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Languedoc - Roussillon
Montpellier du süße Freud ...
Oder eher Maxime, du süßer Freund. Auch wenn er eigentlich recht grimmig dreinschaut, ist dieser Mensch erstaunlich besonders; nach den ohnehin genialen drei Tagen die er mir bereitet hatte, zahlte er mir noch das Bahntiket nach Marseille, 170 Kilometer weiter…
Wobei ich schon ahne warum; eigentlich sollte ein Freund mich mit seinem Auto mitnehmen, was ja schon seit Anfang an klar war, doch als die Frau des Freundes auf meiner Webseite den Wanderwagen sah, lief diese Sturm gegen die Sache, - zu viel Gepäck und alles unmöglich sei solch ein “Schwertransport”, und in letzter Minute wurde die Aktion gekänzelt…
Mal wieder zeigt sich wie schlecht diese Tour geplant ist, wie wahnsinnig belastend dieser eigentlich nur für reine Fernwandertouren perfekte Riesenkinderwagen ist… weder mit Bus und Bahn und schon gar nicht “per Anhalter” oder über eine Mitfahrzentrale ist so ein monströses Gerät von irgendeinem Vorteil.
Naja, nun muss ich aber mit diesem maximalen Klotz am Bein da durch, schiebe den mittlerweile noch teils kaputten Wanderwagen (das Lenkrad ist gebrochen) durch mein Wanderleben als sei ich ein Rollstuhlfahrer; immer auf Fahrstühle oder Rampen angewiesen ( da mein Lenker abgebrochen ist, und ich das Ding nicht mehr z.B. Treppen hoch oder runter führen kann) komme ich, der ansonsten ja sooo stark und galant ist, wie ein Behinderter vor. Muss immer überall riesige Umwege gehen, wie eine 120 Jahre alte Oma …
Nachdem ich mal wieder Ärger in der Bahn wegen dieses sperrigen Geräts hatte, und meine Nerven wieder blank lagen, kam ich dann doch in Marseille an, einer Stadt in einer neuen Region, der Province Alpes, Cote Azur, wo ich mich heute mit Henry treffe (auf deutsch gesprochen: wie “Onrie”) der mich hier in seine Wohnung einlud.
Wieder eine neue Region, ein neues “Land” innerhalb Frankreichs. Marseille ist dessen Hauptstadt und ich bin mal sehr gespannt auf diesen Ort….

In Frankreich kommt man nicht daran vorbei; der “Pastis” ein starker Anisschnaps der aber mit reichlich Wasser verdünnt immer noch ganz schön reinhaut…. der klare, 45%tige Schnaps färbt sich mit Wasser dann gelblich.
Sowas lieben die Franzosen wie wir das Bier. (Mein Fall ist es allerdings nicht)
Außerdem ist es wieder entsetzlich teuer geworden; In Spanien kosteten Drinks und Speisen gerade mal die Hälfte von dem was ich hier in Frankreich berappen muss… - ein gezapftes Bier (0, 5L) kostet hier unglaubliche 5 Euro (!)
Ein Käffchen schnell mal 2, 50 €……

Auf Tour durch den Languedoc, mit meinem Gastgeber Maxime der mich mit seinem Auto durch die Gegend führt und die tollsten Orte kennt. Auch gutes Essen macht er mir möglich; hier im großen Frankreich fehlt es mir einfach an nichts….
Languedoc Roussillon
So heißt die südlichste Region auf dem Französischen Festland, von der Straße aus Barcelona kommend, freue ich mich nun auf den lieblichsten, vielleicht auch sympathischsten Teil Südfrankreichs; der Languedoc, eine zum Teil ganz flache Landschaft mit viel Weinbau, Grasland und vielen dem Mittelmeer vorgelagerten Seen deren Salzwasser nur karge Vegetation zulässt, aber auch Heimat hunderttausender Flamingos ist, die wohl aus Afrika hierher kommen.
Diese Marschlandschaft ist in Frankreich einzigartig, das Klima ist hier selbst im Winter bei weitem milder als noch 300 Kilometer nördlich, und vor allem seien die Menschen hier einfach netter, das Leben erschwinglicher als an der berühmten Cote Azur, 200 km weitet östlich. - Sagen mir die Franzosen.
Einen davon kenne ich jetzt gut: Maxime, ein Zuwanderer aus dem fernen Elsass, fand hier in Montpellier vor 15 Jahren seine neue Heimat, hier ganz unten im tiefsten Süden der “Grande Nation”, die ansonsten allerorten in schmuddeliger Winterkälte erstarrt.
Nur hier nicht, und seine Gastfreundschaft brachte er gleich mit; drei ganze Tage bin ich in seiner kleinen Wohnung zum “Couchsurfen” eingeladen, im hypermodernen Stadtteil Malbosc, irgendwo im Stadtgebiet der Großstadt Montpellier, die so ganz anders rüberkommt wie all diese Spanischen Städte der letzten Zeit….
Viel zurückhaltender und unscheinbarer sehen Französische Städte aus, ganz im Gegensatz zu den Hochhauswahn der selbst Spanische Kleinststädte seltsam verunstaltet. In Frankreich kommt mir die große Universitätsstadt Montpellier da schon eher beschaulich vor, auch wenn hier großes im Plan ist: Montpellier 2040 sieht vor die Stadt weit expandieren zu lassen; Frankreich wächst und wächst, jedes Jahr sind es 350.000 Franzosen mehr, teils durch eine sehr ausgeglichene Geburtenrate, die sehr im Gegensatz zum großen Nachbar im Osten steht, zum anderen durch all die Zuwanderer, vor allem aus Afrika.
Wahrscheinlich kommt es so, dass Frankreich um 2050 sogar Deutschland in der Einwohnerzahl überholen wird, (Frankreich heute = 64, 5 Millionen Einwohner, Deutschland = 80, 5 Mio.)
Und Montpellier? Liegt ganz unten in der Sonne …. Neubauten überall, junge Leute die hier bleiben wollen und jede Menge Platz; Frankreich ist groß, gut 35% größer als Deutschland und hier lässt es sich gut leben; Maxime lädt mich sogar noch zu einem tollen Ausflug in die Umgebung von Montpellier ein, ich sehe das Meer und die wirklich charmante Kleinstadt Seite, einer von ganz vielen Kanälen und Gewässern durchzogene Ortschaft, zwischen dem Meer und einem See auf den kleinen Landstreifen gelegen, der vom Monte Saint Claire begrenzt wird, auf dem wir dank Maximes Fahrlust mit dem Auto hinauf brausen; ich schaue weit in die Landschaft, fasse mal wieder mein Glück kaum einen solch tollen Menschen getroffen zu haben, - ich bin gedanklich noch bei diesem fantastischen Essen, einer Spezialität der Gegend; Muscheln in grüner Würzsoße mit Tagliatelle. Dazu der wohl typischste Französische Aperitif, dieser “Pastis”, ein Anisschnaps mit Wasser verdünnt, und einem Rosè dazu…. Gott in Frankreich, ja das bin ich jetzt :-)

Sooo anders ist es nun wieder, als noch kürzlich in Spanien. Jetzt bin ich ja wieder in Frankreich und hier in Montpellier, ganz ganz weit im Süden. Dennoch ist es hier recht frisch im März
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