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Frankreich -Region Korsika- (11.11.2014)

Letzte Impressionen aus Korsika: Edle Wildschweinsalami mit dem berühmten Mohrenkopf drauf, DAS korsische Kennzeichen überhaupt, (steht sogar auf den Nummernschildern hier) und feiner Schinken aus den Bergen….
Ein Abschiedsgeschenk meiner lieben Gastgeber. Frankreich -Region Korsika- (11.11.2014)

Eine Gewitternacht und viel Regen, so sah es heute aus. Doch wie üblich schlief ich wunderbar in meiner “Maison Wanderleben”, allerdings in der Macchia von Porto Veccio, gerade mal 23 km vor Bonifacio, was ich per Anhalter gestern nicht geschafft hatte….
Die Tage sind einfach fürchterlich kurz; schon um 16:30 Uhr musste ich gestern meine Tramp-Tour abbrechen, nach immer kleinen 10-15 km langen Lifts mit verschieden Fahrern, kam ich nur langsam voran.
Doch um halb fünf schon Feierabend machen !?
Leider ja, da ich noch im hellen, bei einigermaßen Licht einen Schlafplatz für’s Zelt, irgendwo im Gestrüpp finden muss.
Um 18:00 Uhr war es endgültig stockfinster. Dank meiner kleinen Taschenlampe konnte ich wenigstens noch bis halb acht wach bleiben, esse ausgiebig, und lese in den Landkarten…..
Heute schaffe ich es schnell nach Bonifacio, werde mitgenommen, wobei ich nass am Straßenrand stehend nicht wirklich zum anbeißen aussehe; vom Zelt-Versteck hinaus durch die nassen Büsche, das war wie eine Dusche…. alles ist plädderig. Das Gepäck stelle ich auf dem nassen Sand am Straßenrand, zum Glück regnet es jetzt nicht.
10 min später hält mein Lift nach Bonifacio…
(Bild: Bonifacio, die Festung und der Hafen darunter. Hier komme ich mal wieder zu spät an; die Fähre nach Sardinien legte genau vor 30 min ab…. erst in sieben Stunden geht die nächste…. egal, somit habe ich ja jetzt endlich die Zeit hier wieder ordentlich zu schreiben :-) es regnet wieder in Strömen.
… Heute Abend will ich wieder in Italien sein, an meiner Bucht in Santa Teresa. Morgen versuche ich dann nach Sassari zu kommen…) Frankreich -Region Korsika- (10.11.2014)

Keinen einzigen Tag komme ich wirklich zur Ruhe; der Wallnussbaum im Garten der Maison Borghetti braucht ebenfalls meine Aufmerksamkeit. Ein deftiger Kronenschnitt (ca. 30% in der Höhe reduziert) und die Fällung eines Nebenstammes sind angesagt. Halt mein Handwerk… auch im Wanderleben.
Somit kann ich DANKE sagen für die tolle Zeit; warmes, gutes Essen, Wein und Kastanienbier, ein warmes Bett, und….. eeeendlich saubere Wäsche; schon am ersten Tag stand er da, der Korb voller duftender, trockener Klamotten.
Morgen ziehe ich dann wieder weiter, wieder nach Süden, nach Bonifacio. Dort wo Korsika für mich angefangen hatte, soll es wieder zu ende gehen. Frankreich -Region Korsika- (09.11.2014)

Verbranntes Land …. Brian erkundet das Hinterland, wo es im heißen Sommer auch wirklich heiß hergehen kann: Wald und Buschbrände sind hier keine Seltenheit, hinterlassen dann Mondlandschaften wie diese hier entlang des Pfades, zurück nach Talasani. Frankreich -Region Korsika- (09.11.2014)

Fast ganz Korsika ist von steilen Bergen überzogen, in deren Tälern klare Bäche sprudeln. Frankreich -Region Korsika- (09.11.2014)

Nach all den gewaltigen Basiliken die mir in Rom zuteil wurden, freue ich mich jetzt mal die Kapelle von Fiuminale zu bewundern; gut 500 Jahre alt und kürzlich etwas renoviert im Innern, war sie das Zentrum des 10 - 15 Häuser Bergdorfes.
Die alten Korsen bauten ihre ersten Dörfer oft in den Hängen oder Oberlagen der Berge. Zu gefährlich war dafür das Flachland in den Küstenlagen, Piraten und Eroberer - von den Römern bis zu den Franzosen (unter Napoleon der selbst aus Korsika stammt) sorgten für Ärger. Frankreich -Region Korsika- (09.11.2014)

Ufff, endlich angekommen.
Nach langem Anstieg, vorbei an bis zu 500 Jahre alten Kastanien, klaren Bachläufen und immer wieder halbwilden Schweinen in Sichtweite, sehe ich das verlassene Dorf Fiuminale, halb verfallen aber auch teils von traditionsbewussten Korsen gepflegt; drei Häuser wurden erst kürzlich renoviert, sowie die winzig kleine Kapelle. Weitere ca. acht Gebäude, zerfallen -so alt wie die ältesten Bäume unten im Wald, segnen sie das zeitliche.
Bis ende der 70er Jahre lebte hier noch eine einzige, alte Frau, weiß mir Brian zu erzählen.
Von ihren Ziegen und den wenigen Früchten, sowie den Kastanien versorgte sie ihr karges aber so geliebtes Leben; manchmal ist die zierliche aber zähe Gestalt (Patrick zeigte mir ein altes Foto von ihr) hinunter den beschwerlichen Weg ins Dorf Talasani gekommen, besorgte sich dort Salz, Gewürze, Obst und weiteres, was sie oben nicht hatte, wollte aber nie den Einladungen der Bewohner nachkommen, doch über Nacht zu bleiben, in einem Gästebett zu nächtigen.
Mit ihren Esel stieg sie auch im hohen Alter noch in aller Finsternis Abends den langen Pfad wieder hinauf, dem Pfad wo sie wohl jeden Baum, jeden Fels kennt. Im eigenen Bett, in ihrem Dorf wolle sie schlafen, sagte sie mal.
Doch eines Tages wurde die alte Dame krank.
Ihre Kinder, längst ausgewandert zum Festland nach Frankreich, nahmen sie zu sich in die große Stadt, wohl gegen ihren Willen, verstarb dort recht schnell und wurde auch dort beerdigt….
Gern würde ich mal nachts hier in Fiuminale verbringen, um ihre traurige Seele zu begegnen, umherschwirrend zwischen den ihr so vertrauten Mauern ihrer alten Häuser. Frankreich -Region Korsika- (09.11.2014)

Nach herrlicher Nacht, (hatte aber zu viel getrunken: Schlaf mittelmäßig) will ich aus dem weichen Bett in einem original alt-corsisch eingerichteten Raum, gar nicht mehr raus.
Doch heut ist Wandertag angesagt, mit Brian der zwar schon auf die 60 zugeht, aber ganz schön fit mir über die Felsen davonläuft. Auf dem “Kastanienpfad” wandern wir hinauf, bis zu einem verlassenen Bergdorf, weit abgelegen und nur eben über solche steilen Wald und Bergwege zu erreichen.
Schon am Wegesrand stehen sie: Über 300 jährige Ess- oder Edelkastanien, deren Früchte (bei uns Maronen genannt) das “Brot” Korsikas sind. Gestern noch schlemmerte ich an der Polenta die Patrick mit viel Aufwand aus Kastanien gemacht hat; süßlich im Geschmack, aber sehr reichhaltig und sättigend. Frankreich -Region Korsika- (08.11.2014)

Mein erstes echtes corsisches Essen: Frischkäse und Ei, Kastanien-Polenta und natürlich kräftig, fettige Wurst vom Schwein, die hier wie die allgegenwärtigen Esskastanien, überall halbwild umherlaufen.
Dazu natürlich einen corsischen Landwein, direkt aus der Gegend, denn hier an der Ostseite der Insel, wo es etwas flaches Land gibt, wächst der Wein.
Alternativ geht aber auch ein “Pietra” das traditionelle Bier, gebraut aus Kastanien.
Ich weiß es noch nicht genau, ob Korsika nun Kastanien-Insel oder Schweine-Insel heißen soll? Beides passt gleichermaßen, wobei sich letzteres nicht so gut anhört… allerdings wimmelt es in den Wäldern vor Schweinen…. soviel wie ich es noch nie gesehen habe… Frankreich -Region Korsika- (08.11.2014)

Soooo, endlich sind die wilden Tage vorbei und kann wieder hinter dicken Mauern in einem echten Bett nächtigen.
Verabredung diesmal geklappt: Brian und Patrick laden mich ein in ihrer Maison Borghetti, einem über 300 Jahre alten, typisch corsischen Steinhaus im Dorf Talasani, 12 km oberhalb des Strandes gelegen, idyllisch im Hang der Berge.
Brian (links) kommt aus Irland, lebte aber lang in London und Amsterdam, spricht Deutsch und lebt mit seinem Freund Patrick nun seit langem auf der Insel. Patrick ist Belgier und Koch, versteht die korsische Küche so gut, dass einheimische Nachbarn schon nach den Rezepten fragen….
Wieder war es das Internet dass mir den Weg hierher weist; drei Tage bleibe ich nun hier, drei Tage “Urlaub” machen *freu* (Bild: Meine Gastgeber vor iher Maison Borghetti, die auch Zimmerweise gebucht werden kann; interessante Lage, bestes Personal und alles ist einfach nur “KORSIKA”.) Frankreich -Region Korsika- (08.11.2014)

Über Corté wo wir eine Pause machen reisen wir weiter gen Westen.
Corté liegt genau im Zentrum von Korsika, war sogar mal kurz Hauptstadt der Insel. Heute leben mit 7000 Einwohner gerade mal ein Bruchteil so viel wie in Ajaccio, wenn auch Corté noch bis heute das Zentrum der Unabhängigkeitsbewegung der Korsen ist. Nicht so dramatisch wie in Spanien, gibt es auch in Frankreich Regionen mit dermaßen starker Identität, dass diese nach Unabhängigkeit von Paris streben.
Nur sind auf Korsika solche Energien heute sehr in den Hintergrund gerückt.
Corté verlassen wir wieder, und ich mit dem Gefühl hier eigentlich nicht weg zu wollen, einiges würde ich hier noch erkunden, und lediglich in einer Bar waren wir, um im Internet nach dem Rechten zu schauen; meine nächste Verabredung ist somit auch bestätigt: im Dorf Talasani, nur unweit in den ersten Berghängen vor der flachen Küste, laden mich Brian und Patrick - Einwanderer aus ganz anderen Ecken Europas - in ihrer Meson Borghetti ein, eine Art Ferienhaus was jetzt außerhalb der Saison freie Zimmer hat.
Doch so weit schaffe ich es heute nicht ganz. Claudio setzt mich in tiefster Dunkelheit kurz vor der Küste ab, dort suchen wir noch einen einigermaßen brauchbaren Platz fürs Zelt, finde eine zwar offene aber gute Stelle zwischen lichten Sträuchern, ca 30 m vom Straßenrand entfernt. Das muss reichen.
Mein Weg führt nach Norden, längs der Hauptstraße an der Küste.
Heute erwache ich im Sound der Lastwagen in meinem Zelt, habe gut geschlafen und bin aber mehr als bereit für nun völlig andere Tage, endlich mal in Gesellschaft und in einem echten Bett.
Schon um acht morgens stehe ich am Straßenrand, stehe lange da trampen ganz früh bekanntlich nie gut funktioniert; die Leute sind dann noch muffig und erst nach dem zweiten oder dritten Caffe steigt die Laune. Da werde ich selten mitgenommen.
Doch nach vier Stunden “on the road” schaffe ich es bis nach Moriani Plage, einem Touristendorf wo mich Brian abholen will. (Bild: Hastig im Morgengrauen packte ich das Zelt zusammen; die Polizei gleich zum Tagestart wäre auch für mich nicht unbedingt schön. Doch ohne Zelt gehts dann immer, da kann mir keiner was und ich frühstücke, pflege mich usw…) Frankreich -Region Korsika- (07.11.2014)

Sagenhaft: Wieder und jetzt erst recht fahren Claudio und Erika mit mir durch die Mitte Korsikas. Ihr Ziel ist auch meines: Die Ostküste. Ein Treffer wie ihn nur der Himmel schicken kann…. unterwegs sehe ich sie dann aber nur eingeschränkt; nach wochenlangen Sonnenschein liegt der Monte Cinto, Korsikas höchster Berg, im Nebel.
Doch egal, weiter unten sind die Gipfel klar, und manchmal strahlt die Sonne durch das fette Gewölk, lässt einen der hohen Berge erstrahlen.
Unterwegs sprechen wir viel über alles; Claudio zeigt mir ladinische Musik aus seiner Heimat Südtirol… da war ich ja schon vor einigen Wochen. Erika kommt aus Nordtirol in Österreich, eine Gegend die ich erst viel später im Wanderleben aufgreife…. vielleicht sieht man sich ja dann mal wieder.. Frankreich -Region Korsika- (07.11.2014)

DIE RETTER VON EVISA: Claudio und Erika aus Österreich & Südtirol, unterwegs durch Korsika auf Kletterreise. Bergsteigend und im Auto schlafend finden sie mich völlig verloren hier am Straßenrand, halten an, wobei überhaupt kein Platz im Wagen ist…. doch was nicht passt, wird passend gemacht; geschoben, gedrückt und gewendet machen sich die Nischen frei die ich brauche. Es darf doch nicht wahr sein…. es geht weiter nach satten 4 STUNDEN WARTEZEIT…. juhuuuuuuuuuu…. Frankreich -Region Korsika- (07.11.2014)

Das ist typisch korsisch: Halbwilde Schweine die auf der ganzen Insel in großer Zahl umherlaufen. Natürlich auch hier bei mir in der Einöde heute.
Ich zähle mehr Schweine als Autos hier an der Straße kurz hinter Evisa.
Die Stunden vergehen und so allmählich mache ich mir ernsthaft Sorgen…. hier zu zelten wäre nicht unbedingt ein Erlebnis. Zumal können es die Tierchen kaum erwarten in der Nacht auf Besuch zu erkunden, was sich so alles bei mir finden lässt…. Frankreich -Region Korsika- (07.11.2014)

Da stehe ich nun und bin froh wenn ich überhaupt mal den Daumen zeigen kann; unglaubliche 30 Minuten stehe ich hier ohne dass auch nur ein Auto vorbei kommt.
Mit leeren Vorräten, kalten 15 Grad und auf offensichtlich komplett verlorenen Posten kommt die ganze Sache momentan echt mies rüber. Hier gibt es nur ein Taxi, was man aus Porto bestellen muss und ungefähr ein Monatsgehalt kostet, egal wohin es fährt….
Somit bin ich jetzt so lange hier, bis irgendwann, ja irgendwann, irgendjemand mich mitnimmt.
Ich stehe, stehe, sitze und stehe…. die Schuhe, dauerfeucht und mit viel Papier ausgefüllt werden nur sehr langsam trocken. Und Hunger habe ich nun auch noch bekommen ……. Frankreich -Region Korsika- (07.11.2014)

Das Kaff Evisa.
Eigentlich wirklich schön gelegen, etwas landeinwärts von Porto aber wegen der heftigen Berge dazwischen, tief irgendwo im Landesinnern. Auffällig sind schon seit Ajaccio die vielen halbwilden Schweine. Die laufen wie in Indien die Kühe, einfach auf den Straßen herum, und sonst wo.
In Evisa, wo ich abgesetzt und somit einer noch einsameren Einöde aus noch in Porto überlassen werde, begegne ich gleich auf dem Weg zu Ortsausgang einer Rotte Schweinen, die zerwühlten sogar mitten im Dorf eine Wiese, wie es unschwer zu erkennen ist.
Evisa hat nur eine recht einfache Bar, das macht mir Mut zum verweilen. Doch als ich hungrig nach einer Portion des einfachen Essens dort frage, malt mir der Wirt eine 15 auf ein Stück Pappe. Natürlich ohne Getränke…. ich verzweifele, und rätsele darüber, wie sich die drei alten, bärtigen Bauerntypen die hier deftig speisen, sich das almes leisten können; die Löhne hier sind nicht wirklich die höchsten der Welt…. und zusammen mit zwei Getränken müsste ich jetzt allein für’s Mittagessen mindestens 22 Euro “herrausrücken”…..
Ich muss also fasten und nehme mir eine große Pulle Mineralwasser und eine Dose Cola aus dem Kühlschrank, frage erst gar nicht, aber als der Bandit noch sechs Euro dafür verlangt, lache ich laut, winke ab und stampfe wütend von dannen……………………. das ist hier doch nur ein einfaches Dorf, was ist den hier nur los in diesem Land ??????????
Mein Gott, ich hab echt die Schnauze voll von diesen verdammten “Teuer Ländern” … Italien, Schweiz, UK, und Frankreich…. warum habe ich eigentlich das Wanderleben nicht in Afrika oder Asien oder irgendwo in den 80% der Welt angefangen wo einfach alles (oder das meiste) völlig billig ist?
Ich ziehe hoch, finde den Ortsausgang schnell und bruhige mich. Zeit dazu ist ja genug…. hier fährt nämlich keiner über die leeren Straßen. Ganze zwei Autos zähle ich in der ersten halben Stunde…. ba dann mal Prost Mahlzeit: Nix zu Essen im Gepäck und nun wirklich komplett lost im Nirgendwo ….
Bild: Das Dorf Evisa, idyllisch gelegen, tief in den korsischen Bergen, aber trotz seiner bäuerlich einfachen Art, verhungere ich hier, da für einfachstes Essen extrem viel Geld verlangt wird…) Frankreich -Region Korsika- (07.11.2014)

Da posiere ich gern, bei solch einem Panorama.
Die “D84” eine Hochgebirgs-Straße die sich in unendlich wirkenden Serpentinen recht hoch entlang der steilen Berge windet, führt quer durch das wilde Herz der Insel, wo ich heute noch hin will…
Korsika ist wirklich ein sehr spezielles Land, solche Abgründe und das alles auf einer Insel hat was für sich.
Kalt ist es zudem hier oben…. muss mich dick einpacken. Frankreich -Region Korsika- (07.11.2014)

Welch ein Feeling, es geht tatsächlich weiter in die gewünschte Richtung; bis nach Evisa, vielleicht nur 12 Kilometer weiter, aber ich brauche jetzt unbedingt das Gefühl einfach nur weiter zu kommen.
Und Gefühle gibt’s nun wirklich; auf dem Weg komme ich an unglaublichen Bergextremen vorbei; die schmale Provinzstraße, gerade mal vier Meter breit windet sich abenteuerlich entlang steilster Hänge.
Mindestens 500 Meter geht’s manchmal hier ab, vielleicht sogar auch 1000 Meter…. mein Fahrer, ein lustiger junger Typ in meinem Alter spricht zwar kein Wort meiner Sprachen, doch wir verständigen uns irgendwie, er zeigt mir Musik seines Dorfes über schrabbelige Radio und erzählt dazu jede Menge Kauderwelsch auf Französisch, was ich kaum verstehe.
Trotz seiner Eile, hält er an und besteht schon fast auf Fotos die ich von seiner Heimatinsel machen soll.
Ich verstehe ich nur zu gut. Was für eine Aussicht hier oben…. Frankreich -Region Korsika- (07.11.2014)

Selbst wenn ich es wollte, mit dem teuren Bussen käme ich hier nicht weg.
Es fährt nichts, kein Zug, kein Bus…. somit bleibt trampen die wirklich einzige Möglichkeit für mich, hier wieder weg zu kommen.
Doch auch das erweist sich nicht einfach; ganze fünf Autos zähle ich in einer halben Stunde.
Die Straße ins Landesinnere wählte ich einst bei der Schaffung meines Weltweges, vorbei an Korsikas höchste Berge bis zur anderen Seite, der Ostküste.
Doch die scheint hier erstmal Lichtjahre entfernt…. ich MUSS hier einfach so lange warten bis irgend jemand mich mitnimmt…
Nach anderthalb Stunden schaffe ich es ein Postauto zu stoppen. Mehr fährt hier oben eben nicht zu dieser Zeit. Ich komme weiter :-)
(Bild: Hey, ein Auto? Schnell den Daumen raus……. ) Frankreich -Region Korsika- (07.11.2014)

Steinig ist der Strand von Porto, an Korsikas sehr steilen Westküste. Dort sind ohnehin Stände selten, und stellen eine gelegentliche Abwechslung zur üblichen Felsenküste dar.
Hier wasche ich mich in den hohen Wellen an diesem Morgen, nachdem unglaubliche 18 Stunden im Zelt, davon ungefähr 11 schlafend (ich kann das) verbracht wurden.
Der Regen soll ausbleiben. Die Füße sind wieder einigermaßen normal. Gestern noch sahen die echt gruselig aus; so extrem verschrumpelt und mattweiß wie ich sie noch nie gesehen habe. Zwei Tage nasse Füße sind eben nicht von Pappe…
Ein Dilemma: Die nassen Schuhe trocknen einfach nicht. Zwischen Außen und Innenzelt lagen sie gut geschützt vor jedem Wasser, aber nass bleiben sie permanent.
Ich fülle die noch feuchten Schuhe mit dem Papier der Bio-Einkauftasche aus, das hilft echt ungemein. Frankreich -Region Korsika- (06.11.2014)

Hier nahe dem Strand von Porto finde ich schon gegen Mittag so um 14 Uhr mein Endfinale für diesen Tag. Es regnet ständig, jetzt in Schüben und ich konnte somit das Zelt aufbauen während einer Ruhephase.
An trampen ist nicht zu denken, kein Schutz an der einsamen Provinzstraße und dann diese grausam, dauernassen Latschen…es ist zum verzweifeln.
Über zwei Liter Bier aus dem Gott sei dank vorhandenen Supermarkt, reichlich Käse, Salami und Brot sowie Schokolade helfen mir über die Zeit.
Bis morgen dürften es wieder 18 Stunden sein… die ich im Zelt verbringen muss.
Auch das ist Wanderleben… die Zeit des Sonnenscheins ist vorbei.
(Bild: Ein kleiner Ast vorm Zelt, damit wenigstens ein bischen Sichtschutz da ist… gleich vorweg sieht mich hier jeder…doch bei dem Wetter zum November…da geht sowas schon.) Frankreich -Region Korsika- (06.11.2014)

Welch eine Nacht, schon um 17 Uhr gestern im Zelt verschwunden, und 15 Std später noch immer hier. Der Regen prasselt unaufhörlich danieder, ich warte, esse mein Frühstück, pflege mich aufwendigst, doch es hört währendessen einfach nicht auf. Was machen?
Ich gucke hinaus und weiß keinen Rat.
Von innen baue ich irgendwann das Zelt ab, entkerne es, alles ist hier ja trocken, ziehe zuletzt die Bodenplane zusammen, die ja ganz nass ist und das Außenzelt. Packe das in Plastiktüten während ich bereits im Regendress sicher vor der Witterung bin.
Nur wohin, dass weiß ich jetzt nicht wirklich.
In Porto ist kaum was offen, lediglich zwei Bars mit extremen Preisen für läppische Getränke verführen mit dem warmen Licht ihrer Schaufenster. Dort hänge ich einige Zeit ab, gucke Luftlöcher während das Tablet etwas auflädt dort. Ich trinke ein 0,15l Fläschchen Heineken, kann nun selbst in Frankreich nicht sooo teuer sein, latze aber drei Euro dafür…. krasses Land, murmel ich…. unglaublich.
Es regnet extrem stark, der einst seichte Fluss schwillt dramatisch an. Ich beschließe mit einigen Biervorräten den Strand aufzusuchen. Es hört nach langer Zeit endlich auf und ziehe mit stundenlang nassen Schuhen / Füßen zum Meer.
(Bild: sind 15 Stunden nicht schon genug? Wann hört der Starkregen endlich auf ???) Frankreich -Region Korsika- (05.11.2014)

Schwer trage ich auf weiten Kilometern das Gepäck hinaus aus Ajaccio, die Ausfallstraße entlang eines unschönen Vorortes voller Betonwege, Autohäuser / Werkstätten, und Einkaufszentren mit riesigen Parkplätzen… Mezzavilla heißt das Ding, aber von hier biegt die Landstraße nach Norden ab, entlang der wilden Berge von Korsikas Westen.
Ich trampe nicht lang, brauche nur zwei Fahrer bis zum Ziel, das über atemberaubende Hochstraßen erreichbar wird. Doch mit Unbehagen stelle ich fest, dass der Himmel keine Lust mehr hat auf all den Sonnenschein der letzten Tage.
Grau und düster kündigt sich der kommende Abend an… in Porto, ein Touristenkaff, größtenteils aus (momentan geschlossenen) Hotels bestehend, die außerhalb der Saison, Porto zu einer Geisterstadt machen, fängt es dann auch gleich an zu regnen.
Auch hier ist die Versorgung schon gut, ich kaufe nur ergänzend etwas im Supermarkt ein und finde schnell unterhalb zum Fluss, der das Tal bildet an dessen Ende Porto liegt, einen Stellplatz tief im Eukalyptus Wald.
Es riecht intensiv nach Menthol, die großen Eukalyptusbäume duften im Regen nochmals stärker.
Der Niederschlag prasselt gewaltig, ich trinke meine 0,75l Flasche französisches Kronenbourg, esse stinkenden Käse, dazu Taboule und schlafe sehr lang und tief… Frankreich -Region Korsika- (05.11.2014)

Proviant, Proviant…. das ist die halbe Miete wenn’s weitergeht ins Hinterland… wer weiß wo man da so landet. Frankreich -Region Korsika- (05.11.2014)

Die nette Dame von Ajaccio, auch wenn’s die Tourist-Info ist, überlegen wir gemeinsam wie es am besten klappt, per Anhalter aus der Stadt hinaus zu kommen. Wichtig ist da natürlich das Ziel; Porto, ca 80 km weiter nördlich weist mir die “Via Terrestris” heute den Weg.
Neee, nicht zu vergleichen mit dem Namensvetter in Portugal, da leben eine Million, hier auf Korsika hat das Porto nur 64 Einwohner. Ein kleiner Unterschied.
*Freu* dem Drucker sei dank, habe ich jetzt ein tolles Wegzeichen zum trampen. Frankreich -Region Korsika- (05.11.2014)

Also verlasse ich Ajaccio wieder, da diese Nullnummer von Gastgeber mich offensichtlich schädigen wollte und ich nicht wieder an diesen Strand will heut Abend. - Auch wenn es an sich gar nicht so schlecht dort war…
Wieder in der Bar, dort mein Tablet-PC abholend, stelle ich mit Entsetzen fest, dass nur 65% aufgeladen sind. Der Akku ist echt kaputt….jetzt wirds kritisch. Die Laune dämpft sich dramatisch, gehe online um zu sehen ob der Typ von gestern seinen Fake begründet hat; nix…. keine Meldung, ich sende ihm einen dicken Stinkefinger … wahrscheinlich freut er sich darüber sogar noch *grummel*
Jedenfalls nutze ich die Zeit und Energie um einiges über Rom zu schreiben…bin total im Verzug, bestelle aber mal nichts…. bisher kommt keiner um mich zu mahnen… zwei Stunden sitze ich “konsumfern” im Cafe.
Dann suche ich mal das Touristenbüro auf, ich brauche Infos zum trampen…. wo gehts hier raus….Richtung Norden an die Steilküste mit ihren spitzen Bergen…?
(Bild: Ajaccio, langgezogen and der Küste mit seinen Hafen, die größte Stadt von Korsika) Frankreich -Region Korsika- (05.11.2014)

Der Strand von Ajaccio. Hier schlief ich nicht, sondern weiter hinten um die Ecke. Über Nacht aber, bis zum Morgen erobert die Flut fast alle Sandflächen. Nur knapp entkam ich nächtens dem Wasser und rettete mich in den hintersten Winkel des trockenen Sandes. Frankreich -Region Korsika- (04.11.2014)

Die “Metropole” der Insel: Ajaccio, an der steilen Westküste gelegen hat zwar nur 70.000 Bewohner, wirkt aber sehr betriebsam; auf vier Kilometer pressen sich in einem Streifen flacheren Landes jede Menge Hochhäuser, der Verkehr konzentriert sich auf eine einzige Hauptverkehrsachse längs der dichten Siedlung. Annabell setzt mich gleich neben dem “Leclerc” Supermarkt nahe dem Zentrum ab wo ich erstmal meine leere Vorratstasche auffülle und ab zum Zentrum ziehe, WiFi suchen, 3,50 für eine Cola dafür zahlen (meine Bitte eben mal kurz ins Netz zu gehen, ohne ein Getränk zu bestellen, wurde abgelehnt) und anschließend einen Treffpunkt mit meinem Gastgeber ausmachen.
Am Bahnhof, der klein und überschaubar als Treffpunkt gut eignet, finde ich mich ein, warte und warte…. 19:00 Uhr schrieb er mir, (Name nicht bekannt) seine Telefonnummer nützt mir nichts, kein (französisches) Guthaben drauf… aber egal, er schrieb mir ja deutlich wann und wo *freu*
Doch es passiert nichts, es ist bereits schon lange dunkel, ständig wuseln Personen, Autos und Besoffene die es sich in der kleinen Bahnhofshalle gemütlich machen, umher.
19:30…. immer noch keiner da…. 19:50, mir tun die Füße weh und es wird kalt….
20:15…. ich gebe auf, trotte verloren in Richtung Innenstadt, überlege mir müde einen Plan B….. bin fürchterlich sauer auf diesen Affen der mich so billig versetzt hat.
Egal, nach vorne gucken, (wenn’s was zu gucken gibt, denn es ist total finster) und einkehren in eine möglichst freundlich wirkende Bar. Die finde ich, werde zwar deutlich kühl behandelt aber man hilft mir: Der Tablet PC muss dringend aufgeladen werden, da aber der Akku mindestens sechs Stunden braucht, muss ich mein “Office” nun der Kneipe anvertrauen, wo er über Nacht an die Steckdose bleibt, da habe ich keine andere Wahl…
Wieder kostet mir die Aktion 3,50€, diesmal für ein kleines Bier. Muss mir echt überlegen wie ich diese Internetkosten senke…. uuufff…
Zum Glück liegt Ajaccio am Meer und hat einen Stadtstrand. Abseits, aber direkt unterhalb der mächtigen Mauern der alten Zitadelle, finde ich die nötige Abgeschiedenheit und blase meine Luftmatratze auf, beziehe meinen Schlafsack, Decke drunter und fertig ist das Himmelbett.
Trotz der wilden Brandung, die ganz schön laut ist, finde ich schnell eine innere Ruhe und schlafe ein…
Doch was ist das?
Panisch fliege ich fast aus meiner Gemütlichkeit, irgendwann Stunden später; schäumende Gischt zischt keinen Meter neben mir über den Sand, das Meer kommt und ich muss schnellstens fliehen, packe allles zusammen, lasse Schuhe und Hose weg und wate durch den niederen Wellengang um die nächste Ecke der Mauer, dort ist viel mehr offener Strand und ich baue mein offenes Lager schnell wieder auf, ganz oben an der Grasnarbe abseits jeder Flut….
Es ist fünf, und habe noch Zeit bis zur Morgendämmerung. Träume umgeben mich wieder ganz schnell…. Frankreich -Region Korsika- (04.11.2014)

Ganze 100 km fahre ich mit Annabell-Maria, einer Sardin (aus Sardinien) nach Ajaccio, der Haupstadt Korsikas. Unterwegs bleibt mir viel Zeit die korsische Landschaft zu bewundern, da Annabell kein Englisch kann. Musik und ein toller Weg macht die Fahrt echt entspannend.
(Bild: Ein Foto aus dem Auto, irgendwo auf dem Weg durch den Süden Korsikas, Trampen funktioniert also auch hier.) Frankreich -Region Korsika- (04.11.2014)

Soooo, nach erwartet harten Aufstieg in die Stadt, erkunde ich mich nach einem Bus, der heute das Tagesziel Ajaccio erreichen soll. Um ca 12 Uhr stelle ich aber erstens fest, dass dieser um 16 Uhr fährt, zweitens die Fahrpreise dreimal höher (!!!) sind als noch in Italien. Willkommen im Preis-Irrsinnsland Frankreich, da besinne ich mich gern meiner Natur als Tramper und erkunde mich nach dem Weg aus Bonifacio, die Straße nach Ajaccio wo heute eine Verabredung ansteht die ich dringend brauche; meine Klamotten sind schon seit Florenz nicht mehr gewaschen. In Rom hätte ich eigentlich per Handwäsche schon was erledigen können, doch da war ja schon “mein Gast” Stefan der Rad-Aussteiger und nahm das Badezimmer in Beschlag, und Georg eben mich weshalb ich nie dazu kam.
Uff, das mieft echt und ich hoffe beim Trampen nicht zu sehr aufzufallen. Ich sprühe mich noch kräftig mit Deo ein und warte keine Stunde am Straßenrand…. der erste Lift geht 10 km, dann finde ich mich in tiefster Einsamkeit wieder, (Bild) und gleich das dritte Auto bringt mich weiter, direkt nach Ajaccio …… Frankreich -Region Korsika- (04.11.2014)

Und noch ein Bild von der Zauberküste, gut 90 m steil unterhalb von Bonifacio: Deutlich zu sehen, wie der Zahn der Zeit arbeitet; schon seit einem Jahrtausend legen diese Klippenfelsen, einst Oberkante hoch über dem Meer hier im Wasser.
Bonifacio als Stadt, steht genau auf einem dieser Überhänge, gebaut vor Jahrhunderten bisher noch unversehrt, wird es irgendwann mal dem gleichen Schicksal ereilen… vielleicht schon morgen oder erst in 100.000 Jahren….
Ich hingegen habe Zeit und erkunde die Küste noch etwas weiter abseits, klettere über spannende Felsmämme, finde verlassene, malerische Buchten unter dem Klippenhang, beschließe hier mal wieder zu kommen, wenn ich wieder nach Bonifacio muss zum Rückweg nach Sardinien.
Hoffentlich stürzt bis dahin nicht alles zusammen…. sieht echt kurios aus hier …. Frankreich -Region Korsika- (04.11.2014)

Ich bade lang und ausgiebig, schwimme um die vielen Felsen im tiefen Wasser umher, sehe unter mir ganz schön große Fische… stelle mich 50 Meter weit draußen auf einen Inselfelsen, schaue zurück zum einsamen Steinstrand. Dort liegt ja ausgebreitet die nasse Zeltplane zum trocknen, und so manch anderes was zum “atmen” gut an der warmen Sonne aufgehoben ist.
Es ist Zeit, auch wenn ich eher ans Internet gehöre um hier regelmäßiger zu posten, mit Mama zu scypen oder die vielen Sozialkontakte (Sponsoren, Gastgeber) zu pflegen, lasse ich es gut sein; gerade noch zum Bilder machen reicht die Energie im Akku….
Wenn ich jetzt nur ein Solar-Ladegerät hätte …. Frankreich -Region Korsika- (04.11.2014)

MANN, DAS GIBT’S DOCH NICHT :-)
Wieder so ein Platz wo ich es nicht glauben kann…. sooooo schön ist es hier.
Gefunden: Der Abstieg hinunter der Klippen an die Küste. Lange Treppen führen vorbei an nicht wirklich standfest aussehende Felswände, verwittert, verwaschen, teils schneeweiß mit Muschelfossilien und Sukulentenbewuchs.
Schon der Abstieg mit all dem Gepäck geht in die Knochen, doch unten angekommen zahlt sich jede Mühe und Pein doppelt aus.
Jetzt ein Bad im warmen Meer wäre genau das Richtige, und das mache ich jetzt auch…. vorsichtig schreite ich barfuß ins seichte, kristallklare Wasser, über Braunalgen bewachsene Felsen, achte gut auf die Seeigel und scharfen Steinkanten, bis 30 Meter weiter die knietiefe Felsplatte aufhört, und es vor mir gut 10 m tief abgeht… jetzt muss ich nur noch einen Satz nach vorne machen. Frankreich -Region Korsika- (04.11.2014)

Blickfänge am Wegesrand: 300 Jahre oder 800 ???
Solche uralten Überreste längst vergangener Existenzen laden zum verweilen ein. Im Duft von Lavendel und Rosmarin erkunde ich die verwitterten Mauerreste, das wohl mal ein einfaches Landhaus, möglicherweise eines Hirten gewesen sein könnte.
Immerhin in “Toplage”, denn glücklicherweise ist heute der Grünstreifen bei Bonifacio geschützt und darf nicht bebaut werden. Frankreich -Region Korsika- (04.11.2014)

Die südlichste Stadt in Frankreich ist Bonifacio, mit 3200 Einwohnern sehr überschaubar, wenn auch verwinkelt und anfangs verwirrend geschlossen auf der Anhöhe liegend. Die historische Altstadt steht hoch über die Klippen die sogar im weiten Bogen darunter, zum Meer gut 90 Meter abfallen.
Ich laufe zurück in den Ort, der Tag ist noch so frisch. Zeit also um sich hier noch etwas umzusehen … Frankreich -Region Korsika- (04.11.2014)

Hier ist Frankreich am südlichsten: Die Klippen von Bonifacio im äußersten Süden Korsikas.
Bevor ich in den Ort zurückgehe, begrüße ich hier, nachdem das nasse Zelt eingepackt und ich aus dem Buschland hinausgefunden habe, den Tag.
04. November, was für ein Glück heute bei Sonne hier zu sein…
Satte 80 Meter fallen die Klippen hier ins tiefblaue Meer…. der Blick über die bröckelige Kante hat es in sich…. Frankreich - Region Korsika - (04.11.2014)

Keine Chance, ich verlief mich noch in Bonifacio, fand nicht hinaus aus der umgebenden Stadtmauer, schleppte mich wieder ab bis hinaus, höher auf die Klippen bis irgenwann die Luft komplett raus war: Einen Kilometer Stadtauswärts campe ich inmitten der Macchia (mediterranes Buschland) abseites der allgegenwärtigen Trampelpfade.
Schnell dunkelt es, schon um halb sechs ist es völlig finster und nur knapp fand ich einen Platz, groß genug für’s Zelt.
Heute am nächsten Morgen dann, erwache ich in bester Morgenfrische unter Korsisch-blauen Himmel.
Die zarten Sonnenstrahlen reichen bei weitem nicht aus um die von Kondenz und Tauwasser benetzte Zeltplane anzutrocknen. Es ist zudem schon zu spüren dass November ist; gerade mal sechs Grad lassen mir die Finger beim Abbau des klatschnassen Außenzeltes, gründlich frosten…. eiskalt …
Doch dann schreite ich zurück Richtung Meer, Richtung Klippe und setze mich an der Natursteinmauer, lasse die Sonne intensiver wirken und frühstücke die letzten Brotreste vom Vortag, rasiere mich und putze die Zähne mit den letzten Schlücken Mineralwasser.
(Bild: Nasses Zelt….auch wenn’s innen wunderbar trocken bleibt, oft bei kühlen Nächten ein Problem, wenn’s ans einpacken am Morgen geht) Frankreich -Region Korsika- (03.11.2014)

Korsika ist mit 8600 Quadratkilometer nur ein ganz bisschen größer als das Elsass (8200 km) aber mit nur 322.000 Einwohnern die mit Abstand kleinste Region Frankreichs.
Über 70% der Insel sind von hohen Bergen überzogen, gut 50 davon über 2000 Meter hoch und das alles sehr steil und schroff. Im Gegensatz zur Nachbarinsel Sardinien, die flacher ist, kontrastiert Korsika als reine Gebirgsinsel.
Mit 2710 Metern ragt der Monte Chinto als höchster Gipfel, tief im Zentrum Korsikas empor. Also ein wirklich hoch montanes Abenteuer.
Lediglich an der Ostküste legt sich ein kleiner Flachlandstreifen vor die steilen Berge, dort wächst der Wein und Ackerbau im mäßigen Umfang prägt das Bild. (die Böden sind nicht sehr ertragsreich, da zu steinig oder sandig)
Mit Ajaccio (70.000 Einwohner) und Bastia (43.000) gibt’s auf Korsika nur zwei nennenswerte Städte, beide liegen jeweils an verschiedene Küsten und sind natürlich ein Ziel meines Weltweges.
Mit 35% stellen die einheimischen Korsen heute die Minderheit; Frankreich zerstörte teils mit Erfolg deren Kultur durch seine Besetzung im 18ten Jahrhundert, weshalb Festlandsfranzosen die absolute Mehrheit heute bilden, seit 200 Jahren siedeln sich (bis heute) mehr und mehr vom Festland auf der Insel an. Korsika gilt als Paradies im Mittelmeer, weitaus südlicher und milder als noch an der überfüllten Cote Azur. (siehe Frankreich “Provence Alpes Cote Azur”)
Dennoch gilt Korsika als “ärmste Region” im Lande; mit kaum nennenswerten Wirtschaftszweigen ist es schwer hier auf der Insel das viele Geld zu verdienen, wie es nötig ist; Korsika verzeichnet die teuersten Lebenshaltungskosten im ohnehin Teuer-Land Frankreich. Fast alles muss eingeführt werden, und die heimischen korischen Sachen (Käse, Wurst, Fleisch oder Früchte) kosten obendrauf sogar noch viel mehr…. alles nicht einfach.
Dennoch versuchen viele hier zu leben, Sonne und Meer sind immer nah, riesige Berge auch. Wer’s sich leisten kann, kann gern kommen….
(Bild: Blick von Bonifacio nach Süden. Da hinten liegt Sardinien was zu Italien gehört) Frankreich -Region Korsika- (03.11.2014)

Angekommen, mal wieder in Frankreich zu dem die Insel Korsika 250 Jahre gehört, südlicher geht es in Frankreich nicht; Korsika ist die kleinste Region dieses großen “Schwerpunktlandes” meiner Systemreise durch die Welt, und die letzte Region für mich in diesem Land. Wie in Italien, und zuvor Spanien, führt mein Weltweg durch alle Regionen der großen Länder, führt mich nun nach Korsika zur Vollendung aller 22 französischen Regionen.
Ungefähr 10 Tage plane ich hier zu bleiben, ziehe über die ganze Insel von Süd nach Nord, treffe dort Gastgeber mit denen ich bereits jetzt schon in Kontakt stehe, und kehre wieder zurück nach hier in Bonifacio, um wieder nach Sardinien zu kommen.
Damals, als ich in Frankreichs Süden unterwegs war, glaubte ich gar nicht wie teuer ein Fährticket von Nizza nach Korsika ist… beschloss diese letzte Region dann eben später von Italien aus, von Sardinien aus zu erreichen; 15 km Wasserweg sind da schon günstiger als jene 150 km von Nizza.
(Bild: Die Kalksteinklippen von Bonifacio im äußersten Süden Korsikas laden mich ein dort zu nächtigen. Doch Kilometerweit scheint es keinen Abstieg zu geben, lediglich mit dem Boot könnten die kleinen Strandbuchten unterhalb der hohen Felswände erreicht werden…. wie komme ich da wohl hin?) Frankreich -Region Korsika- (03.11.2014)

Auf geht’s über’s Meer, ca. 15 km mit der Fähre nach Korsika, die gleich nördlich von Sardinien inmitten der mediterranen Weiten des Meeres liegt. Schon von meinem felsigen Schlafplatz bei Santa Teresa konnte ich die hohen Kalksteincliffs sehen, die steile Südküste Korsikas….
18 € berappe ich für das Ticket hinüber, fahre gut eine Stunde übers ruhige, tiefe Meer und schaue oft zurück; Sardinien sehe ich bald wieder, dann ausführlicher, die niedrigeren Berge Sardiniens verblassen allmählich in der Ferne, die viel höheren, spitzen Gipfel Korsikas nehmen Kontur an, schneiden sich scharf in den azurblauen Himmel, weitab am Horizont.
Auch der Korsische Hafen Bonifacio kommt näher; es dunkelt bereits wieder, die Tage sind ja so kurz…. golden schimmern die Klippen im Licht, tiefblau das Meer.
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