}

                              ...Wanderleben...

                                         ... auf dem längsten Weg der Welt ...

Besucher

Besucherzaehler 

Stand:
25.11.2015

Andalusien

… Metropole adè, …. Holla Landleben

Mit Flamenco im Blut geht meine Sevilla-Mission nun zu Ende. Mit all den vielen Eindrücken, und Geschichten die mir Oscar zu erzählen wusste, - jemand der seine Heimat versteht und liebt, geht’s für mich schon wieder weiter.
Gestern noch überwand ich mich zu einem Flamencoabend, einer weiteren sehr Sevilla Typischen Sache: Der Flamenco,  eine eher traurig gesungene Musik,  aber mit flotter Gitarre und noch temperamentvollerem Tanz, fand in Sevilla vor Jahrhunderten ihren Anfang.
Damals wie heute machen das die “Zigeuner” - in Spanien verbreitete Sinti, die allerdings hier teils assimiliert, ganz anders als herkömmlich in Gesellschaftlicher Randstellung, integriert sind.

Doch im Zuge der Europäischen Öffnung,  teilt auch unter ihnen eine tiefe Kluft die soziale Lage; die in den letzten Jahren aus Rumänien hinzugezogenen Roma finden auch hier nirgends irgendwelchen Anschluss und betteln auf den Straßen teils recht aggressiv.
Bis 11 Uhr hielten es meine Gastgeber aus, dann trieb ihre eigentlich eher für Spanische Verhältnisse untypische Müdigkeit nach Hause. Mir solls recht sein, da ich nicht nur aus Freude und Dankbarkeit meine Gastgeber zu Wein und Tapas einlud, sondern auch ungern bis nach Mitternacht wach bleibe.

Die beiden schien sogar ärmer als ich zu sein; die Weine, Colas und die eine Limo, die sie sich teilten,  verschlangen sie mit solcher Gier, dass ich mich kaum noch zurückhalten konnte, weiter zu bestellen.  Jaja, ich kann mir das eigentlich nicht leisten,  aber dennoch; mir wird immer überall sooo viel geholfen.  Wen ich also habe, gebe ich auch was ich kann.

Außerdem,  in Sevilla ist es gar nicht teuer; gerade mal 70% des deutschen Durchschnitts zahle ich hier schon in der Innenstadt. Ein Doppelzimmer bekommt man schon für 30 Euro.

- Es geht weiter: 14 Euro für den Bus nach Merida, weitere 10 Euro fürs Essen als Vorrat. Zwar bin ich wieder über Couchsurfing gut organisiert,  und werde in Merida von Juan erwartet,  aber wer weiß,  bei Oscar gab es ja auch keine “Vollverpflegung”, (ich aß ihren Studentenkühlschrank nicht leer) und somit habe ich Sicherheiten in meiner Vorratskammer am Wanderwagen.

Dieser ist wieder schnell verstaut im riesengroßen Gepäckraum des Überlandbusses und auf geht’s,  220 Kilometer nach Norden ins unendliche, Graue, Verregnete Hinterland ….

Andalusien01

Mit ihnen schlug ich mich durch Sevilla: Ruben der 19 jährige Anthropologie Student sowie sein Bruder Oscar (22), der Philosoph ist. In  ihrer zentralen Etagenwohnung war noch die kleine Couch in der Küche frei, auf der ich drei Nächte Platz fand.

Andalusien02

Kaum eine andere Stadt  in Spanien (neben Barcelona) zeigt eine dermaßen starke Identität wie Sevilla.

Mit ihren “Cofredias”, den traditionsreichen Familienverbünden deren Sozialstrukturen weite Teile dieser Stadt prägen, dem eigenen Sprachakzent, und die vielen Gebäude wie die weltberühmte Giralda Kathedrale (die ich wegen des hohen Eintritts nur von außen sah), dem Torre Oro am Guadalquivir-Fluss, (den ich mir nie merken kann…) oder der 180 Meter hohe Wolkenkratzer unweit davon, der schon ganze acht Jahre im Bau ist, da ja nahezu überall aktuell das Geld fehlt, hat die Stadt viele Wahrzeichen die einem immer an Sevilla erinnern.  Doch mit den “Pilzen” habe ich mir mein Sevilla manifestiert;  einer modernistischen Großskulptur mitten im belebten Stadtzentrum - gegen den Willen der Anwohner,  da im Kontrast zu all den Altbauten drumherum,  wuchern diese Futuristischen Betongewächse gekonnt ins Stadtbild.

Ansichtssache, aber warum muss es immer irgendwas Altes, Historisches sein ? Ist den unsere heutige Zeit nicht auch eine Zeit mit eigenen Akzenten ?

Die Pilze von Sevilla, ja die haben es mir angetan.

Andalusien03

Tagsüber ist das Wetter in Sevilla so grau, dass jedes Foto einfach nur finster und düster aussieht.  Doch was wäre Sevilla ohne seine Nächte,  selbst im Sommer?

Die Kathedrale, ein riesiger Komplex aus Mittelalterlichen Mauern und umwerfender Größe,  bleibt mir allerdings verschlossen: Gesalzene 8 Euro Eintritt wird vom Wandersmann verlangt,  der die heiligen Hallen betreten will, nicht wirklich einladend zu erfahren das lediglich,  und wirklich NUR lediglich mein Portemonnaie willkommen ist.

Traurig, und ja - irgendwie mit einem Funken Verständnis für all die Kommerziellen Wirklichkeiten der Kirche, wende ich mich ab und mache Platz für die Chinesischen Touristen mir ihren großen Kameras …

…. Santiago de Compostela, mein Camino … ihr seid so fern ….

… Sevilla … die heißeste Stadt Europas

Da bin ich jetzt nun, in Sevilla, der Hauptstadt Andalusiens, sowie viertgrößte Metropole Spaniens, die schon ganz zum Anfang einen speziellen Eindruck macht; Städte sind für mich wie Menschen mit ganz eigenen Charakteren,  mal mehr, mal weniger,  aber immer in eigener Identität nahezu unverkennbar.

Sevilla machte es wieder mal deutlich wie sehr das zutrifft;  selbst für Spanische Verhältnisse gibt sich die Stadt ganz besonders eigensinnig im Temperament,  hier gibt’s die längste Siesta (4-5 Stunden Mittagspause) die wohlbegründet des wahnsinnig heißen Sommers wegen nötig sei, (allerdings auch im kalten Winter,  - Hitze-Siesta würden Spanier auch am Nordpol rechtfertigen. )

Zudem ist Sevilla der einzige Ort im Lande, der ähnlich wie die Italienische Mafia, eine “Ehrenwerte Gesellschaft” tradiert, Familienclans die streng organisiert überall bekannt  und geachtet im Zentrum der Hierarchie stehen. Natürlich nicht Offiziell.

Naja, das mit den Hitzerekorden in den Sommermonaten,  die Sevilla zur unerträglichen Gluthölle Spaniens machen, liegt mir hier und jetzt erstmal reichlich fern; 15 Grad, trübe und regnerisch ist es heute an diesem 12 Februar in der Stadt in der es im Sommer regelmäßig 45 Grad heiß wird.

Mal ein anderes Bild von Sevilla,  so als läge es mitten im Münsterland. Mein Heimweh hält sich somit in Grenzen ….

Auch gut untergebracht bin ich wieder, diesmal lud mich Oscar, ein Philosophiestudent in seine zentrale Stadtwohnung ein und empfahl mir gleich doch ein bisschen langer zu bleiben; Sevilla an einem Tag zu erleben,  sei schon fast eine Beleidigung … ich muss also noch länger verweilen als geplant.

Sevilla im Februar,  mal was ganz anderes. Grau und düster. .. Sicherlich weil ich euch vor Tagen so viel Sonne schickte, dass ich nun selbst keine mehr habe ….

Andalusien04

Couchsurfing in irgendeinem Studenten Wohnzimmer in Cadiz. Dank dem Internet finde ich in jeder Stadt einen kostenlosen Platz zum “Haia machen”.

Heute Cadiz, dann Sevilla, später Merida …. die Sofas warten schon …

…. Vor der großen Überfahrt … ( Spanien / Cadiz )

Nichts zu sehen von der unglaublich historischen Größe der Stadt Cadiz.  Gut 500 Jahre älter als Rom, etwas älter als Athen, aber nirgends finde ich hier Antike Zeugnisse jener Zeit;  Cadiz ist wie fast alle Spanischen Städte eher modern, sehr modern geprägt; Hochhäuser ohne Ende erstmal,  keines davon älter als 60 Jahre, eine Stadt wie erst vor kurzem aus dem Boden gestampft.

Doch dann endlich erscheint sie dann, die Altstadt - so im letzten Drittel der langen Insel auf der Cadiz liegt, werde ich ganz automatisch von einer wunderschönen Prachtstraße in Richtung Kathedrale geleitet,  eine Wohltat für das irritierte Auge, sehend nach gemütlicher Bausubstanz abseits der permanent anonymen Fassaden in Billigbauweise.

Dennoch, auch hier ist nichts älter als einige Hundert Jahre. Die Kathedrale,  wohl das historische Zentrum der alten Stadt, entstammt gerade mal dem ausgehenden Mittelalter - vermute ich mal.
 
Ich kenne sie ja noch, die Superbauten aus dem elften Jahrhundert in Burgos, Leon oder Santiago, - ja, dieses Santiago, …. sowas gibt’s in Spanien einfach nur einmal; eine ganze Stadt so altbacken, so unverfälscht als läge sie in Italien.

Jaja, Spanien und seine Alten Städte,  als wenn es einst wie in China zur Kulturrevolution gekommen wäre;  Spaniens Städte verlieren sich im Einerlei praktischer Betonmassen ….

Außerdem bin ich ja hier tief im Süden;  damals auf dem Jakobsweg war ich im hohen Norden dieses großen Landes unterwegs,  dort bleiben sie noch in Erinnerung diese Kathedralen der Unvergessenheit.

Hier im Süden ist das anders, hier prangt lediglich Granada mit seiner Alhambra hervor,  absolut alles wieder gut machend jenseits von Benidorm und urbanen Wildwuchses.

Cadiz ist aber einfach schön,  lebenswert und in einer unvergleichlichen Lage auf einer Insel, zwar von zwei Straßen erreichbar,  aber nahezu allseits vom Meer umgeben.

Hier im Gewirr der schmalen Straßen, ja Gassen der Altstadt suchte ich schon mit etwas Mühe die Adressen meiner Gastgeber hier.
Zuerst bei Ana Nuñez, einer temperamentvollen,  authentischen Spanierin (die aber Deutsch kann) wo ich in dessen WG mit acht Leuten immer noch Platz fand
.
Welch Tage, Studentenleben pur, und das auf Spanisch - Schlafen in der Nacht ? Sowas gehört sich hier nicht und ist eher “uncool”.

Das Essen …. ja das gibt es hier aus der Pfanne direkt auf den Tisch, woraus alle dann gemeinsam futtern, - ganz Andalusisch ohne eigenen Teller… sowas sei sehr “Deutsch” fügte Ana hinzu …

Doch hier blieb ich nur eine Nacht (Glücklicherweise waren fast alle WG Bewohner noch vom Vortag so verkatert, dass ich früher ins Bett durfte) war aber fit am nächsten Morgen und wechselte gleich in die nächste WG, da ich auch dort über Couchsurfing eingeladen war.

Hier gibt es sogar 20 Bewohner,  die allerdings anders organisiert hier eher in einer Art Studentenwohnheim hausen, jeder in seinem kleinen Zimmer auf drei Stockwerken,  die Küche ist unten.

Hier ist immer der Deibel los, ein Ameisenhaufen wäre dagegen eine Geisterstadt. Doch wohl fühlen kann ich mich hier durchaus;  so sehr dass ich wiederkomme,  wenns in zwei Monaten von den Kanaren mit dem Schiff wieder nach Cadiz zurück geht.

Ja, heute ist es nun soweit,  die Fähre macht um fünf los, eine gemütliche Zeit um in See zu stechen, 1400 Kilometer in den Atlantik hinein nach La Palma, einer Vulkaninsel die zu den Kanaren gehört.

Dort ist jetzt wirklich Sommer und noch wärmer als hier in Cadiz. Drei Tage dauert die Überfahrt … geschlafen wird auf Deck, gegessen was ich mir heute billig im Supermarkt besorge.

Adios Cadiz…. ich komme bald wieder …

… Geschafft, Cadiz ist erreicht…. (Spanien / Cadiz)

Europas älteste Stadt,  das soll Cadiz sein; 3200 Jahre ununterbrochen besiedelt und der Ausgangspunkt meiner baldigen maritimen Aktion: 1300 Kilometer übers Meer bis zu den Kanarischen Inseln, wo ich ja fast zwei Monate überwintern möchte.

Yep, und Couchsurfen klappt sogar auch. Bin eingeladen hier und bleibe nun zwei Tage …


Andalusien05

Goldenes Wild-Camping (Barbate / Spanien)

Ach welch ein Glück,  gleich hinter der Kleinstadt Barbate erstreckt sich dieses herrliche Waldgebiet

Samtweiche Strandkiefern, Sandboden und viel Ruhe.  Zwar musste ich weit hinein,  um nicht erwischt zu werden, aber gelohnt hat’s sich allemal
.
Barbate, welch ein sympathischer Ort,  hier an der langen Costa de la Luz am Atlantik, keiner kennt den,  aber hier bleibe ich jetzt einfach bis morgen. Dann geht’s schon nach Cadiz - wieder mit dem Bus um bald dann in See zu stechen,  zu den Kanarischen Inseln ….

Barbate

Im Ort Barbate, 10 Kilometer weiter bin ich jetzt schon Stunden um wieder meinem Internetaufgaben gerecht zu werden; immer noch kein Gastgeber für Cadiz - ich werde langsam nervös …. wieder drei Uhr und ich muss los, da ich mir nicht wieder ein Hotelzimmer leisten kann.
 
Werde ich heute einen Platz zum Campen finden?

Ich ziehe gleich entlang der Küste und hoffe auf eine Nische.

Noch zwei Tage, dann erreiche ich Cadiz von wo die Fähre zu den Kanaren geht.

… Muss noch Einkaufen gleich, mit Mama und Freund habe ich schon geskypt,  Und dann wieder auf die Straße.

Jaja, Wanderleben ist nicht immer Lotterleben ….

… Einmal ist keinmal… (Zahara de los Atunes)

Tja, so kommt es dann. Ich laufe in die Nacht hinein, zwar in wunderschönen Farben die der spätabendliche Himmel wie ein Versuch der Wiedergutmachung präsentiert,  aber gründlich abgekämpft, bis zum nächsten Ort, dem Städtchen Zahara an der Küste.

Stockdunkel ist es nun, die Autos schneiden mich, hupen lang und mahnend,  da die Nummer jetzt wirklich gefährlich wird; nicht mal im Ansatz sind irgendwelche Vorkehrungen für Radfahrer eingerichtet,  kein Zentimeter Randstreifen auf dieser eigentlich neu ausgebauten Lockalstraße. Alle paar Minuten muss ich mit dem ganzen Wanderwagen seitlich die Böschung runter wenn ein Auto mir entgegen schmettert, ganze zwei Kilometer treibe ich diesen Spießroutenlauf bis Zahara endlich erreicht ist.

Welch ein Wahnsinn;  wer ohne Auto heute auf dieser Welt meint unterwegs zu sein, soll spüren wer überall das Sagen hat; das Automobil nimmt mehr und mehr seinen Platz auf dieser Welt ein, irgendwann “müssen” alle Menschen oder können wir nur noch Auto fahren. Kein Platz mehr fürs Fußvolk, kein Platz mehr für bald 10 Milliarden Menschen? - Wegen mehreren Milliarden Autos?

Ich spüre es schon jetzt wie es der Welt in Zukunft ergehen mag. Platz für 10 Mrd Menschen gibt es noch auf der Erde, aber nicht für mehrere Mrd Autos…. (schon heute “bevölkern” über 1 Mrd Autos den Planeten, Tendenz: Stark steigend)

Am Strand versuche ich noch einmal mein Glück,  es ist kalt geworden,  ich bin verschwitzt und fühle mich klebrig,  lege mich in den weichen Sand, flüchte aber schnell wieder; der Wind fegt den Sand förmlich in die Haut.  Ich drehe und winde mich, aber keine Chance.
Der Wanderwagen knistert im Getriebe,  überall Sand, überall ….

Der Wind treibt mich geradezu ins Hostal; 30 Euro zahle ich, mir ist alles egal jetzt.

Doch dann dieses Zimmer: Ein Traum, ein ganzes Zimmer für mich. Kein Wind, kein Sand, keine Kakteen, keine Zäune, keine Hunde, jaaaaa ich dusche mich heiß ab, mindestens 20 Minuten lang.

Einmal ins Hotel, einmal…. denn einmal ist keinmal.
 

Andalusien06

…. In der Falle …

Keine Chance habe ich hier die Straße zu verlassen;  Kilometerweit machen diese Kakteen jeden Versuch unmöglich.
So laufe und laufe ich einfach immer weiter, die Füße schmerzen und hoffe doch noch irgendwo was zu finden, einfach nur einen Platz für mein Zelt ….

Schwere Zeiten für “Freischläfer” …

So, mal mit einer Überschrift versuche ich den Tag oder Eintrag künftig zu beschreiben. Auch wenn diese jetzt nicht wirklich fröhlich daherkommt. ..

Jaja, satte 13 Stunden dauert hier unten so eine Nacht im Winter, dem Spanier solls ja recht sein, die sind ja eh lieber Nachtaktiv, also viel Zeit für die und wenig für mich; bin rein Tagaktiv und schlafe nur sehr wenig dieser Stunden.

Wie damals in Schottland, peitscht der Sturm die Zeltplanen hin und her, wieder faucht der Wind wie ein wütender, böser Geist um die scharfen Felsen umher, raubt mir jede Ruhe und überhaupt ist dieser Ort recht unheimlich; eine seltsame Steinhütte, - gruselig klafft wie ein großes, dunkles Maul ihr Eingang mir im Dunkeln entgegen, als ich mal wieder aus dem Zelt steige um zu schauen wie oder was hier los ist; seltsame Geräusche machen mich zusätzlich unruhig, ich denke wilde Hunde machen hier die Runde, habe es zuvor schon an deren “Hinterlassenschaften” erkannt… außerdem liegen überall Knochen herum.

Nicht gerade vertrauenswürdig.

Irgendwann,  ja irgendwann ist auch mal so eine Nacht vorüber.  Hoffentlich finde ich für den nächsten Abend was besseres.

Auch Biwakieren ist hier nicht wirklich empfehlenswert; ohne Zelt, lediglich im Schlafsack unter freiem Himmel ist zwar möglich, da es  nicht kalt ist und nie regnet,  aber kleine Skorpione, Zecken (manchmal finde ich schon im Zelt Marienkäfer - große Zecken….) und sonstiges Kleingetier wie Ratten, sind hier allgegenwärtig und bin ihnen schutzlos ausgeliefert.

In einer grandiosen Landschaft voller Weitsicht, überladen mit Windrädern die viele Kilometer weit die Gegend prägen, ziehe ich weiter, esse viel da in Tarifa wieder ein Lidl-Supermarkt zu finden war, dort kaufte ich kräftig ein, geschätzte 8000 Kalorien für nur 8 Euro … das kann wirklich nur Lidl …….

Ich bin kräftig heute, schaue auf Tarifa zurück und genieße die Sicht; Afrika liegt permanent auf der anderen Seite dieser Meerenge, dort liegen die hohen Berge Marokkos diffus in der Ferne schwebend. Nur noch 14 Kilometer trennen die Gewässer von Mittelmeer und Atlantik, die sich genau hier vermischen, die Kontinente.

Jetzt schreite ich nahe dem Atlantik immer weiter Richtung Cadiz, was noch 120 Kilometer fern ist, sehe in nahezu unendlich weiten, leeren Landschaften. Entweder Äcker, die jetzt abgeerntet, braun und Wüstenhaft daliegen, oder Weiden, Kilometerweit für die Stiere der Nation, breiten sich links und rechts längs der Landstraße aus.

Was ist schon ein Tag ….  wieder werden die Schatten länger und wieder denke ich an die Nacht, so allmählich muss ich nun was finden.

Wieder gehen meine geübten Blicke ins Leere; kein Meter der hier zum Quartier aufschlagen geeignet, geschweige den zugänglich wäre …. Kilometer um Kilometer sperrt Stacheldraht die Landstraße vom Umland ab … ohnehin könnte ich mitten auf dem Baumlosen Ackerland nicht einfach Zelten; erstens ist es ja bekanntlich verboten (…) zweitens würde der starke Wind die Sache sowieso sinnlos machen.

Doch nun erscheinen Bäume, die Rettung eines jeden der Deckung sucht. Doch auch hier, Stacheldraht Kilometerweise. Damit wird weniger von außen als von innen abgegrenzt;  Kühe und Bullen spicken bis zum Horizont diese riesigen Areale.

Doch ich versuche es mal: irgendwann ist der Zaun niedrig genug um rüberzuklettern, ich löse das Gepäck in seine Einzelteile auf, zuerst der schwere Rucksack den ich hinüber schmeiße, dann einige Einzelteile und nun der Wanderwagen.

Uuufff, wieder versuche ich es den gesamten, wenn auch halb entladenen Wanderwagen über die 1, 5 Meter hohe Drahtbarierre zu hieven. Ich gebe nicht auf, schreie fast vor Verausgabung, doch ich scheitere; es geht einfach nicht, zu schwer, einfach viel zu schwer ….

Ein Auto hupt beim vorbeifahren,  zu offenkundig ist mein Vorhaben hier einzudringen.
Ich gebe auf, packe die Sachen wieder ein, nachdem ich wie ein Artist über den Zaun geschwungen bin.
Verdammt,  mit dem Wanderwagen komme ich nur sehr, sehr begrenzt irgendwo hin oder rein. Ein großer Nachteil meines eigentlich so praktischen Lastenträgers.

Schon seit langem sitze ich hier in der Falle: Ewig lang verunmöglichen unüberwindliche Kakteennarierren den Zugang ins Umland.

Die elend lange Straße liegt wie abgeriegelt in dieser Landschaft,  es gibt keine Möglichkeit von ihr abzuweichen.

Wieder kommt der Abend bedrohlich nah und ich habe immer noch keine Aussicht auf ein Nachtlager.

Ein Dorf erscheint dann schon als etwas Hoffnungsvolles, doch jegliche Bemühungen auf Kontaktaufnahme scheitert am hysterischen Bellen der vielen, großen Hunde hier, die selbst ihre Halter im Lärm so überfordern,  dass diese mich erkenntlich ignorieren.

Ein unschönes, leider objektives Gefühl des Unwilkommenseins beschleicht mich, angesichts dieser schrecklichen Biester, die sowas von aggressiv mein Erscheinen schon von weitem beantworten.

Hunde sind der Schrecken eines jeden Besuchers, wohl auch der Schrecken einer intakten Gesellschaft, in der das Misstrauen nicht die mit Abstand größte gegenseitige Wahrnehmung voneinander ist ….

Spanien / Tarifa

Endlich wieder wandern, doch vorher muss (!!!) Ich nochmal in den Bus, da es tatsächlich keine Möglichkeit gibt zwischen Gibraltar und Algeciras, was auf der anderen Seite der Bucht liegt, Fußläufig zu gelangen, auch nicht mit dem Fahrrad. … Willkommen auf dem Autoplaneten Erde… lediglich eine Autobahn führt entlang der großen Bucht. Ich stopfe den Wanderwagen in ein diesmal winzigen Laderaum und fahre halt die 20 Kilometer nach Algeciras.

Algeciras ist ebenfalls einer der südlichsten Orte Spaniens, gleich gegenüber schaue ich nun auf den markanten Felsen von Gibraltar, der wirklich beeindruckend den Blick verweilen lässt.

Doch jetzt schaue ich mir noch Algeciras an, das “Tor zu Marokko” da hier die Fähren dorthin fahren. Vorbei an vielen Arabischen Läden verlasse ich die große Stadt über die Ausfallstraße weiter nach Süden.  Hier schlage ich mich gleich nebenan ins sichere Gebüsch und habe eine echt gute Nacht im Zelt.

Gut ausgeschlafen ziehe ich morgens weiter, der Wind wird heftiger und erst jetzt merke ich wie sehr man diesen unterschätzt; schon seit zwei Wochen gab es keine einzige Minute Windstille, permanent weht es mir ins Gesicht, oder von allen Seiten. Ich merke dass es auf Dauer ganz schön nerven kann.

Aber anstatt einer Pause, gibt’s nun noch kräftig einen oben drauf: Windräder entlang der ohnehin dauerhaft Sturmumtosten Landstraße, die hoch über die Hügel führt, deuten auf noch windigere Tage hin; Tarifa und die Gegend dahinter ist Spaniens windigste Gegend.

Wankend und Sturmverzerrt im Gesicht,  näher ich mich Tarifa, der Surferkapitale hier im äußersten Süden.
Na, so südlich fühle ich mich eher nicht, auch die Kleinstadt selbst erinnert mich eher an Wick oder Thurso, jene nördlichsten Städte die ich noch im Sommer, hoch, hoch oben in Schottland gesehen habe… irgendwie so künstlich in die kahle Landschaft gepflanzt,  wirkten solche Grenzorte in natürlichen Randzonen.

Eine kleine Steinhöhle, gerade mal groß genug um mich vor dem allgegenwärtigen Dauerwind zu schützen, bietet sich als Nachtlager gut an. Die liegt in einer alten, vom Salzwasser erodierten Zementmauer direkt an dieser Inselfestung die über eine Brücke zu erreichbar, genau vor Tarifa liegt.

Eigentlich nicht zugänglich, wahrscheinlich irgendein Militärkram, ist das wohl meine einzige Möglichkeit.

Da es aber noch früh ist, gehe ich wieder in die Stadt, verbringe dort einige Stunden im Internet um Couchsurfing in Cadiz zu ermöglichen,  meinem finalen Ziel der nächsten Tage.

Wieder zurück in der Abenddämmerung, möchte ich meine Nische in dieser Mauer nahe dem Meer beziehen, muss die Sache aber begraben; ein Afrikaner lungert unweit davon mit alten Decken und haufenweise Plastiktüten, herum. Unmöglich sich jetzt seiner angesichtig, mit al meinen Sachen, gemütlich zu machen. Wer weiß, - allen Vorurteilen zum Trotz, was passieren mag, wenn ich einschlafe.

Jedenfalls brauch man kein Experte zu sein um zu erkennen, dass ich hochwertige Klamotten zum “Drau?en Leben” mitführe, also genau sowas was solche Typen gut gebrauchen können.

Ich ärgere mich und wittere Stress: Kaum irgendwelche Verstecke nahe Tarifa gibt es, um dort wild zu Campen.

Hmmm, lediglich dieser Steinbruch weit vor der Stadt wäre da noch …. etwas unsicher aber als einzige Lösung für heute, renne ich aus dem Ort, hoch die Straße hinauf,  weiter und weiter… mann, ist das lang, ich dachte es wäre nicht so ganz weit.

Ich beeile mich deshalb, weil es schon wieder dunkel wird, jetzt um 18 Uhr …. und im Dunkeln das Lager errichten ist einfach superstressig.

So soll es auch sein; sehr “mittelmäßig” finde ich diesen Platz, nachdem der Wanderwagen über die Leitplanken gewuchtet nun in ein tiefes, Verließartiges Loch geholpert wird, um nach längerem Weg in dessen Tiefpunkt sein Ziel zu erreichen.

Ja, wie ein Kometeneinschlag bohrt sich dieses Loch in den braunen Fels, hier wurden einst Steinplatten gewonnen, lang ist’s aber her. Nur noch rostiges Werkzeug liegt herum und Unmengen an Steinen, ohne Ende Steine.

Wobei ganz unten, weht, ja stürmt der schreckliche Wind hier immer noch. Ein Trauma, so versuche ich mit allergrößter Mühe das Zelt hier aufzubauen, schaffe es im Halbdunkel noch soeben, meine Kissen, der Schlafsack und jede Menge Kleinkram fliegt nur so umher.
Ich fluche, spucke in den Wind und somit mir selbst ins Gesicht; dermaßen wirbelt es hier unten, doch woanders kann ich jetzt nicht mehr hin.

Im wild flatternden Zelt, (ich denke noch an die Höllennacht am Dunnet-Heat in Schottland) esse ich endlich,  Taschenlampe sei dank, doch diese verglimmt mir dann auch noch, wie eine schwache Zigarettenkippe.
So verharre ich im Zelt liegend und warte nun 12-13 Stunden ab, bis es dann wieder hell wird und ein neuer, windiger Dezembertag in Südspanien beginnt.

Spanien / Algeciras

Schnell weg aus dem Verließ welches sich “Hostel” nennt und ab - mal wieder zum Bus. Gern würde ich heute nach Algeciras laufen, 20 Kilometer weiter, doch leider geht das nur für Autos; Fahrradfahrer oder gar Fußgänger haben keine Chance die Bucht von Gibraltar / Algeciras zu umgehen.

Lediglich und wieder wurde nur fürs Auto gebaut, lediglich eine Autobahn führt durch die große Ölraffinerie dazwischen.

Also zahle ich ein Ticket nach Algeciras, was auf der anderen Seite der Bucht liegt. Dort lasse ich mir heute Zeit, gehe erst gegen Nachmittag aus der Stadt weiter nach Süden bis in die Berge zum zelten.

Ich schaue hinüber und sehe nun den hohen, langen Felsberg von Gibraltar in der Ferne. Jetzt werde ich nur noch wandern, bis nach Cadiz drüben am Atlantik,  wo in sieben Tagen die Fähre nach La Palma losmacht.

Morgen möchte ich Tarifa erreichen,  den Südlichsten Ort  Spaniens und somit des Europäischen Festlandes.

Ich freue mich schon so auf heute Abend, dann gibts wieder lecker Essen mit Rotwein in freier Natur …….

Andalusien07


Spanien ( Gibraltar )

Na das muss unbedingt noch sein: Wer kennt sie nicht,  die Affen von Gibraltar….

Wie die einzigen Affen Europas hier her kamen, ist nicht sicher geklärt.  Aber wahrscheinlich wurden sie aus Afrika,  welches ja hier in Sichtweite liegt, eingeschleppt.

Die Affen leben hier ganz oben, hoch über der Stadt auf dem Berg, einen konnte ich sogar anfassen,  weniger weil ich kuscheln wollte, sondern dieser mir an den Rucksack ging …

Andalusien08

Tolle Aussicht auf Gibraltar-Stadt vom 400 Meter hohen Felsen aus. Auch die berühmte Straße von Gibraltar hat ihren Namen von dieser noch heute Englischen Kolonie,  es ist sie Meerenge wo sich Mittelmeer und Atlantik treffen.

Auch das Wetter ist hier im Winter etwas rauer;  zwar warm aber oft bewölkt und sehr, sehr windig.

Keiner will mich aufnehmen in Gibraltar.  Klar bei den Touristenmengen hier haben die wenigen Gastgeber einfach keine Lust mehr.

Komischerweise aber drängen sich 90% der Tagesbesucher lediglich in dieser langen Einkaufsstraße. Die ist zwar schön, aber eigentlich nicht schöner als jene in Marbella, Algeciras oder sonstwo.

Auch nicht billiger ist es hier. Ich weiß nicht warum alle nur Shoppen wollen um anschließend bei Mac Donalds die erstandenen Konsumartikel zu feiern, anstatt mal auf diesen unglaublichen Stadtberg zu klettern.

Der ist nämlich das absolute Wahrzeichen Gibraltars.

Hier oben kämpfe ich mich Meter um Meter hinauf, steige also aus dem rauschenden Getöse der Stadt in die Höhe, sehe über die große Bucht von Gibraltar mit ihren vielen Schiffen und Industrieanlagen an ihren Ufern.

Ja, hier oben bin ich auf einmal allein. Hätte ich nicht gedacht, da schon unten die Touristeninformationstafeln überall den Felsberg preisen ….

Naja, sollen die da unten doch den ganzen Tag Essen und Shoppen. Somit genieße ich absolut mein ganz eigenes Gibraltar, schaue hinunter und versuche das wohl lausigste Hostel was ich je gesehen habe zu finden.

Dort bin ich nämlich untergebracht, für freche 22 Euro (18 Gibraltar-Pfund) lediglich ein Bett mit dünner, sehr kratziger Filzdecke, keine Küchenbenutzung, kein Alkohol erlaubt (hatte mich so auf den Abend mit Rotwein gefreut) und dazu noch superunfreundlich der “Service”.

Aber egal, der Gang über den Berg macht alles wieder gut.

Gibraltar ist eigentlich wie ein eigenes Land, eher ein Stadtsaat, sehr überschaubar, 30.000 Einwohner gros (oder klein) und noch ein “Fremdkörper” am “Spanischen Leib” wie ich einmal gelesen habe

Spanien möchte eigentlich sein ehemaliges Gebiet zurückhaben, doch England denkt natürlich nicht mal daran …. feiert sogar regelmäßig seine Triumphe aus alten Kolonialtagen.

…. Armes, armes Spanien, so geschmäht und so gepeinigt, steht es aber ganz auf einmal dermaßen ohne Mitgefühl da, wenn es um die eigenen Exklaven geht: Den zwei “Dornen im Fleische Marokkos” wie es mal aus Marokko geheißen hat

Gemeint sind hiermit Ceuta und Melilla, zwei Spanische Städte auf Marokkanischen Boden, ehemals militärisch Besetzt und heute nie und nimmer bereit diese aufzugeben.

Das ist heute Abend bei einem Glas Wasser im kalten Mehrbettzimmer unser Gesprächsthema, was soll ich auch schon machen sonst. Mein offener Wein liegt ungenutzt im Gepäckraum und was zu Essen muss ich draußen.

Ich unterdrücke meinen Hunger und versuche schon um acht zu schlafen; Hostel-karges-Verließ will es so …

Spanien / La Linea / Gibraltar

Den Wanderwagen verstaue ich schnell und gekonnt unter den ungläubigen Blicken der Alsa-Angestellten,  der Überland Busgesellschaft hier im Lande. Glücklicherweise sind die Laderäume wirklich groß, und einen saftigen Zuschlag, weil der Wanderwagen auch mal als Fahrrad durchgehen kann, musste ich seit Barcelona nie mehr zahlen. (Dort entschied die Willkür eines äußerst schlecht gelaunten Busfahrers zum einzigen male anders)

… Fahrräder kosten nämlich noch zusätzlich einiges.

Ratzfatz bin ich nahe Gibraltar,  der berühmten, Britischen Kolonie ganz unten im tiefsten Süden Spaniens.

Doch ich mache Halt zuvor in La Linea, der Satellitenstadt vor der Grenze. Hier sehe ich schnell zu aus dem Ort hinaus zu kommen, sehe die Hügel weit hinter der Stadt, lasse den markanten Felsen von Gibraltar hinter mir und gehe wieder Landeinwärts.

Ich bin müde,  gestern war ich lange wach,  weshalb ich mich auf ein Abenteuer in Gibraltar heute nicht einlassen will.

Noch immer hat sich keiner auf meine Anfragen bei Couchsurfing gemeldet,  somit habe ich in Gibraltar keine kostenlose Unterkunft.

Egal, hier oben weit hinter La Linea habe ich nach langer Suche endlich diesen Vorsprung auf einem Hügel nahe der allgegenwärtigen Neubausünden der vergangenen Boomzeit gefunden.

Überall, ja überall wurden die trockenen, Dornbusch bewachsenen Hügel der Gegend zubetoniert. Häuser, Häuser und nochmals Häuser.  Oft halbfertig und immer noch mit hohem Baukran daneben, zeigt es, wie abrupt einst dieser Wahn sein Ende fand.

Die Amok - Banken waren pleite.

Die meisten Baufirmen auch, und ließen ihre Kräne einfach stehen.

Hier oben genieße ich nun den tollen Ausblick nach Westen, sehe im Sonnenuntergang den Fels von Gibraltar und trinke einen jungen Roten dazu.

Wenns wieder nicht so kalt wäre jetzt …. ich rolle mir den Schlafsack um, ziehe die Stoffhandschuhe an die mir Eduardo schenkte (Eduardo war unglaublich Kälteempfindlich und konnte nicht glauben das ich hier draußen Überleben kann …) und halte dem eisigen Hauch einer beginnenden Dezembernacht noch etwas stand.

Nirgendwo in Europa ist das so (einigermaßen) einfach wie hier.

Andalusien09

Spanien ( Marbella )

Natürlich nicht immer zu Fuß gehe ich meine Wege; zu groß sind die Entfernungen, zu lang würde ich allein für Spanien brauchen um alle seine Regionen auf Schusters Rappen zu bezwingen.  Mindestens drei Jahre wären das, habe ich mal ausgerechnet.

Seis drum, dank der wichtigen Finanzspritze aus Marbella kann ich mich nun einige Zeit wieder etwas sorgenfreier bewegen und meine Pleite sei vorerst abgewendet.

*** Durchatmen ***

Andalusien10

Und noch ein Bild aus Marbella.

Die Stadt selbst ist wie die meisten nicht unbedingt sehr fotogen; naja, eine dolle Promenade, üppige Gartenanlagen und sehr stylische Restaurants,  eines neben dem anderen sorgen für Wohlbefinden nonstop.

Aber doch sind es diese kleinen Momente wie hier zu meinem Frühstück auf diesem Felsen nahe der Promenade,  die unvergesslich bleiben.


Andalusien11

Sonnenuntergang in Marbella.

Ganz weit draußen kann man den Felsen von Gibraltar erkennen,  der 60 Kilometer weit zu sehen ist.

Dort werde ich morgen sein … ich freue mich, aber irgendwie auch wieder schade,  dass ich nur diesen einen Abend mit Jens hier in Marbella verbringen konnte.

…. Morgen geht’s weiter, auf zum Horizont …..

Spanien / Malaga / Marbella

Uff, was schon wieder alles passiert ist die Tage; So wollte ich ja noch letzten Samstag und Sonntag bei Eduardo weilen und seinem Angebot folge leisten,  dort mal richtig zu Erholen,  einfach mal nichts zu tun … doch mitnichten, schon am Samstag zog es mich wieder weiter; eine Einladung nach Marbella war einfach zu verlockend.  Auf ins Abenteuer.

Wieder in einem Internetforum wurde mir die nötige Aufmerksamkeit zuteil,  die mich in diesen altmondänen Badeort führte.  Marbella, die alte Perle der Costa del Sol (Sonnenküste) ist natürlich nicht mehr das was es mal war, zu sehr in die Größe gewachsen ist der einstige Prominenten-Hotspot der Spanischen Riviera,  doch immer noch ist es ein wenig “besser” hier als woanders längs dieser Küste,  naja, vielleicht “anders”; Marbella unterscheidet sich von Benidorm oder Torremolinos, jene Touristenmetropolen die jeder kennt.

In Marbella sind noch die wohlhabenderen Winterflüchtlinge anzutreffen, ich sehe es deutlich bei einem Rundgang durch die Stadt.

Hier ist es deswegen auch nicht so billig;  das dicke Bier für einen Euro suche ich vergebens.

Noch denke ich aber zu sehr an Eduardo und Granada, bin noch etwas benebelt von seiner unglaublichen Gastfreundlich und Herzlichkeit.

Aber wie es nunmal in so einem Wanderleben ist, jetzt ist wieder alles anders, wieder alles neu.

Ich treffe einen Namensvetter: Jens der ebenfalls aus meiner Heimatregion kommt und hier teilweise wohnt. Er entdeckte meine Website und dachte sich, mich zu unterstützen: In seiner Wohnung kann ich zwar nicht bleiben,  doch das sei eigentlich auch egal, er gibt mir Geld, so viel, dass ich einfach in einem Hotelzimmer einchecken kann…. einfach so.

Fast ohnmächtig vor Glück nehme ich darüber hinaus war, welch interessante Person ich da getroffen habe;  noch bis nach Mitternacht unterhalten wir uns (Jens lud Jens noch in ein tolles Restaurant ein) und zog anschließend,  glückselig in ein Hostel. Mein erstes eigenes Zimmer hier in Spanien…. welch ein Luxus ….

Ja, ich könnte nun so viel erzählen,  beschreiben und sagen wer Jens ist,  was ihn bewegte …. doch ich glaube das würde den Rahmen sprengen.

Manchmal behalte ich auch einige Dinge einfach mal für mich.

Manchmal.

Andalusien12

Spanien ( Granada )

Auch Paul ist natürlich wieder dabei und bestaunt die altarabisch verzierten Gemäuer der Alhambra.

Überhaupt ist dieser Komplex echt schwer zu fassen, historisch als auch fotografisch; lediglich auf dem Berg gegenüber hat man eine Übersicht: Stadtburg Alhambra vorn, Sierra Nevada (ganz hohe Berge) dahinter.

Doch dort war ich allerdings Vormittags,  da stand die Sonne genau darüber und mir blieb nur ein Versuch fototechnisch zu agieren.  Aber eben nur kurz;  es ist einfach dieser Moment auf dem es ankommt,  der Moment hier zu sein und ganz ohne ständige Versuche oder Verkrampfungen das beste und wieder beste Foto zu schaffen, so schaute ich lang hinüber.

Diesen Ort, diesen Moment werde ich deshalb nie vergessen.

Was nun ein Dorf ist, oder eine Stadt lässt sich deshalb nicht sagen; wild gewachsen sind diese Ansammlungen dicht gedrängter Familienhäuser, welche die Landschaft nahe des Meeres komplett zersiedeln; auch hier kaum noch Gegenden in der mal nicht ein Haus zu sehen ist, ganze Kolonien Reihen sich an den Berghängen, es wird enger und überall “Privater”, da immer mehr Menschen immer mehr Wohnraum verlangen,  nicht selten auch in Form einer Zweit oder gar Drittwohnung.

Hat unser Planet denn soviel Platz überhaupt ?

Zwar wächst die Bevölkerung Spaniens nicht mehr, da es momentan sehr schwer ist einen Job zu finden, und Hunderttausende Arbeitsmigranten wieder zurück nach Marokko oder Ecuador gehen, wohl aber nur vorübergehend,  zwar sind auch in Spanien die Geburtenraten sehr niedrig,  aber zukünftig kommen einfach immer mehr Neubürger hinzu, ob als arme Arbeiter aus Afrika oder gut abgesichert mit einer sicheren Rente / Pension (vor allem Letzteres) was zuverlässig weiterhin zum Anstieg der Besiedlung führen wird.

Beide Bevölkerungsgruppen haben Potentiale: Ältere,  gut bis mittelmäßig abgesicherte Mitteleuropäer nehmen in Zukunft zu, sie lieben die Spanische Riviera und sich kaufen und kaufen. Vornehmlich Häuser die hier überall herumstehen.

Zweitens -und das sind noch sehr viel mehr, kommen dennoch weitere Zuwanderer,  vor allem aus Afrika,  das ja nicht weit weg liegt.

Dort explodieren die Einwohnerzahlen gradezu, und viele träumen vom Auswandern nach Europa,  wo es trotz allgegenwärtigen “Kriesen” immer noch sehr (!) viel besser läuft,  als in ihren Heimatländern.

Spaniens Gesundheitswesen ist durchaus mit dem Deutschen vergleichbar, hier gibt es zudem immer genug zu Essen und auch ein Dach über dem Kopf ist wesentlich einfacher zu finden als in Nigeria, Marokko oder dem Senegal.

Sicher dürfte auch sein, dass dies in Zukunft so bleibt. Spanien wächst somit bald wieder weiter, noch mehr Häuser werden gebaut und noch mehr Landschaft zubetoniert …

Während sich die Großstädte mit eher armen Zuwanderern füllen,  ziehen die etwas Reicheren ins Umland.

So auch Eduardo, der seinen sicheren Beruf in der Kulturbehörde der Stadt Malaga hat, und 20 Kilometer außerhalb eben in diesem Benagalbon wohnt, dieser Strukturlosen Siedlung ohne Ortskern, gewachsen mit den Autos ihrer Bewohner nur über lange, kurvenreiche Straßen.

Manchmal prangt ein Supermarkt irgendwo dazwischen, irgendwo zwischen Benagalbon, Rincon de la Victoria, oder Torox…. nicht zu erkennen wo das eine anfängt und das andere aufhört.

Nur Tankstellen sind überall zu sehen; klar, ohne Auto ist man hier einfach verloren.

Da bleibt nur zu hoffen dass das Benzin immer weiterhin so schön billig bleibt ……

So ist es aber eben das Auto welches auch mir so gut tut; Eduardo fährt tatsächlich mit mir nach Granada.

Ja, ich kanns kaum glauben, nach Granada, 150 Kilometer hoch in die Berge nach Norden.

Selbstverständlich um dort wohl eines der allerwichtigsten Zeugnisse,  Spanischer Geschichte und Baudenkmäler zu besuchen: Die Alhambra, jene berühmte Stadtburgfestung die vor 1000 Jahren von den Arabern erbaut, einen ganz wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Andalusischen Kultur vermittelt.  Ja, Andalusien, Spaniens größten Region, so groß wie ganz Österreich hat noch heute deutlich sichtbare Spuren seiner “Maurisch, Islamischen” Vergangenheit,  die bis ins Jahr 1492 anhielt;  die traditionelle Musik klingt ähnlich wie jene aus Marokko,  natürlich mit ganz eigenen Charakter,  aber selbst die Häuser hier gleichen der arabischen Bauweise;  Ausschließlich Flachdächer in den Städten lassen das Bild eher Orientalisch als Europäisch aussehen.

Dennoch aber hat Andalusien sehr starke Eigenheiten,  es ist wieder wie ein eigenes Land, ähnlich wie einst schon Katalonien auf meiner Reise,  aber natürlich sehr viel anders; Andalusien ist auch für uns Mitteleuropäer das “Rassische”, ja authentischste Spanienbild, geprägt vom ersten exotischen Touristenleben (neben Italien) der frühen 60er Jahre.

Auch ich besuche dieses “Land im Land”, bin nun auf dieser Alhambra, dem ersten Stolz Andalusiens, und schaue hinüber auf die schneebedeckten Gipfel der 3480 Meter hohen Sierra Nevada …. ich umarme Eduardo und danke ihm. Allein mit dem Wanderwagen hätte ich es nie bis hierher geschafft.

Andalusien13

Spanien ( Malaga )

Zu Gast bei Eduardo nahe Malaga. Hier mache ich erstmal ein paar Tage Pause. Paul ist da auch gleicher Meinung.

Die komplette Wäsche (außer was ich trage) ist in der Waschmaschine,  noch ein Bier zum Mittag und dann zeigt mir Eduardo Malaga ….

Dank meines Fahrgeldes leiste ich mir wieder einen Bus, diesmal 160 Kilometern weiter nach Nerja, kurz vor Malaga. Auch dort bin ich natürlich wieder verabredet,  alles ein Resultat langer, zäher Onlinesuche in tausenden Profilen der Gastfreundschaftsnetzwerke.

Nach langer aber schöner Fahrt entlang der Küstenstraße, immer links das Meer und rechts die hohen Berge, erreiche ich Nerja, der bekannte Urlaubsort wo ich Eduardo treffe, einen supernetten, engagierten Einheimischen,  der mich samt Wanderwagen im Kofferraum zu sich nach Benagalbon mit nimmt.

Eduardo ist hier wirklich Zuhause,  hat jede Menge Platz in seinem Haus und schon gleich zu Beginn,  weiß ich irgendwie: Hier bleibe ich sicherlich länger; wir verstehen uns auf Anhieb,  diesmal auf Englisch. Eduardo lädt mich erstmal zum Essen ein.
 

Andalusien14

Spanien ( Almeria )

Welch ein Ausblick mir diesmal vergönnt ist; Luxus-Couchsurfen in Almeria, hoch über den Dächern mit Meerblick.

Hier lasse ich mir erstmal etwas Zeit und bleibe zwei Tage.

Zu Gast im “Deutschen Haus”…. na das tut mal wieder gut, endlich ohne Rücksicht Deutsch plappern, ohne Ende.

Möglich ist das nun bei Steffen in seiner großen Wohnung im neunten Stock,  wo ein weiterer Landsmann wohnt und Kollegen zu Besuch sind.

Umwerfend,  mit Meerblick vom Balkon hätte ich es im teuren Hotel auch keinen Deut besser gehabt,  dazu gibt es Wein mit Cola (oder Cola mit Wein?) mit viel lecker Essen.

In Almeria leben einige Klimaflüchtlinge aus Europas Mitte, was ich bei Couchsurfing.com schnell erkannte und Steffens Profil anschrieb.

Er arbeitet als Ingenieur für Umwelttechnik hier, zieht das gute Wetter dem höheren Gehalt in Deutschland vor.

Nachvollziehbar ist das: Blaues Meer, noch blauerer Himmel, und diese unglaublichen Berge die hinter Almeria ins Meer absteigen.

Am zweiten Tag verbringe ich wieder viel Zeit mit der Verwaltung meiner nächsten Übernachtungen über Couchsurfing, lade ordentlich Fotos bei Facebook runter (Bin frei unter Jens Kwass zu erreichen) und nutze den Rest des Tages für einen Streifzug durch die Stadt,  ich bin allein, Steffen arbeitet und erst am Abend sehen wir uns wieder.

Mit dem Bus brause ich Almeria entgegen, vorbei an endlos, ja wirklich endlosen Plastiklandschaften, den allgegenwärtigen Treibhäusern. Im Zentrum dieser skurrilen Landschaft dann El Ejido, die “Plastikstadt” wie sie hier genannt wird.

Ganz modern und natürlich nicht aus Plastikplanen wirkt El Ejido, das in den letzten zwanzig Jahren planlos gewachsen ist; Hochhäuser und fette Einkaufzentren zeigen wie gut das Geschäft mit den Tomaten und Pfirsichen läuft.

Lediglich - und damit aber die mit Abstand größte Mehrheit der Beteiligten,  haben davon nicht viel, unglaubliche 2-3 Euro bekommen die Erntehelfer hier …. pro Tag !!!

Natürlich sind das fast nie Spanier,  - Marokkaner,  Schwarzafrikaner und Rumänen arbeiten in den schwülheißen Plastikverließen den ganzen Tag.

So sehe ich sie auf den Feldern schuften, denke auch an Sergej, den ich übrigens hinter Aguilas vom Fenster des Busses an der Straße entlang wandern sah, und an mich selber … wir alle suchen unseren Weg auf verschiedener Weise; doch ich habe hier das meiste Glück,  ich habe einen “richtigen” Pass in der Tasche. Muss (noch) nicht auf diese Felder - hätte aber ohnehin keine Chance,  im Wettbewerb mit all diesen Hammerharten Typen aus Afrika oder sonstigen Höllen dieser Welt, sieht der lustige Aussteiger aus der Wohlfühlgesellschaft ganz schön alt aus ….

Der ist aber nun auf dem Weg zu Steffen, einem Deutschen Auswanderer der in Almeria lebt. Ich ärgere mich noch über die anderen Passagiere,  die auf keinen Fall abwartend ihre Koffer und Taschen mit aller Gewalt an meinem dicken Wanderwagen  vorbei hinaus reißen müssen, der ist ja im Laderaum gut verstaut. Doch die Unvernunft mancher Leute ist echt komisch, Almeria ist Endstation,  da kommt alles Gepäck hinaus.

Doch wer zuerst aussteigt, will auch zuerst seinen weit hinten verpackten Koffer haben, jetzt sofort, ohne jede Rücksicht. ..

Jaja, der Mensch ist halt Evolutionstheoretisch noch nicht lang vom Tierreich getrennt,  hier wird’s wieder deutlich.

Almeria: Das klingt wie Musik …..   ja, eine Erinnerung aus der Kindheit,  wenn die Eltern oder die Tante von der groooooßen, so unbekannten Welt sprachen ….

Jetzt bin ich einfach hier.

 

 

[Home] [Albanien] [Andorra] [Belgien] [Deutschland] [Frankreich] [Griechenland] [Großbritannien] [Heimaturlaub] [Irland] [Italien] [Jakobsweg 2012] [Kosovo] [Lichtenstein] [Luxembourg] [Mazedonien] [Monaco] [Polen] [Portugal] [San Marino] [Schweiz] [Spanien] [Andalusien] [Aragon] [Balearen] [Castilia Mancha] [Castilia Y Leon] [Extremadura] [Kanarische Inseln] [Katalonien] [Madrid] [Murcia] [Valencia] [Tuerkei]