}

                              ...Wanderleben...

                                         ... auf dem längsten Weg der Welt ...

Besucher

Besucherzaehler 

Stand:
25.11.2015

Provence - Alpes - Cote d'Azur

Nizza ist schöner als Marseille,  während letzteres allerdings interessanter war. Doch hier in der Großstadt an der Französischen Riviera finde ich auch einige Plätze die einzigartig sind, sei es die 11 Kilometer lange Stadtpromenade oder dieser zentrale Platz in Nizzas Zentrum (Bild) wo mich mein Gastgeber Olivier ausführt, der hier sogar geboren ist, eher selten solche Leute hier … auch wenn Nizza sehr viel glamouröser als Marseille ist, leben hier 340.000 Menschen von denen die meisten alles andere als Reich sind; bis auf den Tourismus gibt es hier fast kaum etwas wo sich Geld verdienen lässt. Zudem meinen die Immobilienbesitzer die Mieten dermaßen ins Bodenlose zu treiben, dass es immer schwerer wird für den einfachen Kellner (die wohl größte Berufsparte hier) über die Runden zu kommen …

Ich aber habe das Glück gehabt in Oliviers kleine Wohnung wenigstens auf dem Fußboden schlafen zu können, Gott sei dank habe ich ja alles dabei und auf meiner superweichen Luftmatratze schläft es sich überall gemütlich.

Leider schaffe ich es diesmal nicht wirklich den örtlichen Spezialitäten auf der Schliche zu kommen; einfach zu teuer ist all der kulinarische Spaß hier, wobei diese Region ja so was von reich an Köstlichkeiten ist.

Obst und Taboulè (Couscous) aus dem Supermarkt sollen für mich reichen ….

…. Morgen soll dem ganzen noch einen drauf gesetzt werden: Monaco steht an, meine “Via Terrestris” - mein “Welt-Weg” führt mich in dieses “Land”, dieses Fürstentum gerade mal 16 Kilometer weiter von Nizza …. wo ich dann hoffe bei einem Monegassen unterzukommen, der mir im Internet zugesagt hat. Um 18:00 sollen wir uns am Musee Naval treffen … seine Mails lesen sich zwar verwirrt, aber mal sehen was mich diesmal erwartet…..

Komplett anders

… Ist es jetzt hier in Nizza, der mondänen Großstadt im Epizentrum der Glitzerklischees längs dieser Cote Azur, der “blauen Küste”, die als absolute Schokoladenseite des überhaupt mondänen Frankreichs gillt; und wirklich, schon seit 1830 kommen hier Touristen her, also neben dem Irischen Kerry, eine der ersten Fremdenverkehrsorte überhaupt.

Damals war alles noch unberührt, und nur Fischer sowie Bauern waren die einzigen Siedler an dieser lieblichen Küste.

Doch schon bald hat auch das ganz große Kapital seinen Einzug gehalten; zuerst aus dem über 800 Kilometer entfernten Paris kamen sie, dann aus der ganzen Welt; Reiche aus Italien, Deutschland, England, Russland und wo sie alle herkommen vermasseln mit ihren Reichtum jegliche Verhältnisse; sorgen für Inflation sodass ich für ein halben Liter Bier vom Fass hier acht Euro hinlegen muss. (Was ich natürlich nicht tun werde)

Doch ich bin jetzt hier, und diesem Platz wo auch eben Platz für mich ist; dort die Reichen, da die Superreichen und hier mein Campingplatz, irgendwo im undefinierten Siedlungswust zwischen Cannes und Nizza. Für 13 Euro Zelten geht ja noch.

Der Zug von Marseille nach Cannes fuhr gemütlich durch eine wirklich liebliche Landschaft, setzte mich im berühmten Cannes ab, wo ich dann zu Fuß hinauszog, mal die Promenade mit diesem gewaltigen Kinokomplex für diese jährlichen Filmfestspiele gesehen haben, und weiter an Grand Hotels vorbei über Antibes in Richtung Nizza, was 30 Kilometer weiter liegt.

Mir war schon klar dass ich hier nicht einfach wild Campen kann, wie es ansonsten immer der Fall war, da eigentlich das Gebiet zwischen Cannes und Nizza geradezu komplett städtisch ist; dermaßen extrem zersiedelt kann ich mir eigentlich nicht wirklich vorstellen was all die Touristen und Residenten hier so toll finden und entsetzlich viel Geld dafür hinblättern, dafür in einem fast Naturfreien Raum bestehend aus Hotels, Parkplätzen oder irgendwelchen Gebäuden und Gärten hinter hohen Zäunen zu leben. Nirgend ruht das Auge mal im Anblick freien Landes in seiner Ursprünglichkeit, nirgends ist Natur, ja selbst der Strand ist offensichtlich aufgeschüttet,  glattgekehrt …

Autos, Autos und nochmals Autos schieben sich pausenlos über verschlungene, suburbane Asphaltlabarynthe, ich versuche ja mal ein Foto zu schaffen wo mal keine geparkten knallbunten Karossen zu sehen sind. Keine Chance, hier ist jeder Meter für die Supermobile Individualgesellschaft ausgereizt, ich schaue entweder aufs Meer oder in die weit entfernten, schneebedeckten Alpen am Horizont, zwischendurch in die Weite um der übervollen Materialschlacht wenigstens für einen Augenblick zu entgehen.

Soviel zur Perspektive eines Fußgängers, unterwegs an der Cote Azur.

Angekommen in Nizza dann, entdecke ich eine völlig andere Stadt als noch Marseille, hier in der zweitgrößten Ortschaft der Region Provence Alpes, Cote Azur, ist alles viel, viel mondäner, viel ruhiger und vor allem - vom Gefühl her, sicherer.
Ich trage wieder den Rucksack am Rücken, ohne Panik gleich diesen geleert zu kriegen. Auf der riesenlangen Promenade ziehe ich sehr viel gelassener meine Runden als noch im aufgeregten, recht bedrohlichen Marseille.
Nizza (französisch: Nice) ist nun mein Zuhause für zwei Tage.

Provence-Alpes1

Die Stadt der Kontraste.

Lieber zeige ich diesen Kontrast, das neue und alte (wenn auch die Kathedrale rechts gerade mal keine 150 Jahre alt ist) als jenen mit all dem Müll und Ärger auf der vor allem nächtlichen Straßen.

Zum ersten male wurde ich in meinem Wanderleben von einem Taschendieb begrapscht; abseits einer großen Hauptstraße hörte ich jede Menge Trubel, ging dann in einer wilde Menschenmenge ausschließlich bestehend aus Arabern und Afrikanern, die hier einen absoluten Schwarzmarkt betrieben .  Offensichtlich als unvermeidlich geduldet von Polizei und Behörden, wird hier Dubioses und noch Dubioseres in Plastiktüten gehandelt, das Gedränge ist groß, Lederjacken und breite Schultern überall und dann dieses Gefühl an meinem Rucksack, dass mir einer da herumfummelt; Tatsächlich, instinktiv winde ich mich und schau einem wohl 16 jährigen, dürren Jungen an, der offensichtlich auf frischer Tat ertappt, völlig cool einfach weiterzieht. Klare Sache wohl, dem orientalischem Tross um ihn und mich herum, kümmert es herzlich wenig, selbst sehend was er da macht, denn hier gelten einfach keine Regeln wie sonst; wie doof wäre ich den  auch hier mit einem Rucksack durchzumarschieren.  Selbst Schuld wäre ich wenn ich ja so töricht, unvorsichtig bin.
Hier herrscht nämlich humane Wildnis, keine uns bekannte Ordnung. Nur wer den anderen irgendwie schlägt, hat gewonnen. Und das wird sogar noch irgendwie geachtet. …

Puuh, fast wäre ich nun meinen Tablet-PC losgeworden …. eine Katastrophe, da er mein zentrales Office ist … ich trage nun die Tasche an meinem Bauch haltend. Schnell weg, vorbei an weiteren Jungen die mir “Haschisch” verkaufen wollen zum Treffpunkt um Henry zu finden.

Er kommt gerade vom Singen zurück.

Ich bin froh wieder in der sicheren Wohnung zu sein jetzt … Morgen gehts ja wieder weiter; ich reise nach Cannes von wo es zu Fuß 31 Kilometern nach Nizza gehen soll.

….. Eine wohl komplett andere Welt ….

Provence-Alpes2

Marseille ….

Zu Gast bei Henry im Herzen Marseilles. Lecker Essen aus seiner interessanten Küchennische und einige Geschichten aus seinem Leben; das ist meine Zeit hier in Marseille.

Henry lebt hier schon immer, ist echter Marseilles und versucht momentan eine Fernbeziehung mit einem Algerischen Jungen übers Internet, womöglich noch mit seiner Übersiedlung nach Frankreich wenns klappt. Trotz der schon extremen Anzahl algerischer Einwohner in Marseille, ist es nun um so schwerer für solche, ein Französisches Visum zu bekommen. Henry weiß auch nicht weiter, “die Zeit wird es richten müssen” sagt er.

Provence-Alpes3

Marseille, die große Stadt in Frankreich am Mittelmeer. Da bin ich jetzt bei Henry, der mich heute den ganzen Tag durch seine Heimatstadt führte, so wie hier zur Basilika Notre Dame, hoch oben auf einem Berg der die Stadt 200 Meter überragt. Hier oben sehe ich ganz Marseille, diese große, große Stadt, die allerdings immer noch nicht eine “Metropole” ist, da sie mit momentan 910.000 Einwohner noch unter der Millionengrenze liegt,  einer wichtigen Voraussetzung um Metropole zu sein.

Allerdings ist Marseille wirklich anders; mir über 40% Ausländeranteil und sagenhaften 90% (!) Einwohnern mit irgendeinem Migrationshintergrund, ist diese Stadt die wohl mit Abstand unfranzösischste Ortschaft im Lande … zumindest haben mir das so die Franzosen erzählt,  die übrigens Marseille zur unbeliebesten Urbanität Frankreichs anführen.

Der Grund ist wohl die höchste Kriminalitätsrate und ein mit der extremen Algerisch - Arabischen Präsenz verbundenes Stadtbild voller schrulliger Straßen mit Müll und vor allem nachts umherlungernden Jugendlichen die nichts anderes als Ärger im Sinne haben, - sagt man mir wohlbekannt im ganzen Land …

Tatsächlich habe ich in Europa noch nie eine Stadt gesehen mit solch einer starken Arabischen - und Berberischen Bevölkerung. Seit 1962, dem Jahr der Algerischen Unabhängigkeit, kam es zu gewaltigen Einwanderungsschüben, da viele dem Französischem Mutterland loyalen Algeriern, in den nächstgelegen Hafen nach Frankreich emigrierten, und der war und ist Marseille.
Heute leben mindestens 250.000 Algerier in der Stadt, dazu noch zehntausende Afrikaner, Tunesier und Marokkaner, die Marseille mehr in eine Nordafrikanische Kolonie verwandeln,  als es je die große Kolonialmacht Frankreich in Agrika je vermocht hatte …

Der Vorteil: Ich kann hier echt gut und günstig Essen; Couscos mit Lamm und unglaublich leckeren Gemüse für so wenig Geld, wie man es vom unverschämt teuren Frankreich gar nicht kennt.

Zudem ist Marseille trotz seiner Größe im Innenstadtbereich recht überschaubar; mit einer recht unspektakulären Altstadt, die ja von den Deutschen während des Zweiten Weltkrieges größtenteils vernichtet wurde (und dies als Kriegsverbrechen noch heute nie aufgearbeitet wurde…) gibt es eigentlich kaum wirklich markante Wahrzeichen. Vielleicht die Basilika Notre Dame ajf diesem kleinen Berg neben der Innenstadt mag ein Hingucker sein, besonders Nachts wen diese so schön leuchtet.

Auch der alte Hafen, oder die großen aber eben nicht sonderlich betörenden Boulevards, (die nie mit dem Pariser Champs Elisees mithalten könnten) lassen mich staunen.

Marseille ist eben mittelmäßig, eben nicht überfordernd. Und so ist es eben mein Gastgeber Henry der mich Marseille unvergessen werden lässt; er lädt mich in seine Innenstadtwohnung ein und so bin ich wieder so authentisch ein Teil dieser Stadt, bei einem Menschen der Marseille ist ….



 

[Home] [Albanien] [Andorra] [Belgien] [Deutschland] [Frankreich] [Auvergne] [Basse Normandie] [Bretagne] [Franche Compte] [Haute Normandie] [Korsika] [Languedoc - Roussillon] [Limousin] [Lorraine] [Pays de la Loire] [Provence-Alpes-Cote dâ?Azur] [Rhone Alpes] [Griechenland] [Großbritannien] [Heimaturlaub] [Irland] [Italien] [Jakobsweg 2012] [Kosovo] [Lichtenstein] [Luxembourg] [Mazedonien] [Monaco] [Polen] [Portugal] [San Marino] [Schweiz] [Spanien] [Tuerkei]