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                              ...Wanderleben...

                                         ... auf dem längsten Weg der Welt ...

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Stand:
25.11.2015

Frankreich  - Region Bretagne -

(12.07.2014)

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Zu Gast bei Michel und Reiner in ihrem über 270 Jahre alten Dorfhaus in Le Minihic, - irgendwo im Nirgendwo nahe St. Malo, Dinard (dem Nizza des Nordens) und dem charmanten Dinan. Besser kann man hier nicht wohnen, und besser kann man hier auch nicht zu Gast sein, …in keinem Nobelhotel der Umgebung :-)

DANKE FÜR DIESE WUNDERBAREN TAGE !!!

Wieder geht’s weiter auf meiner Route, der “Via Terrestris”, dem Weltweg der mich heute zu einem ganz besonders wichtigen Ort bringt …. Michel fährt mich noch rüber …. einem alten Pilgerziel entgegen, einem Ziel gegenwärtiger Touristenströme wie es sie nur wenig auf der Welt gibt …

Es geht zum LE MONT ST. MICHEL …..

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(11.07.2014)

Dinan und somit die Bretagne, sind die Heimat der Harfe …. das sagte mir Michel schon zuvor, doch ich glaubte ihm nicht. Doch in Dinan scheint es sich wirklich überall um dieses elegante Klanginstrument zu drehen; spätestens jetzt, vor einem der Wahrzeichen dieser beeindruckenden Stadt, dem Doppelturm an der Stadtmauer, bin ich überzeugt.
Diese feine Bretonin zeigt sich genauso Keltisch wie jene in Irland, wo ich noch letztes Jahr gewesen bin …. und bestätigt dass hier das Irische Nationalheiligtum seinen Ursprung hat …

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Was fürchtet der Teufel???

Ja klar, das Weihwasser.

Das trägt er hier in der Hauptkirche von Dinan (es gibt noch eine große Basillika hier in der Nähe) wo er weder vor noch zurück kann. Ich bin begeistert von der Französischen Kreativität aus alten Sakralen Tagen… immerhin ist das Ding einige Jarhunderte alt.

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Michel zeigt und zeigt mir seine Heimatstadt. z.B. diese “Sozialwohnungen” …. kann ich auch nicht glauben, aber als die Revolution 1789 in Frankreich die Geschichte eines ganzen Kontinents nachhaltig veränderte, wurden die Adeligen enteignet, deren prächtige Herrenhäuser dem “Volk” übergeben. Bis heute …wo eben hier in diesem alten, ehemaligen Adelshaus, einfache Wohnungen sind.

Na, in Frankreich lebt es sich eben anders als in Recklinghausen-Süd.

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Vor 400 Jahren ist Dinan fast völlig abgebrannt. Sowas war halt normal zu dieser Zeit (auch bei uns brannte ja mal fast jede Stadt im Mittelalter nieder) und nur wenige Fachwerkhäuser blieben übrig. Der zweite Weltkrieg machte nur einige Küstenstädte in Frankreich platt und Dinan wurde erhalten. Die alten Straßen, einst (wie auch bei uns) herrlich gepflastert, sind auch hier fast alle mit Asphalt verschandelt worden. - Planet Auto will das so …. doch einige Nebenstraßen so wie hier, sind seit 250 Jahren nahezu unverändert. Dinan ist, wie fast alle Orte in der Bretagne aus Granit erbaut. Zwar alles etwas viel Grau, aber dennoch nicht “farblos” wirkend …

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Unermüdlich nimmt mich Michel wieder mit, mir seine Heimat zu zeigen. Diesmal seine Heimatstadt, 20 Kilometer südlich, Dinan eine 12.000 Einwohner-Ortschaft mit unglaublichem Charme; jaja, absolut wenn’s ich sage; Dinan kannte ich vorher noch nicht einmal, doch jetzt nachdem ich befürtet hatte, irgendein langweiliges Kaff zu besichtigen, stelle ich wieder mit Begeisterung fest, welch ein unglaublich reiches, wundervolles Land Frankreich ist ….

Damit meine ich auch seine Menschen, wei eben Michel, der unermüdlich, ja  -  u.n.e.r.m.ü.d.l.i.c.h - zu erzählen weiß von Mann und Maus hier. …Und ich finde es gut so.

Dinan hat eine sowas von gut erhaltene Altstadt, wie ich sie selten mal gesehen habe; Gleich mehrere Klöster, Kirchen und Herrenhäuser, Fachwerk aus dem Mittelalter und viel, viel Gemütlichkeit. - Wenn da (mal wieder) nicht diese permanenten Autos alles und nochmals alles zustellen, okupieren und einnehmen … Wenn Dinan wenigstens eine komplett Autofreie Innenstadt hätte, würde ich hier sofort einwandern …

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Wieder zurück aus St. Malo komme ich mir vor als sei ich 20 km gegangen; 15 hatte ich gedacht und 10 sind es in Wirklichkeit ….naja, jeder Schritt tut echt weh, wegen meines Lasters mit dem Fibrom am Bein … mann, ich mache mir echt Sorgen deswegen …hoffentlich halte ich die letzten Tage hier noch aus, bevor es dann in ca. einer Woche wieder kurz nach Hause geht …

Eine Belohnung gibts aber doch: Michelle hat wieder was Regionales aus dem Hut gezaubert; diesmal diese Muscheln. Hmmmm, wenn auch etwas zäh, schmecken sie wie das Meer hier vor der Tür …

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Sowas hab ich noch nie gesehen …. ein Gezeitenkraftwerk zwischen Meer und der Rance, dem Flussartigen, breiten Gewässer was weit ins Land hineinragt und bei Flut gefüllt wird. Das kontrollieren die Schleusen des Kraftwerks, was eigentlich wie eine Staumauer funktioniert; bei Flut öffnen sich die Tore in denen Turbinen von den wilden Wassermassen angetrieben werden. Das Ergebnis: Strom.

Wehe dem, der hier in die Fluten gerät …. welch eine Gewalt unter meinen Füßen … ich schreite schnell über den Meterdicken Beton und setze den Weg fort ins Dorf meiner Gastgeber.

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Ich laufe aus St. Malo hinaus, verlasse die  historische Innenstadt (die im zweiten Weltkrieg völlig zerstört, aber originalgetreu wieder aufgebaut wurde) und schaue zurück. Mit dem Dom als Wahrzeichen bleibt mir dieser freundliche Ort sicher in Erinnerung.

Nun kommen reichlich Kilometer zurück nach Le Minihic das 15 km weit entfernt liegt.

Zuerst durch den großen Hafen der Stadt, dann weiter über eine Brücke über die Rance, einem Fluss der auch als Meeresarm 35 km weit ins Land reicht.

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Mit schmerzenden Abszess am Bein, humpele ich durch St. Malo und entdecke dieses “Gezeitenschwimmbad”. St. Malo und die Umgebung haben den höchsten Tiedenhub weltweit (irgendwo in Kanada soll es ein Kaff geben mit wenigen Zentimetern mehr….)

Ganze 14 Meter beträgt der Unterschied, was zu weiten Watt-Flächen über Tag führt. Die größten der Welt ….

Auch dieses Becken in St. Malo verschwindet vollständig, nur das Sprungbrett lugt kaum einen Meter aus der Flut. Doch während der Ebbe wirkt alles so wunderbar friedlich und das Becken hat immer frisches Meerwasser.

Ich ärgere mich, dass momentan kein Bad möglich ist, wegen dieser doofen Entzündung … doch allein schon der Anblick ist toll :-)

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In ST.MALO, einer sehr lebendigen Touristenstadt mit 45.000 Einwohnern war ich vorgestern ja noch im Krankenhaus, wegen dieses verdammten Fibroms, was sich böööööse entzündet hat. Mittlerweile stehe ich nun doch unter Antibiotika, was ich mir jetzt auch leisten kann, da ich zum Glück diese Hecke schneiden durfte und somit mehr Geld in den Händen habe … 48 Euro zahlte ich voraus, bekomme das aber von meiner Krankenkasse in Deutschland zurückerstattet (glaube ich zumindest) - ich bin freiwillig gesetzlich versichert, (160 € im Monat) und somit nicht verloren im Ernstfall.

Nach dem Arztbesuch, nutze ich die Zeit um St. Malo zu erkunden. Der Schmerz am Bein ist auszuhalten und ich kann mir voller Begeisterung die tolle Stadt ansehen.

Lange Strände mit diesen großen Baumstämmen fallen mir am meisten auf. Diese dürften wohl als Wellenbrecher fungieren, da vor allem im Winter hier der Atlantik total ausflippen kann… da geht die Post ab, erzählt man mir hier …

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Felsig und ungemütlich zeigt sich meistens die Bretonische Küste. Sandstrände gibts nur abschnittsweise.  22 Grad sind im Sommer hier normal, es ist eben nie richtig heiß, und im Winter dagegen recht mild. Frost gibt es hier fast nie.

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Dinard und St. Malo liegen in einem einzigartigen Klimaabschnitt, der im Winter mild und im Sommer herrlich frisch aber warm, ein ganz besonders Gesundes “Mikroklima” besitzen. Dieses bedingt sich durch den milden Golfstrom, einer mächtigen Meeresströmung durch den Atlantischen Ozean, der noch aus der Karibik kommend die Gewässer um die Bretagne und Südengland warm hält. Komischerweise hier bei Dinard in der Ostbretagne, bis hin zu den “Channel - Islands” (den Kanalinseln) und dem Englischen Cornwall auf der anderen Seite der Meerenge die ja bekanntlich “Der Kanal” genannt wird, ist alles ganz besonders warm und mild.

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Dinard am Ärmelkanal, das “Nizza des Nordens” wo schon vor 190 Jahren die Engländer hinüber kamen und die ersten Villen an der damals kaum bewohnten & erschlossenen Küste bauten.

In England wurde sozusagen der Tourismus zur dieser Zeit erfunden; im milden Cornwall, Irland und letztlich auch Nordfrankreich expandierte dieser neue Trend des organisierten Reisens erstmal für die Oberschicht. In Dinard, damals ein völlig armes, Bretonisches Fischerdorf, fing alles an …   billig war das Bauland sowie der hier reichlich vorkommende Granit aus dem die großen Villen bis ende des 19 Jahrhunderts hier erbaut wurden. Auch gleich einige “Grande Hotels” entstanden und schnell erkannte man auch in Paris seinerzeit die Zeichen eines neuen Lifestyles, baute Herrenhäuser, Hotels und der Touristentrubel war geboren ….

Heute ist es allerdings nicht mehr so günstig hier wie noch um 1850….  Portemonnaies so schwer wie Zementsäcke sind hier von Nöten um hier Urlaub zu machen … Dinard und all die ganzen, mondänen Ferienorte hier, entlang der Bretonischen Küste, sind sehr, sehr teuer…. Frankreich eben …

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(10.07.2014)

Endlich wieder Arbeit … hier in Le Minihic nahe St. Malo, hat die greise Nachbarin Bedarf; ihre Hecke hat schon seit vielen Jahren keinen Schnitt mehr erlebt. Das hole ich jetzt nach und freue mich somit die teuren Tickets zu den Inseln Jersey und Guernsey somit rauszuholen, die ich in einigen Tagen besuchen möchte.

Noch immer und bis Samstag bleibe ich hier bei Michel, Reiner und Marita im idyllischen Dorf.

Doch ein Haar in der Suppe gibt es schon: Seit zwei Tagen kämpfe ich mit einer schlimmen Entzündung am linken Oberschenkel / hinten, ein “Fibrom” - oder so … etwa Erbsengroß, habe ich schon seit einem Jahr und macht keine Schwierigkeiten, doch seit vorgestern  ist das fürchterlich entzündet; sitzen ist eine Qua l…

Heute war ich deshalb sogar nach St. Malo ins Krankenhaus gefahren worden; Antibiotika sind angesagt, doch das alles für 85 Euro … keine Chance, denke ich mir und versuche die Sache auszusitzen ….

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 (09.07.2014)

Sehr Bretonisch: Die Crepes aus Buchweißen, dem einzigen Getreide was in der Bretagne früher angebaut wurde, da ansonsten nichts anderes hier wuchs. Gefüllt wurden und werden diese praktischen Kraftpakete mit allem möglichen; ob Wurst, Käse oder wie hier, mit Ei und Schinken, abwechslungsreich soll die Kost sein die traditionell dem Bauern draußen auf dem Felde von der Frau gereicht wurde.

Selbstverständlich mit reichlich Cidre, dem leichten und sehr erfrischenden Apfelwein ….

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Michel zeigt mir die Küche seiner Heimat; Rilette auf Weißbrot, (Streichzubereitung aus Fleisch und Schmalz) Rote Beete-Salat und natürlich der Cidre, der Apfelwein mit lediglich 2% Alk …

(08.07.2014)

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Abendessen mit Michel und Marita. Reiner, Michels Freund hat das Foto gemacht. Hier in ihrem über 270 Jahre alten Haus im Dorf Le Minihic (Gesprochen: Leminic) gibt’s reichlich Platz für alle; auch hier wurde ich zuvor in einem Kontaktnetzwerk im Internet fündig; so standen Michel und ich schon seit Monaten zuvor in Kontakt und nun bin ich endlich da.

Bis Samstag werde ich bleiben in dieser tollen Gegend.

St. Malo, einer der wichtigsten, historischen Häfen Frankreichs, liegt nur 10 km weit ….

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Danke Benoit, an der Straße in Richtung Osten, setzt er mich ab und ich stehe wieder da; auf zu neuen Abenteuern …. 200 km bis nach St. Malo, was ebenfalls noch in der Bretagne liegt …

Eine Stunde dauert’s, bis mich ein lustiger Typ mitnimmt, der aus Reunion kommt, einer Tropeninsel nahe Afrika im Indischen Ozean.

Er war auf dieser Technoparade (Astropolis) in Brest und ist auf dem Weg in die Normandie …. mit Joint und Bier zieht er dann gemeknsam mit mir gen Osten, bis nach Dinard, kurz vor St. Malo, - perfekt gelegen nahe dem Dorf meiner künftigen Gastgeber ….

Wieder Abschied nehmen: Welch eine wunderbare Zeit wieder zu Ende ist … Benoit und Daniel kümmern sich rührend um mich, malen mir noch auf einem Pappschild “St. Malo”, mein heutiges Ziel welches wieder per Anhalter angesteuert wird.

Diesmal ist es schwer, da die Ausfallstraßen weit verzweigt keine eindeutige Richtung haben in Brest. Benoit muss jetzt los zur Arbeit, bringt mich aber fort, da wo ich wohl gut trampen kann ...

Auch das Wetter ist wieder toll, wenn auch kalt; 10 Grad heute Morgen …

Ich muss Trampen, egal wie lang es dauert. Mit der Bahn wäre es unmöglich, da hier in Frankreich die Preise extrem teuer sind; keine Chance für mich, da hilft nur der Daumen an der Straße.

200 km wieder in Richtung Osten soll es heute gehen, nach St. Malo, oder genauer nach Le Minihic-sur-Rance, ein winziges Dorf ca 25 km südlich davon. Dort treffe ich wieder neue Gastgeber …

Bin mal gespannt wie ich heute durchkomme ….ist immer sooooo aufregend ….

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(06.07.2014)

Da die Bretonen schon sehr Französisch geworden sind, unterscheiden sie sich auch beim Essen wenig. Eher sind es die geographischen Gegebenheiten welche die Küche der Bretagne betonen. Pasta, eher weniger alteingesessen, isst man hier natürlich gern mit Muscheln, aufgrund der langen Küsten hier. Im Landesinnern finden sich zudem viele interessante Käsespezialitäten, da die Bretagne auch ganz besonders ein Land der Kühe ist.

Meine Gastgeber sind zwar völlig Einheimisch, lieben aber eben Italienische Leckereien, was in Frankreich mittlerweile überall gut ankommt, was besonders am flächendeckenden Siegeszug der Pizza deutlich zu sehen ist …

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Zum Abend hin gehts wieder zurück, übers herrliche Land … Finistere (was auf Bretonisch “Penn-ar-Bed” heisst) ist eine bemerkenswerte Ecke (im wahrsten Wortsinn) von Frankreich. Gut dass ich hier etwas länger blieb … 1200 Kilometer von Zuhause entfernt und dennoch im Nachbarland.

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Nochmals unterwegs, diesmal zu einem Nacktbadestrand die besonders hier in Frankreich Tradition haben. Bilder davon habe ich zwar gemacht, traue mich aber nicht die hier reinzustellen :-)

Lieber zeige ich diese stachelige Pflanze hier, die so typisch für die Regionen am Atlantik ist; der Stechginster. Eine schrecklich kratzige Angelegenheit die mir noch mit Schrecken nachgeht; schon in Nordspanien, auf dem Jakobsweg entlang der Atlantikküste, saß ich mich Nachts beim Zelten, versehentlich zur Notdurft in seine Stacheln … ein wahrlich unvergessliches Erlebnis …………….

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Klettern am Abgrund, dafür aber fantastische Blicke dieser alten Landschaft.

Schon vor 6000 Jahren lebten hier Keltische Völker, weit verstreut in den tiefgrünen Wäldern der Bretagne. Felsringe auf grünen Wiesen, so wie in England, gibt es hier auch. Auch Dolmen, die uralten Felsblockgräber zeugen von lang vergangenen Zeiten.

An den Küsten, so wie hier, sind zum Glück kaum noch weitere Bauvorhaben erlaubt; zu schnell würde der rasant sich ausbreitende Mensch nahezu alles zubetonieren, oder privatisieren …. geschehen ist das ja schon weitest gehends, überall stehen Häuser oder verstopfen Autos die Gegend. Problematisch sind auch die  selten bewohnten Zweit, Dritt, oder mittlerweile “Zehnthäuser” der wohlhabenden Oberschicht die immer mehr Landschaft auffressen …

Darum genieße ich um so mehr solche Orte wie diesen ….

Wie schon Ghandi einst sagte: Auf der Welt ist genug Platz für alle, wohl aber nicht für die Gier weniger ….

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Die Bretagne ist eine von insgesamt 22 Regionen in Frankreich, welche wiederum in 96 “Departements” aufgeteilt sind, alles recht unübersichtlich, erst recht wenn noch die ganzen Überseegebiete mitgezählt werden.

Frankreich ist eben als ein “Schwerpunktland” meines Wanderlebens sehr groß und auch hier finde ich ein “Ende der Welt”, dass hier “Finistère” genannt wird.

Ich erzähle das, weil meine Erinnerungen an das “Finisterre” in Spanien sehr intensiv sind. Damals als mein  Wanderleben mit dem Jakobsweg angefangen hatte, erreichte ich nach 2700 km Fußmarsch diesen damals (im Mittelalter) bekannten westlichsten Punkt Festlandeuropas: Das Kap Finisterre, 92 Kilometer hinter Santiago de Compostela, dem heiligen Pilgerziel des Jakobsweges in Nordwestspanien (Galizien)

Hier aber in Frankreich finde ich auch wieder ein Finisterre, eben aber das Französische. Die wollten ja auch damals selbst ihren eigenen Papst haben, warum dann auch nicht so ihr eigenes “Ende der Welt” …?

Wie auch immer, hier am äußersten Rand der Bretonischen Halbinsel, fühle ich mich wirklich ein wenig so. Nach all den Kilometern gehts hier nicht mehr weiter …. nur diese wunderschönen Aussichten auf wieder den selben Ozean wie einst damals in Spanien, im ja fast schon keltischen Galizien, ist immer wieder unglaublich …

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Jetzt kommen - wie damals in Irland oder La Palma, wieder diese Küsten, Bilder die nahezu für sich sprechen und immer wieder erzählen, wie schön unser winziger Planet in den Weiten dieses so kalten, dunklen Weltraumes ist … welch eine Insel im nuklearen Ozean lebensfeindlicher Weiten diese blaue Kugel ist … achtet auf sie gut; bald sind wir acht Milliarden, und jeder will immer mehr …

Sowas denke ich auch beim Anblick solcher Schönheit ,,,

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Mit dabei, der junge Françios, ein Freund der beiden die mich hier über die Tage aufnehmen und so schön ihr Land zeigen …. François lebt erst einige Monate hier, und stammt aus Korsika, einem Mediterranen Traum fern auf der anderen Seite des Reiches. Sein Job ist beim Militär, dass in Brest ein großen Marinestützpunkt betreibt, und bestimmt somit wo er wohnen soll ….  1400 Kilometer von seiner Insel im warmen Mittelmeer bis hier oben, am stürmischen Atlantik sind natürlich schon heftig. Aber er scheint sich in dieser Ecke der “Grande Nation” ganz gut einzuleben ….

…Könnte ich aber auch, wenns sein muss …

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Benoit und Daniel sind keine Weicheier; beide mögen Kletterwanderungen und haben eine erstaunlich gute Kondition. Da mache ich gern mit und suchen uns die markanten Stellen an den Steilklippen des “Pointe de Penhir”, einem weit ins Meer ragenden Felsvorsprungs, zwar überlaufen von Touristen, die aber schön allesamt auf den ausgetretenen Trampelpfaden sich drängen …  weitab unserer “Seeblicke” …

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Dann doch noch: Ab in die Wellen …. zu verführerisch rauscht uns das Meer zu. Mit Unterhose mache ich mich auf ins sehr frische, aber dennoch nicht kalte, klare Wasser des Ozeans … 20 Minuten lang schwimme ich in den unglaublich, ja unglaublich frischen Wellen; es duftet so noch Salz, nach Meer  …. wieder führt mich der Weg durch die Welt ans Meer ….
22 Grad, aber satt strammer Wind. Da muss man(n) schon nicht zimperlich sein …

Das sind einfach geniale Momente. :-)

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Das ist doch die Bretagne von ihrer schönsten Seite; blaues Meer, leckere Seeluft und weites, grünes Land …. da wo Frankreich ein bisschen Irland ist …

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Samtige Graspuschel überall hier an den Stränden. Salziger, milder Seewind macht fürchterlich Lust auf Leben …. wir ziehen entlang der Strände an der Spitze der Crozon-Halbinsel die wir heute erkunden. Zum Baden ist es mit 22 Grad gerade noch gut genug …wir wandern erst und sind noch unschlüssig …

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Völlig zerfurcht und zerklüftet ist das Land hier weit im Atlantik, überall grün; wie gesagt, Irland ist nicht weit hinter dem Horizont … da kommen noch Erinnerungen an letztes Jahr aus …hach, Irland ….  jetzt will ich erstmal ein Guinness …

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Und da sind sie: Die Helden der Bretagne; Jens im Wanderleben, Benoit und Daniel bei einer Pause an einem Hafenbecken am südlichen Ende der Bucht von Brest. Die beiden haben heute am Sonntag die Zeit mir ihre herrliche Heimat zu zeigen. Ein ganzer Tag voller toller Ziele ist angesagt ……

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So sieht ein traditionelles, Bretonisches Haus aus; die Dachverkleidung aus Schieferschindeln bestehend, zieht sich bis zum Untergeschoss an der Vorderfassade hinunter. Eine Bauweise die ich nur hier gesehen habe und auch recht auffällig ist.

Dieses Haus steht in La Faou und dürfte um die 350 Jahre alt sein.

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Schnell ist der Himmel wieder blau und schön. Heute haben Beniel und Daniel den ganzen Tag vor, mir ihre herrliche Heimat zu zeigen, außerhalb von Brest ins Umland, wo es noch alte typisch Bretonische Kirchen gibt, die selten groß und wuchtig gebaut wurden, wie es noch in anderen Teilen Frankreichs üblich ist; eher klein mit eigensinnigen Türmen versehen, wirken sie hier nie dominant oder gar erdrückend. (wie jene Kathedrale von Nantes z.B. in ihrer Bollwerkhaften Schwere die sie aus der Nähe kaum Bildlich fassbar macht)

Bild: Kirche aus dem 12 Jahrhundert im Ort Le Faou, ca 35 km von Brest, direkt am Ende der Bucht von Brest gelegen.

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(05.07.2014)

Grau, trüb, und nass ist es gern und oft hier draußen am Ende der Bretonischen Halbinsel. Im Winter nahezu wie im gar nicht fernen England schrecklich schmuddelig.

Auch jetzt im Juli …. doch so wie das schwere Grau kommt, geht es auch wieder; morgen soll es schön werden. Heute ist ein fauler Tag und bis auf einen kleinen Rundgang (Bild: das Wahrzeichen von Brest, die Brücke mit dem alten Wehrturm) durch die verregnete Stadt nichts angesagt. Ich ruhe mich aus, schlafe viel ….

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(04.07.2014)

Bei Benoit und Daniel zu Gast, hier ganz weit oben am letzten Landzipfel von Frankreich in Brest, 600 Kilometer weit hinter Paris, 1200 Kilometer von Recklinghausen entfernt. Drei Tage bleibe ich jetzt bei den beiden. Morgen fahren wir raus, (da soll auch das Wetter besser werden) und erkunden das Umland hier an der zerklüfteten Atlantikküste.
Heute regnete es pausenlos … und blieben viel im Haus.

Jetzt gibt’s Hänchen mit Kartoffeln, Italienischer Chianti und zum Nachtisch schwarze Kirschen.

Angekommen: Brest ist erreicht, ein wichtiges Zwischenziel auf dem Weltweg durch Frankreich.
Brest liegt weit ab vom Schlag an der Spitze einer riesengroßen Halbinsel, hat 140.000 Einwohner und liegt in einer völlig anderen Klimazone; noch 100 Kilometer zurück, waren es satte 30 Grad, die Sonne schien, ich stand schwitzend am Straßenrand. Doch hier ist es plötzlich ganz trüb, am Regnen und viel frischer; wilkommen in der BRETAGNE, Frankreichs regenreichste Region.

Selbst jetzt im Juli ist es wieder am Plästern, ich kontaktiere Benoit in einer Bar über’s WiFi bei “Planet Romeo”, einem weiteren Kontaktnetztwerk, welchem ich mich bediene. Schnell ist er samt seinem Freund Daniel zur Stelle und freudig kommen wir beisammen; schon ein ganzes Jahr “kennen” wir uns schon über’s Chatten. Bei Planet Romeo kann ich Anzeigen setzen die in den Orten gelesen werden, die auf meinem Weg liegen, natürlich alles im Internet.

Mit der Bretagne habe ich nun die vorletzte Region in Frankreich erreicht, nur noch Korsika im fernen Mittelmeer fehlt noch, eine Insel die besser von Italien aus mit dem Schiff anzusteuern ist.

Kulturell ist die Bretagne in historischer sowie sprachlicher Hinsicht etwas anders als der Rest Frankreichs; der Bretonische Dialekt wird zwar nur noch von einer Minderheit täglich verwendet, doch so waren die Bretonen schon immer anders. Ursprünglich von keltischen Einwanderern von den Britischen Inseln geprägt, finden sich noch heute Spuren wie ein altes Dudelsackinstrument, oder Harfen in den Museen der Region, aber auch auf vielen Folksfesten.

Apfelwein ist der Stoff Bretonischer Rauschträume, der hier neben allen Französischen Weinen getrunken wird, die hier aber nicht angebaut werden. Am Klima liegt es weniger; die Winter sind hier zwar nasskalt und stürmisch, aber nie frostig kalt. Englisch ist es eben hier vom Wetter, so nah gelegen am wilden Atlantik zu Cornwall und Irland…

Mit 27.000 Quadratkilometer und 3,3 Millionen Einwohner erscheint das Land übersichtlich, zumindest auf der Landkarte. Viele Kleinstädte reien sich an den stark zerklüfteten Küsten, die aber selten steil ins Meer fallen; hügelig und grün wie auf Irland sieht es hier überall aus. Brest und Rennes, letzteres die Haupstadt mit 210.000 Einwohnern, im Innenland gelegen, sind die einzigen größeren Städte hier. Doch man sollte es nicht unterschätzen: über 500 Kilometer geht allein meine Route - der Weltweg - über Bretonisches Gebiet, einmal zur Spitze der Halbinsel, und wieder zurück im Norden ….  Hier und jetzt in Brest habe ich auch die Gewissheit, ganz besonders freundliche Menschen gefunden zu haben; Benoit und Daniel sind ein tolles, aufgewecktes Männerpaar die schon 21 Jahre beisammen sind. Ihr Haus steht für “Couchsurfer” offen, Bretonische Gastfreundschaft sei was Besonderes, da hier (entgegen der in Frankreich eher gegenläufigen Meinung, - wohl aus historischen Gründen) die Menschen viel entspannter und freundlicher seien … bisweilen kann ich das nur bestätigen :-)

An einer Tankstelle lasse ich mich absetzen, kurz vor der Stadt Vannes in der ich als Tramper erstmal verloren wäre;  an der Schnellstraße irgendwo neben der Leitplanke stehen ist sinnlos beim Anhalten, kaum jemand hält im Verkehrstrom an, da alle einfach zu schnell sind …

Im Wald abseits der Tankstelle verrichte ich erstmal eine Notdurft, dann gehts wieder zur Autobahn, stelle mich an den gewaltigen Verkehrsstrom und halte den Daumen hoch bis mir der Arm wehtut.

Diesmal sind es drei ziemlich ruppige Jungs, die mich in ihr Auto quetschen, nicht mal im Ansatz des Englischen mächtig und gewaltig am kiffen, allesamt. Der sehr junge, tunesische Fahrer wie auch alle anderen hauen sich das Zeug rein als gäbe es kein morgen mehr…. die Luft ist zum schneiden …

Ich lobe ja schon die Hilfsbereitschaft, aber die drei sind -  ich muss es leider sagen, sehr, sehr einfach gestrikt; lachen, gröhlen und albern herum …. paffen sämtliche Tüten und plappern mich mit irgendeinem Kram voll…ich verstehe nur Bahnhof und überlege wie ich die 220 Kilometer bis Brest hier nur schaffe … immerhin geht’s direkt nach Brest, wo ich heute verabredet bin mit Benoit.

Wieder auf der Straße, diesmal mit der Pappe in der Hand wo BREST draufsteht … Alain setzte mich morgens hier an der Ausfallstraße am Stadrand von Nantes ab. Strategisch gut um von hier weiter in die Bretagne zu trampen, der nächsten und vorletzten Region in diesem “Schwerpunktland” meines Wanderlebens.

45 Minuten stehe ich im Staub dieser Parkbucht kurz vor der Autobahn, halte mein Pappschild und den Arm mit dem Daumen zur Straße.

Vielleicht dröhnen 10.000 Autos und LKWs an mir vorbei…irgendwann hält dann doch eines, …… “Bonjour Monsieur” schaffe ich noch zu sagen, aber dann, “sorry, i speak english” ….  halb so wild, der Fahrer und ich versuchen mit allen Mitteln uns zu verständigen.

Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt, -wie gesagt, trampen ohne Französischkenntnisse in Frankreich, kein Problem :-)

 

 

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