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                              ...Wanderleben...

                                         ... auf dem längsten Weg der Welt ...

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Stand:
25.11.2015

Kanarische Inseln

Wieder auf dem Kontinent

Zuletzt ging es noch wirklich heftig zu auf See. Der Atlantik wurde immer wilder, der Sturm auch … so sehr, dass sogar die Stühle im Speisesaal durch die Gegend flogen; spätestens dann war jeder wach, auch ich, eingeklemmt zwischen den Sitzreihen auf dem Boden liegend, harrte ich aus, wenn auch komfortabel auf meiner Luftmatratze eingemummelt im Schlafsack.  Meine Campingausrüstung sei dank, und überhaupt war der “Pullman”, wie solche Sitzräume ja heißen,  wenig besetzt.  Kabinen sind mir zu teuer, da die zwei Tage hier auf der Fähre schon 135 Euro kosten, -ohne Kabine eben.

Allerdings gab es dafür auch ordentlich Leckerchen: Drei Mahlzeiten am Tag waren die Höhepunkte auf einer ansich recht langweiligen Überfahrt.

Ich schaute auf’s Meer, stundenlang bis ich nicht mehr stehen konnte, sah sogar Delphine und ja, einen Mondfisch, einen echten Mondfisch in freier Wildbahn.

Mondfische sind so selten wie kurios; fast rund und silbrig glänzend im unendlich tiefen Blau des Meeres liegend, sonnen sich diese außerirdisch aussehenden Geschöpfe an der Meeresoberfläche.

Welch Moment der Freude.

(Schaut mal bei Wikipedia nach, Mondfische sehen echt seltsam aus)

Soviel noch zum Nachtrag meiner Seereise im schönem.

Wie gesagt kam dann der Sturm, und mit ihm schlug auch die Seekrankheit um sich; fast alle Toiletten waren total versaut, die Leute kotzten sich dumm und dusselig …. ich lag, lag und lag auf meinem mobilen Bett zwischen den Sitzen, rutschte etwas umher und irgendwann träumte ich ….

Angst hatte ich keine, irgendwie bin ich sicher dass nichts wirklich schlimmes Passiert, zum Vergleich denke ich immer an diese schrecklichen Turbulenzen im Flugzeug.  Die kenne ich gut genug und da kann man wirklich gar nichts machen, einfach nur hoffen und bangen. Ich bin wirklich froh das Wanderleben ohne den Luftweg zu gestalten. Ein sinkendes Schiff wäre da etwas Überlebensfreundlicher. Denke ich …

Ja, und jetzt?

Jetzt versinke ich wieder auf der Couch von Ana’s WG im schönen Cadiz, dem sicheren Zielhafen auf dem Kontinent.  Ana freut sich mich nach fast neun Wochen wieder zusehen,  damals kam ich nach Cadiz freudiger Dinge um über den Seeweg auf die Kanaren zu kommen.

Jetzt ist dieses Abenteuer vorbei, und ich sitze wieder hier in dieser so lebendigen Studenten-WG, schaue zurück auf eine unglaubliche Zeit die ich auf den Inseln erlebte, denke an La Palma, an Edmond, an Tony an das Sandmeer von Maspalomas, an Jens der mich mal kurz (und da “mußte” ich doch noch fliegen) nach Marbella einlud,  und an die vielen Leute in deren Leben ich schauen konnte ….

Jaja, Las Palmas, Maspalomas ….. Maaaaspaloooomas ….

….. Ich gucke auf die Landkarte: Heute geht’s wieder weiter,  über Land, weit, weit hinein bis nach Sevilla. Dort soll ich ja Oscar treffen zum “Coichsurfen”.

Es geht weiter, - mit dem Bus. Wandern wäre zu langfristig, da ich noch nach Portugal reise und etwas Geld habe ich ja dank Jens aus Marbella auch, somit leiste ich mir die günstigen Busfahrten und brause davon …..

Sturm und Monsterwellen.. (ca 400 km vor Cadiz, 03:08 Uhr.)

Heftiger Sturm und meterhohe Wellen, (hier auf Hochsee eher in Form von Wogen) krachen dermaßen gegen das Schiff,  dass sogar in der Kantine nebenan die Teller umherfliegen, die Stühle kippen um und Mülleimer machen sich selbstständig.

Wohl keiner, selbst ja ich bleiben wach dieser Stunden…

Bin mal gespannt wie’s weitergeht, Cadiz (der sichere Hafen) dürfte noch mindestens 400 Kilometer weit sein, und hier draußen tobt der wütende Atlantik total …

Kanarische Inseln01

Liebe Grüße von hoher See.

Soeben hat die Fähre Gran Canaria verlassen,  ich konnte noch bei Sonnenschein auf Las Palmas blicken,  Abschied nehmen von der Trauminsel,  meinen lieben Freund Tony den ich niemals vergessen werde.

Jetzt bin ich wieder auf See, zwei volle Tage dauern die 1200 Kilometer zurück nach Cadiz,  zum Festland in Südspanien.

Nur ein einziges Bier habe ich im Gepäck.  Nur ein einziges…..

Kanarische Inseln02

Gran Canarias Ureinwohner lebten hier mal bis vor 300 Jahren in kleinen Wohnhöhlen, die im weichen Gestein an den Rädern des “Guanchentals” noch heute oft zu finden sind.

Einige der Höhlen waren allerdings so groß,  dass heute ganze Restaurants dort Platz finden. Also schon etwas geräumiger als hier meine auf dem Bild :-)

Tja, Ureinwohner, Einwohner,  …. Einheimische.

Ein spezielles Thema hier auf den Kanaren, denn ganz besonders Playa del Ingles ist irgendwie eine fast komplette Exklave Mitteleuropas, hier im aller tiefsten Süden,  den Spanien zu bieten hat, weil eben hier die Spanier fast fehlen.

Die Kanaren bleiben nahezu unter sich. Zwar lernte ich hier viele “Einheimische” kennen, doch die heißen Tony, Mario, oder Klaus, Auswanderer aus der Nasskälte unserer Breiten.

Einen echten Kanaren habe ich bisher nicht wirklich kennen lernen dürfen,  da gibt es einfach zu viel Abstand. 

Mein letzter Tag ….

…. auf der Insel.

Heute muss ich noch einiges machen; am Wanderwagen etwas basteln, ein Ersatzteil für mein Rasierapparat finden und nahezu alles an Wäsche was ich besitze in Tonys Waschmaschine befördern. Morgen werde ich dann um halb elf von Klaus abgeholt und nach Las Palmas  gebracht,  zum Hafen wo das Schiff nach Cadiz wartet.

Momentan übernachte ich wieder bei Tony, diesmal aber in meinem Zelt, dass auf dem Pflaster seines kleinen Hinterhofes noch Platz findet. Im Haus ist schon alles belegt; die zwei Jungs aus Polen (die hier für immer bleiben wollen und nach einer Wohnung suchen) und Tonys Ex-Freund aus London,  der hier zu Besuch weilt, sorgen für Hostelfeeling im kleinen Habitat.

Gleich aber, ziehe ich noch durch die mir mittlerweile so vertrauten Straßen,  um’s berühmte Yumbocenter bis hin zu den Dünen,  vorbei ans Riu Palace, dem allerseits bekannten Strandhotel mit Sicht auf das Sandmeer und hinüber zum Strand,  wo ich fast jeden Tag bin.

Ich werde es vermissen,  immerhin führte ich hier ein kleines Leben in sich, fand Freunde und sah hinter den Kulissen (im wahrsten Wortsinn - Playa del Ingles besteht fast nur aus Fassaden touristischen Lebens) - wie die wenigen Einwohner ihren Alltag verleben, sah ihr Zuhause und lauschte ihren Geschichten,  Geschichten wie jene vom lieben Klaus, der mal vom ach so fernen St. Peter Ording nach hier her zog, sich zuvor von seiner Ehefrau trennte, die aber später als Trauzeugin auf der Hochzeit mit seinem Mann dabei war.
Klaus wechselte die Ufer, liebt nun Yoshi der 28 Jahre jünger ist.

Eine von vielen Storys hier im Klein-Las Vegas, oder dem Klein-San Francisco der 68er, welches hier - im Gegensatz zum Original,  nie wirklich seine alte Freiheit vergessen hat.

Doch ich fühle es; ich will wieder weiter.

Der Horizont ruft ….

Kanarische Inseln03

…. Der Blick in die Zukunft verheißt zumindest nichts schlechtes; eine tolle Zeit bisher auf den Inseln, tolle Menschen die mir halfen (danke Tony, danke Jens aus Marbella) gute Gesundheit, und wackere Pläne …. das alles ermöglicht mir einen entspannten Blick jenseits der Wolken, hier oben auf dem “Dach Gran Canarias”, am Roque Nublo.

… Über den Wolken….  muss die Freiheit ja Grenzenlos sein ….*sing*

Die letzten Tage auf der Insel …

Noch vier Tage, dann geht’s wieder los, endlich wieder los.

Ja, so allmählich kommt wieder Lust auf in die Ferne zu schweifen, bin ja fast schon “Zuhause” hier in Playa del Ingles…

Hans, der Urlauber von der tollen Clubanlage mit Pool, habe ich nun verabschiedet; wieder ist einer weg … sie kommen und gehen, all die Menschen die ich hier kennen lernen durfte, und ich  - bin immernoch da …

Wieder bei Tony, der guten Seele von Playa del Ingles, finde ich meinen sicheren Hafen, schreibe jetzt ein wenig, und bereite auch schonmal über “Couchsurfing” die ersten Stationen des geplanten Weges in Spanien und Portugal vor; Profile ansehen, anschreiben und Antworten abwarten & verwalten. Das alles in enger Abstimmung meines Reisekalenders …. da versuche ich zu ergründen, wo und wann ich sein werde.

Sicher ist diese Planerei zwar nicht, aber potentielle Gastgeber brauchen erstmal eine Zeitangabe. Sollte sich der “Plan” ändern, muss zwischendurch immer “zwischenverwaltet” werden, Absprachen geändert oder gar verworfen werden, denn manchmal entscheide ich erst im Moment, vor Ort dann was ich mache, bleibe mal länger oder suche schnell - entgegen eigentlicher Planungen, das Weite.

Letztlich soll das Wanderleben ja kein Termin-hinterher-hetz-Leben sein, sondern möglichst frei, wie das eines Vogels im blauen Himmel über mir ….

Jaja, mein lieber Hans.

Er war so traurig gestern noch, als er mich bis zu meinem Versteck, tief in den Wirren dichten Gestrüpps der Sanddünen von Masplomas folgte und zuschaute, wie ich meine mobile Villa, das Zelt mit all den gemütlichen Kissen und Schlafsäcken (inklusive weichen Bettüberzugs) aufbaute.

Ein Hauch Wanderleben für ihn, während dieser kurzen Minuten als wir uns dort zum letzten mal sahen.

“Mir wird ganz anders, wenn ich nur an morgen denke” , klagt Hans, dann geht nämlich der Flieger wieder zurück in die Kälte … nach Mannheim.

Ich aber, bleibe noch etwas. Am Samstag legt das Schiff ab, was mich nach Cadiz zurückbringt, 1200 Kilometer nach Norden zum Spanischen Festland.

Dort möchte ich wieder bei Hannah unternommen, wo ich schon vor gut zwei Monaten gewesen bin, in der Riesen-WG, im Herzen der Stadt.  Damals freute ich mich so auf die Kanarischen Inseln, jetzt freue ich mich wieder auf weites, weites Land ……

Kanarische Inseln04

Noch schwach, aber wieder fit genug um zumindest einen Autoausflug mit meinem Gastgeber zu schaffen,  zum Pico Nueblo, dem Wahrzeichen von Gran Canaria.

Der ca 60 Meter hohe Fels, exakt im Herzen der Insel gelegen war schon vor einigen Jahrtausenden den “Guanchen” heilig, die Ureinwohner der Kanarischen Inseln, die heute nahezu ausgestorben sind …

Lediglich solche Monumente der Natur zeugen authentisch aus Zeiten, lang, lang bevor ganze Heerscharen von Touristen die Inselwelten überschwemmen.

Der Pico Nueblo steht in ungefähr 1800 Metern Höhe,  und jetzt an diesem recht klaren  1. Februar sind es hier oben immerhin frühlingshafte 18 Grad.

… Krank im Paradies …

Uuufff, jetzt hats mich mal auch erwischt.  Bei all den Freuden und Paradiesischen Zuständen eines nahezu perfekt funktionierenden Projektes namens Wanderleben,  lag ich gestern komplett flach.

Ein Glück dass ich zur Zeit bei Hans, einem Urlauber aus Mannheim Unterschlupf fand und mich auf dessen Couch perfekt auskuriere… im Zelt, irgendwo in tiefen Walde wäre sowas nicht wirklich toll …

Naja, Durchfall, Erbrechen und schreckliche Schwächeanfälle können ja eine Übung sein für das was mich zukünftig öfter Erwarten kann, wenn ich jenseits von Jerusalem für Jahre durch Afrika ziehe (siehe www.wanderleben.com - Reiseroute -)

… Es sollte ja immer das Gute an einer Sache gesehen werden … und ohne Dengue, Malaria und Gelbfieber war man eben nicht wirklich in Afrika gewesen, sagte mir mal jemand, der dort mal lang gewesen ist.

Doch heute, einen Tag nach meinem Totalausfall,  geht’s deutlich besser, Durchfalltabletten aus Hans reichhaltiger Reiseapotheke sorgen für etwas Ruhe und ich kann schon wieder spazieren.

Gleich wage ich mich sogar an lecker Spagetti Bolognese … Hans lädt mich ein.

Noch acht Tage, dann gehts wieder weiter und das Schiff legt nach Cadiz ab …. mein Herz ruft zudem, wenn auch noch ganz leise, nach Ferne…. nach den Weiten hinter den Horizonten ….

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… So sieht Couchsurfen dann aus; da ich mit Hans nicht unbedingt in einem Bett nächtigen mag, nehme ich in ganz gewohnter Manier Vorlieb mit der Couch.

Bei Tony ist “Full House” und somit bin ich erstmal hier in dieser Ferienanlage, weitab vom Zentrum in Playa del Ingles.

Doch täglich besuche ich meinen liebsten Freund Tony, der sich immer so freut mich wieder zusehen.

Ist schon toll hier überall seine Freunde gefunden zu haben …

Kanarische Inseln06

"Couchsurfing" im "Club Golf Maspalomas".

Schon seit Tagen bin ich hier bei Hans, einem Deutschen Urlauber zu Gast und Überwintere weiterhin vor mich hin ….. bei 20 Grad und Sonnenschein,  Palmen, guten Essen und jeden Morgen das herrliche Wasser im Pool….

- Und dabei kostet mir die Sache hier keinen Cent…. *freu*

… Marbella …

Was ist schon Geld, sagte ich damals zu Jens als er mehr als notwendig zu spenden vermochte; irgendwie gar nichts, wie auch alles … ja, somit hat sich mein erster Laster, diese ständigen Sorgen mal irgendwann auf der Straße ohne alles zu stehen, einfach erledigt. Zumindest für die nächsten Monate, und das auch nur wenn ich weiter so sparsam und bescheiden bleibe wie sonst.

Doch welch eine Erfahrung: Zwei Nächte für fast 500 Euro in dieser Anlage, umgeben aus Subtropischen Gärten mit einem Frühstücksbuffet wie ich es im Leben noch nie sah; allein und unsicher fand ich mich morgens im exklusiven “Sea Club” ein, leicht ließ sich die schwere Glastür öffnen zur komplett anderen Welt.

Da stand ich nun, mit meinen ausgeleierten Klamotten mitten im Glamour, Blicke trafen mich von solch anderen Menschen, wie man sie eben nur hier findet.

Wie ein fremdes Bakterium fühlte ich mich, eingedrungen in den Innenraum einer exklusiven Zelle, befeuert mit Antikörpern kritischer Blicke…. “Mister, you are welcome” heißt es dann doch noch vom eleganten Ober.

… Ich flüchte.

Ja, ich flüchte;  “sorry, i wait for my friend” - und sah nur noch zu  mich jenseits der Glastür wieder zu finden.

Das war alles zu viel, wobei total hungrig spurte ich über die Promenade von dannen in der Hoffnung auf einen Mac Donalds.

Verwirrt schwirrten mir noch die feinsten Köstlichkeiten im Sinne, die ich verschmähte, total überfordert hatte mich das.

Sehr viel später dann aber, saß ich auf den Bordstein neben einen Mercadona Markt und stopfte mich voll mit Weißbrot und Salami aus dem Sonderangebot.

Was passierte mit mir, kann ich allem Wiederstehen,  alles schaffen und jede Lage meistern (wie bisher)?

Aber nur dem Luxus nicht?

Naja, ich dachte besser so, als andersrum ….

Jens war nur Abends bei mir, und wollte mit der Aktion mal eine andere Perspektive aufzeigen. Gelungen ist ihm das durchaus, da auch der Wohlstand im Überschwank ein nicht unwesentlicher Bestandteil dieser Welt ist, und den durfte ich somit kennen lernen.

Am nächsten Tag aber, fasste ich mich nochmal ans Herz und ging hinein zum Labsal der Bessern Gesellschaft, und war der erste im Morgengrauen welcher sich wie eine fremde Amöbe über die elitäre Substanz erlesenster Köstlichkeiten hermachte.

Wenn Jens, mein edler Gönner dies liest, würde er sicher fragen warum ich so empfinde.

Ich betrete schließlich hiermit einen ganz neuen Kontinent,  komme aus fernen Gefilden in die Kristallwelt vollkommener Perfektion.

Es ist keine Scheinwelt, es ist die Welt auf der “anderen Seite”.

… Der Ruf Marbellas ….

Lang ist’s mal wieder her, da war ich mal in Marbella, dem mondänen Ort des großen Geldes, an der Spanischen Costa del Sol. Dort wollte ich eigentlich überhaupt nicht halten,  und gleich durch bis nach Gibraltar.

Doch selbst viel später, holte es mich wieder ein; mein Millionär fragte an wie es mir im Wanderleben ergeht, jener der mich schon damals so großzügig unterstützte … ich traute meinen Augen nicht, doch er ist es. Er der mich ruft  - und ich folge, fliege sogar die 1400 Kilometer mittels gesponserten Tickets von Gran Canaria nach Marbella.

Ich hatte ja Zeit, und Jens (…wenn das mal nicht ein Zeichen ist, denn so heißt er ) war nur kurz aus Deutschland angereist. Er kommt oft nach Marbella und wenn auch nur für zwei Tage, dem Winter entfliehen.

“Besser als gar nichts”, meinte Jens und garnierte sich die kurze Klimaflucht mit spannenden Geschichten aus dem Wanderleben,  dass er teilweise auch selbst beeinflusst;  wie sonst käme ich dazu in die Glitterwelt von fünf Sterne einzutauchen?

Wie, bei allem was ich schon erlebt und geschafft hatte, geriet ich sonst an solch ein “Abenteuer” mit all dem Überfluss und Prunk fertig zu werden …?

… Die süßen Tage jenseits von Afrika ….

… Afrika ist nah, aber dennoch weit; die Kanarischen Inseln, gerade mal 200 Kilometer vor der Küste Marokkos gelegen, gehören Geologisch zwar zum Schwarzen Kontinent, sind aber ein Teil Spaniens, wenn auch ganze 1300 Kilometer weit vom Mutterland entfernt. Als sonnigster und Schönwetter-zuverlässigster Außenposten “Europas”  sind mir die sieben Inseln nicht allein bekannt, auch Millionen Touristen, vor allem über die Wintermonate die den ganzen Kontinent nahezu komplett im Zangengriff halten, leisten sich den dreieinhalb Stunden langen Flug an den äußersten Rand der westlichen Welt, um hier nahezu wie im Paradies zu weilen ….. um eines der süßesten Winkel dieser Welt zu erleben, um einfach zwei Wochen lang, faul und satt  behaupten zu können: Das habe ich mir verdient ….

Faul war ich nicht gewesen in den letzten zwei, drei Wochen, nur weil ich mich mal hier etwas länger nicht habe blicken lassen. Jaja, schreiben ist zwar eines meiner Lieblingsbeschäftigungen, aber nicht nur immer über das eine … dieses eine Leben, dieses Wanderleben. Ganz nebenbei habe ich fast täglich Recherchen betrieben zum Wachstum der Weltbevölkerung in Ländern, Regionen, und vor allem Städten.  Weltweit bis hin zum letzten Winkel Afrikas, …oder sonstwo.

Bei einigen tausend Städten in 198 Ländern dieser Welt braucht sowas schon seine Zeit, aber nun bin ich Stolz auf das Ergebnis: Meine Website www.metropolen-der-zukunft.de ist  nun wieder brandaktuell auf 2014 aktualisiert. Puh, täglich einige Stunden Arbeit sind schon ein kleiner Job gewesen, doch ich liebte es schon als Kind zu wissen wie viele Menschen in welchen Orten wohnen und wie sich alles verändert.

Bevor ich mich dazu entschlossen hatte, mein halbes Leben als Wanderleben zu planen, wollte ich eigentlich Geograph und Bevölkerungswissenschaftler werden mit dem Schwerpunkt Zukunftsforschung. Aber es kam ja bekanntlich anders und dennoch versuche ich mein liebes Hobby der statistischen Aufzählung globaler Menschenmassen zu pflegen. Möglich ist das auch nur, weil es einen der phantastischsten Gastgeber überhaupt gibt: Tony aus England, der mich schon all die Zeit in seiner Wohnung im Herzen von Mini-Las Vegas, in Playa del Ingels aufnimmt. Einfach großartig dieses Glück zu haben völlig kostenlos dort zu leben wo es mehr als anderswo Gastlichkeit nur gegen Bares zu geben scheint.

Revanchieren kann ich mich allerdings bei Tony mittlerweile auch ganz dolle…. doch das ist wieder eine andere Geschichte ….

Kanarische Inseln07

Playa del Ingles,  mein Zuhause schon seit einigen Wochen, seit ich von La Palma mit dem Schiff hinübersetzte; ein urbanes Einerlei ausschließlich für Strandurlauber, ein Konglomerat aus Hotels, Ferienhäuser und alles was dem seichten Völlegefühl Leiblich sowie Geistig gerecht wird; all inklusive,  Sonnenbrand und Bitburger vom Fass, - der Traum der Massen.

….. Aber dennoch, …ja dennoch habe ich mich komischerweise in diesen, ja eben diesen Ort verliebt… *nachdenklich guck* …   aber warum ?

GRAN CANARIA

Welch eine Überschrift. 

Einfach nur Gran Canaria, jene eigentlich gar nicht so unbekannte Ferieninsel,  auf der ich jetzt schon Wochen weile und ganz gemächlich diesen langen Winter auf dem Kontinent entfliehe …

Möglich ist das alles nur weil ich einen der besten und fantastischsten Gastgeber gefunden habe, seit ich im Wanderleben bin; Tony, ein gemütlicher Engländer,  der hier schon seit sechs Jahren dauerhaft lebt, kam einst auch als Tourist nach Playa del Ingles (wie der Name schon sagt, dem Strand der Engländer,  - die waren natürlich wieder als erste hier) und blieb an diesem Ort mit fast ganzjähriger Schönwetter Garantie.

Sein Haus, ein Teil einer ehemaligen Touristenanlage bestehend aus geräumigen Bungalows,  hat soviel Raum, dass ich oben sogar mein eigenes Zimmer habe, mit Bett und Bad. Und das gleich in direkter Nachbarschaft zum berühmten Yumbocenter, einem Gastro- Schoppingkomplex wo jeden Abend der Daibel los ist; hier bin ich täglich unterwegs,  habe Freunde gefunden und flippe durch das Nachtleben, treffe Menschen die hier Urlaub machen oder halt (und mittlerweile) ganz hier leben.

Fast drei Wochen nach La Palma, was vergleichen mit dem hier eine ganz andere Welt ist, lebe ich mich ein an einem Ort von dem ich zuvor nie und nimmer erwartet hatte, ihn dermaßen zu mögen ….

Ja, ich der grooooße Weltenwanderer spreche tatsächlich von Playa del Ingles,  dem fast völlig Kulturbefreiten Touristenghetto, bestehend aus fast ausschließlich einem Hotel nach dem anderen,  zwischendurch immer wieder privat aussehende Bungalow Anlagen mit hohen Palmen und blätternder Bausubstanz der späten 70er Jahre.

Playa del Ingles wirkt zudem wie das Zentrum einer Millionenstadt,  nur ohne Millionen Einwohner drum herum, da die Anzahl, die schiere Masse an Bars und Restaurants dermaßen konzentriert einen schnell überfordern; Spanische, Chinesische,  Deutsche oder gar Norwegische Lokale sind hier im Überfluss,  sowas muss man in Berlin wiederum suchen, da manchmal alles weit auseinander liegt

Doch das Beste ist diese ausufernde Gay-Szene hier, eine Gay Kneipe neben der anderen gibt’s im Yumbocenter zu bestaunen, in einer internationalen Fülle wie sonst nirgendwo auf der Welt. Jaja, sicherlich haben Berlin oder Paris viel mehr, aber dennoch ist es hier viel, viel kompakter und überschaubarer, - wenn auch nicht auf dem ersten Blick,  aber wo toben schon wilde Travestiepartys (teils offen für Jedermann einsehbar) neben gleich einem Dutzend Gay-Bars die jeweils von Engländer oder Deutsche, manchmal auch von Spanier geführt werden? Wo kommt dieses liberale Nebeneinander vor, auf so engen Raum?

Wobei die Schwulen Touristen hier nur 20 - 30 % der Gesamtbesucher ausmachen,  ist das Konglomerat Playa del Ingles - Maspalomas wohl das erste Ferienziel jener Subkultur die im Gegensatz zur mit Abstand größten Gruppe, den Rentnern und Rentnerinnen aus Zentral und Nordeuropa,  deutlich mehr auffällt; der teils sehr trendige und Körperbetonte Auftritt der Schwestern (so nennt sich der Homo von heute selbst gern mal) hebt sich aus dem Einerlei Sonnenverbrannter,  Übergewichtiger Normaltouristen ab. Wobei doch immer mehr “Gray Gays” schon lange den Anschluss an die nahezu hysterischen Adonis Kultur verloren haben, und eine ganz eigene Abteilung unter sich innerhalb der Sub-Kultur bilden. Die finden sich dann z.B. in der großen Bar ” Na und” ein, wo bei Deutschem Schlager und Bitburger die Dicken Bäuche geschwungen werden; Manfred und Burghardt tanzen im Glitter der Diskokugel ….

Playa del Ingles… welch ein einzigartiges Phänomen ….

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…. Auf Wiedersehen,  La Palma.

Tja, lange habe ich überlegt,  welche Landschaft,  welch Wahrzeichen,  was für diese Insel La Palma am typischsten wäre;  Vielleicht diese schwarzen Sand / Steinstrände? Die bunten Touristendörfer mit ihren Palmenheinen? Oder diese fantastische Caldera, jener Senkkrater im montanen Herzen dieser Vulkaninsel?

Das alles habe ich geliebt und viel erkundet,  doch irgendwie ist es dieses Bild, mit den allgegenwärtigen Kakteen,  die überall wild wachsen und mir am meisten in Erinnerung bleiben werden, wenn ich an La Palma denke…

Ja, diese Kakteen von La Palma, das ist es …

… Weiter gehts zur nächsten Insel …

Wieder Abschied nehmen,  wieder (wenn auch nur ganz wenig) Tränen vergießen,  als mein lieber Freund Edmond mich nun ziehen lässt,  mich zum Hafen an der anderen Inselseite bringt, wo auch schon die mächtige Fähre wartet. Die geht zwar erst in ein paar Stunden los, aber besser zu früh als umgekehrt.

Ja, eine tolle Zeit hier auf La Palma geht zu ende; Weihnachten und Jahreswechsel,  zusammen mit Edmond in der tollen Ferienwohnung sind nur einige Höhepunkte, ich schaue zurück auf grandiose drei Wochen: Urlaub vom Wanderleben :-)

Jetzt aber sind wieder Abenteuer angesagt.  Gran Kanaria ist zwar nicht unbedingt eine Abenteuerinsel, doch für die nächsten vier Wochen möchte ich dort bleiben und noch länger dem Winter auf dem Kontinent fernbleiben.

Es gilt wieder Unterkunft,  billiges Essen und Arbeit zu finden, Kontakte habe ich übers Internet bereits geknüpft;  heute Nacht, irgendwann ganz, ganz spät,  erwartet mich Tony in Ferienparadies Playa de Ingles. Er wohnt dort dauerhaft, stammt aus England und hat ein Profil bei Couchsurfing;  somit kommt das eine zum anderen.  Ich bin gespannt.

Kanarische Inseln09

Was gibt’s zu Essen ?

La Palma ist nur eine Insel von insgesamt sieben, den Kanarischen Inseln, deren Küche sich ziemlich ähnlich ist.

Wenn dann schon was speziell “La Palmisch” wäre,  dann eben dieser Ziegenkäse,  der hier geräuchert (damit soll er haltbarer gemacht werden) einen ganz eigenen Geschmack hat. Dazu noch gegrillt wird dieser fettarme Käse traditionell mit “Mojo” serviert,  der bekanntesten Leckerei von den Kanaren, wie hier in Grün,  stark nach Knoblauch schmeckend, als Dip zum leichten Käse einfach perfekt schmeckt.

Mojo gibt es auch in Rot, dass fettig und würzig - scharf genau so gut passt.

Fisch ist auf den Inseln zwar zu haben, doch entgegen aller Erwartungen eher weniger gegessen als herkömmliches Fleisch - eher geprägt von der Spanischen Küche des Festlandes.

Kartoffeln aber sind auf den Kanaren sehr beliebt;  in Meerwasser gekocht, bis dieses fast verdampft ist, verspeist man diese mit Schale am liebsten mit Mojo. Kanarische Kartoffeln sind zudem sehr klein und handlich.

Außerdem gibt es da noch das “Gofio”, eine Art dicker, fester Brei aus Getreide und anderen heimischen Sachen, der sogar noch aus Zeiten der längst ausgestorbenen Ureinwohnern stammt. (Den Guanchen, die vor 4000 Jahren aus Afrika einwanderten und von den Spaniern vernichtet (…) wurden)

Gofio schmeckt eher mäßig,  ist aber sehr Nahrhaft - wenn auch kaum noch auf den Speisekarten hier zu finden.

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Ganz Oben auf La Palma …

Am Kraterrand, ganz oben mache ich erstmal Pause, die klare, saubere Luft tut gut und der Ausblick in die Tiefe des ehemaligen Vulkans haut mich fast um; doch runterfallen sollte ich möglichst nicht, da es hier 1600 Meter abgeht … die Wolken im Krater geben schon eine gewisse Vorstellung davon, wie hoch dieses Ding hier ist ….

Drei Stunden dauerte der Aufstieg,  etwas kürzer ging es aber wieder hinab …

La Palma - “Urlaub im Wanderleben”.

Das ein Leben auf Wanderschaft ja gut organisiert sein sollte und somit nicht wirklich wie Urlaub daherkommt,  hatte ich ja schon beschrieben.  Deshalb ist es auch um so wichtiger,  mal an einem Ort länger zu bleiben,  sich zu entschleunigen im Marsch von Ort zu Ort, und einfach mal zu bleiben.

So wie hier auf dieser Insel, weit draußen im Atlantik,  die so fern aber doch so “heimisch” rüberkommt;  ja, La Palma veranlasst mich doch nun wirklich zu sagen im 18ten Bundesland zu sein … jaja, wirklich, ich habe Bundesland gesagt, also ähnlich wie Mallorca das 17te, (Deutschland hat 16 Bundesländer) ist La Palma nun die Nummer 18 im Bunde.

Selbstverständlich ist das eher ein Scherz,  aber nicht ganz; 80% der vielen Touristen hier kommen aus meiner lieben Heimat. Deutsche Vokabeln schnippen mir überall und ständig um die Ohren,  ob an den schwarzsandigen Stränden,  in den Kneipen,  oder auf den höchsten Gipfeln der Vulkaninsel; Deutsch ist hier überall verstanden und sich inmitten fantastischer  La Palmischer Lavafels-Panoramen über Günter Jauchs Abschneiden im Quiz bei Plassberg zu unterhalten, ist hier mit jedermann möglich.

So lindert das mein Heimweh,  Edmond spendiert mir ein Bayrisches Weißbier und diskutieren derweil mit zufälligen Tischnachbarn über neue Preiserhöhungen der Deutschen Bahn… hier 3300 Kilometer weit entfernt davon.

Hach, Deutschland,  ich fühle mich so nah an dir …

Doch natürlich hat diese Insel auch jede Menge “Ferne” zu bieten, ja sogar exotisch anmutende Sachen die es nur hier gibt;  wie gesagt entstand La Palma aus dem Feuer dieser Erde, besteht fast nur aus schwarz-braunen Lavagestein und hat einen gewaltigen Krater in seiner Mitte.

Viele Pflanzen sind hier “endemisch”, also kommen nur hier vor. Ein eigenes Ökosystem hat sich über die zwei Millionen Jahre entwickelt in denen die Insel entstanden ist. Damals als riesiger Berg aus dem Ozean sich erhebend, brennend und kochend zu Zeiten als der Mensch noch in der Altsteinzeit sich allmählich entwickelte, brachen die Mächte aus dem kochenden Tiefen des Planetens ihre heiße Glut durch das noch junge Ventiel La Palma, sprengten in einer unglaublichen Explosion den damals wohl um die 3500 Meter hohen, jungen Berg in Stücke,  sodass dieser heute nur noch als der größte “Senkkrater” der Welt unserer Nachwelt erhalten bleibt.

Wie ein unendlich riesiger Backenzahn klafft die “Caldera” in den oft klaren Himmel, hinter ihren Rändern, den Kammartigen Bergrücken welche den Krater wie Halbkreis umringen, lugt weit in der Ferne der Schneebedeckte Gipfel des Piko del Teide  3500 Meter in den blauen Himmel;  der Bruder jenes kollabierten Vulkanberges auf dem ich hier oben stehe … der einst auch mal so ausgesehen hatte.

Doch heute ist der Kilometerbreite Krater ein wahres Wanderparadies, mit verschlungenen Kletterwegen, Kiefernwäldern, einem Flusslauf an seinem Grund,  dessen reines Wasser ich Literweise trank um die harten Kilometer über all die Felsen zu schaffen,  den Weg zu finden, hinein und vor allem wieder hinaus, hinaus aus dem wilden Herz dieser Insel ….

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Die Vulkaninsel La Palma, weit vor der Küste Marokkos gelegen, auf der ich sozusagen “Urlaub” im Wanderleben verbringe. Mein Freund Edmond ermöglicht sowas indem er ein Ferienhaus gemietet hat, wo ich mit ihm diese ruhige Zeit verbringe.

…. Und das Wanderleben ist doch ein Lotterleben ……….

Naja, aber auch nur wirklich manchmal ….. so wie jetzt, wo ich auf La Palma bin, dieser wundervollen Tropeninsel jenseits von Afrika,  jenseits von Europa,  weit im Atlantik gelegen wo ich schon Tage voller wunderbarer Ereignisse verbringe, Tage mit meinem lieben Freund der endlich wieder dabei ist und ich mal ein paar Gänge runter schalten kann….

Zwei Wochen noch bleibe ich hier, bis es weiter mit dem Schiff nach Gran Canaria geht um dort auch zu arbeiten ….

24 Grad und jede Menge Palmen, - auch das war der “Plan”, hier über die meiste Zeit des Winters zu bleiben.

… Das Wanderleben, - ein Lotterleben?

Nein, ganz gewiss nicht … wieder online, mittlerweile im vierten Cafe, weil alle vorher kein Wi-Fi haben, vereinbare ich einen Job auf Gran Canaria, koordiniere einen Schlafplatz im Ort A, verändere die Planung deswegen im Ort B, wofür ich aber unbedingt noch eine “Couch” brauche, bewerbe mich bei Couchsurfing nochmals und vertüddel so mal locker wieder zwei, drei Stunden vor dem Tablett-PC….

Scypen mit Mama fällt somit erstmal aus, muss noch was zum Essen finden und laufe längs der Straße durch mehrere Restaurants um dort nach kostenlosem Essen aus der Küche zu fragen, die geben manchmal was für meine Butterbrotdosen.

Ich bin verabredet,  suche aber den Bus in die nächste Stadt,  warte dann anderthalb Stunden auf einem Müllplatzähnlichen Vorhof auf den Bus der mich in den nächsten Ort, 30 Kilometer weiter bringt.

Abends treffe ich den Gastgeber, bleibe lange wach und schlafe wenig anschließend.  Am nächsten Tag bettele ich wieder online um weitere Übernachtungsmöglichkeiten in noch weit entfernten Städten meiner Tour, zelten dort geht ja nicht …

Ich plane die nächsten Tage und Wochen im voraus,  nur so komme ich durch und das Risiko mal auf der Straße über Nacht zu landen, verringert sich somit deutlich.

Jajaja, zum Glück zelte ich wenns wieder außerhalb der Stadt geht, doch oh Schreck: mein Essensvorrat ist leer, und vor mir nahe dem Dorf eine hervorragende Stelle zu zelten …. nix da, ich muss weiter, oft am Abend noch weil den ganzen Tag keine Einkaufsmöglichkeit zu sehen war …. erst zwei Stunden später erreiche ich einen Tante Emma-Laden, decke mich ein, finde aber dann wieder keinen Platz zum schlafen,  ich laufe und laufe, wieder werden die Schatten lang und länger ….

Im Dunkelwerden schaffe ich es das Zelt aufzubauen,  ganze 40 Minuten brauche ich bis alles perfekt ist: Zelt steht, Matte aufgeblasen und Decke drüber, Schlafsack mit Bettbezug überzogen, Kissen in Position,  Tausend Sachen an Kleinkram (Taschenlampe, Zahnbürste, Schlafmaske, Trinkflasche, usw) sind zu bewegen und dann gehts ran ans Essen, Bier auf und …. naja, wieder ist es fast komplett dunkel. Es ist kalt geworden,  dennoch bin ich noch verschwitzt.

Ich mache das beste daraus.

Morgen muss ich es einfach früher schaffen, sodass ich noch was vom Abend habe.

Tatsächlich finde ich am nächsten Tag gleich zu Tagesanfang einen billigen Discounter und packe mir vorsorglich dermaßen die Taschen voll, dass der Wanderwagen für die nächsten fünf Stunden,  für die nächsten 20 Kilometer wie ein Schwertransporter unter seinen Lasten ächzt ….

Nur wenn  alles nahezu “typisch Deutsch” über den Tag organisiert ist,  nur dann habe ich sie: Diese Traumabende am Zelt mit Sonnenuntergang,  oder bei supernetten Gastgebern in irgendeiner Stadt, die mich bekochen, meine Wäsche waschen und mir noch Lunchpakete auf dem Weg mitgeben …

Das ist es was es so lohnenswert macht, so unvergleichlich, diesen schönsten “Job” der Welt zu machen; das Wanderleben.

… Eine Zwischenbilanz …

Nun sind ja mittlerweile einige Tage vergangen,  ja schon einige Monate -oder Jahre, wenn  man so will,  die ich schon im Wanderleben verbringe.

Über drei Jahre ist es nun her als ich Beruf, Wohnung, und festen Wohnsitz aufgab und bin jetzt lang genug dabei um mal zu bilanzieren;

Ja, eigentlich läuft alles gut, tatsächlich komme ich ganz nach meinen Vorstellungen voran,  habe täglich genug zu Essen,  schlafe (fast) immer gut und genug, ob im Zelt oder beim Couchsurfen, sowie die Gesundheitsversorgung klappt; zwischendurch noch diese Schilddrüsen-OP…. gut dass mich mein Freund krankenversichert… dafür danke ich ihm sehr.

Aber auch ein lieben Dank an alle, die mir ab und zu mit einer Spende geholfen haben, ohne die ich sicher ganz anders durchs Wanderleben hier draußen gekommen wäre.  Ich lebe sehr bescheiden,  nur so ist es überhaupt möglich sowas zu schaffen, denn ein “Lotterleben” ist es entgegen vieler Meinungen,  ganz gewiss nicht; ein Leben auf Wanderschaft mit kleinem Geld, ist halt nur ein besseres Leben auf der Straße das unbedingt gut organisiert werden will: So muss ich täglich schauen, wo es Internet gibt, einen Wi-Fi Anschluss, der mir die Online-Kommunikation ermöglicht,  um in den Städten bei “Cochsurfing” oder “Planet Romeo” kostenlose Schlafplätze zu finden. Sowas ist ein ständiges hin und her, mal meldet sich der eine nicht mehr, mal kommt plötzlich eine Einladung rein - manchmal aber zur falschen Zeit, oder im falschen Ort und muss meinen Plan ändern….

Dann aber funktioniert das Wi-Fi plötzlich nicht mehr, meine Mail -oder noch schlimmer,  ein ganzer Text hier im Reisetagebuch stürzt ab. Alles für die Katz.

Dann noch eben Scypen, mit Mama und Edmond, meinem Freund … doch mal eben ist gut, oft und gern dauert sowas eine halbe Stunde und länger.  Nach zwei Stunden Onlinesitzung müsste ich dann noch z.B. weitere Infos im Netz suchen über die nächste Stadt, welche Couchsurfingprofile gibts dort?

Zudem war ich schon lange nicht mehr bei Facebook,  wo ich versuche regelmäßig neue Bilder zu posten, möglichst mit Beschreibung usw … das schaffen ich nicht mehr, es geht weiter weil noch ein Einkauf ansteht,  doch der günstige Supermarkt liegt wohl am anderen Ende der Stadt,  also los und quer durch, zwischendurch noch schnell in irgendeinem Hotel, die haben immer Stadtpläne,  und weiter …

Der Einkauf dauert dann seine Zeit, einigermaßen sicher steht der Wanderwagen nahe der Kassen abgestellt,  alle Wertsachen packe ich um und schleppe diese mit. Uff, draußen dann ziehe ich mich noch um, es ist warm und wühle zehn Minuten im Wust meines Gepäcks,  suche dann noch nach einem einigermaßen schönen Platz fürs Essen, finde weitere 40 Minuten Stadtauswärts einen Park und brauche gut eine Stunde fürs Menü a lá Wanderleben: Kaltes Küche aus allerlei Konserven. Ich lasse mir aber unbedingt Zeit, weil mein Essen - und ist es noch so einfach, ist mir einfach Heilig.

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…. Den Berg bezwingen…. / Spanien

Nach dieser ersten Nacht auf der Insel wache ich ausgeruht,  aber ziemlich geölt auf, der Vortag mit seinen Strapazen hatte mich ordentlich ins Schwitzen gebracht.  Dann völlig ungewaschen einfach in die Haia ist dann schon so eine Sache.

Katzenwäsche mit dem Rest aus der Trinkflasche möge für heute morgen genügen,  es geht weiter zur Straße der ich mich jetzt mit neuer Kraft stelle.

Wieder droht ein Fiasko: Nur wenige hundert Meter weiter, bahnt sich bedrohlich der Verkehr in Richtung eines Tunnels. Ganz klar mit dem deutlichen Verbot für Fußgänger und Radfahrer, und die rettende Bergstrasse rechts davon ist komplett gesperrt,  fast undurchdringlich mit Zäunen dicht, ist auch diese Alternative passé.

Doch das hält mich nicht ab, nie werde ich umkehren, nur weil ich Fußgänger bin ? Nur weil ich dem Mega Trend des Autos nicht folgen will ?

Wütend schiebe ich den Bauzaun etwas auf, schiebe mich und den Wanderwagen durchs Flatterband bis es reißt und bin durch.

Natürlich rücke ich den Zaun wieder zurecht, Autofahrer hupen mir wahrscheinlich ihr Unverständnis zu …. doch ich will auch voran kommen, ohne 1, 5 Tonnen Zwangsmotorisierung unter’m Hintern …

Schnell gelange ich um die Ecke und der Straßenlärm verliert sich hinter mir, geheimnisvoll windet sich völlig leer und verlassen diese eigentlich sehr gut ausgebaute Straße den Berg empor, Steine liegen manchmal auf dem Asphalt und lassen ahnen weshalb hier niemand sein darf.

Dann sogar auch ganz dicke Brocken,  die Straße ist gesperrt wegen Steinschlages, das ist nun offensichtlich.

Wahrscheinlich muss wohl mal etwas die Erde gebebt haben, überall verstreut sich Geröll auf der Fahrbahn und ich bahne mir den Weg an die Faust bis Fußballgroßen Steine vorbei.

Hoffentlich bleibt der Berg auch ruhig während meines kleinen Durchganges hier, hoffentlich kommen nicht noch weitere Hürden oder gar Absperrungen.  Ein Weg ins Ungewisse ….

El Paso sage ich immer zu Paul, unserem Ziel, mein Gott,  wir sind doch hier nur auf La Palma, der Urlaubsinsel und nicht in Afrika….
Aber auch schöne Seiten zeigen sich alsbald; ganz allein wandele ich auf einer komplett gepflegten Bergstrasse,  höre stundenlang kein einziges Auto, begegne absolut Niemanden,  als wenn es La Palma wieder gut machen wollte….

Wie die Brandung ferner Wellen an der Küste hört sich der Wind an, der mit Macht durch tausende Baumkronen kämmt, weit über mir am hohen Berg den es noch zu bezwingen gilt.

Die wohl letzte Hürde: Ein 1100 Meter langer Tunnel, der zum Glück,  ja zum Glück nicht auch noch gesperrt ist. Wie eine Geisterstraße ist hier einfach alles offen und sogar beleuchtet,  ich ziehe mich warm an und  schreite geschwind durch die lange Röhre, scharf weht der Wind hier durch, zum Glück von hinten. Unheimlich ist es hier …schnell weiter…

Geschafft. 

Auf der anderen Seite ist das Klima nun völlig anders; nebelig und feucht, teilweise wieder klar … ich bin hier in den Wolken, von nun an geht’s nun permanent bergab …

Auch botanisch hat sich die Szenerie vollständig geändert: Wo zuvor beim Aufstieg dunkle Wälder aus Lorbeer und Edelkastanien das Bild bestimmten,  sind es jetzt alte, buschige Kiefern, deren zartes Rauschen im Wind aber eher eine friedliche Atmosphäre schaffen.

Bergab, immer bergab ziehe ich wieder dem Blauen Himmel entgegen,  im Tiefland wird es wieder spürbar wärmer,  Kakteen und die ersten Palmen beruhigen vom kürzlich vergangenen,  nordischen Intermezzo.

El Paso, wie erwartet eine Gesichtslose Ortschaft ist erreicht.  Hier versuche ich nun herauszufinden wo Peter sich versteckt, gehe dafür am besten ins Cafe, bestelle eine kalte Cola plus WiFi Code und zücke den Tablet-PC.

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Spanien ( La Palma )

Steinschlag auf der Bergstraße quer über La Palma.

Völlig einsam und verlassen gehörte mir die gesamte Straße die noch geräumt und gesichert werden muss.

Glücklicherweise schaffte ich den Weg ohne weiteres, vorbei an solchen Brocken wie hier ….

La Palma ist aus Feuer geboren,  der schwarze Sand ist reiner Lavasand und überall rund um die Insel, mal mehr mal weniger fein zu finden.

Das sind die schöne Seiten des Wanderlebens, baden gehen im warmen Ozean, im schwarzen Sand faulenzen …. wenn das doch nur ewig wär …..

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Paul ist auch froh wieder an Land zu sein. Sogar echte Kokospalmen wachsen hier am schwarzen Strand von La Palma.

… La Palma, die ruhigeren Zeiten mögen beginnen … / Spanien

Jaaa, da bin ich nun, erstmal am Rabenschwarzen Sandstrand und dort ins warme, klare Wasser …. welch ein Traum vom Wanderleben;  hohe aber sanfte Wellen waschen mich rein … die ganze Zeit auf der Fähre hatte ich keine Dusche gesehen,  und jetzt diese ultimative Frische. Unbeschreiblich.

Es ist warm wie in den Tropen. Wobei das Klima hier direkt an der Küste zu 80% tropisch ist, ändert sich das auf nur wenigen hundert Metern Höhe deutlich,  La Palma ist wie die meisten der Kanarischen Inseln eine wahre Berglandschaft. Bis zu 2800 Meter steigt die höchste Erhebung hier an, das ist so viel wie die höchsten Deutschen Gipfel bieten, doch aufgrund der fast tropischen Gegebenheiten,  sind die Berge hier viel weiter hoch noch grün.

Lange kann ich am schönen Strand nicht bleiben,  zu viel gibt es zu erleben;  eine Landkarte und Infos zum Weg auf die andere Inselseite wollen besorgt werden. Sowas kann man immer gut in den herkömmlichen Touristeninfos der Kommunen machen, sofern diese auch geöffnet haben ….

Einkaufen soll ich auch noch, nichts finde ich im Essensspeicher des Wanderwagens, nur noch Krümel längs verzehrter Brötchen bleiben mir.

Dank dieser außerordentlichen Spende aus Marbella, lebe ich noch jetzt völlig stressfrei in Sachen Nahrungsmittelbeschaffung, kaufe diese einfach - wenn auch billig in den Supermärkten.  Für ein deftiges, warmes Essen im Restaurant bin ich einfach zu geizig,  wer weiß wann ich wieder zu Geld komme …. eventuell Weihnachten dürften kleine Spenden der Lieben Daheim möglich sein. Dann leiste ich mir auch mal was tolles ….

Vollgepackt mit allerlei Ess- und Trinkbarem, steige ich einer sehr dürftigen Landkarte nach, dem Inselinneren entgegen,  wandere über herrlich ruhige Straßen recht stark bergauf aus der Stadt, die nun panoramahaft unter mir liegt.

Weiter oben aber, trifft diese schreckliche Hauptstraße auf meinem Weg, die nun leider auch den weiteren Wegverlauf bestimmt.

Nötig ist das, weil ich auf La Palma eingeladen bin, ganz auf der anderen Seite der Insel liegt der zweite Wohnsitz meines altbekannten Gastgebers Peter, den ich schon in Schottland im Wanderleben traf. Dort konnte ich ja neben diesem Kirchenhotel nahe Elgin im Norden Schottlands zelten, lernte Peter (einem Deutschen Auswanderer) und seinen Freund kennen. Beide leben jeweils im Sommer an der “Schottischen Riviera” -wie es Peter zu nennen pflegte, und im Winter 4000 Kilometer südlich davon, auf La Palma, wo sie auch Zimmer vermieten.

Doch auf keinen Fall fahre ich jetzt mit dem Bus dahin, einfach schnöde im Bus sitzen und auf geht’s.  Nein ich habe die Zeit und überquere den hohen Bergkamm der die Insel mittig trennt, zu Fuß,  das ist doch Ehrensache.


Die fürchterliche Hauptstraße desillusioniert mich aber sowas von, dass ich verzweifelt abweiche auf einem dieser Wanderpfade, in Richtung “El Paso” dem Ort nahe dem Haus wo Peter wohnt.

Endlich Ruhe, keine LKWs mehr die mir gefährlich nahe kommen. Auch auf der ach so beschaulichen Ferieninsel La Palma herrscht einzig und allein, ja, ich betone: Einzig und allein das Auto; keine Seitenstreifen mal wieder, wo man einigermaßen gehen könnte.  Wie immer also. Diese Welt - und da wiederhole ich mich sicher noch oft, ist eine Welt der Autos …. Autos, Autos, und nochmals Autos …. es wird gehupt, gerast und Müll aus dem Fenster geworfen …. Kilometerweit schreite ich an Zigarettenschachteln on masse vorbei… Raucher halt, die werfen offensichtlich viel öfter ihren Müll in die Landschaft.

Doch genug gemeckert.

Jetzt wandele ich wieder durch herrliche Landschaften,  zwar und komischerweise steil bergab, aber blind vor Genuss diese Ruhe und diesen Frieden hier auf dem Wanderpfad zu genießen,  verdränge ich nur zu sehr wie grausam der folglich nur logische Aufstieg sein wird …

Extrem, einfach nur extrem schlage ich den schweren Wanderwagen über den Felsigen Steig nach oben, immer weiter …. zurück gehe ich nicht, vielleicht ist es ja gleich besser, doch je mehr ich aufsteige, um so mehr gerate ich in die Falle.

Nach einer fetten Stunde höllischer Arbeit (ich erinnere mich an die härtesten Abschnitte des Jakobsweges in Frankreich) komme ich natürlich wieder auf diese dämliche Hauptstraße,  welch dankbares Ereignis,  wie ein feuchter Lappen hänge ich auf der Leitplanke und bin sauer. Weiter also, Ehrensache ist Ehrensache sage ich mir ohne jegliche Überzeugung,  aber umkehren jetzt? Niemals,  es kann ja nur besser werden.

Nach langer Suche links und rechts der Straße finde ich doch, weit jenseits einer Pinkelecke für blasenschwache Autofahrer - und schlimmeren, einen lauschigen Platz inmitten Mannshoher Erika und traumhafter Aussicht auf Meer weit in der Ferne.

Ach herjee… wie gut dass ich vor Stunden mit solch einen Moment gerechnet habe und Bier im Gepäck finde.

Warmes Bier, was ich über die Zeit zu trinken gelernt habe, das kann ich jetzt sowas von genießen.  Jaaa, der Himmel wird wieder lila… das Zelt flattert nur sanft, der Berghang schützt und ich schlafe einfach gut diese Nacht.


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Die Fähre (rechts) und die AIDA, (links) zwei verschiedene Schiffe und ein Ziel: Der Hafen von La Palma, wo ich in der Kleinstadt Santa Cruz endgültig wieder an Land gehe.

Allerdings sieht man sich wieder;  wohl die gleiche Fähre wird mich am 08. Februar wieder zurück nach Cadiz in Südspanien bringen.
… Aber das dauert noch ………

… Inselhopping, Spanien / Kanarische Inseln

Nach nur zwei Tagen - und Nächten auf See erreicht die Fähre Las Palmas, die Hauptstadt Gran Canarias und somit dessen größter Hafen.

Größer als jener in Cadiz wirkt der Hafen hier allemal;  überall Container,  Container überall. .. der Konsum dieser so an Verbrauch zehrenden Welt fordert das, hier kommen die ganzen Güter vom Festland auf die Inseln, jedes Jahr mehr und mehr …. wie aus einem Sciencefiction Film brausen seltsame Fahrzeuge durch die bunte Containerlandschaft, wie Spielzeug sehen manche Maschinen hier aus, es macht Spaß hier vom Deck aus dem geschäftigen Treiben zuzuschauen.

Satte fünf Stunden liegt die Fähre hier im Hafen,  viel Zeit um einige Dinge zu erledigen die sonst im Wanderleben zu kurz kommen. Ich kümmere mich unten, eingebettet im Polstersitz um meine Website www.metropolen-der-zukunft.de, einem alten Projekt zur Erforschung zukünftiger Entwicklungen von Millionenstädten in der ganzen Welt. Das ist ein Hobby von mir was ich mit großer Leidenschaft verfolge. Informationen dazu recherchiere ich so oft es geht im Internet,  was aber seit ich im Wanderleben bin nicht mehr ganz so einfach ist.

Doch manchmal ist eben Zeit dazu, wie jetzt halt.

Unten am Infoschalter (die Fähre hat fünf Stockwerke) tobt ein dummer Trottel dermaßen wild, das Polizisten eingreifen müssen; erst jetzt erfahre ich, dass der erste Stopp, Lanzarote nicht angefahren wurde, wegen des enormen Sturms und Seeganges wohl nicht möglich,  scheint eben dieser eine Typ zu meinen, hier völlig auszuflippen.

Irgendwie sieht das eher lustig aus wie sich einige (gottseidank wenige) vollständig zum Affen machen.

Teneriffa mit ihrem Haupthafen Santa Cruz ist nun am Abend erreicht, auch hier mit fünf Stunden Liegezeit im Hafen.

Nach einer wahren Odyssee auf der Suche nach einem gewohnt billigen Supermarkt in Hafennähe, finde ich supergestresst den Weg zurück um noch rechtzeitig das Auto zur Fähre mitzukriegen. Die ist fußläufig unerreichbar ganz hinten im geschlossenen Bereich des Hafens vor Anker.

Doch ausgestattet mit Literweise spottbilligem Trinkwasser, sowie einem Liter Bier (0, 6 Liter -zwei Dosen Bier, kosten auf dem Schiff sieben Euro) für 80 Cent (und es schmeckt sogar wirklich! ) gehts nun zum Sonnenuntergang auf Deck, sitze allein auf dem grünen Metallboden und schaue rüber zur AIDA, die gerade losmacht und mit gewaltigem Dröhnen sich von Santa Cruz verabschiedet.

Dreimal tutet der 220 Meter lange und über 10 Stockwerke hohe Gigant, der nun langsam aber unaufhaltsam an meiner Fähre vorbeizieht, glitternd und flackernd voller Lichter zeigt diese  schwimmende Kathedrale der allgegenwärtigen Wohlfühlgesellschaft, wie gut es uns Menschen heute doch geht.

Ebenfalls vorbei an der nicht minder großen “Mein Schiff”, einem weiteren Superkreuzer (natürlich auch mit tausenden Passagieren aus der lieben Heimat) werde ich Zeuge einer neuen, ganz besonderen Zeit in der Geschichte der Menschheit;  anstatt sich zu bekämpfen,  anstatt sich mit Kanonen zu beschießen,  pfeifen sich die Insassen der neuen Superschiffe unserer Zeit einfach zu, immer wieder blitzt es beiderseits,  jeder macht ein Foto des jeweils anderen….

Welch ein Glücklicher Moment, auch hier für mich, ganz allen auf dem Grün Gestrichenen Metallboden mit dem Billigbier in der Hand, hier auf der schrabbeligen Fähre,  ganz abseits dieser schwimmenden Glitzerwelten.

Mittlerweile finde ich sie sogar sympathisch,  ja irgendwie freundlich,  da ich schon als Kind große Schiffe seltsamerweise als “böse” empfand, ja als bedrohlich sogar. Vermutlich weil in Film und Fernsehen immer nur Kriegsschiffe zu sehen waren, aber auch die Butterfahrt mit Oma auf der Nordsee damals nicht wirklich kindergerecht war ….

Ich freue mich wieder über all den Wohlstand,  dass es so vielen Menschen so gut ergeht, auch im Bewusstsein das es zugleich noch nie soviel Armut anderswo gibt, es ist also noch viel zu tun für uns Menschen,  verdammt viel. Aber alles dermaßen schlecht zu reden, wei es Medien oder so mancher am Stammtisch vermögen, ist auch nicht das Wahre ….

Etwas schnasselig vom Bier schlafe ich trotz starken Wellenganges recht gut.

Das letzte Ziel der berühmten Kanarenfähre ist um acht Uhr morgens erreicht: La Palma, die nördlichste der sieben Kanarischen Inseln, wo ich nun über drei Wochen bleiben werde, wo mich bald Edmond wieder besuchen kommt ….

Ausgeschlafen schaue ich vom hohen Deck in den übersichtlichen Hafen von Santa Cruz de La Palma, der Blick ist klar und rein wie die Luft.  Es schmeckt nach See und Salz,  der leichte Wind ist mild wie ein lieblicher Sommermorgen.

Ach schaue mal, wie ein schlafender Kollos liegt weit drüben die dicke AIDA wieder, sie ist schon vorher los und hatte das gleiche Ziel.
Endlich wieder Land. Der Wanderwagen rollt hinaus, mit mir auf diese herrliche Insel …..

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Stundenlang verbringe ich die Zeit auf Deck, draußen und schaue auf den aufgebrachten Atlantik.  Gut eingepackt in dicken Sachen, widerstehe ich der Frische.

Große Öltanker begegnen der Fähre,  wie hier im Hafen von Las Palmas de Gran Canaria, dem ersten Halt der Reise nach La Palma.
Ausnahmsweise ist hier das Wetter nicht sonnig, nur wenige Tage im Jahr schaut der Himmel hier so grau aus. Das ist was Besonderes!

… 1400 Kilometer über den wilden Atlantik …

Wieder ist einiges an Zeit vergangen,  einiges an Zeit ohne zuverlässigen Internetzugang …. es gibt schlimmeres,  die Überfahrt von Cadiz war einfacher und ruhiger als ich dachte. Wobei es echt alles andere als ruhig aus hoher See zuging, doch Angst hatte ich nie, im Gegenteil,  wo andere tief im Bauch des mächtigen Schiffes Schutz suchten, begab ich mich lieber ins Freie, auf Deck, wo  Windstärken um die 120 nur so fegten …. unglaublich,  welch eine aufgebrachte Laune diesen Ozean  aufwühlt, irgendwie aber nicht mit solcher Wut wie man es aus den Filmen kennt, wo große Klipper an Monsterwellen zerbrechen. … (aber solche Gedanken kommen halt)

Ich fühle mich sicher, sicher weil ich es merke wie unter den Füßen,  wankend viele tausend Tonnen sich durch die meterhohen Wogen des tiefen, dunklen Wassers pflügen.

Es ist anstrengend bei diesem Sturm und Seegang, einigermaßen relaxt über die Reeling zu schauen und zu versuchen, in die bedrohlichen Tiefen des Atlantiks zu schauen der mit vier Kilometer tief genug hier ist, um gleich einen der ganz hohen Berge der Alpen vollständig zu verschlingen.  Auch tief genug um dieses Schiff in einem Schluck als Nussschale zu vertilgen …. doch es schwimmt einfach obendrauf weiter ….

Während einige (vor allem weibliche) Passagiere die stark wankenden Nächte mit einer Plastiktüte neben dem Schlafplatz verbringen, merke ich statt Seekrankheit eher unbändiges Hungergefühl, speise, esse, verzehre pausenlos alle Vorräte die ich vorausschauend und reichlich in Cadiz besorgte und habe immer mehr Hunger ….

Nicht nur dass ich mich schon schäme, auch das Portemonnaie muss nun büßen;  hier auf dem Schiff gelten Höchstpreise. Das Leitungswasser hier schmeckt grauenhaft,  wahrscheinlich weil es schonmal getrunken,  wieder aufbereitet auch nur zum Händewaschen taugt. Zum Glück hat mein Magen keinen Ärger gemacht, da ich immerhin einen Liter davon aushalten musste, bevor ich aufgab und das extrem teure Mineralwasser an der Bar kaufte …

Schlafen konnte ich auf dem Boden zwischen den Sitzen in einem der Räume die eher an einem Kino erinnern,  anstatt in den Kabinen. Dort aber befürchte ich dem Schnarchen irgendwelcher Mitreisender auf engstem Raum völlig ausgeliefert zu sein; die Wahl des riesengroßen Gemeinschaftssaals ist da besser, hier sind nur wenige und zwischen den Sitzen ist genug Platz für die Luftmatratze.

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Spanien ( Cadiz )

Cadiz, umgeben vom Meer ist einer der schönsten Städte im Land, auch wenn’s nicht gleich zu merken ist, dass es sich um Europas älteste Stadt handelt, da es hier, wie in Rom oder Trier, keine Antiken Bauwerke gibt.

Mir wurde erzählt,  dass vor dreihundert Jahren ein gewaltiger Tzunami über die Stadt fegte und alles in Trümmern legte ….

Cadiz ist zudem der einzige Hafen wo eine Fähre zu den 1200 Kilometer entfernten Kanaren fährt, meinem nächsten Ziel …

 

 

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