat deswegen schon einiges gemein; Arabisches Couscous gehört hier neben den herkömmlich sizilianischen Gerichten selbstverständlich auf der Speisekarte, wenn auch nie unter 10 Euro die Portion, was als typisch italienisch die pikanteste Zutat für dieses einfache, sehr preiswerte Essen wäre.
Ganz weit hier am Rand der europäischen Union gibt es sie auch noch heute: Die trapanesische Mafia gehört momentan zur stärksten Siziliens. Hier ganz hinten auf der Insel wirkt sie noch, besonders im Finanzsektor, weshalb das eigentlich provinzielle Trapani DIE Bankenstadt Siziliens ist …. glänzende Hochhäuser finde ich allerdings nicht, eher wild verbaut und nahezu orientalisch chaotisch dröhnt Verkehr, kahl und hässlich verstellen hohe Betonfassaden ein ohnehin wenig aufregendes Stadtbild.
Gewaschen werden die Moneten eher in unscheinbaren Büros hinter tristen Wänden der Bausünden aus den 60er Jahren. Das alles im Kontrast zum unglaublich blauen Meer, was hier irgendwie blauer erscheint als anderswo. Auch die historische Innenstadt überrascht mit entspannenden Autofreien Straßen. Drei Punkte dafür Trapani :-)
(Bild: Trapani aus 730 Metern Höhe, dahinter auf dem Meer: Die drei Egadischen Inseln.) Italien -Region Sizilien- (29.12.2014)

Begegnungen auf sizilianischen Straßen…
Weideland, aber vor allem Äcker wegen der fruchtbaren, braunen Erde prägen vor allem das Innere der großen Insel. Sizilien war schon vor 2500 Jahren heiß umkämpft; alle wollten das fruchtbare, mediterrane Land mit den sanften, aber bestimmenden Bergen - so weit das Auge recht, für sich haben.
Natürlich waren es die Römer die hier am längsten herrschten, ganz viel später dann die italienische Einigung 1870, die Sizilien Teil dieses großen Landes macht, mit weiter Eigenbestimmtheit, auch wenn hier und da mal die Zentralgewalt aus Rom den einen oder anderen Mafia-Bürgermeister oder Stadtrat aushebeln musste.
Wäre Sizilien heute noch ein eigener Staat (halb so Einwohnerreich wie Griechenland) hätte aber die EU einen echten Problemstaat mehr: Mit fast 30% Arbeitslosigkeit steht es Griechenland in nichts nach. Auch Investitionen ins eigentlich herrliche Land sind wegen der katastrophalen Mentalität kein Vergnügen; sofort über den Tisch gezogen wurden schon damals in den 60ern alle die z.B. aus dem industriell entwickelten Norditalien hier was aufbauen wollten, woran sich bis heute nicht viel geändert hat. Die allgegenwärtige Mafia wurde wirklich weit zurückgedrängt, doch Geschäfte mit einem Sizilianer oder Kalabresen, sind oft als Spiegel der Wirtschaft zu verstehen (oder umgekehrt) …. erst mal wenigstens Versuchen den Partner über’s Ohr zu hauen… ob mit oder ohne Mafia …
Siziliens Stärke, seine Land und Fischwirtschaft reichen allerdings kaum aus um flächendeckend den Leuten Arbeit zu bringen; keine Region Italiens holt mehr Fisch aus dem Meer als Sizilien, hier wachsen die meisten Zitronen und Orangen, sowie der meiste Weizen Süditaliens, Gemüse und überhaupt alles nur erdenkliche was billig und in super Qualität auf den bunten Märkten kommt zeugt eigentlich von einem reichen Land.
Aber wie so oft auf der Welt sind die Menschen nicht wenige; 5 Millionen drängeln sich auf der Insel, mehr noch als das viel größere Irland. 90% aller Bauern müssen sich 10% des Ackerlandes teilen, während gerade mal drei Großgrundbesitzer über 50% allen Landes besitzt …. Italien -Region Sizilien- Monreale (29.12.2014)

Wie ein Thronsaal voller Gold und Pomp erstrahlt die Halle der Basilica in Monreale, die mit einem übergroßen Portrait ihres Chefs ihr Finale findet; ein gewaltiger Jesus umgeben von goldenen Glanz und nahezu allen biblischen Gestalten in Bildform.
Überhaupt findet sich hier offenbar genug Platz für die gesamte Erzählung des alten Testamentes in Bildform; über 850 Jahre alt, vielfarbig ja bunt wirken die teils als Mosaik verarbeiteten Bildnisse immer noch lebendig, kaum Patina angesetzt, als sei alles erst kürzlich fertig geworden. Und bei all der Kompaktheit, wirkt die Szenerie nicht überladen; dermaßen perfekt in Balance, stehen die Handlungen in einer nicht überfordernden Kontinuität dem Betrachter gegenüber, - vorausgesetzt dieser lässt sich die nötige Zeit.
Wieder begeistere ich mich als Atheist für solch Pracht. Lediglich als kulturelles Erbe meiner Spezies, als historisches Juwel einer großen Epoche, unbeschadet und weit unverfälscht die Jahrhunderte überdauernd…. Kirche sowie Kreuzgang (letzterer mit satten sechs Euro Eintritt völlig überteuert) sind kaum verändert worden, lediglich eine Seitenkapelle fiel der barocken Herrlichkeit zum Opfer, wenn auch mal gar nicht soooo unpassend, da gegen solch eine normannisch goldene Perfektion, sowieso keine überladene Schnörkelei ankommt ….
Fünf Kilometer weiter Stadteinwärts, durch ein Verkehrskollaps afrikanischer Ausmaße, kommen wir dann doch noch an. Die Kapuzinergruft will ich auch noch unbedingt sehen: Hier gibt es wirklich hunderte echte Mumien, ja offen daliegende Tote, die komplett ausgetrocknet noch nicht einmal irgendein Geruch verströmen. ….Sollte man annehmen, aber in den Katakomben dürfte die Luft komischerweise frischer sein als draußen im tosenden Straßenverkehr Palermos. Mittlerweile als Touristenattraktion mutiert, kann ich über tausend teils skelletierte, öfter aber mumifizierte Leichen bewundern, die irgendwie aufgrund ihrer Offenheit (man könne sie anfassen…) und zur-schau-stellung, recht unreal wirken. Mit weit offenen Mund, lochartigen Augen und schwarzer, papierartig faltiger Haut, lugen mir Gesichter längst vergangener Zeiten entgegen…. wobei erst vor über 500 Jahren die Mönche sich selbst, und dem Kloster nahestehende hier offen bestatten (nachdem sie allerdings einer längeren “Trockenzeit” ausgesetzt waren) wähne ich mich hier umgeben 10.000 jähriger Unheimlichkeit. Gemischt sind die Gefühlswelten des Besuchers garantiert, genauso wie die Moral des Hauses: Ein striktes Fotoverbot wegen der ehrenwerten Totenruhe stehen nicht wenige Postkarten gegenüber auf denen gruselig die ausgetrockneten Gesichter abgebildet, als tolles Souvenir zum Verkauf stehen. - Soviel mal zur Totenruhe, und Georg war es letztlich, der mich davon abhält mal heimlich ein diskretes Foto zu machen …..
Man muss ja nicht immer und überall alles knipsen, oder ?
(Siehe einfach bei Wikpedia unter: Kapuzienergruft Palermo) Italien -Region Sizilien- Monreale (29.12.2014)

Die Zeit läuft und läuft, schnell aber dennoch langsam. Intensiv erlebe ich die besonderen Orte dieser Insel, wobei die letzten Tage hier auf Sizilien - zumindest für dieses Jahr, allmählich auslaufen…. doch nach Monreale, einem mit Palermo zusammengewachsener Vorort mit großem historischem Gewicht, finden wir dann auch noch.
Selbstverständlich ist es die Basilica Santa Maria Nuova, wohin mich mein theologisch visierter Begleiter hinführt, tatsächlich eine Steigerung zur Capella Palatina im Königspalast unten in Palermo, im selben Stil aber noch größer, gewaltiger und pompöser. Zudem noch frei zugänglich *freu*
Noch einmal schaue ich auf Palermo, diesmal von der Kathedrale von Monreale, dass hoch ansteigend über der Bucht liegt, eine tolle Aussicht über die Stadt bietet… Italien -Region Sizilien- (29.12.2014)

Wo bin ich hier auf der Insel?
Daaa oben in der Westecke von Sizilen liegt Trappeto, hier weile ich bei Georg weit abseits vom Wild-Camping im Ferienhaus….
Ja, und endlich findet sich mal die Flagge Siziliens, recht eigenartig als “Triskele” mit den drei Beinen (für alle drei Eckpunkte Siziliens) sowie einem Kopf in deren Mitte; mal ein Medusenhaupt, mal jener von Ceres oder einigen anderen alten Gottheiten…
Das Rot steht für Palermo, das Gelb für die Stadt Corleone (gelb wie das Korn jener Zeit dort), beide Städte schlossen sich zum ersten Bündnis gegen den damaligen Herrscher Karl 1. - was später zur Unabhängigkeit Siziliens führte.
Wieder mal klar: Regionen großer Länder sind wie eigene Länder; Sizilien ist Italien, doch erkennbar auch sein eigenes Reich, mit eigener Geschichte, Essen, Traditionen und Natur. 20 Regionen hat Italien, 20 mal eine Welt für sich, doch einige sind ganz besonders eigen: Sizilien gehört klar dazu, hier reichen zwei, drei Wochen nicht wirklich aus um all die bunte Vielfalt zu verstehen…. ich befürchte sogar nach sechs Wochen auf der Insel noch immer am Anfang zu sein ….. Italien -Region Sizilien- Agrigento (28.12.2014)

Schon vom komplett erhaltenden Concordia Tempel, fallen schon die Reste des weiter entfernten Hera Komplexes auf; hier ragen zumindest noch die Säulen vollständig in den sizilianischen Himmel, während das vollständige Innenleben entweder in Trümmern liegt, oder als Baumaterial ausgeräumt wurde.
Überhaupt dienten die alten, antiken Städte den späteren Zeiten nur zu oft als Lieferant für Baustoff; die aufwändig geschlagenen Steinblöcke eigeneten sich gut, z.B. für den Bau von Kirchen und Palästen viel späterer Epochen.
Besonders zur arrogant abgehobenen Barock-Zeit war nichts und gar nichts zu schade um es zu demontieren für die eigenen Zwecke; uralte Mauern, Tempel, Wehranlagen, usw, wurden abgetragen und neu verbaut in der Architektur des Schnörkels.
Aber auch zuvor, vor allem im 11 Jahrhundert, wo der Kirchenbau boomte wie nie, waren die Zeiten für vorchristliche Relikte besonders schlecht; viele Mauern unserer Kathedralen werden von Steinen noch viel älterer Bauten getragen…. (siehe Rom: Das alte Kolosseum als “Steinbruch” für den Petersdom)
Doch hier in Agrigento wütete ja auch blinde Zerstörung, und Heras Tempel kann sich nur glücklich schätzen, noch so gut als solcher erkennbar zu sein.
Als Schwester aber auch zugleich Frau vom Göttervater (Zeus) wurde ihr dieser Tempel am hinteren Ende des Ensembles erbaut, sozusagen eine Galerie der Götter auf der Anhöhe im Tal der Tempel.
Hera bedeutet soviel wie die weibliche Form von “Heros” (Herr) - wo wieder mal klar wird, wo unserer Sprache und Verständnis fußt; wir sitzen auf einem Berg aus Geschichte ….
Aus Hera wurde natürlich später die römische Juno, eben die Frau vom Jupiter. Ach, vergessen habe ich noch den Herkules (vormals griechisch: Herakles) …. Der hat hier auch seine Tempelruine, allerdings nur mit wenigen, aufrechten Säulen erkennbar.
………. Ein Gang durch uralte Götterwelten: Agrigento, heute als moderne Stadt oben auf dem Berg (50.000 Einwohner), unten die alten Tempel, weiter draußen die Fabriken am Hafen uns das Meer….. ein kompakter Ausflug, insgesamt 300 km. Italien -Region Sizilien- Agrigento (28.12.2014)

Vom Trümmerfeld dann weiter, etwas bergauf strahlt uns der am besten erhaltende Bau des antiken Akragas an: Der Tempel der Concordia, welche als Gottheit der Eintracht, der Einheit einen besonderen Stellenwert im historischen Flickenteppich des römischen Reiches darstellte, wo bei all den (unterworfenen) Völkern, all den politischen Gefahren im Innern, im ersten Vielvölkerstaat dieser Welt, ein solcher Wert extrem wichtig war. Also musste dafür auch eine Gottheit her; mit “Homonia” erkoren die alten Griechen ja zuvor die gleiche Idee und somit war die (später römische) Concordia eben nur ein Teil der Massenadoption der griechischen Mythologie auf die römische.
Wie dem auch sei, wenn auch Concordia nicht für immer die Einheit dem Reich verschaffte, so gelang ihr die Einheit ihres Tempels in Agrigento um einiges besser; fast vollständig blieben bis heute die Mauern und Säulen erhalten, zum ersten mal erkenne ich bei so einem Bau auch ein Inneleben mit “Pronaos”, “Cella”, und “Opisthodom”, den ritualen Räumlichkeiten.
Lediglich das Dach fehlt, welches damals als Holzkonstruktion keine Chance hat, über 2440 Jahre bis heute zu überdauern. Italien -Region Sizilien- Agrigento (28.12.2014)

Ein wahres Schlachtfeld dieses Tal der Tempel, wie eine der wichtigsten Ausgrabungsstätte Siziliens heißt.
Gut zu erkennen, wie Bauklötze aus denen mal gewaltige Tempelanlagen bestanden, sehen die Säulenelemente aus, bereits schon vor über 1500 Jahren in diesem Zustand versetzt, zwischenzeitlich geplündert und vergessen, harren die antiken Brocken nun der Ewigkeit. Toll: Ich klettere einfach auf ihnen herum, kein Zaun hält den akrobatischen Reisenden von einer Tuchfühlung der historischen Substanz ab.
Die altertümliche Trümmerlandschaft geht vom Dioskuren Tempel in den Zeus Tempel über, der wohl noch größer gewesen sein muss; gewaltigere Brocken lassen erkennen dass hier der höchste Gott der Hellenen sein “Haus” mal hatte. Später als die Römer das Zepter übernahmen, wurde nun aus Zeus kurzerhand der “Jupiter”, (die Griechen vererbten neben ihrer Architektur und Gesellschaftstheorie auch gleich ihre Götter an die späteren Römer) - der höchste Gott im römischen Himmelreich damals.
Letztendlich schafften es die Gegner Roms dieser zeit, Agrigentum zu erobern und selbstverständlich erstmal zu zerstören; nicht weit weg, gleich über dem Meer nach Süden liegt schon Afrika, dort wo heute Tunesien ist mit seiner Hauptstadt Tunis. Dort lag mal das große Gegengewicht Roms, Karthago, deren Ruinen bei Tunis noch heute zu sehen sind.
In den berühmten “Punischen Kriegen” schafften die Karthager einige Schläge gegen das allmächtige Rom; nicht nur mit Hannibal und dessen berühmten Elefanten-Feldzug über die Alpen, sondern auch vernichtende Schläge römischer Siedlungen auf Sizilien gehören dazu; karthagische Sklaven einst als Erbauer für den immer noch unfertigen Jupiter-Tempel, kamen jäh als Zerstörer wieder, ließen keinen Stein auf dem Anderen…. noch bis heute zu sehen…
Dennoch wurde das mächtige “Gegen-Rom” in Nordafrika unterworfen, Karthago zugleich mit Ägypten lediglich römische Provinz …. doch die Trümmer von Agrigento liegen noch heute. Italien -Region Sizilien- Agrigento (28.12.2014)

Noch eine antike Stätte vom Feinsten: Agrigento, an der westlichen Südküste war einmal einer der drei größten Städte der Welt; mit über 500.000 Einwohnern damals hatte das griechische Akragas eine gewaltige Ausdehnung, war so groß wie Rom, London oder New York gab es noch nicht einmal in den Träumen der großen Denker jener Zeit.
Akragas, wer kennt das eigentlich heute? Ich zumindest erstmal seit jetzt, laufe durch die Trümmer einer Stadt die es schon seit 1250 Jahren nicht mehr gibt, einer Stadt die vor genau 2596 Jahren von Griechen gegründet, eine Weltstadt wurde, später (natürlich) von den Römern erobert, nur noch ein Schatten seiner selbst, unbenannt in Agrigentum - noch später: Girgenti, hieß. Bis im siebten Jahrhundert Schluss war, wieder mal eine der vielen Zerstörungswellen den Ort verwüsteten, diesmal für immer, und Agrigento im Mittelalter oberhalb auf dem Berg neu entstand, jedoch seine Keimzelle weit unten im “Tal der Tempel” vergaß.
Lediglich wenige Zentralbauten jener Zeit überdauerten die zwei Jahrtausende historischer Bedeutungslosigkeit einigermaßen: Anfangs komme ich von einem großen unbefestigten Parkplatz, wo freche drei Euro Parkgebühr erstmal abgezockt werden, zu einem freien Areal, komischerweise ohne fettes Eintrittsgeld hinein. Der Blick vom Trümmerfeld aus Säulenresten und Steinblöcken des “Dioskuren Tempels”, von dem lediglich ein abgebrochener Rest trotzig daran erinnert, was hier mal groß war, (Bild) steht als Wahrzeichen Agrigentos auf den Postkarten und Reiseführern; vorn die uralten Säulen, dahinter das heutige Agrigento, hoch oben auf dem Berg. - Dazu noch toller, blauer Himmel…. welch ein Glück, zu dieser auch auf Sizilien recht finsteren Zeit :-) Italien -Region Sizilien- (28.12.2014)

Auf zur anderen Seite Siziliens, 150 km quer durch’s westliche Landesinnere, runter an die Südküste (Bild) …auch wenn’s im gleißenden Sonnenschein zur Straße kurz vor Agrigento nach 40 Grad im Schatten aussieht, Meer und Pinien …. aber mitnichten: Arschkalte neun Grad sind’s draußen… Gerooooorg, lass bloß die Sitzheizung laufen !!! Italien -Region Sizilien- (26.12.2014)

Weit unterhalb der antiken Bergstadt Segesta steht der dorische Säulentempel gut sichtbar, aber eben seltsam außerhalb dem Tal zugewandt. Die Elymer waren eine der ersten vorchristlichen Kulturen auf Sizilien, kopierten aber den alten Griechen so manches ab die bereits zur selben Zeit und wesentlich früher auf der Insel siedelten und eifrig bauten.
Überall auf der Landkarte finden sich solche und ähnliche Tempelanlagen, jeweils aber von verschiedenen Erbauern erschaffen. Die Elymer, einst fasziniert von den Hellenisten mit ihrer der Zeit weit vorausschauenden Weltsicht, übernahmen zwar komplett deren Architektur, pflegten aber in deren Umriss weiterhin ihre eigenen archaischen Kulte, was ihnen etwas Kritik einbrachte, - von wegen sich ins gemachte Nest legen …
Wettermäßig allerdings hat der alte “Kopie-Tempel” von Segesta wohl schon bessere Tage gesehen: Eisige 11 Grad und doof-graue Wolkensuppe…. soll’s auch auf Sizilien geben … Italien -Region Sizilien- (26.12.2014)

Die Tage in Sesshaftigkeit verschaffen ein ausführlicheres Bild der Gegend für mich, zudem jetzt im Winter solche Sachen wie die Arena von SEGESTA, einer der vielen antiken Nekropolen (tote oder verlassene Stadt) Siziliens, nun wirklich völlig verlassen sind; ansonsten wimmelt es wie auf einem Ameisenhaufen zur Sommerzeit hier vor Touristen.
Allein in der über 2000 jährigen Arena stehe ich hier, im einstigen kulturellem Zentrum Segestas, wo Schauspieler und Sportler bis zu 4000 Zuschauern (!) unterhielten. ….lang ist’s her, da schon im Frühmittelalter (vor 1600 Jahren) hier nahezu alles verlassen war; Römer übernahmen von der alten elymischen Kultur die Stadt, aber auch Muslime und Normannen wechselten hier am Ort über die Jahrhunderte; so sehe ich noch die Fundamente einer Moschee, sowie jene einer finalen Nomannenfestung auf dem höchsten Berg, - natürlich auch damals völlig kurz und klein gemacht von weiteren Eroberern. Es war ein ständiger Kampf um Vorherrschaft, überall auf Sizilien… Mord und Todschlag wie wir es ja aus all den Monumentalfilmen kennen waren über Jahrtausende Realität.
Sizilien, die fruchtbare Insel hier weit unten im Süden war begehrt, bewandert von immer neuen Völkern die einst vom Land weit draußen im Meer hörten, bereits vor 3500 Jahren …
(Wo bin ich? ….4000 Leute sollten hier in der Arena von Segesta Platz gefunden haben. Der Blick vom Berg hier oben geht bis zum Meer hinunter nach Trappeto, wo wir “Urlaub” machen.)
Italien -Region Sizilien- (24.12.2014)

WEIHNACHTEN: - oder erstmal Heiligabend, zusammen mit Georg und Stefan, der Radreisende den ich mal in San Marino traf, später in Rom und nun hier, wo wir die Feiertage gemeinsam verbringen, bevor er wieder weiterzieht.
Jaja, Georg und der Wein…. das Beste was Sizilien hergibt steht nun hier auf dem Tisch…. reichlich, unglaublicher, üppiger…..aaach, opulenter Genuss ist angesagt. Promille nebenbei ohne Ende ….
(Hach Georg, warum guckst du eigentlich immer so streng auf unseren Bildern….?) Italien -Region Sizilien- (22.12.2014)

Und da kommt sie doch: Die Regenwalze, langsam aber sicher kündigt sich mit steifer Briese das Unheil an…. mitten auf dem Pfad, Kilometerweit von der nächsten Siedlung müssen wir nun zusehen wie’s weitergeht.
Nass und total fertig klettern wir die letzten Meilen über die Höhe, immer in Bewegung bleibend, denn es zieht auf einmal ganz gewaltig …….. Italien -Region Sizilien- (22.12.2014)

Klare Buchten an den Klippen des Zingaro-Parkes, die jetzt ganz verlassen viel Ruhe und Naturfeeling bieten. Im Sommer wird auch hier ganz deutlich wie überbevölkert die Welt ist, wimmeln wie Ameisen die Urlauber umher.
Jetzt horche ich oberhalb der glitzernden Bucht in den Wind, höre nur maritimes Rauschen, die sanften Wellen….
Hier wäre es perfekt zum übernachten, doch der lange Weg hierher mit viel Gepäck ist wieder eine andere Sache. Italien -Region Sizilien- (22.12.2014)

Wetterwechsel und Sonnenschein. Im winterlichen Sizilien geht das immer schnell und diese Tage kommen einem spannend wie ein Krimi …. jederzeit kann es umschlagen und wir stehen da, hoch oben auf dem Berg ohne Wetterschutz. 12 km hoch und runter, 450 über’s blaue Meer, bis an seine Brandung durchziehen wir den Park. Es duftet nach wilden Blumen, Rosmarin oder was auch immer…. viele Pflanzen kenne ich gar nicht, so anders ist die Natur hier unten tief im Süden …. Italien -Region Sizilien- (22.12.2014)

Die fette Zeit für die Natur: Im Zingaro, längs des Wanderpfades blühen jetzt sogar die Narzissen. Regenreich sind die Wintermonate bis zum März und die ansonsten in den fürchterlich heißen Sommermonaten darbende Natur, trinkt sich jetzt satt…. blüht und wächst.
Die nächsten 40 Grad kommen gewiss; Sizilien und sein Sommer….das ist Legende …. Italien -Region Sizilien- (22.12.2014)

Auch ohne Sonnenschein stürze ich mich in die Fluten.
Sehr (!) frisch aber endlich dann drinnen, bleibt das Bad im wilden Meer am Zingaro-Park unvergessen… selbstverständlich ganz nackt, was im Süditalienischen Gottesstaat unter Strafe verboten ist, bin ich hier fernab jeglichen Publikums ganz sicher …. Schwimmen im Dezember, jaaaa so was muss man mal erlebt haben :-) Italien -Region Sizilien- (22.12.2014)

Die Tage sind jetzt ganz im Zeichen der Erkundung Westsiziliens, wo der 20 km entfernte Zingaro Nationalpark sofort zum Wandern ruft…
Schmale Pfade schlängeln sich küstennah am Berghang, auf dem Zwergpalmen und Rosmarin im Kontrast zum sooo blauen Meer wachsen. Wettermäßig stellt sich nun mal graues Tageslicht ein; der Dezember aus Sizilien…. eben ganz anders als der Juni …
(Bild: Steil, menschenleer und mediterran schön erlebe ich den Zingaro) Italien -Region Sizilien- (20.12.2014)

Trappeto mit seinem kleinen aber authentischen Fischerhafen. Morgens, nachdem einige Boote über Nacht raus waren, kann man sich mit allerfrischsten Fisch eindecken.
Alt ist das Städtchen allerdings nicht; 1480 gegründet, also 530 Jahre alt, gehört Trappeto eher zu den “jungen” Orten auf Sizilien. Zu dieser Zeit hatte das Bevölkerungswachstum nach neuen Raum verlangt, die sehr reichen Fischbestände waren ein großes Füllhorn aus dem es sich zu bedienen galt.
So was ging dann lange gut, bis ein Phänomen namens Globalisierung alles ändert; Japanische und Chinesische Fabrikschiffe, weit draußen auf Hochsee, kehren das Meer restlos durch, um ihre extremen Bevölkerungen 12.000 km weit von hier weiterhin mit Fisch zu versorgen. Aber auch europäische Flotten wetteifern im internationalen abgrasen eifrig mit; Fangquoten aus Brüssel zum Trotz heiligt die Politik andernfalls die wenigen Arbeitsplätze der Fischer sowie die Frischfischversorgung meerferner Millionenstädte auf dem Kontinent. Tendenz: steigender Bedarf ….
In Trappeto scheint es aber noch zu laufen, noch kann der halbe Ort davon leben. Georg und ich überlegen ev. mal morgens am Hafen was zu kaufen, direkt vom Fischer eben.
Gleich oberhalb vom Hafen ist Giuseppes Bar onda del Mare, dort gibt’s immer den neuesten Tratsch zu erfahren. Italien -Region Sizilien- (20.12.2014)

Reich gedeckt ist der Tisch hier auf Sizilien, und erst recht wenn Georg nah ist; alles was lokal und heimisch auf dem Markt in Trappeto zu finden ist und schmeckt, liegt nun vor mir.
Ich denke hier die Bildersprache dürfte der meinen übertreffen; fantastischer Wein lässt mich fast ohnmächtig werden…. womit hab ich das verdient?
(Bild: Links im Glas gibt’s “Nduja” eine Streich-Salami, fürchterlich scharf, allerdings aus Kalabrien - da wo Italien am schärfsten ist.) Italien -Region Sizilien- (20.12.2014)

Deutsch geht es in diesem Teil Siziliens zu: In Trappeto treffe ich auf der “Solingen Connection”,meist ehemalige Zuwanderer die wirklich alle komplett in Solingen gelebt und gearbeitet hatten, vor 50 Jahren einst ins “Wunderland” ausgewandert, blieben nicht alle für immer; die meisten hatten ihre Heimat Trappeto nie vergessen, reisen mal hin und her, oder kamen komplett zurück um von ihrer Rente zu leben, (die macht einem hier reich…) natürlich bleiben auch viele für immer in Deutschland.
Solingen aber ist DER Anlaufpunkt für eben dem Fischerkaff Trappetto hier im Westen Siziliens, über 150 Familien von hier soll es in Solingen noch heute geben, und während die meisten Alten wiederkommen, die deutsche Rente in einem mediterranen Klima zu schätzen wissen, gehen die Jungen zurück, ohnehin als Söhne und Töchter mit deutschem Pass, allerdings eher nach Berlin, wie es ein 19 Jähriges Mädel vorhat, die hier im “Molo” kellnert.
(Bild: Solingen ist überall in Trappeto. kaum zu übersehen.) Italien -Region Sizilien- (20.12.2014)

Giuseppe von der “Bar onda del Mare”, Georg und ich.
Trappeto ein kompaktes 3100 Einwohner Städtchen direkt am Meer, haut mich um; wie auf Mallorca spreche ich überall hier Deutsch und (fast) jeder versteht es hier.
In Giuseppes Kneipe kommt man also sehr schnell ins Gespräch, Wein wird spendiert und die Stimmung steigt.. Die Ferienwohnung gleich um die Ecke, mit etwas Meerblick, steht im krassen Gegensatz zu all den Stationen meines Wanderlebens. Auf dem weichen, geräumigen Sofa finde ich unglaublichen Komfort, zwei Wochen “Ferien” sind nun angesagt.
Georg ist von Trier über Frankfurt nach Trapani auf Sizilien, gut 75 km von hier vom Flughafen gekommen. Ein Wiedersehen, ein so schönes Wiedersehen … Italien -Region Sizilien- (20.12.2014)

Ein verkaterter Morgen auf der Mole von TRAPPETO, dem erstmal letzten Ziel meines Wanderlebens hier auf dem Mini-Kontinent Italien. Hier treffe ich nämlich meinen lieben Freund Georg / Edmond, jaaaaaaaaa, genau der aus Rom, wo er mich dort besuchte, ein paar Tage Ferienwohnung und alles mal hinschmeißen, nix mehr planen, machen, kämpfen …..
Doch noch eine wilde Nacht im Zelt draußen musste noch sein, auch mit über zwei Promille; Guiseppes Bar liegt genau gegenüber, hatte dort völlig entkräftet nach Essen und Trinken gefragt, bekomme im guten Deutsch die “Molo” erklärt, gleich 50 Meter weiter wo ich noch was zu futtern kriege…. typisch italienisch: Primi Piatti (erster Gang) Secondi Piatti (zweiter Gang) - Nachtisch… und natürlich gut Bier dazu…. achso, vor all dem ganzen gehört natürlich noch das Antipasti…. jeder Gang eben für 8 bis 15 € … wohl bekommts, aber ich war so extrem ausgelaugt, zahle alles…. und… ja und wurde komplett eingeladen vom Wirt, der interessiert meinen Reisegeschichten lauschte. Er sprach gut Englisch.
Bei Giuseppe dann belohnte ich den Abend allerdings mit zu viel Peroni, Limonchello und Vino Rosso….. teils ausgegeben von den Gästen dort…. was soll ich da machen ?
(Bild: Wobei mich der Wirt ins Molo-Restaurant einlud, dort zu übernachten, hatte ich auf der Mole von Trappeto das Zelt aufgebaut, völlig besoffen was wegen der Betonwürfel und den tiefen Spalten zwischen ihnen nicht ungefährlich war …)
Italien -Region Sizilien- (19.12.2014)

Vorbei mit Sack und Pack an Müllhaufen (Bild) die man in Palermo nicht lang suchen muss, bahne ich den Weg zum Bahnhof. Die Stadt kommt als eine der härtesten überhaupt in Italien rüber, wobei in den letzten 15 Jahren sehr große Fortschritte gemacht wurden… da überlege ich wie es wohl damals hier ausgesehen haben musste… noch heute ist hier am Rande der Europäischen Union deutlich die Nähe zu Afrika spürbar. In jeglicher Hinsicht … Italien -Region Sizilien- (19.12.2014)

So, vier Tage Palermo sind schon wieder vorbei für 60 Euro die ganze Zeit. Dank der Spenden kann ich das, konnte ein komplettes Zimmer haben mit sechs Betten, alle leer und nur meine Wenigkeit konnte die Ruhe genießen. Wo findet sich schon ein so großes Zimmer für solch kleines Geld?
Jetzt im Winter ist halt tote Hose hier und billige Betten finden sich leicht in der Stadt, jedoch nicht irgendein Gastgeber der mal seine Wohnung öffnet …. so was scheint in Süditalien halt normal zu sein.
Vucciria, das alte Fischerviertel mitten im Zentrum war ein wunderbares Zuhause, jetzt ziehe ich weiter die Küste entlang Richtung Westen, 46 Kilometer nach Trappeto, einem Kaff am Meer wo ich morgen endlich Georg treffe…. dann sind zwei Wochen “Ferien” angesagt :-) Italien -Region Sizilien- (18.12.2014)

Mein markantester Favorit in Palermo ist das unglaubliche Teatro Massimo, Italiens größte Oper die so was von majestätisch ihren Platz inmitten der wilden Innenstadt einnimmt, dass ihrer Präsenz wie eine Oase der Würde und Ruhe wirkt. Palermo hat nur wenig freie Flächen sowie wenig sichtlich fassbare Bauten an denen man sich noch lang erinnert. Italien -Region Sizilien- (18.12.2014)

In Palermo gibt’s zwar jede Menge Kirchen, aber im Stil so ziemlich gleichgebügelt: Barock, Barock und Klassizismus, und wieder Barock … ist ja nicht schlecht, doch welch Überheblichkeit diese Epochen an den Tag legten, machten alles im ihren Schnörkel gleich, kaum ein Innenraum war sicher vor Kitsch, Pomp und fetten Engeln.
Jedoch fand ich einen Raum in Palermo, der noch authentisch unverändert seit über 800 Jahren ist: Die Cappella Palatina, die unverfälscht arabisch-byzantinisch-normannische Kapelle des großen Königspalastes in der nördlichen Innenstadt.
Mit feinsten Mosaiken, ob am Boden, Wand oder Decken, sowie Bildnisse aus dem gesamten alten Testament begeistern mich in ihrer Perfektion und Pracht, als sei alles erst gestern gemacht. Gold dominiert hier am meisten, die alten Könige zollten der mächtigen Kirche ordentlich Tribut, schufen große Pracht - nicht zuletzt um auch selbst vorm jüngsten Gericht nicht ganz so schlecht dazustehen… glaubten sie.
Ein ganz besonderer Ort historischer Perfektion, mitten in einer so schnelllebigen Stadt.
Italien -Region Sizilien- (18.12.2014)

Wenn da nicht der olle Friedrich wäre…..
Friedrich der zweite, lang ist’s her, hat mal im 12ten Jahrhundert einiges bewegt, da könnte ich jetzt erzäääääählen…
Wichtig ist aber hier die Affinität zur deutschen Geschichte als letzter Staufer, und der damit verbundene Zusammenhang seiner letzten Ruhestätte hier im Dom zu Palermo, wo Friedrich der zweite neben anderen Sizilianischen Königen, in diesen glattgeschliffenen Sarkophagen aus rotem Porphyrstein ruht. Für 1,50€ darf ich ganz nah ran an die Könige, ganz nah dran an große Geschichte.
(Bild: Grabstätte der Könige im Dom Palermo)
Italien -Region Sizilien- (17.12.2014)

"Punto-Pizzo-Free" - offizieller geht’s nicht, die anti Mafia Bewegung gleich als Thema aushängen. Hier hatte ich gut Wein kaufen können und den komplett Pizzo frei. Die Pizzo ist ja dieses Schutzgeld was angeblich jeder in Süditalien zu latzen hat…. ansonsten kann man nur froh sein mit kaputten Scheiben davon zu kommen.
Doch in Palermo und anderen Städten Siziliens, pervertierte das Schutzgeldproblem dermaßen, dass manche Geschäfte, Restaurants und Kneipen mittlerweile schon drei Pizzos an jeweils verschiedene Clans zu verrichten hatten, das Maß war übervoll und es entstand “AdioPizzo”, ein Zusammenschluss von Bürgern und Geschäften gegen die Gangster.
Heute, so meine Informationen, hat sich das Problem deutlich gemildert; die Mafia zog sich in andere Geschäftsfelder, vornehmlich im Müllgeschäft und der Baubranche zurück wo sie bis heute wie ein Virus kaum vollständig zu besiegen ist.
Doch die kleinen Leute in Palermo sind heute freier, Geldeintreiber und Mafia-Handlanger werden total verachtet, eine neue Zivilgesellschaft hält einigermaßen zusammen und die Zeiten ändern sich zum Besseren.
(Bild: Der Free Pizzo Laden, eine mutige Sache die unbedingt unterstützt werden sollte. Guter Wein (!) und Feinkost prodotto in Sicilia. Via Vittorio Emanuele, nördlich zum Hafen hin…) Italien -Region Sizilien-

Während die Hallen der Kathedrale -wie gesagt- recht eintönig vor 210 Jahren dem damaligen Trend nahezu enthistorisiert wurden, finden sich auch aktuelles Zeitgeschehen; ein neuer, modernistischer Sarkophag glänzt im geschliffenen Granit entsprechend würdig der Errungenschaften eines großen Mannes; Beato Giuseppe Puglisi, einst Priester aus einem Problemviertel Palermos, der dort viel geschaffen und verändern konnte, zuletzt aber den Kampf gegen die Mafia mit dem Tod zahlte.
Dieser Lebenseinsatz aber verschafft der Cosa Nostra höchstens noch mehr Probleme in der heutigen Akzeptanz der Gesellschaft; Padre Puglisi, erst vor drei Jahren von Mafiosos erschossen, schiebt bis heute die Mafia ins gesellschaftliche Abseits, 21 Jahre nach dem Tode, drei Jahre nach seiner Seligsprechung als Märtyrer ….
Ich bin erfasst, auch von der Gegenwärtigkeit dieser Story, ansonsten gewöhnt an jahrhundertealte Denkmale längst vergangener Helden. Auch heute hat die Zeit ihre Aufgaben; gut gegen böse, oder umgekehrt …. das Thema bleibt immer das gleiche, nur die Welt drumherum ändert sich. Auch hier in Palermo. Italien -Region Sizilien-

…. Nach kleiner Auszeit (6 Tage) muss ich ja mal wieder rann: Treue Leser fragen schon was los ist ….
Bin nun in der ruhigen Phase eingetreten, Georg ist gekommen und mir geht’s erstmal richtig gut hinter schützenden Wänden einer molligen Ferienwohnung unweit von Palermo am glitzernden Meer ….
Aber dazu später mehr, da ich unbedingt noch von Palermo selbst erzählen muss:
Also, die Kathedrale -was wäre eine Stadterkundung ohne ihr jeweiliges, spirituelles Herz (?) - stand erstmal auf der Agenda. Palermo ist wieder eine große Stadt, Heimat von über 800.000 heißblütigen Sizilianern, Hauptstadt, Zentrum dieses Landes tief im Süden Italiens, die hier in ihrer ganz eigenen Welt mit ihren ganz eigenen Dingen beschäftigen; z.B. den ewigen Kampf gegen die seuchenhafte Infektion mafiöser Bakterien, die ständig und immer wieder resistent gegen all die Mittel und Wege werden… ob in der Stadtregierung, der Kirche oder auf der Straße.
Doch Sizilien kämpft weiter, schafft seit Mitte der 90er Jahre mit immer mehr Erfolg seine Befreiung aus der eigenen (Un)kultur des organisierten Verbrechens.
Der Dom Palermos ist mittlerweile ein Anlaufpunkt einer spirituellen Kehrtwende; zuvor noch selbst durch und durch mit der “Volksmafia” im Einklang, spaltet sich die Kirche heute deutlich von der Cosa Nostra ab, bildet neulich ein ernstes Gegengewicht zur “anderen Seite” in der Gesellschaft.
Seit 1400 Jahren gibt es hier an dieser Stelle eine Kirche, wo heute die Maria Santissima Assunta, Palermos Dom thront, (Bild) und all die Zeit prägten diesen Ort so viele Herrschaften, Umbrüche und Volksstimmungen. Bis heute wo der Kampf gegen die sizilianische Mafia weit, weit voran sein gutes Ende zu finden scheint …..
(Bild: Erst normannisch, dann arabisch, dann gotisch-postromanisch, und zuletzt eher langweilig klassizistisch korrekt; der Dom zu Palermo) Italien -Region Sizilien- (17.12.2014)

Die Ficusbäume hatten damals Adelige aus fernen Ländern mitgebracht, und Zuhause angepflanzt. Ähnlich wie in Südasien oder Australien, gedeien die Subtropischen Mitbringsel alter Tage nahezu genauso prächtig; erst lange lianenartige Luftwurzeln bildend, die von den Ästen herabhängen, treffen diese irgendwann auf dem Boden, verholzen dann und es entsteht ein neuer Stamm der mit der Zeit immer stärker wird.
Somit entsteht ein ganzer Wald auf Stelzen, dennoch einzig aus einem Baum bestehend.
Den größten Ficus seiner Art sah ich mal in Calcutta (Indien) der sogar viermal so groß wie dieser hier in Palermo ist.
Doch wie gesagt; mit “gerade mal” 160 Jahren kommt der Monsterficus gegen den “Baum der hundert Pferde” nahe dem Ätna (siehe Berichte über Catania/Sizilien) wie ein Säugling daher …. die Kastanie bei San Alfio ist satte 22 mal älter…. *schwindelig werd* ….. Italien -Region Sizilien- Stadt: Palermo (17.12.2014)

Wieder ist es die Natur was mich in der Stadt so anzieht: Die australischen Ficusbäume im Garibaldi Park, nahe dem Hafen und nur 300 Meter vom Hostel, sehen uralt aus, sind sie aber nicht wirklich; gerade mal 160 Jahre leben diese urtümlichen “Wurzelstämmer” in dieser Oase der Ruhe umgeben von Italiens wildester Stadt. Italien -Region Sizilien- (16.12.2014)

Palermos Zentrum bestimmen (wie in vielen Städten Italiens) große, lange Hauptstraßen die rechtwinkelig kilometerlang die Orientierung sehr erleichtern. Abseits der Gradlinigkeit aber verwirren die alten Viertel (Capo, Vucciria, Ballaro) mit ihren schmalen Gassen und versteckten Plätzen, die entweder vor Leben strotzen, oder total still sind.
Bild: Die Via Roma, mit Pferdekutschen für die Touristen, zieht sich quer durch Palermo. Italien -Region Sizilien- (16.12.2014)

Palermo, einer meiner alten “Traumziele” welches ich nun endlich erreicht habe. Vier volle Tage bleibe ich jetzt, sozusagen wartend auf meinen Freund Georg-Edmond, der am 20ten ankommt.
Palermo ist die Hauptstadt des “Landes” Sizilien, und mit 824.000 Einwohnern (mit direkt angrenzenden Vororten) die größte Stadt auf dieser fantastischen Insel. Hier geht wirklich (wie gehabt) die Post ab, eher an Afrika oder Indien erinnert mich so ein turbulentes Stadtleben, Palermo, zusammen mit Napoli und Catania sind die wildesten Städte Italiens. Auch der Müll überall auf den Straßen, Gassen und Gehsteigen fehlt hier keinesfalls, noch schlimmer sogar als in Napoli kommt mir der Müllnotstand hier in Palermo vor, klar, wie auch in Kampanien herrscht komplett die Mafia im kommunalen Müllgeschäft, doch anders noch als in Napoli, wo die Camorra einigermaßen die Lage im Griff bekommt, scheint die “Cosa Nostra” auf der Insel ihr Geschäft nicht wirklich kompetent zu beherrschen…. doch dazu später mehr.
Palermo hat schon viel gesehen: Mit über 2800 Jahren hat die Stadt 60 Jahre mehr auf dem Buckel als Rom!
Damals, von den alten Griechen gegründet -die siedelten überall in Sizilien an den Küsten, eignete sich die “Goldene Bucht” wie die Ebene abseits der angrenzenden Berge heißt, besonders gut.
“Conca d’oro” klingt auf Sizilianisch diese Niederung, wohl wegen der weiten Orangenheine damals, die sich golden in die Landschaft legten…. die heute komplett von der Stadt bedeckt ist.
Komischerweise wirkt das Stadtzentrum weniger Großzügig; es fehlen fast vollständig Fußgängerzonen, große Plätze und Parks zum durchatmen sind Mangelware, einzig und allein das Auto beherrscht hier alles; ein Spaziergang durch die an sich aufregende Stadt, kommt deshalb recht stressig. Ständig ist man irgendwie auf der Flucht, besonders vor den halsbrecherischen Mopeds, die keine Regeln kennen!
(Bild: Palermo vom Monte Pellegrino, dem Stadtberg in Randlage auf dem ein toller Weg hinaufführt) Italien -Region Sizilien- (15.12.2014)

In PALERMO angekommen.
Und das bei der besten Adresse im Vucciria Hostel, bei der unglaublichen Margherita die so was von superfreundlich ist, dass ich vergesse hier in einem Hostel zu sein.
Überhaupt liegt es völlig unscheinbar in einem Wohnhaus mitten im schrulligen Altstadtviertel Vucciria mit seinen verfallenden fünf Etagen Häusern, dicht an dicht aber voller Leben, überall wuselt Geschäftigkeit; Läden, Gemüse und der Geruch nach frischem Fisch … in den einfachen Bars zocken alte Fischer Karten und mittendrin dann lediglich eine halb abgerissene Klingel auf der “Hostel” mit einem Filzstift geschrieben das einzige Zeichen ist.
Für 15 Euro die Nacht komme ich noch gut die nächsten und letzten Tage hin, habe es aufgegeben bei Couchsurfing.com die Leute anzubetteln; wie gesagt, so viel Arbeit, so viele Mails schrieb ich als Anfrage für eine -oder zwei Nächte bei angeblich so gastfreundlichen Menschen, suche mir Profile (ähnlich wie Facebook) aus, beschreibe mich, mein Reiseprojekt und warte. Nix kommt zurück. Kein Sizilianer will den vom Wanderleben aufnehmen….. bäh, dann eben nicht.
Aber dafür bin ich eben hier gelandet; einfach “Hostel” bei Google eingeben und fertig. Üblicherweise nutze ich auch gern “Hostelworld” eine Seite extra für die billigsten Absteigen weltweit.
Aber Margherita (weiß net ob ich den Namen jetzt richtig schreibe) und ihr ruppiger, aber echt symphatischer Sohnemann Martino, verschaffen mir echtes Couchsurfing-Feeling. Eben echter Familienanschluss hier.
(Adresse: Vucciria Hostel, Via Argenteria 19 Palermo (+39)328-7778825)) Italien -Region Sizilien- (15.12.2014)

Noch ist es lang genug hell, 14:00 Uhr, somit fahre ich die nächste Strecke wenigstens nicht im Dunkeln und kann die Landschaft sehen.
Am Busbahnhof herrscht allerdings tote Hose um diese Zeit. Schließlich ist ja wieder ewige Siesta und das Land steht still. Selbst die einfache Bar, provisorisch in einem Alucontainer, hat zu. Ca 40 Leute müssen nun draußen im Schmuddelwetter ohne Dach, ohne irgendwas ausharren. Alles zu, dicht und finito; Italien ruht……..
Lediglich und zu meinem Erstaunen, fahren ein paar Überlandbusse, und in die Hauptstadt Siziliens, Palermo natürlich auch. Dort flüchte ich jetzt spontan mal hin, werde nicht um jeden Preis hier bleiben, Caltanissetta habe ich ja nun gesehen. Das reicht.
Zuvor beim Kebab essen in der Innenstadt, schaute ich noch in meinem Couchsurfingaccount, wo fünf aufwendig erstellte Anfragen nach Palermo auf Antwort warten.
Wie gehabt, typisch süd-italienisch, gibt’s dort nur von einem einzigen Totentanz zu berichten; kein einziger hat auch nur mit “nein” geantwortet. Im Mezzogiorno lebt man offensichtlich frei nach der Devise: Keine Antwort ist auch eine …. also ab ins Hostel, wofür ich schonmal ganz hellseherisch zuvor Recherche betrieb.
Die letzten Tage vor meinem “Urlaub” mit Georg hier auf der Insel und meinem Heimatbesuch bis März/April, bettel ich niemanden in irgendwelchen Gastfreundschafts-Foren an.
Dank der Weihnachtsspenden meiner Familie, sowie meiner lieben Tante Betti, kann ich mir jetzt die letzten vier Tage ein Bett im Schlafsaal leisten !!!!
(Bild: Das muss ich zeigen: “Einstürzende Hochbauten” …. wie hier gleich neben dem Busbahnhof in Caltanissetta, wo ganz oben rechts, mit Sperrholz das Problem einfach mal gelöst zu sein scheint … oft kann man in Süditalien sie katastrophale Bauqualität an bröckelnden, ja komplett brechenden Hauswänden deutlich sehen. Balkone drohen abzustürzen, ganze Schollen lösen sich aus den Fassaden. - und wird oft mit einigen Holzbalken “abgesichert” - fertig - ) Italien -Region Sizilien- (15.12.2014)

So watschel ich nun wieder mal verloren durch die Gassen einer verregneten Stadt und weiß überhaupt nicht wohin. Ich drehe mich um und weiß eigentlich nicht warum, sehe aber da zwei meiner Hemden sich mit trüben Pfützenwasser vollsaugen.
Au Backe, der dicke Rucksack ist unten total aufgerissen, wie Eingeweide quillen die Klamotten aus dem Innern, Socken, Unterhosen und der Schlafsack hängen schon auf halb acht ….
Ich stopfe alles wieder rein, packe das nasse Zeug in Plastiktüten, und bin stinksauer.
Feierabend, ab nach Palermo heute, hier hab ich nix verloren sage ich laut vor mir her….
Das Loch in der Tasche stopfe ich mit dem massigen Schlafsack einigermaßen dicht, das sollte halten. Italien -Region Sizilien- (15.12.2014)

Geschafft, raus aus Enna nur 45 min Busfahrt bis Caltanissetta, einem eigentlich nicht besonderen Ort den ich aber unbedingt sehen will. Früher wollte ich mal immer nach Sizilien und auf den Landkarten zog ich voller Fernweh mit dem Finger meine Bahnen. Dieses Caltanissetta war exakt in Siziliens Mitte gelegen, und somit einfach interessant.
Emotional halte ich mich gern an die alten Reiseträume und hatte die Route des “Weltweges” eben auch hier entlang bestimmt.
Allerdings sieht die Wirklichkeit wie immer, anders aus: So grau wie das blöde Wetter kommt mir auch die Stadt selbst vor; mit 63.000 Einwohnern, die fast komplett in einfachsten Hochhäusern die sich über viele niedere Hügel zentumslos verteilen, leben, ist die Stadt die größte Siziliens abseits des Meeres.
Im Zentrum, finde ich dann nur den Dom welcher als Wahrzeichen recht allein in der bescheidenen Umgebung steht. Die Innenstadt ist sehr überschaubar ganz im Gegensatz zu den weitläufigen, kilometerlangen Hochhausvierteln.
Weit zerstreut verliert sich der Siedlungsbrei außen vor der Stadt, hier einen lauschigen Zeltplatz im Abseits zu finden dürfte diesmal schwer werden, außerdem schraubt der schäbige Dauerregen meine Laune auf einem maximalen Nullpunkt.
Kalter Wind bläst mir ein dickes Unwillkommen ins Gesicht…. die kaputten Schuhe saugen sich schnell voll, große Pfützen braunen Wassers sperren mir oft den Weg durch die alten Gassen. Italien -Region Sizilien- (15.12.2014)

Na das ist ja mal was, 30 Minuten vor der Abfahrt sehe ich noch über die Bergstadt Enna hinweg …. schaue auch in die andere Richtung, wo gerade mal 30 km weiter Caltanissetta liegt… vernebelt im Dunst des feuchten Wetters … dort zieht es mich heut hin. Italien -Region Sizilien- (15.12.2014)

Ganz zuletzt finde ich noch diesen uralten (ca. 700 Jahre) Wehrturm, der heute mitten in Enna etwas versteckt als Aussichtsturm friedlichere Zeiten erlebt als noch zur seiner Erbauung.
Kostenlos kann ich die 30 Meter hinauf, sehe noch mal schnell auf Enna hinab *freu* Italien -Region Sizilien- (14.12.2014)

Warten auf den Bus nach Caltanissetta, hier im ZENTRUM VON SIZILIEN, wie dieser Punkt hier am anderen Ende der Stadt Enna genannt wird.
Wobei das geographisch nicht ganz korrekt ist, hatte man schon vor 800 Jahren diesen Markierungsstein gesetzt: Hier ist die totale Mitte!
Italien -Region Sizilien- (15.12.2014)

Nacht Nummer 2 hier im Schutze meiner über 500 Jahre alten Mauer hier bei Enna….
Wieder war die Nacht entsetzlich lang, gestern bin ich noch ganz besonders früh in die Haia, um 17:00 Uhr war schon zappenduster…. nahezu ausgeschlafen wachte ich um 22:00 Uhr auf, dachte es sei fast wieder morgens…. oh je…
So, Wetter wolkig, aber nicht sehr kalt. Wieder steige ich den Hang zwischen hohe Grasbüscheln hinauf zur kaputten Straße, ab zum Cafe Rosso, zwei Kilometer weiter: Cornetto Schokolade …. mmmmmhhhhhh…..
Mal sehen wie und ob es heute in die Ferne geht, um 12 soll ja ein Bus nach Caltanissetta gehen, danach würde ich es gern nach Palermo schaffen, aber bei TAGESLICHT.
Im Dunkeln auf Überlandreise gefällt mir gar nicht, andernfalls übernachte ich dann in Caltanissetta, suche mir was für’s Zelt.
Soviel zu den aktuellen Plänen :-) Italien -Region Sizilien- (14.12.2014)

LOST IN ENNA ……
Im “faulsten Land der Welt” (mal wieder) aufgeschmissen; während in allen (wirklich allen!) über 45 Länder die ich besucht habe öfter auch mal ähnliche Situationen vorkamen, (tiefe Provinz Indien, Wüste in Ägypten, Nord-Norwegische Tundra) gibt’s in Bella Italia keine Gnade, - die Siesta (auch den halben Wochentag komplett lähmend) ist am Sonntag einer katholischen Ausgangssperre gleich. Fühlt sich zumindest so an; die ganze Innenstadt gleicht einem Geisterdorf; 28.000 Menschen in total-Lethargie, überall Gitterverschläge und auf dem ansonsten belebten Busbahnhof pfeift ein kalter Dezemberwind als einziger Begleiter dieses Tages über weite, leere Flächen ….. nur eine sich langweilende Polizistin gibt Auskunft, sagt mir dass es keine Chance gibt heute vom Berg runter zu kommen…. ich bin gefangen.
Trampen macht eh keinen Sinn; es fahren wenig Autos und die Ausfallstraße nach Caltanissetta liegt weit unten, einige Kilometer….
Ich trotte etwas ziellos durch den leeren Ort, die wenigen Leute hier sind so grantig wie nun auch das Wetter… graue, schwere Wolken unterstreichen einen schweren Tag.
In meinem Lokal dem Cafe Rosso schenkt mir die Bedienung lediglich finstere Blicke; meine Scherze ihr Land mit Afrika zu vergleichen kamen zuvor wohl gar nicht gut an…. doch was machen? Draußen fing es noch an zu regnen an, es wird kaum wärmer (10 Grad) und der Wind pustet mich genauso kalt ins Gesicht wie die Gastlichkeit der Leute hier…. oh jeeee..
Naja, die Sizilianer mögen dieses Klima überhaupt nicht, wobei es hier im Landesinnern von November bis März sogar Frost oft Fröste gibt.
Jaja, so bleibt mir erstmal nichts anderes übrig als hier im Cafe Rosso zu schmoren. Der Akku vom Tablet ist mal wieder fast leer, also keine kurzweiligen Internetsitzungen. Hmmm, um 15:00 Uhr werde ich dann wohl wieder runtersteigen zum Panoramaplatz unterhalb des Castello di Lombardia, an der eingestürzten Straße, werde 14 Stunden der Nacht harren im Zelt und morgen, - ja dann ist MONTAG :-) …. werde ich über Caltanissetta dann hoffentlich bis nach Palermo kommen ….
Bis dahin dürften das Land doch ausgeschlafen haben (!?) Italien -Region Sizilien- (14.12.2014)

WIEDER EIN DICKES DANKESCHÖN an die lieben Spender; neben der Familie bekam ich auch von “Fans” und Freunden ein bisschen zugesteckt auf’s Spendenkonto.
Somit kann ich mir eben so was hier erlauben: Nach kalter Nacht und langem Bersteigen zurück in den Ort, gönne ich mir ein deftiges, italienisches Frühstück; zwei massige Cornetto und ein Cappucino.
Heute ziehe ich weiter in die 30 km entfernte Stadt Caltanissetta, noch eine Nacht dort im Freien hier in Zentral-Sizilien. :-) Italien -Region Sizilien- (14.12.2014)

Guten Morgen :-)
Nach einer erbärmlich langen Nacht, schaue ich auf dieses Panorama: Weitblick bis zum (vernebelten) Ätna. Es ist kalt hier oben, gerade mal 10 Grad, doch das macht mir nix aus….
Nur: Diese elend langen Dunkel-Nächte im Zelt gehen einem schon ordentlich auf die Nerven…. Stunden lag ich wach, konnte kaum was machen. Die sinnliche Ruhe genießen, das Zelt, die Gemütlichkeit….jaja, gut und schön, das geht für ein, zwei Stunden… aber für etliche noch und nöcher….? !
Dazu kein Bier…. muss mich ja zurückhalten ….
So, aber irgendwann ist auch die längste Dezemberfinsternis vorbei und ich krieche verspannt und verpennt aus dem taunassen Zelt. Ein neuer Tag, ein strenger Aufstieg mit leeren Magen zurück in die Stadt, eine schmerzhafte Entzündung der Handwurzelsehne…. (immer was neues; kürzlich bekam ich mein Leiden mit dem rechten Fuß, seit Sardinien endlich in den Griff)
(Bild: Zelt rechts unten in der Mulde; total Windsicher bei bester Aussicht …. jedenfalls jenseits der 14 Stunden winterlicher Finsternis) Italien -Region Sizilien- (13.12.2014)

Und hier ist Schluss: Auf dem Weg von Enna hinab, bricht die Straße im besten Wortsinne plötzlich ab.
Ich bin auf der Suche nach einem Nachtlager für mein Zelt. Unterhalb der Bergstadt sehe ich genug grünes, recht verlassenes Land und nur diese gesperrte, alte Serpentinenstraße führt dahin.
Na, warum die zu ist, sehe ich nun ja. Doch hundert Meter zurück, klettere ich die Böschung hinab, auch wenn ein Ausrutscher meinen Rucksack 15 Meter selbstständig in die Tiefe riss …. ich konnte mich an einer Wurzel gerade noch halten.
Doch ohne schwere Tasche ging der Abstieg viel leichter, der Rucksack unten hat kaum Blessuren, ist lediglich aber total dreckig.
Ich taste mich vorsichtig weiter hinab, die Grashänge des steilen Berges sind rutschig und bald finde ich bei einem uralten Hirtenverschlag, eine Schutzmauer, perfekt für das Nachtlager. Italien -Region Sizilien- (13.12.2014)

Na, den Ätna sieht man zwar nur im Dunst der Ferne, aber links der Bildmitte kann man ihn erkennen, was weiß ich wie viele Kilometer in diesem Land….
Sizilien ist Flächenmäßig die größte Region Italiens, allerdings mit über 25.000 Quadratkilometern nur ganz knapp größer als die Insel Sardinien (24.000 km2) oder der Nord-Region Lombardei, und noch nicht einmal so groß wie NRW (34.000 km2) uuuund nur ein Drittel von der Ausdehnung Irlands, wenn auch mit mehr Einwohnern als die grüne Insel hoch im Norden; mit über fünf Millionen drängen sich hier viel zu viele Menschen, vornehmlich an den Küsten. Lediglich hier im tiefen Landesinneren gibt’s Luft zum atmen, freie, weite Flächen - wenn auch Äcker oder Viehweiden, die einstigen Kiefernwälder, die Sizilien mal vollständig bedeckten, sind komplett gerodet.
Soviel mal zur Übersicht der Größen die dieses “Land” hier tief unten im Süden ausmachen.
Ja, Sizilien bestätigt mal wieder vollmundig meine Theorie der Nationalen Vielfältigkeit einiger großer Länder, dessen Regionen eben wie eigene kleine Länder zu verstehen sind.
Sizilien als 19 Region meines Weltweges, führt wieder deutlich vor wie unterschiedlich dieses Land ist; auf dem “Mini Kontinent” Italien mit seinen 20 Regionen. Italien -Region Sizilien- (13.12.2014)

Endlich bezahlbares gutes Essen: Pasta und Gemüse für acht Euro. Für die lange Nacht soll’s reichen, da ich mittlerweile auf “Diät” bin…. jajaja, hört sich albern an, wenn ein 65 Kilo Männchen von Diät quatscht, aber mit all diesen Unmengen von Bier, Pizza und billigen Süßkram von den Bahnhofskiosken ist Feierabend!
- Wie gesagt, will meine alte Athleten Form wiederhaben !!!
Geld habe ich zwar nicht sonderlich viel, aber in den letzten Tagen vor dem “Urlaub” mit Georg (der kommt in 7 Tagen) leiste ich mir einfach das was geht; Hostels, Busfahrten und besseres Essen, - vor allem letzteres …. alles nicht mehr so teuer hier im Hinterland wo es kaum Touristen gibt.
(Bild: Letzte und (fast) einzige Speisung im “Grande Cafe Rosso” in Enna, bevor es in die lange, lange, lange Nacht geht…) Italien -Region Sizilien- (13.12.2014)

Mitten drin, mitten im Herz der größten Insel des Mittelmeers; Sizilien von innen mit seinen kahlen Hügeln, den Bergen in der Ferne und seinen Dörfen und Kleinstädten, entweder in den Hängen klebend, oder ganz oben drauf auf einem Berg in der Mitte der Weiten … so wie Calascibetta (Bild) gegenüber von Enna, ebenfalls hoch auf einem Berg errichtet.
So wie Enna, welches hoch oben final erhaben über die Landschaft thront, sind einige Orte vor über zweitausend Jahren als Wehranlage hoch über die Ebenen gelegen, damals überlebenswichtig, da es gang und gäbe war sich ständig gegenseitig zu erobern oder zu zerstören…. schlimme Zeiten damals.
Heute ist alles ein bisschen friedlicher. Abgesehen von einem massiven Mafia Problem (wie in ganz Süditalien) die hier eben nur anders heißt (Cosa Nostra) und eine hohen Kriminalität, komme ich mir hier abseits der Großstädte wesentlich sicherer vor.
Enna mit seinen 28.000 Einwohnern verteilt sich vom Berg weit hinunter auf die neuzeitliche Unterstadt. Der Bus fährt Gott sei dank die langen Serpentinen bis ganz oben hinauf, so erspare ich mir den fürchterlichen Anstieg zu Fuß.
Oben zieht es mich sofort zum finalen Castelo di Lombardia, ganz am Ende des ansteigenden Bergrückens auf dem Ennas Altstadt liegt. Von dort haut mich die Aussicht um; halb Sizilien unter mir, bis zurück zum Ätna ….. Italien -Region Sizilien- (13.12.2014)

Doch noch geschafft, einigermaßen brauchbare Bilder durch’s Busfenster zu machen… die trüben Scheiben machen es da einem nicht wirklich leicht, so steige ich durch die Sitzreihen, und drängel die Kamera dicht an die Leute zum Fenster… was machen ansonsten?
So ist Sizilien: Orangenbäume und natürlich der Ätna der auf zig Kilometer überall den Hintergrund hier bildet.
Der Weg geht heute von Catania nach Enna, ca 100 km weit ins Herz Siziliens…. dennoch, der Ätna mit seinen über 3300 Metern, bleibt immer in Sichtweite. Unglaublich…. Italien -Region Sizilien- (13.12.2014)

Drei volle Tage Catania, in der entspannten, wilden Stadt fühle ich mich seit Napoli mal wieder so richtig wohl, so sehr dass ich noch verlängert habe, gestern ins “Agora Hostel” umzog, für 11 Euro ein Bett bekam und das eben so wunderbare Hostel-Feeling. Tolle Gespräche diesmal mit chinesischen Studenten und einem Australier.
Giuseppe, mein Gastgeber war auch noch in der Hostelbar auf ein Bier dazu gekommen, hatte Besuch am Abend und wollte ihn somit entlasten.
Jaaaa, also mein Plan weist heute in Richtung Westen, tief ins Landesinnere der großen Insel zur Bergstadt Enna.
Dorthin startet der nächste Bus um 12:00, schaue mich dort etwas um und suche dann einen Nachtplatz fürs Zelt.
Weiterer Reiseverlauf: Heute - Enna, morgen weiter nach Caltanisetta, dann am Montag auf nach PALERMO.
(Bild: Die Via Vittorio Emmanuelle, eine zwei Kilometer lange, schnurgerade Straße die vor 300 Jahren planmäßig zum Wiederaufbau Catanias nach dem großen Erdbeben mitten durch das Zentrum zieht. An ihr orientiere ich meine ausgedehnten Stadterkundungen zu Fuß) Italien -Region Sizilien- (12.12.2014)

Mittlerweile aber hat sich der ehemals dicke Stamm soweit aufgelöst, dass als “Fundament” noch ein ringförmiger Wurzelkreis zurückbleibt, aus dem drei voneinander getrennte Triebe auswachsen. Diese sind jeder für sich knorrige, dicke Stämme die aber insgesamt einen Pflanzenkörper bilden. Somit besteht der - eine - Baum heute, aus drei Bäumen. Italien -Region Sizilien- (12.12.2014)

Schon vor 300 Jahren hat er so gewaltig ausgesehen.
Der Name “Baum der hundert Pferde” entsprang im Laufe der Zeit der Volksphantasie; eine Königin auf Treibjagd mit 100 Rössern und Reitern wurde plötzlich von einem Unwetter überrascht, fand aber komplett mit ihrem Gefolge Schutz unter der Krone des mächtigen Baumes ….
(Bild: Alte Zeichnung der Kastanie aus dem 18ten Jahrhundert.) Italien -Region Sizilien- (12.12.2014)

Und dann noch die “Castagno dei Cento Cavalli” - die Kastanie der hundert Pferde: Hier reise ich umständlich über die Dörfer ganz nah am Fuße des Ätna an, muss es schaffen das komplizierte Busnetz zu verstehen, sogleich die sich gern wiedersprechenden Informationen von Anwohnern und Busfahrern.
Über Umwege schaffe ich es aber noch vor dem Dunkelwerden ins Kaff Sant’Alfio zu kommen, dort soll es ihn geben, eines der ältesten Bäume der Welt, älter als jedes antike Gebäude hier, älter als alles bei uns in Deutschland sowieso, und sogar älter als die ewige Stadt Rom; vor 3500 Jahren keimte mal ein zartes Blatt aus eine “Marone” wie bei uns die Esskastanien heißen, und ahnte wohl kaum, noch bis heute als Baum zu überdauern.
Mir wird ganz schwindelig wenn ich an Rom zurück denke, all diese antiken Superlative, Pantheon, Thermen, Arenen und was weiß ich. Und plötzlich steht da diese Kastanie die schon zum Richtfest des Kolloseums bereits 1500 Jahre alt war… unfassbar.
(Bild: Anstrengende zwei Kilometer Bergauf am Ortsrand des Dorfes Sant’Alfio steht seit 3500 Jahren Italiens ältester Baum, mittlerweile vor “Öko-Vandalen” geschützt hinter einer stabilen Metallbarriere.) Italien -Region Sizilien- (11.12.2014)

Gut und billig mampfe ich hier im “Chicken Spot” gegenüber vom Bahnhof in Catania.
Jaja, während ich umsonst ein tolles Bett bei Giuseppe habe, kann ich hier etwas Geld für warmes investieren; indisches Curry, Reis oder Dönerfleisch….alles mal gar nicht italienisch. Aber hallo, ich bin schon vier Monate in diesem Land und indisches Fast Foot ist einfach gesünder als die ewigen Pizzas ….
….. Bei Facebook hatte ich es schon gepostet; mein schöner, einst straffer Bauch ähnelt während der Zeit in Bella Italia mehr und mehr einer Wirst; unförmig und immer wubbeliger…. das gefällt mir gar nicht und muss unbedingt aufpassen.
Zum Heimaturlaub bald im Januar/Februar geht’s ab ins Fitnesscenter, Salat und Gesundes kommt öfter auf dem Tisch dann !!!!
…. Italien: Für Leute mit kleinem Geld - Pizzaland only -
(Bild: Der “Chicken Spot” beim Bahnhof, eine Adresse wie ich sie mag: Billig, gut, und eben auch eine Möglichkeit für all die Afrikaner die hier viel Stimmung bringen, hier sich was warmes leisten können. ….Nervig: Dreimal wurde ich einmal beim Essen von Romamüttern, bewaffnet mit Baby, penetrant angebettelt.) Italien -Region Sizilien- (11.12.2014)

Beim Elefanten gegenüber auch die Kathedrale und Basilika von Catania.
Mehrmals vom wütenden Ausbrüchen des unweiten Ätna zerstört, fand die seit 1709 neuerbaute barocke Kirche seitdem Ruhe. Nur wenige Teile sind noch normannische Originale aus dem 11ten Jahrhundert, zu unruhig ist hier die Erde; Erdbeben gaben sich mit Vulkanausbrüchen die Klinke, über Jahrhunderte.
Die heilige Agatha, die Schutzpatronin Catanias, scheint es diesmal ja gut zu meinen.
Ärgerlich finde ich, dass über all die Tage die ich hier in Catania weile, das Innere der Kathedrale nicht zugänglich ist. Italien -Region Sizilien- (11.12.2014)

Das Wahrzeichen Catanias, der Elefantenbrunnen, heutzutage ohne Wasser das Zentrum des “Palazzo degli Elefante” zusammen mit der Piazza Duomo das Zentrum der großen Stadt. Die Idee des schwarzen Elefanten aus Lavastein, geht noch auf’s alte Rom zurück, wo als Zeichen über die antike Herrschaft Nordafrikas der Elefant als auch die in Rom überall zu findenen, ägyptischen Obeliske stehen. ….Catania, die Elefantenstadt also …. Italien -Region Sizilien- (11.12.2014)

Typisch für Catania: An jeder Ecke stehen sie, alles Mögliche an mobile Schwarzhändler, die schnell kommen und genau so schnell wieder fort sind. Wobei hier auf Sizilien alles etwas gemächlicher geht; die Massen an Straßenhändler werden mittlerweile geduldet, die Polizei fährt vorbei und überall verkaufen sie entweder Obst, Gemüse, Socken oder Handykabel. Wie soll es auch anders gehen in einer Region mit der höchsten Arbeitslosigkeit (neben Kalabrien) Italiens?
Kriminell geht’s hier sowieso schon ziemlich heftig ab, da haben Polizia und Carabinieri - und wie die alle noch hier heißen, genug zu tun.
Nahe diesem Obststand (Bild) an der wilden Piazza Martiri staune ich noch über einen mobilen Verkaufstand mit Bonsais, das Stück zu fünf Euro (!) …. also mal schnell anhalten und Bonsai kaufen, - natürlich komplett Steuerfrei.
Sowas geht alles in Catania. Italien -Region Sizilien- (11.12.2014)

Selbst einen Hai kann ich hier kaufen.
Neben den seltenen Thunfischen die bis zur baldigen Ausrottung gejagt werden, gibt es hier alles was das ohnehin überfischte Meer noch zu bieten hat. Im ständigen Kampf gegen die riesigen Industrie-Fangflotten weit draußen auf der Hochsee, werfen die kleinen Fischer von hier ihre Netze immer weiter und umfänglicher bis in die letzten Buchten der Küsten, alles wird rausgeholt.
Da frage ich mich wie wichtig im Vergleich zur Vernichtung der Seefauna die Arbeitsplätze von Fischern sind…. ganz abgesehen von den gewaltigen, schwimmenden Fischfabriken, so groß wie Öltanker, welche die abermillionen Menschen auch weit im Innland Europas, täglich mit Frischfisch versorgen “müssen”.
Doch alles fängt bei einem selbst an: Heute Abend hätte ich mal Lust auf eine leckere Dorade ala Siziliana vom Grill…. solange es die noch gibt ….. Italien -Region Sizilien- (11.12.2014)

Catania, welch eine dichte Stadt…. seit Napoli habe ich keine solch kompakte, lebendige Stadt erlebt, kein Ort wo das Treiben dermaßen mediterran, ja orientalisch anmutet.
Als zweitgrößte Stadt der großen Insel Sizilien stellt es aber einen ebenbürtigen Konzentrat zu Palermo, ein Gegengewicht mit seiner sogar größeren Wirtschaftskraft, seiner Kultur (z.B. mit dem Teatro Bellini - wo der berühmte catanische Komponist Bellini wirkte) und Universitäten.
Dennoch kommt mir die Stadt ärmer vor. Bettler nerven hier öfter als in jeder anderen Stadt zuvor, zumal nahezu jeder von denen entweder zu den Sinti oder den Roma gehören.
Im Süden Catanias, so weiß mir mein Gastgeber zu berichten, sollte ich im Stadtteil Lebrino selbst am Tage nicht umherlaufen. Nahe dem Flughafen verirren sich manchmal die Mietautos der Touristen im Viertel, die dann von Motorrollern abgedrängt, überfallen werden.
Solche Storys kenne ich bisher nur aus Nigeria… oh je….
Weit weg aber von solchen Gegenden, finde ich eine entspannte Innenstadt voller römischen Barock, damals ähnlich noch wie einst Messina und Reggio wiederaufgebaut nach Vulkanausbruch und Erdbeben. 350 Jahre ist das jetzt her und Catania hat sich im Schatten des mächtigen Berges Ätna, der täglich Rauch vom Kratergipfel zeigt, prächtig entwickelt; 450.000 Einwohner leben in und um die Stadt, 200.000 Autos scheinen täglich alle gleichzeitig die engen, Pflasterstraßen komplett zu verstopfen.
Catania kommt mir wie die kleine Schwester Napolis vor; was für ein Durcheinander hier …..
(Bild: Täglicher Fischmarkt, daneben ganze Gassen voller Gemüsehändler im dichten Gedränge. Laut und ungestüm preisen die Fischer hier, es riecht intensiv nach Fisch und im Gedränge versuchen die Taschendiebe jede Gelegenheit….) Italien -Region Sizilien- (10.12.2014)

Auf Sizilien bei dem Sizilianer Giuseppe Zuhause; Couchsurfing im sechsten Stock bei bester Ätna-Aussicht. Endlich mal wieder bei jemanden zu Gast.
Giuseppe selbst hält sich nicht für sehr sizilianisch. Zwar ist er Einheimisch, ärgert sich aber oft über die eigene Mentalität seiner Landsleute, vielleicht ist auch das ein Grund, weshalb es so gut klappte mit unserem Treffen: Er hielt sich an Verabredungen ….
Ein eigenes Bett im eigenen Zimmer ist meins, wenn auch italienische Wohnungen zu dieser Zeit Kühlschränken gleichen, weiß ich mir mit den Schlafsäcken aus dem reichen Fundus meines Gepäcks zu helfen; Heizungen, Isolierungen oder sonstiges an wärmespendenden Sachen gibt es in den Wohnungen Italiens nämlich nicht. Italien -Region Sizilien- (10.12.2014)

Jaaaa, bei Giuseppe zu Hause mitten in Catania, hoch oben im sechsten Stock, selbstverständlich mit Panoramablick auf den Ätna.
Hier bleibe ich erstmal bis Freitag, hab mich gut mit Giuseppe angefreundet und bin jetzt mal auf Catania gespannt. Gut ausgeschlafen (10 Stunden) müsste das ja klappen.
Wetter: 16 Grad, oft Wolken aber nie grau (wie jetzt permanent in der Heimat…) nachts aber schmettert heftiger Regen übers Land. Sizilien im Winter, gut auszuhalten wenn auch nicht immer so gemütlich wie der tiefe Süden zu erwarten gibt. Italien -Region Sizilien- (09.12.2014)

Total zersiedelt ist auch die Ostküste Siziliens, überall Häuser, Straßen und so weiter…. der Blick schweift hier nach Süden, die Richtung meines Weges heute: Steil runter klettere ich diesen recht verfallenden, uralten Treppenpfad um zum Bahnhof zu gelangen.
Doch plötzlich fluppt es hinter mir, ein Band löst sich und ich greife vergebens nach dem großen Schlafsack der oben am Rucksack gebunden ist…. der schießt wie ein Torpedo in die unendlichen Tiefen (siehe Bild - wo ich zuvor noch so schön Pause mit Aussicht hatte) …neiiiiiiiin, mein 700 Euro teuerer Super-Schlafsack verschwindet zig Meter unten im Dickicht aus Sträuchern und Feigenkakteen… was jetzt?
In einer waghalsigen Kletteraktion abseits des ohnehin abenteuerlichen Pfades, schaffe ich es dann doch, finde den kompakten Schlafsack klemmend zwischen den platten Ohren der Kakteen, die wie große Korallen weit verzweigt ihre Arme in allen Richtungen strecken.
Nur ein paar winzige Löcher sind zu beklagen, ich bin total naßgeschwitzt und gehe erstmal runter an den Strand…..
Für 3,90€ reise ich dann weiter, 45 km nach Süden zun nächsten größeren Ziel: CATANIA, die große Stadt wo mich nun ausnahmsweise ein Gastgeber aufnimmt; Couchsurfen ist angesagt; Adresse hab ich schon… auf geht’s :-) Italien -Region Sizilien- (09.12.2014)

Wohl die einzige bescheidene Seele der 11.000 Bewohner von Taormina, die ansonsten gierig dem Reisenden alles Geld aus der Tasche zu saugen versuchen; Francesco, dem das Hostel-Taormina gehört, schafft auch für kleine Verhältnisse eine Bleibe im Ort und hilft mit Rat und Tat beim Sparen und Reisen.
Zwei Tage weilte ich in seinem kleinen, recht familieren Hostel und der stolze Sizilianer hatte echt Spaß an meinen Abenteuergeschichten vom jahrelangen Wanderleben… dort soff ich zudem Bier mit einem Engländer, einer Australierin, einer Ungarin sowie Amanda aus Argentinien… typisches Hostel-Feeling wie ich es einfach liebe. Italien -Region Sizilien-

Im “teuer hot-spot” Siziliens: Taormina, schwer erreichbar (zu Fuß) da weit oben auf einem Berg gelegen und auch jetzt im Dezember recht voll mit Touristen, wenn auch nur Italiener aus dem Norden.
Der Ort erinnert mich etwas an Killarney im südlichen Irland, ebenfalls ein Ort in dem der Tourismus mal erfunden wurde. Taormina besuchte einst auch schon mal Goethe und noch lang vor Rimini und der Toskana, die ersten Urlauber der modernen Zeit.
Heute ist das natürlich auch so und die gesamte historische Innenstadt platzt vor kitschigen Souveniershops aus allen Nähten, Restaurants preisen überhöht das banale “Menu Touristiko”…. und dennoch, ganz früh morgens schlendere ich ganz allein durch den Corso Umberto, der langen Hauptgasse Taorminas, sowie auf dem Festungsberg über der Stadt, hoch oben, bin ich nur für mich…. dazu sind die weichgespülten Airline-Touris eh zu faul, klettern ungern 200 Meter die alten, verfallenden Stufen hinauf.
(Bild: Taormina liegt verteilt auf mehreren Bergvorsprüngen, links oben das berühmte Teatro Greco, die alte Arena von vor 2500 Jahren…. dort durfte ich mit meinem Budget allerdings nicht hin: Freche acht Euro verlangten die Mafiosis vor den hohen Gittertoren am Eingang… ) Italien -Region Sizilien- (09.12.2014)

Wieder im Hostel gelandet, da einfach so wunderbar günstig…. hier in Taormina dem absoluten Touristen-Epizentrum auf Sizilien. Wobei hier eigentlich gar nichts wirklich billig ist, steht dem ein Überangebot an Betten in den vielen Hotels gegenüber; während für 35 € ein Zimmer jetzt im schlappen Dezember zu haben ist (im Sommer das Doppelte) kosten allerdings die Restaurants wahnsinnig viel… zum Glück fand ich einen Markt; Dosenfutter, dickes Brot und dicke Bierflaschen zum Bruchteil der Lokalpreise.
Noch 11 Tage, dann treffe ich ja Georg wieder und treiben uns im Westen Siziliens rum, kann jetzt -zugegeben- etwas Geld ausgeben und mich über die tolle Gesellschaft hier im Hostel freuen.
(Bild: Tormina heutmorgen um 7:30 Uhr: Sonnenaufgang und der winterliche Etna)
Italien -Region Sizilien- (07.12.2014)

Messina und die Meerenge im Blick. Hier treffen sich Festlanditalien und Sizilien, drüben liegt Reggio in Kalabrien, wo ich die Tage noch gewesen bin. Jetzt setze ich den “Weltweg” fort, ziehe heute an diesem Sonntag weiter nach Süden, entlang der Ostküste bis nach Tormina.
Das Ticket hab ich schon in der Täsch, 3,90€ für 45 km. Leider aber erst um 14:00 Uhr… so dass ich nun hier warten muss, ganz allein…..
Auch zum “Kaffee trinken” hat sich weder bei Couchsurfing noch bei Planet Romeo jemand gemeldet…. als ich im Hotel noch jemanden ansprach, kam ich mir schon echt doof vor. Kein Arsch interessiert sich hier für mich….. keiner will mir was erzählen …. oder was vom Wandersmann wissen….
Hmmm, hoffentlich sind nicht alle Sizilianer so kalt… bin ja auf der ganzen Insel unterwegs.
(Bild: Messina, die Meerenge und drüben Kalabrien) Italien -Region Sizilien- (06.12.2014)

Und doch gibt’s in Messina einiges zu sehen.
Selbstverständlich ist es die Kathedrale die mich anzieht, die “Seele von Messina” mit ihren vom großen Erdbeben unversehrten Portal aus dem 12ten Jahrhundert, voller verspielter Elemente.
Drinnen wieder ein sehr kunstvolles Holzbalken-Dach, und alle zwölf Aposteln in Lebensgröße als Galerie; diese gucken allesamt so was von individuell, wie ich es noch nie in einer der vielen Gotteshäuser gesehen habe. Klare Gesichtszüge, Emotionen die wohl nur der (mir unbekannte) Bildhauer weiß, sind deutlich zu sehen. So macht es Spaß dort zu verweilen. ….Wenn nur Georg jetzt bei mir wäre…
Vor der Kirche fällt noch dieser “Orionsbrunnen” auf mit seinen sexistischen Mischwesen, was eher Besonderes im katholischen Italien. Italien -Region Sizilien- (06.12.2014)

Messina ist die drittgrößte Stadt Siziliens deren 241.000 Bewohner offensichtlich so beengt leben, dass es wirklich unmöglich war hier jemanden zu finden der mich aufnimmt.
Wie in allen Großstädten Italiens ist es besonders für Autofahrer der reinste Horror hier einen Platz zu finden, ein Ding der Unmöglichkeit wie das Bild von einer ganz normalen Wohnstraße in Messina zeigt.
Messina hat zusammen mit Reggio di Calabria eine schwere Geschichte; 2008 verwüstete das große Beben von Messina beide Städte vollständig; 60.000 Todesopfer gab es allein hier in Messina, doch wie auch drüben auf der anderen Seite der Meerenge, in Reggio, wurde kaum irgendwie Erdbebensicher gebaut. Die ganze Stadt besteht wie überall, aus billigster Bausubstanz. Ein erneutes Erdbeben würde somit vielleicht noch schlimmer ausfallen.
Doch so lebt man hier; heute ist heute und morgen ist morgen…. Verabredungen hält man wie Lust und Laune liegt, an so was wie Erbeben denkt man heute erst recht nicht. Italien -Region Sizilien- (06.12.2014)

Ein Zimmer in Messina !!!
Das geht hier nun nicht mehr anders; ich verließ Milazzo mit dem Bus um die Reiseroute durch Sizilien fortzusetzen: Messina, Taormina, Catania, Enna und Palermo sind die nächsten Ziele, doch als ich hier in Messina ein WiFi finde, bei Couchsurfing aber nur gähnende Leere feststelle, steht fest: Entweder ich zahle, oder muss die Großstadt Messina auslassen…. letzteres wäre ein total versagen, und somit suche ich aufwändig das billigste Zimmer der Stadt, finde direkt an der zentralen Piazza Cairoli, dem Zentrum Messinas, eine Absteige für 40 Euro…. ich bettele fast schon wie ein Zigeuner in der Fußgängerzone…. schaffe es den Preis auf 30 zu drücken.
Komisch: Offensichtlich scheint Süditalien (neben England) das schwierigste Gebiet zu sein was Kontakte zu Einheimischen betrifft, was mich echt überrascht, da es ja immer hieß ” Süditalien sie im Gegensatz zum Norden soooooo freundlich, soooooo offen” ….. mitnichten, seit Napoli wo ich es einmal auf Silvios Couch schaffte, hat sich bisher keiner für mich interessiert…. ganze 45 Anfragen bei www.Couchsurfing.com wurden noch nicht einmal beantwortet. Acht weitere Anfragen endeten bisher als Absage; “keine Zeit, keine Zeit” … oder eben als Luftlöcher, den leeren Zusagen um mich am Stichtag zu versetzen…. welch eine schlimme Mentalität hier….
Allerdings bleibe ich dran: Für den 09. habe ich von Giuseppe in Catania eine recht zuverlässig aussehende Einladung. Wir schreiben uns kurz alle paar Tage mal, und er sicherte deutlich zu in Catania mich aufzunehmen…. ich bin sehr gespannt! Italien -Region Sizilien- (05.12.2014)

Der Regen draußen wird heftiger, das Schiff schwankt auch immer mehr.
Doch irgendwann sind die grellen Lichter des Hafens von Milazzo zu sehen, die wirren Lichter dieser großen Raffinerie dort die wie eine Kirmes von weitem aussieht.
Rabenschwarz ist aber die Nacht und zum Glück regnet es jetzt mal nicht, ich laufe in die Straßen Milazzos umher, flirte mit dem Gedanken hier einfach ein Zimmer zu nehmen, finde ein Hotel und flüchte anschließend vor den 65 Euro Zimmerpreis…. gehe in eine Bar, die hier so zahlreich sind, spreche irgendwelche Leute an ob jemand einen Platz für mein Zelt wüsste, oder irgendwas für mich hätte, eine Garage, einen Flur, eine Gartenlaube, was weiß ich…. doch wie so oft hier in Süditalien, die Leute sind unnahbar, recht uninteresiert mir zu helfen….
Draußen plästert es mal wieder heftig, der Wirt fordert mich auf mal was zu bestellen…. ich stürze in ein Loch, fühle es zumindest so.
Die alten, löcherigen Schuhe schützen kaum noch vor Nässe, schnell sind die Füße wieder eiskalt und nass. Eine Zeitung konnte ich noch klauen und stopfe Papier hinein, das lindert wirklich gut.
Instinktiv laufe ich zum Strand, der Wind bläst aber wirklich heftig….. soll ich denn jetzt doch für 65 Euro ins Hotel?
Was machen jetzt?
In tiefer Finsternis das Zelt bei Sturm am offenen Strand aufbauen?
Ratlos stapfe ich durch den groben Sand, das schwarzdunkle Meer tobt. Ich laufe wie ferngesteuert in eine schmutzige Halle, die offensichtlich leer steht, finde eine saubere Stelle auf dem Beton und freue mich über dieses Glück; laut prasselt der Regen auf das Wellblech über mir. Alles hier ist trocken, nur dahinten plätschert laut das Nass vom Dach auf den Müllbedeckten Beton….
Ich baue das Nachtlager auf, jeder Handgriff sitzt auch bei absoluter Dunkelheit - glaube ich….
Mein Gott, geschafft, diese Nacht ist sicher …. Italien -Region Sizilien- (05.12.2014)

Auch Salina fährt das Schiff an, einer der sieben Inseln, und mir bleibt viel Zeit auf Deck die Sicht zu bewundern. Zwischendurch rauschen dicke Regensturmfronten über’s Meer. Kurz danach aber belohnt eine so klare und farbenfrohe Sicht so wie hier auf Salina.
Leider ist es schon wieder 16:15 Uhr, und die schwarze Nacht bedeckt jedes farbenfrohe Licht…. ein Fluch um diese Zeit. Diese ständige Dunkelheit, zum verzweifeln…. Italien -Region Sizilien- (05.12.2014)

Auf der Fähre habe ich wenigstens noch die Chance meine nasse Hose und vor allem die Schuhe etwas zu trocknen. Zeit dafür ist genug, die Überfahrt nach Milazzo dauert über vier Stunden, da alle anderen fünf Inseln des Archipels angesteuert werden.
Sogar richtig friedlich ist es geworden, die Sonne strahlt noch golden über den Horizont, das Meer ist noch ruhig….
Wechselhaft und schnell geht es hier zu im Süden, doch ich kann es mir leider nicht leisten, tagelang auf einer der teuren Inseln zu verharren….
Die Liparischen Inseln sind allesamt völlig vulkanischen Ursprungs, sieben an der Zahl gibt es gleich nördlich von 20 bis 80 km vor Siziliens Küste.
Die wenigen Einwohner der seit mindestens 4000 Jahren bewohnten Inseln, fühlen sich zwar schon in ihrer Identität “Lipari” ,sind aber auch Sizilianer, was als Region gleich mehrere kleine Inseln um das große Sizilien zusammenfasst.
Ein tolles, sehr eindrückliches Ziel auf meinem Weltweg.
(Bild: Oft am Tag versorgen die Fähren die Inseln vor Sizilien. Panarea - gleich hinter dem Boot zu sehen, musste ich ja fluchtartig verlassen, daneben links, erhebt sich in der Ferne, wie eine Pyramide, Stromboli.) Italien -Region Sizilien- (05.12.2014)

Doch kaum auf Panarea angekommen, bahnt sich plötzlich eine Katastrophe an; fast schwarze, Kilometer hohe Wolken entladen sich in einem für mich noch nie gesehender Wucht; ich renne noch aus der Fähre, suche ein Unterstellplatz, werde von einer Windböhe erfasst und stürze in den Dreck… Hose und Schuhe sind total nass, und zum Glück aber sehe ich eine Überdachung, flüchte dorthin zwischen Tischen und Stühlen.
Bei einer weiteren, unglaublich starken wenn auch kurzen Windböe, fliegt alles hier umher, ich helfe noch dem Barmann dabei die Plastikstühle und Tische einzusammeln, damit sie nicht ganz ins nahe Meer verschwinden.
Uuufff, klatschnass stehe ich da nun dicht an der Wand, die Gullys laufen stark über, die Straße wird zu einem reißenden Fluss braunen Wassers, und die Treppen hier im Dorf San Pietro gleichen Wasserfällen…. au Backe, so was hatte ich nur einmal in Indien erlebt, damals vor 15 Jahren….
Nach zwei Stunden, meine Latschen sind Eiskalt durchnässt, lässt das Unwetter nach. Ich erkunde mich im Dorf nach den Wetteraussichten. Die sind ganz böse; über die Tage soll es immer wieder so weiter gehen…. und das noch ruhige Meer soll schon heut Nacht gewaltig toben… so dass auf unabsehbarer Zeit auch keine Schiffe mehr fahren . Ups, da muss ich aber schnell weg hier…. leider.
Die nächste Fähre kommt schon viel früher, wegen der Unwetterwarnung und ich steige schnell zu, ab nach Milazzo zurück in Sizilien….
(Bild: Im Dorf San Pietro auf der kleinen Insel Panarea sind Straßen und Treppen kaum noch zu erkennen, reißende Fluten, braun vom Schlamm des Berges strömen ins Hafenbecken.) Italien -Region Sizilien- (05.12.2014)

Nach einem einzigen Tag verlasse ich die überschaubare Insel Stromboli ungern wieder. Zeit habe ich zwar genug, aber eben kein Geld; der kleine Laden im Dorf hat kaum Auswahl, da die Italiener kaum fertige Sachen kaufen, sondern immer selbst alles zubereiten, recht aufwändig kochen was ich ja nicht kann.
Deshalb esse ich mal wieder einzig und allein einfaches Brot mit kalter Tomatensoße aus dem Glas, dazu möglichst Obst und einfachen Rotwein.
Dramatisierend hinzu kommt noch, dass alles entsetzlich teuer kommt; fast 10 Euro latze ich für so ein spärliches Abendessen…..
Da versteht sich von selbst dass die wenigen Esslokale, geschweige das eine Restaurant im Ort völlige Tabuzone ist; hier kostet allein schon der Teller Spagetti 12,50 € - die eigentliche Hauptspeise (Secondi Piatti) nochmal 15 €. Eine Cola dazu für 3,50 € - und eigentlich müssten es zwei sein… also mal eben schlappe 30 Penunsen für lediglich ein Mittagessen ODER zu Abend….
Ich wiederhole mich wenn ich erzähle, dass ich aufgrund meines ohnehin sehr schweren Gepäcks, kaum noch großartig Lebensmittel mitschleppen kann, so bin ich halt immer auf die örtlichen Versorgungsmöglichkeiten angewiesen, was hier im hochpreisigen Europa oft eine schwierige Sache ist.
Dennoch, ich greife wieder ganz tief in die nicht üppig gefüllte Tasche, besorge mir nochmal den gleichen, geschmacklosen Kram für Unmengen Geld, und gehe auf’s Boot zur kleineren Nachbarinsel Panarea. Dort gibt es offenkundig noch weniger Versorgung, aber dafür viel Natur und Abgeschiedenheit. das suche ich jetzt….
(Bild: Wieder übers Meer hinweg, wobei ich noch so gern einen weiteren Tag auf Stromboli geblieben wäre..) Italien -Region Sizilien- (05.12.2014)

Ja, was wäre ich nur ohne meine “Villa Wanderleben”?
Mobil, alles in Sack und Pack auf dem Rücken, wenn auch so schwer, kann ich überall die Nacht verbringen. So wie hier an dem einsamen Strand auf Stromboli.
Nur in großen Städten muss sich irgend ein Gastgeber finden, da dort das schlimmste Raubtier ansonsten den Campingfrieden im Park bedroht: Der Mensch, entweder als Polizist (Zelten jenseits spießiger Campingplätze ist verboten, -schließlich soll man ja Geld zahlen, …für alles was uns ausmacht) oder Junkis greifen mich an…. rauben mich aus…
Nicht aber hier draußen.
Somit noch mal eine Homage an mein trautes Heim, wo ich nahezu und mittlerweile fast jede Nacht verbringe. Italien -Region Sizilien- (05.12.2014)

Aufwachen im Paradies; ca. einen Kilometer abseits von Stromboli-Dorf finde ich nach langem, anstrengenden Klettergang entlang der Felsenküste diesen ca. 300 Meter langen, einsamen Strand.
300 Meter Stromboli nur allein für mich…. das kann hier nun wirklich kein Hotel bieten, oder?
Auch wenn im Dorf alles extrem teuer war, ich zu Luxuspreise einfaches Brot, Aufschnitt und etwas Wein kaufen musste, lohnt sich das allemal. Selbst baden kann ich im kristallklaren Wasser, bei 20 Grad klappt das ja. - Nur, unheimlich ist es schon; 10 Meter raus, sehe ich unter mir nur blauschwarze Tiefen…. bis zu 1500 Meter geht’s hier hinunter, setzt sich praktisch der Berg fort in die Tiefsee….
Ich denke dann an so was wie Monsterkraken und riesige Augen die unter mir starren….. schnell wieder zurück ans Land … *strampel* Italien -Region Sizilien- (04.12.2014)

Wieder ganz unten, und rechtzeitig zum dunkelwerden, kann ich es immer noch nicht fassen auf und an einem echten Vulkan zu spazieren; die Rauchschwaden, unschwer am Himmel zu erkennen, zeigen wie es brodelt im Bauch des Berges…. jenem Berg der mir heute Nacht ein Zuhause ist. Italien -Region Sizilien- (04.12.2014)

250 Meter Anstieg auf Lavasteinpfaden, mal ohne die fette Tasche (die konnte ich im Fähr-Ticket Büro unten in Stromboli-Dorf lassen) geht die Sache echt schnell und einfach. Habe ganz schön Kondition gewonnen durch die ständige schlepperei :)
Stromboli ist eigentlich ein recht steiler Berg der sich wie eine Pyramide vom Horizont des Meeres abhebt, 926 Meter aufragt und sogar 3000 Meter vom Meeresgrund.
Wenn die Vulkanaktivität mal ruhiger ist, kann der Pfad bis über den Krater gehen, bis hinunter zur anderen Bergseite.
Ständig aber raucht es da oben, und ich schaue ständig dorthin weil es so unglaublich ist…. Italien -Region Sizilien- (04.12.2014)

Und da ist sie: Die Sciara del Fuoco (Feuerrutsche) wo noch im letzten Sommer ordentlich Lava abgegangen sei soll. Jede Woche, ja fast täglich geht hier viele hundert Meter steil was hinab; Stromboli ist einer der aktivsten Vulkane der Welt, jedoch nicht so gewaltig, eher “zurückhaltend” fliegt mal die eine oder andere Lavabombe in Richtung Dorf am Fuße des Berges.
Dennoch, sich da unten an der Küste sich aufhalten, kann wirklich gefährlich werden…. zum Glück bleibe ich ja nicht lang auf der Insel, so eine Inselumrundung, auch da ganz unten entlang, würde mir schon gefallen …. Italien -Region Sizilien- (04.12.2014)

Von Reggio nahm ich die Fähre für 3,50€ nach Messina auf der anderen Seite, verließ die große Stadt aber schnell wieder da ich hier weder Gastgeber noch Hostel finde, und ich zufällig einen Bus mit der Aufschrift: “Millazzo” sah.
Milazzo, eine Kleinstadt mit wichtigem Fährhafen zu den Liparischen Inseln, erreiche ich natürlich mal wieder kurz vorm dunkel werden; schnell hetzte ich aus dem langgezogenen Ort die Halbinsel hinauf an der sich die an sich schöne Stadt anschmiegt, finde in einem Garten direkt am Meer dann einen diskreten Zeltplatz. Der viele Rost am Eingangstor vermittelte etwas Sicherheit, dass hier selten jemand ist. Erst recht jetzt im Dezember.
Zum Morgengrauen mache ich mich dann schnell auf, baue - was ich ungern tue - das Nachtlager in völliger Finsternis ab, und ziehe die zwei Kilometer zum Hafen: 22 Euro werden fällig, ganz anders als noch gestern mir erzählt wurde. Tja, in Italien wechseln Warheitsgehalte mancher Informationen recht fix; für 16 € könne ich die 60 km Überfahrt zur Vulkaninsel Stromboli bekommen….. hieß es …
Drei Stunden durch alle Häfen der vorgelagerten Inseln dauert die Tour; Vulcano (der Name sagt schon alles) Lipari (mit der gleichnamigen Haupstadt drauf) Salina, Panarea und letztlich ganz weit draußen: Stromboli.
Leider fühlt sich die ganze Nummer eher wie ein Gütertransport an, superschnell jagt, ja fliegt die Fähre über die tiefblauen Wogen des sehr tiefen Meeres, kaum was zu sehen durch die vom Salzwasser getrübten Plexiglasfenster.
Irgendwann steige ich aus und bin auf Stromboli….
(Bild: ohne tonnenschweren Rucksack dann erstmal auf Erkundungstour zum Rand des Dorfes auf Stromboli, auf dem Weg zur “Feuerrutsche”….)
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