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                              ...Wanderleben...

                                         ... auf dem längsten Weg der Welt ...

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Stand:
25.11.2015

Murcia

Spanien / Aguilas / Almeria

Was für eine Wohltat,  der kräftige Strahl aus der Brause reinigt Körper und Seele. Wie neu geschaffen geselle ich mich nun ins Wohnzimmer zu Piku, einem Langhaarigen 50 Jährigen,  der ordentlich Marihuana paffend wie ein Guru aus Indien ausschaut,  mit seiner dermaßen weiten Hose, dass man in dieser sogar zelten könnte.

Zusammen mit Merce, seiner hübschen Frau, esse ich endlich wieder gut und warm. Um nicht unhöflich zu sein, halte ich noch zwei Stunden aus, gehe aber dann endlich in die ersehnte Haia ….

Ich schlafe komplett durch, wache auf und schon geht’s wieder weiter. Piku ist Gärtner und mal wieder zu spät,  schnell packe ich meine tausend Sachen und muss mit ihm aus der Wohnung.

Herzlich verabschieden wir uns vom eigentlich recht kurzen Miteinander,  und rolle den Wanderwagen aus der Wohnanlage. Mist, jetzt bin ich eingesperrt;  Piku hat vergessen mir das Tor aufzuschließen.

In Spanien sind viele Wohnungen wie ein Sicherheitstrakt organisiert,  nur mit verschiedenen Schlüsseln gelingt der Zugang, erstens in den Hof, dann das Haus, dann die Wohnung.

Ganze 20 Minuten irre ich durch den parkähnlichen Garten bis mich endlich ein Anwohner befreit.  Er dachte sich schon ich sei ein Eindringling,  fragte mich vom Balkon aus  irgendwas auf Spanisch. Ich deute einfach auf den Ausgang und war bald frei.

Gleich nebenan kaufe ich erstmal ein, Mama hat mir ein bisschen überwiesen und somit besorge ich mir frisches Brot,  Salami und eine Dose Oliven,  gefüllt mit salzigem Fisch. Die bekomme ich immer bei meinen Gastbesuchen hier in Spanien und bin nun völlig verrückt danach.

Aber siehe da … im Supermarkt treffe ich plötzlich Sergej wieder. Beim Einkauf.  Na, manchmal, aber auch nur manchmal mache er das gibt er kleinlaut bei.

Na, ob er doch sein Geld hat, weiß ich nicht …. ich jedenfalls muss immer mehr aufpassen,  da nur noch wenig Währung mein Geldbeutel ziert.

Wieder trennen sich unsere Wege, trotz meiner knappen Kasse suche ich den Bus nach Almeria, während Sergej heute weiter läuft,  40 Kilometer Richtung Vera in Andalusien.

7.70 € zahle ich für die 110 Kilometer nach Almeria, aber das gehört zum “Plan”, schließlich soll ich am 10.11 in Cadiz sein, dass so weit weg liegt,  das ich es nie zu Fuß schaffen würde.

Dann steige ich aufs Schiff und setze nach Gran Canaria über,  zum Überwintern.  Mein Freund Edmond hat mir das Ticket gesponsert, er ist es auch der mich dann auf der Insel treffen wird.

Doch heute geht’s erstmal weiter nach Almeria, jaaaaa, Almeria dieser bekannte Name von Sonne, Strand und Süden.

Dort bin ich nämlich wieder verabredet über Couchsurfing,  bin dann zu Gast bei Steffen einem Deutschen Auswanderer der mich für zwei Tage aufnimmt.

Somit bin ich aus der Region Murcia raus, einem kleinen aber sehr interessanten Teil Spaniens; ich denke an Dori und Antoni in Murcia-Stadt, an die trockenen Sandberge mit den kratzigen Sträuchern,  die mir immer ein sicheres Zuhause für mein Zelt waren, an Cartagena die Schöne,  an Mazarron und meinem Desaster mit der Reifenpanne, ich denke an die sanften Berge, an die viel höheren dahinter,  an den wohl blauesten Himmel überhaupt,  ja an so vieles.

Jetzt komme ich ein anderes “Land” Spaniens, ich bin in Andalusien.

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Spanien ( Region Murcia )

Wir zwei “Superhelden” von der “Road” …. ich und Sergej im Wanderleben, jeder mit seinen ganz eigenen Zielen und Träume gehören wir aber beide zum “Wandernden Volk”.

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Immer mit Signalweste ziehe ich entlang der Straßen,  morgens in Eiseskälte,  Mittags dann in der Hitze.

Bis Aguilas ist es noch soooo weit, ich muss mich echt ranhalten um heute noch anzukommen.

Etwas verloren, ziehe ich weiter durch die nicht enden wollende Wildwest-Landschaft, freue mich aber auch über das Panorama in seiner Langsamkeit Menschlichen Schritttempos.

Ich schreite auf der “Rambla de Los Miñarros”, eben einer bekannten Panoramastraße, was allerdings auch immer mehr Testosteronjunkies wissen und mit ihren PS-starken Rennmaschinen abrupt für ein Ende der friedlichen Ruhe sorgen; manchmal mit 200 fetzen sie nur zwei Meter an mir vorbei, zerreißen mit einem entsetzlichen Lärm (jeder will wohl der lauteste sein) den Frieden.

Zum Glück aber verschwinden sie doch schnell wie sie kommen … jajajaja, ich denke jetzt natürlich auch an meinem Papa, der macht genau sowas auch, auch er hätte hier seine helle Freude,  würde wenn es geht sogar mit Raketenantrieb die Schallmauer zerfetzen, dass die Berge erzittern…..

Aber auch andere Charaktere bietet mir der Weg: Einsam und verlassen zieht dieser Wandersmann weit vor mir längs der langen Straße,  ich hole auf und komme sofort ins Gespräch;  Sergej, ein Russe aus der Nähe von Volgograd (ehemals Stalingrad) läuft schon seit Jahren zu Fuß durch Europa.  Im Gegensatz zu mir lebt er fast ganz ohne Geld, erzählt mir im gebrochenen Englisch manchmal Regenwürmer zu essen, Wurzeln und sonstiges,  einfach um zu überleben.

Ein wirklicher Aussteiger also, der keine Hilfe von jemandem annehmen will.

Sergej will es mal bis nach Brasilien schaffen, dort im Amazonas-Regenwald “Überleben”, wie er immer gern betont.

Doch jetzt wandert er täglich 40 - 50 Kilometer in die gleiche Richtung wie ich, nach Südwesten bis  Gibraltar,  was danach kommt,  wisse er noch nicht.

Ich bin fasziniert,  da mein Wanderleben im Vergleich zu seinem eher Komfortabel daherkommt,  er wolle auch gar nicht bei fremden Leuten in der Wohnung schlafen, (so wie ich es mache) und zieht die Nacht unter freien Himmel vor. Sergej liebt die Natur, wolle von ihr leben.

Nunja, ich bin dennoch misstrauisch,  selbst beim Versuch so über die Runden zu kommen,  scheitere ich sofort; zu sehr mag ich mein Bier am Abend, meine kleinen Leckereien hier und da, sowie ein gewisses Sozialleben als Gast in all den Städten.

Aber wir sind auch als Aussteiger verschieden, die einen sind die Organisierten,  die anderen die Knallharten,  Letzteres trifft auf mich eher nicht zu …

Außerdem spaziert Sergej fröhlich ohne jegliche Dokumente durch’s vereinte Europa.  Er behauptet seinen russischen Pass vernichtet zu haben, komme eben ganz ohne aus.

Uff, ich bin stutzig,  durchschnittlich alle drei Tage “kontrolliert” mich irgendein Polizist der mich vom Straßenrand mit dem nicht unauffälligen Wanderwagen aufgabelt. Selbst dann werde ich nie dieses beklemmende Gefühl nicht los … (irgendwie machen mir diese militärisch wirkenden Cops Angst. ..)

Und nun kommt dieser Typ aus Russland (für Russen besteht eine scharfe Visapflicht in der EU) und sagt ihm könne hier niemand was.

Na, ob das so alles stimmt sei mal dahingestellt,  aber ansonsten ist er schon ein ganz heftiger Kerl.

Wir wandern zusammen noch über 15 Kilometer,  und Sergej quasselt nahezu pausenlos die ganze Zeit, ich dachte dass schon ich wirklich nicht schlecht sei, aber er kann es besser;  die längste “Redepause” dauerte keine drei Minuten ….

Die einst so idyllische Straße führt mehr und mehr in die typischen Streusiedlungen, wo Zäune,  mit schäbigen, ständig laut bellenden Hunden dahinter, und jede Menge Treibhäuser das Wandern weniger erfreulich werden lässt.  Zudem bin ich auch müde, habe aber doch noch Zuversicht Aguilas zu erreichen.  Da wartet ja ein gutes Essen, eine Dusche und ein Bett auf mich.

Allerdings endet auf einmal die Möglichkeit eines jeden Läufers und Radfahrers den Weg fortzusetzen,  da hier die “Autovia” anfängt,  also eine Autobahn wo es natürlich verboten ist weiter zu spazieren.

Offensichtlich gibt es keine Alternative,  ab hier muss man schlicht und einfach ins Taxi umsteigen,  oder einen Bus suchen. Unglaublich,  welch eine Autovernarrte Welt…

Doch da wir beide zur Kategorie “Superhelden” zählen,  stören wir uns herzlich wenig daran und setzen nun den Weg auf den wunderbar breiten Seitenstreifen der Autovia fort.

Ganze vier Kilometer schreiten wir auf verbotenen Asphalt einer zum Glück wenig befahrenen Autobahn, aber was sollen wir sonst tun? Einfach umkehren?

Mitnichten,  Aguilas taucht irgendwann am Horizont auf, eine herrlich am Meer gelegene Kleinstadt im Sonnenuntergang begrüßt uns.

Sergej, der sich noch irgendwo Stadtauswärts eine “Pinie” suchen will (er schläft am liebsten unter Pinienbäume, weil es dort so schön weich und Windsicher sei) zieht rechts ab, mein Weg führt weiter in die Stadt,  wo ich nicht lange brauche um die Adresse zu finden wo mich Piku und seine liebe Frau Merce empfangen ….

45 Kilometer bin ich heute gegangen um dieses Ziel noch zu erreichen.  Jetzt erstmal eine tolle Dusche, uuufff, bin ich fertig jetzt …..

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Aber auch in den rauen Bergen hält der Mensch Einzug: Wo es nur geht, breiten sich diese Plastikplanen aus, unter denen Tomaten, Pfirsiche,  oder Paprikas gedeihen, die dann letztlich im Aldi von Düsseldorf oder Hamburg landen.

Schließlich wollen wir ja auch im Winter unser Obst und Gemüse.  Hier kommt es her …

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So sieht nicht nur der Wilde Westen aus, sondern auch große,  weite Teile Spaniens; Unfruchtbares, sandiges Geröllland, wo nur kratzige, halbtote Dornsträucher existieren.

Aber auch das hat seinen Reiz,  hier ist man dafür auch mal allein, hat seine Ruhe … ja, diese Gegend ist hier mein Zuhause,  hier finde ich immer ein Plätzchen für das Zelt.

Meine Finger spüre ich kaum noch, das ist am schlimmsten,  da keine Handschuhe im Gepäck sind.  Einfach welche kaufen geht ja auch nicht mehr,  kein Geld.  Nun muss ich mit dem auskommen was ich habe.

Aber schon bald laufe ich mich ein und komme allerdings viel später als gedacht an jenem Ort vorbei, wo ich gestern gescheitert bin. Schaue noch von der Straße hoch zum kleinen Olivenbaum und denke, weiter jetzt ….

Durch wunderschön,  bergig, karge Landschaften führt mein Weg, und so allmählich beginnen sie; einer der typischsten Phänomene (Süd)Spanischer Landschaftsgestaltung: Plastikplanen, immer wieder Plastiktreibhäuser die zwischen den niederen Bergen wie riesige Fremdkörper in der Sonne gleißen.

Jeder einigermaßen nutzbare Boden wird genutzt,  so daß teils einige Treibhäuser in den Berghängen kleben.

Dann wird die Straße schlechter in ihrer Qualität,  gut für mich allerdings,  da jetzt nur sehr selten Autos den Weg kreuzen.  Die Stille hier ist einfach herrlich,  nun ziehe ich durch eine Berglandschaft wie man sie aus den Westernfilmen kennt; trockenes Strauchwerk, darbende Kakteen, farbenfrohe Felsen zwischendurch und ein sowas von blauer Himmel darüber.  Die alte Straße führt oft über ausgetrocknete Flussbetten, überall Felsen und dicke Steine, manchmal eine Palme, manchmal auch eine Hazienda.

Es fehlt nur noch der Indianer auf dem Pferd der gleich um die Ecke kommt…. ja, und heiß ist es sogar auch geworden.

Ein bisschen mulmig wird mir schon,  ich habe noch kaum Wasser, trinke den letzten Schluck und ertappe mich beim Zweifel,  überhaupt hier richtig zu sein. Kilometer um Kilometer zwar diese schöne Landschaft,  aber einfach nichts und wieder nichts deutet auf eine baldige Siedlung hin. Aguilas soll doch nur 20-25 Kilometer weit sein, hieß es gestern noch …. die bin ich heute schon gegangen. …

Na, ich versuche mal eines der wenigen Autos anzuhalten, um vielleicht von denen zu erfahren wo ich wirklich bin, verdammt, keine Landkarte…. kann sie mir halt nicht kaufen.

Mit der leeren Pulle in der Hand winke ich immer wieder, alle zehn Minuten ein Auto zu, doch die kümmern sich einen Kericht um mich, klar ich bin ja au h in Spanien und dort weiß jeder dass z.B. Trampen absolut nicht angesagt ist. Zu viele “Rumänen” auf der Straße,  zu viele Banditen überall,  hieß es immer wieder bei meinen Recherchen von den Einheimischen.

Doch schon von weitem sehe ich diese dicke Kiste mit dem gelben Nummernschild angerauscht kommen; ein Wohnmobil aus Holland, und es hält sogar prompt.

Jetzt habe ich sogar eiskalte Cola, bekomme frisches Wasser und - was haben Holländer wohl im Gepäck?  - Etwas Käse mit Brot, wenn schon, denn schon.

Naja, der Weg führt wirklich nach Aguilas, das liegt aber noch mindestens 20 Kilometer weit…. erfahre ich noch.

Hmm, na dann wird aus dem Treffen mit Piku heute wohl nichts, es ist einfach zu weit resigniere ich.

… Hätte ja schon mal wieder Lust auf einer frischen Dusche und ein warmes Mahl … erstmal weiter sehen, ich bin heute ungewöhnlich fit und laufe und laufe …..

Wieder ist es sowas von kalt heute morgen …. dafür dass es sich so gut schläft in meinen Mega-Schlafsäcken, die ich ja dank Super-Lastenträger-Wanderwagen mitführen kann, brauche ich nach dem Aufwachen immer recht lang bis ich den Schneid habe aus der molligen Wärme zu steigen.

Zudem ist es auch heute wieder ein Traumerlebnis, den Sonnenaufgang durch’s offene Zelt zu bewundern,  noch im Halbschlaf die erhebliche Frische des knackigen Morgens zu inhalieren.

Nicht wissend wie weit dieses Aguilas überhaupt ist, ziehe ich los, wieder im gehen essend, da die Kälte mich treibt,  eigentlich wollte ich doch dem Winter entkommen,  eigentlich dachte ich in Spanien davor sicher zu sein …. zumindest tagsüber steigen hier die Temperaturen auf sehr gemütliche 22 Grad, da will ich ja nicht zu viel verlangen.

Doch um 4 Uhr Morgens spürt man auch hier wie sehr der Winter diesen Kontinent im Zangengriff hat, fast null Grad lähmen auch im wärmsten Teil Europas so ziemlich alles.

Spanien / Mazarron

Diese Nacht ist vorüber.  Insgesamt liege ich jetzt 13 Stunden hier, bin gefühlte tausendmal aufgewacht weshalb ich noch immer müde bin.

Recht antriebslos baue ich das Lager ab und versuche den platten Vorderreifen wenigstens für die acht Kilometer zurück nach Mazarron fit zu machen.

Dazu fülle ich den Mantel mit Gras, damit er den Weg aushält. Ja, dieses drahtige Gras welches selbst mit dem scharfen Messer schwer zu schneiden ist packe ich jetzt da rein und rolle los.

Mazarron ist eine Art Doppelstadt, die alte Stadt oben hinter den Bergen und der Hafen, “Puerto Mazarron” fünf Kilometer weiter am Meer, was in den letzten Jahrzehnten weit größer geworden ist seit der Massentourismus in Spanien Einkehr gehalten hatte.

Es ist eine Ochsentour, zwei Fahrradläden in der Oberstadt haben so einen kleinen Schlauch nicht im Angebot,  können meinen auch nicht mehr “professionell” reparieren.

Erst in Puerto Mazarron gibt es kurz vor der Siesta, der gefürchteten,  in Spanien alles stilllegende Mittagspause Hilfe.

Der raubeinige Typ unterrichtet mich in der Art und Weise des Reifenwechsels, packt mit bloßen Händen Mantel und Schlauch rauf und runter.

Das muss ich jetzt können,  kann doch nicht war sein …

Echt peinlich…..  habe wirklich überlegt ob ich das hier überhaupt hineinschreiben soll, aber so ist es nunmal, ganz ungeschminkt.

Vier Fahrradgeschäfte gibt es in beiden Mazarrons, alle hatte ich abgeklappert,  zwischendurch essen, kurz ins WiFi, Handy aufladen (in einer Bar) mit Mama skypen und feststellen das der ganze Tag flöten geht.

So bleibt mir jetzt nur noch ein ausgedehnter Abend am Zelt, in den Bergen neben Mazarron. Am Busbahnhof komme ich noch mit Touristen aus Österreich ins Gespräch,  lasse mich dann einladen mit ihnen mitzufahren,  fünf Kilometer weit raus, da ist viel Platz zum Zelten.

Die netten Leute wissen auch meinen weiteren Weg zu beschreiben;  längs des Strandes käme ich bis nach Aguilas, wo ich morgen zum Couchsurfen verabredet bin.

Doch auf dem Weg zum langen Marsch entlang der Playa, schickt mich ein beherzter Engländer wieder zurück auf den asphaltierten Boden der Tatsache; der Strand ist unbefestigt und so fragt er mich ob ich diesen denn pflügen wolle mit meinem Bollerwagen …

Wieder auf der Straße finde ich gleich am Ortsausgang ein brachliegendes Gelände voller Geröll,  steige auf einen Vorsprung des Hügels, das Zelt steht hoch über die Stadt und habe einen wahnsinns Abend.  Sonnenuntergang und Bier …
 

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Stress unter’m Olivenbaum …

Eigentlich wollte ich hier einen schönen Feierabend verbringen,  gut Essen mit lecker Bier

Doch meine zwei linken Hände machten dem einen Strich durch die Rechnung,  ich schaffte es nicht den platten Reifen zu flicken,  da ich immer wieder den Schlauch aufs neue beschädigte. 

Am nächsten Tag muss ich wieder in die Stadt zurück ….

Zu kalt ist es an diesem dennoch schönen,  glasklaren Morgen dessen starker Sonnenschein zwar total die Sicht ablenkt, aber es nicht vermag ein wenig zu wärmen.

Ich gebe auf und esse im gehen, wandere Schokolade essend weiter, bis es dann doch endlich erträglicher wird, ich wieder die Luft um mich herum genießen kann.

Die Landstraße nach Mazarron ist wirklich ruhig, wenig Autos stören die Stille.  Schon von großer Weite sind sie zu hören,  zerschneiden auf einer seltsam vertrauten wenn auch absolut unnatürliche Akustik die Ruhe.  Sie bringen schon unterbewusst so eine Unruhe die ich nur zu gerne misse.

Manchmal aber geht es, dann dürften es wohlwollende zehn Minuten sein wo mir die Straße ganz allein gehört.

Besonders hier und jetzt, nachdem ich mich den Bergzug hinauf gekämpft habe und auf dem 352 Meter hohen La Cuesta Pass stehe, in die Ferne schaue,  sicherlich 60 Kilometer weit. Das sind die goldenen Momente des Wanderlebens.

Leider aber ist es wieder die allgegenwärtige,  menschliche Unvernunft die einem zuverlässig die Freude trübt;  der provisorische Parkplatz hier oben dient zugleich auch als Müllkippe.  Die Autofahrer entsorgen alles nur erdenkliche hier ins Freie, nur kein Abfall auf dem Beifahrersitz oder sonstwo dulden …. ja sich noch die Mühe zu machen diesen einzupacken und Daheim entsorgen.  Die meisten machen das ja, auch ich verstaue meinen Abfall solange, bis ich den entsprechend entsorgen kann ( manchmal nervt das, vor allem wenn die alte Raviolidose ausläuft )

Doch 10 - 20 % der Gesellschaft sind einfach unverbesserlich,  sie werden nie damit aufhören in ihrer maßlosen Blödheit unseren Planeten zu versauen.

In Mazarron kaufe ich wieder bei Lidl ein, der liegt gleich am Weg und Deutsche Urlauber, die hier in Puerto Mazarron überwintern,  schenken mir 5 €. Das tut mal gut.

Acht Kilometer mag ich noch schaffen,  Mazarron liegt verschwunden hinter mir und das graue, buschige Gras der umliegenden Berghänge ruft mich zur Rast.

In einer ruppigen Aktion drücke ich den Wanderwagen durch das kratzige, kniehohe Buschwerk bis auf einer ebenen Fläche,  direkt neben einem alten Olivenbaum der Platz für die Nacht gefunden ist.

Das Bier packe ich schonmal aus, das Zelt steht schnell.  Ich habe Lust auf zwei Stunden völlige Stille,  lang und langsam zu essen, doch dann sehe ich den platten Vorderreifen.

Welch ein Ärger,  aber egal.

Ich überwinde mich den eben zu flicken, versuche den Schlauch abzuziehen und finde schnell das winzige Löchlein im Schlauch. Ein Dorn fand den Weg ins Gummi.

Schnell den Kleber drauf, den Mantel auf die Felge und fertig.

Doch ganz aufpumpen lässt sich der Reifen immer noch nicht. Also nochmal alles runter; Mantel ab, Schlauch raus und nachgucken. Flicken.

Wieder rauf damit,  ich kämpfe mich ab und beschädige den Schlauch das es zischt.

Wut kommt in mir auf, und berapple mich um ein weiteres mal  alles zu wiederholen.

Mitnichten, beim vierten Versuch gehen mir die Flicken aus, es klappt einfach nicht.

Mir wird ganz heiß,  auf dem Jakobsweg habe ich das tausendmal gemacht, warum geht das jetzt nicht ???

Verzweiflung macht sich breit, weil das Fazit - zwei Stunden Reifenflicken ohne Erfolg heißt …. das kann ich keinem Erzählen, ich habe es nicht geschafft, habe ständig den Schlauch beschädigt,  wohl beim ab und aufziehen …

Toll, morgen kann ich erstmal schön wieder zurück nach Mazarron latschen, ganze acht Kilometer mit plattem Reifen. Das Bier trinke ich noch überstürzt,  da es wieder mal dunkelt ….

Die Nacht ist komisch,  ich will nicht sagen Taghell, aber der Mond ist diesmal besonders kräftig am scheinen.

Offenkundig sieht das zahlreiches Getier ganz ähnlich und tut sein übriges; ich schlafe schlecht, da ständig Eidechsen aber wahrscheinlich auch Ratten am Zelt nagen, meine Essensvoräte wittern und mich fürchterlich ärgern.

Auch wilde Hunde hats hier draußen;  beim Pipi machen im nächtlichen Mondschein, 20 Meter vom Zelt entfernt,  habe ich sie gesehen,  weit weg aber klar und deutlich.

Sie sind nicht aggressiv,  eher zurückhaltend und hinterhältig.  Auch die Hunde haben es auf die Salami in meiner Wanderwagen-Küchentasche abgesehen.

Ich weiß mir nur noch mit dem Pfefferspray zu behelfen,  sprühe vorsichtig ein wenig vor dem Zelt auf die Erde, unterschätze aber die Materie und bekomme sowas von Niesanfälle, das ich nun wirklich alles in der Umgebung verscheucht haben dürfte.

Zum Glück schlafe ich die nächsten Stunden der langen Nacht recht gut.

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Spanien ( Berglandschaft in der Region Murcia )

Ganz anders sieht es in den Bergen aus; Monatelang kein Regen, karge, schroffe Geröllhänge oder junger Sandstein der weich und erodiert lediglich von den zähen Gräsern zusammengehalten wird. Auch wilder Rosmarin oder Lavendel überlebt hier einigermaßen.
Spanien / Cartagena

Weit schaffe ich es noch, die Gegend aber wirkt verschlossen,  zu viele Zäune versperren den Zugang ins Land links und rechts der Straße. Aber kilometerweit sind hier nur Pfirsich-Plantagen zu bewundern.  Die Autos zischen nur so an mir vorüber,  in Schrittgeschwindigkeit aber komme ich mir so hilflos vor, wähne mich aber wieder in Sicherheit mit den Bergen im Visier,  die ruhig und friedlich,  wie gemalt am Horizont liegen.

In ihren sanften Windungen möchte ich heute Ruhe finden, brauche einiges an Zeit bis ich dann endlich dorthin gelange, streife durch zentrumslose Streusiedlungen, weit auseinander liegende Landhäuser einfachster Bauart.

Vorbei an fürchterlich abweisende Köter, finde ich tief zwischen niederen Gebirge die ersehnte Sicherheit, baue das Zelt unter einem kleinen Baum auf.

Jetzt wird es wieder schnell kalt, mir bleibt wenig Zeit fürs Abendessen.  18:30 Uhr, es ist stockfinster. Ich schlafe jetzt …
 

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Spanien ( Cartagena )

Wie schön es doch am Hafen von Cartagena ist. Kräftiger Wind, aber immer Sonnenschein.

Cartagena wetteifert mit Murcia in der Region.  Zugegeben,  ich fand es hier schöner, das Meer, die Wärme (plötzlich waren es satte 10 Grad wärmer,  als ich aus dem Bus von Murcia kam)

und die schicke Fußgängerzone überraschen mich.

Mit frisch reparierten Wanderwagen, verabschiede ich mich von Dori und Antoni, gut ausgeschlafen, gewaschen und satt, marschiere ich zum “Estation de Autobus”, dem Busbahnhof um ans nächste Ziel zu gelangen: Cartagena, 50 Kilometer weiter südlich am Meer.

Dank einer kleinen Geldspende bin ich in der Lage die 4, 10 € zu berappen, schaffe den Wanderwagen (in seine Einzelteile zerlegt) in den Gepäckraum des Busses und ab geht die Post, endlich wieder über die Straßen sausen in ganz anderen Geschwindigkeiten.

Cartagena ist die ganz große Nummer zwei in der Region Murcia, schon deshalb weil historisch einiges los war; Hannibal hatte einst hier seine Elefanten aus Afrika verladen,  da Cartagena damals der wichtigste Posten auf europäischen Boden für die Kartagher war. Das waren ja die großen Gegner für Rom, jene mit diesen zwei “punischen Kriegen”.

Lang ist’s her und heute zieht sich die Großstadt längs eines Bergtals zum Meer hin, wo der überschaubare Hafen allerdings ganz schöne Ungetüme an Kreuzfahrt-Schiffe beherbergt;  schon von weitem erkenne ich die träge Flut, betagter Touristen die langsam aber sicher die Promenade “erobern” werden.

Ich hingegen bleibe nicht in der Stadt,  schaue mich aber etwas um und verlasse den Ort gegen Nachmittag,  ausgestattet mit dem billigsten was die Nahrungsmittelindustrie herzustellen vermag, wandere lang und weit hinaus und schaue zurück;  Cartagena,  sehe ich dich wieder?

Wahrscheinlich,  denn im fernen Kolumbien hatte man vor dreihundert Jahren auch ein Cartagena gegründet.  Das ist aber schon eine Millionenstadt geworden, liegt an der Karibik und eines ist mir jetzt schon klar: Ich werde an diesen Tag denken, irgendwann wenn ich Cartagenas Schwester in Kolumbien besuche.

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Spanien ( Murcia )

Und wieder ist es die Natur die Murcia unvergesslich macht, wie dieser unglaubliche Baum. Dieser Australische Ficus wird viele Jahrhunderte alt, wächst schnell und wurde vor langer Zeit in Spanien als Zierbaum in den großen Stadtparks verbreitet.

Die Botanik hier ist schon eher “Subtropisch” da es im Winter immer noch bis null Grad runter gehen kann (heute sind es schon acht…) was z.B. schon für Kokospalmen zu kalt ist.

Aber allen was hier an Pflanzen ganz im Unterschied zu Deutschland gedeiht,  ist schon wahnsinnig spannend.
 

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Tja, also irgendwas zeichnet eine Stadt im Besonderen aus, lässt sie unverkennbar sein, und bleibt in Erinnerung.

Murcia ist eher einer von den Unscheinbaren Orten, zwar recht groß aber eben Durchschnittlich.

Doch eines bleibt: Wenn ich an Murcia denke, bleibt diese Palme im Gedächtnis,  ja eine Palme; vor dem Rathaus wurden vor ca 70 Jahren diese Fächerpalmen gepflanzt,  aber eine davon war anders, es ist eine Hochwachsende Art.

Als Jungpflanze sehen ja alle gleich aus, doch später war es dann wohl auch zu spät einzugreifen; - in Deutschland hätte man das irgendwie wieder korrigiert,  doch hier in Spanien lebt man eben damit, dass nicht immer alles nach Plan gehen muss ….

Und tatsächlich,  Antonio der Ingenieur und zugleich mein Gastgeber,  hat es wirklich geschafft;  der Wanderwagen läuft wieder wie geschmiert.  Nachdem Antonio die Maße wusste und heute in seiner Firma die Teile bearbeiten konnte, war es ihm eine Leichtigkeit alles zu installieren.

Was für ein Glück,  ich mag gar nicht wissen, wie ich das mit meinen zwei linken Händen ganz allein hingekriegt hätte. … so bleibt mir nur noch der bescheidene Versuch,  meinen Dank in einem kleinen Geschenk auszudrücken;  ich suchte halb Murcia ab um dort einen Weißwein aus der guten Heimat zu finden,  ein Dornfelder soll es dann sein, - El Cortes Ingles (dem größten Spanischen Kaufhauses) sei Dank, ich finde Deutschen Wein hier …

Ja, was gibt es überhaupt zu Murcia zu sagen?

Eigentlich ist diese große Stadt (500.000 Einwohner) nicht wirklich interessant,  die Altstadt ist klein und recht verbaut mit Gebäuden der 50er Jahre,  und lediglich die alte Kathedrale dominiert, weit sichtbar über das eintönige Häusermeer.

Aber der permanent sonnige Himmel und die Berge im Hintergrund schaffen eine tolle Lage, das Meer liegt 50 Kilometer weit, was allerdings im Sommer für regelmäßige 40 Grad und mehr sorgt.
 

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Auch kulinarisch versuche ich die Region zu verstehen;  Murcia ist bekannt für seine “Pastel de Carne”, kleine spiralförmige Teigtaschen in einer Papierform aufgebacken, gefüllt mit lecker Hackfleisch vom Rind, etwas Ei und Paprika.

Neben dem “Estrella Murcia”, dem lokalen Bier, ist das die Spezialität der Region.

Außerdem konnte ich noch “Morcillas” essen, ebenfalls kleine Teigtaschen,  aber nach Murcia-Art mit  gut gewürzter Blutwurst gefüllt.

In der Region Murcia werden auch die Blätter des Zitronenbaums paniert und frittiert.

…. Paul hatte wie immer seinen Spaß beim guten Essen …

Spanien / Wildnis

Uuufff, momentan bin ich sowas von Offline hier draußen. .. aber sobald es wieder geht und ich ein WiFi finde, haue ich in die Tasten …
Liebe Grüße aus Mazarron.

Spanien / Murcia

Hey, mann was erlebe ich hier ?

Dori, meine Gastgeberin in Murcia lebt in einer Etagenwohnung zusammen mit Antonio, ihrem Mann. Nicht nur dass ich in den beiden wundervolle Leute getroffen habe die mir ein so behagliches Gefühl des Wilkommenseins vermitteln,  nein, Antonio ist auch noch Ingenieur und ziemlich daran interessiert mein aktuell - brisantes Radbruch Problem am Wanderwagen zu beheben.

Ja, da wo es wirklich eng wurde, kommt plötzlich ein Lichtschein daher; Antonio misst alles aus, stellt viele Fragen und überlegt wo die nötigen Teile für die Reparatur zu finden sind.

Auch so kann das Wanderleben sein, nicht immer ist alles verloren, und ganz Spanisch gibt es natürlich ein tolles Abendessen: Gebratene Dorade, gut gewürzt, eine Käse - Schinkenplatte (sehr Geschmacksintensiv) und vor allem jede Menge “Russischer Salat”, der berühmte - sehr Spanische Kartoffelsalat mit Thunfisch.

Selbstverständlich alles mit einem guten Rioja….. 

Mmmmmmhhhh, ich kann es kaum glauben,  welch ein Essen, einfach aber sowas von lecker.

Danke Dori und Antonio für diese umwerfende Gastfreundschaft.  Beide freuen sich ebenfalls über ihren Besuch und ich spare nicht an spannenden Geschichten aus dem Wanderleben…    ….zu erzählen gibts ja wirklich genug ……

Welch eine schöne Nacht.  Ich habe fast die ganzen 12 Stunden durchgeschlafen,  sicherlich auch wegen dem reichhaltigen Essen zuvor.  Zum Glück hatte ich ja noch gut eingekauft in Orihuela, da war der Picknick am Zeltlager perfekt.

Heute erreiche ich Murcia, die Stadt die der ganzen Region ihren Namen verleiht.  Somit bin ich nun aus der “Comunidad Valenciana” raus, dieser Region an der so touristischen Coata Blanca und schaue zurück auf unvergessliche Tage; bei Benito in der Metropole Valencia, Höhlenschwimmen mit Kiku bei Javea, die “leere Millionenstadt” Benidorm, und der grimmige wie liebenswerte Achim vom Straßenlokal OVNI.

Jaja und jetzt kann ich sogar gemütlich trödeln,  Murcia ist nur noch 10 Kilometer weit und heute bin ich erst für 18 Uhr verabredet;  Couchsurfing ist wieder angesagt und ich erreiche ganz “plangemäß” Murcia für heute.

Schön wär’s, wenn da nicht diese Katastrophe passiert: Wieder kracht das Vorderrad am Wanderwagen aus der Fassung.  Diesmal sogar an beiden Seiten seiner Befestigung. 

Wieder…. deshalb weil es auf dem Jakobsweg vergangenen Jahres auch öfters passierte,  nur nicht dermaßen heftig wie jetzt.
Da mein Konstrukteur im Fachhandel Daheim mir zusicherte, mit seiner neuen Bauweise der Befestigung, über lange Zeit keine Probleme zu bekommen,  hatte ich tatsächlich kein Werkzeug,  keine Ersatzteile,  ja kein gar nichts im Gepäck dabei …

Ich hatte es einfach vergessen und nun stehe ich hier.  Zum Glück aber löse ich die Sache erstmal “auf Russisch”, packe also das Isoband aus und wickele ohne Ende das klebrige Plastik um die gebrochenen Winkel.

Mit Erfolg,  zumindest komme ich so wieder weiter und schlingere sehr behilfsmäßig nach Murcia hinein, suche schon instinktiv nach Werkstätten und Fahrradläden links und rechts. Leider aber vermisse ich schon ganz schnell sie so vertraute Hilfsbereitschaft,  wie ich sie ja vom Jakobsweg noch kenne; eiskalte Absagen kassiere ich am laufenden Band,  ganz klar dann, wenn es heißt,  ich habe kein (oder kaum) Geld in der Tasche ….

Tja, that’s wanderleben, nicht nur umsonst Essen und Schlafen will organisiert, sondern auch die eine oder andere Reparatur am Wagen sollte möglichst kostenlos erfolgen. Das ist halt die Kunst.

Doch da stoße ich merklich an die Grenzen.  Egal, immerhin habe ich ja kein Auto, kein Mopped, sondern nur einen modifizierten Kinderwagen dabei,  da müsste es doch möglich sein so ziemlich alles allein reparieren zu können.

Morgen mache ich mich an die Arbeit,  suche neue Metallwinkel in der passenden Größe,  muss mir halt Werkzeug kaufen (wahrscheinlich Pfennigartikel) und muss es schaffen den Wagen wieder flott zu kriegen …

Gleich treffe ich ja Dori wo ich eingeladen bin. Die wird mir sicherlich erzählen wo man solche Sachen in der Großstadt Murcia findet…. ja, morgen habe ich echt zu tun… stöööön… wollte mir eigentlich Murcia angucken …..
 

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Wieder ein Zelt in der Wildnis.  Ja, die Wildnis, die es manchmal zu suchen gilt; im Obst und Gemüsegebiet zwischen Orihuela und Murcia wäre ich auf der Straße gelandet. Niemand der dort Ansässigen wollte mir erlauben irgendwo zu zelten. Die Bauern, Unternehmer und Arbeiter der Gegend sind schroff und sehr misstrauisch.

Ein guter Grund hier oben im Berg mein Heil zu suchen ….

Wieder ist der Tag fast vorbei, ich laufe und laufe hier durch eine Landschaft wo jeder Quadratmeter Boden verbaut oder bearbeitet ist, schließlich bin ich hier in einer der fruchtbarsten Gebiete des Landes.

Ewige Kilometer steht hier ein Haus neben dem anderen,  nur unterbrochen von Gemüseäckern und natürlich den allgegenwärtigen Zitronenplantagen. Ja, ich bin jetzt im Zitronenland, in der Region Murcia angekommen,  laufe durch die Stadt Beniel die sich endlos ins zersiedelte Land einfügt,  so dass es unmöglich scheint,  hier irgendwo zu zelten.

Selbstverständlich versuche ich es in einer der vielen Bars oder Restaurants, die hier wohl für die vielen Arbeiter der umliegenden Fabriken sind, scheitere aber an der Sprachbarierre. Keine Chance hier irgendjemanden für mein Anliegen zu erweichen. Müde aber flott suche ich die Nähe der Berge,  die ständig im fernen Hintergrund liegen um dort Platz zu finden.

Schon färben sich die wenigen Wolken (das Wetter ist inzwischen wieder herrlich schön) rosa in der tiefliegenden Sonne, ein Zeichen dass ich jetzt rasch was finden muss. In der Dunkelheit habe ich nämlich keine Chance …

Kartoffelfabriken, Silos und graue Gewerbehallen, Zäune und jede Menge Müll,  Zitronenplantagen, überall geparkte Autos sowie dröhnenden LKWs lassen mich immer schneller und sehnsüchtiger die Nähe der Berge suchen.

Ich hetze vorbei an einfachen Wohnhäuser die teilweise leerstehend als zweit oder Drittwohnungen so schön jetzt ein Heim für mich armen Wandersmann wären,  doch dann schaffe ich es in den letzten Sonnenstrahlen auf einen Berg. Die Landschaft wird karger,  ist kaum besiedelt und tief in den schroffen Geröllabgängen, wurschtel ich mich mit dem Wanderwagen durchs kratzige Gestrüpp.

Hier ist er nun, mein Ort für diese Nacht. Sicht und Windgeschützt  danke ich Paul, meinem Plüschkissen für das Glück.
 

 

 

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