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Balearen

Der letzte Blick auf Mallorca….
Wieder mit dem Schiff verlasse ich die Insel, die noch lang am Horizont zu sehen ist, bis ihre hohen Berge der Tramuntana endgültig im Dunst der Ferne verschwinden.
Zurück nach Barcelona reise ich nun, acht Stunden Überfahrt bis zum Abend wo ich wieder bei meinem Freund Tim unterkomme, mein treuer Gastgeber für Barcelona.
An sehr klaren Tagen, so erzählt man in Barcelona, könne man sogar vom Montserrat, dem hohen, spitzen Berg hinter der Millionenstadt, Mallorcas Tramuntana sehen, wenn auch sehr schwach.
Barcelona ist nun mein letzter Ort in diesem wunderbaren, großen Land. Einem Land wie ein kleiner Kontinent dessen 17 “Länder” ich nun alle -mehr oder weniger intensiv, erforschen konnte; angefangen mit dem Jakobsweg im Norden, weiter durch den Süden bis zu den weit abgelegenen Kanarischen Inseln, bis über Portugal und Spaniens Mitte, quer durch zurück nach Barcelona mit einem Abstecher zu den Balearen (Mallorca).
Das war nun die Intensität eines “Schwerpunktlandes” wie ich es selbst gern nenne, eine kleine (Iberische) Welt, teils in sich geschlossen, teils so sehr verschieden.
Ich werde es vermissen, ….fehlen werden mir die günstigen Tapas, der “Russische Salad” dessen preiswerten Kalorien mich lang am Leben hielten, die allgegenwärtigen Bars an jeder Ecke, oder einfach diese Sprache welche die lautesten Menschen Europas pausenlos und alle gleichzeitig so gern sprechen, so überzeugt mir klarmachen wollen, dass bald die ganze Welt Spanisch spricht ….
Das alles ist nun einfach vorbei, jetzt wo ich mit dem Bus 330 Kilometer weiter nach Frankreich ziehe, - dank eines privaten Sponsors, der mir möglich macht die nun gesalzenen 43 € zu berappen fürs Ticket. Frankreich ist nun angesagt wo ich noch neun Regionen (von insgesamt 22) bis Mitte Mai erkunden will, - ein neues und zugleich altes Schwerpunktland meines Projektes Wanderleben, was mich vielleicht in 25 Jahren zu seiner Vollendung, zum meistgereisten Menschen dieser Welt machen könnte.
Nun setze ich fort was ich auf dem Jakobsweg vor zwei Jahren (wie in Spanien) angefangen habe: Frankreichs Regionen erkunden, 13 davon habe ich schon durchwandert damals, neun fehlen noch. Ich freue mich jetzt, der Bus durchzieht die südlichsten Ausläufer der Pyrenäen und hinter den hohen Bergen fängt eine komplett andere Welt an; eine viel leerere Landschaft, nicht so zersiedelt wie noch in Spanien sehe ich nun. Weite, weite Ebenen Grasland, manchmal auch Weinreben endlos, lassen mich freudig werden; ich freue mich nun endlich wieder in Frankreich zu sein ….
Region Nr. 17
… Ist nun auch wieder Geschichte; nachdem ich zwar nur sechs Tage auf der Insel war, konnte ich mir aber zumindest einen Eindruck verschaffen, nicht nur um einfach zu sagen: “ja, ich war einmal da gewesen”, sondern auch ein Gefühl für den Ort zu bekommen, ein “Mallorca Gefühl”.
Abseits meines hauptsächlichen Standortes, zu Gast bei Ricky in Playa de Palma mitten im / am “Ballermann” gelegen bin ich noch mit dem Bus hoch in den Norden der Insel um einfach mal die Ausdehnung zu erfahren. 80 Kilometer von Palma bis nach Port de Polença sind es einmal quer über die Insel, die mit ihren 3600 Quadratkilometern nur wenig größer als Teneriffa ist, viel größer aber als Gran Canaria und somit Spaniens dickste Insel ist.
Im Westen ragen hoch die markanten Gipfel der “Serra Tramuntana” in den blauen Himmel, ein richtiges Gebirge dem die weiten, sanft hügeligen Ebenen im Osten gegenüberliegen, eine weite Landschaft komplett zersiedelt; 950.000 Einwohner, (davon 65.000 Deutsche “Residenten”) lassen auf der Insel kaum noch Platz, Mallorca kommt mir irgendwie wie ein riesiger Garten vor, wo nahezu jeder Grashalm gekämmt und gelegt ist, wo perfekte Infrastrukturen einen reibungslosen Durchgang der jährlich gut 10 Millionen Touristen garantieren sollen.
Da schlurfe ich etwas unterfordert durch dieses Port de Polença, einem perfekten Kulissen-Wohlfühl Ort, der mich zugegeben etwas langweilt. Ich suche nach etwas “echtem”, nach etwas vielleicht wilden …. und klettere abseits der blanken Fassaden, abseits der Reihenbepflanzungen aus der urbanen Perfektion über einen der Zäune, hoch in die steilen Hügel.
Ja, hier bin ich nun in einem anderen Mallorca, da wo man nicht hin darf, klettere weiter und weiter, ungefähr 200 Meter hoch auf nacktem Fels, teils durchwachsen mit kratzigen Gestrüpp oder kleinen Buschpalmen und stehe irgendwann oben auf einem Vorsprung, lausche der Ruhe hier oben und gucke auf den pittoresken Hafen da unten …. ich bin stolz, hier oben in der Wildnis sitze ich nun fast eine ganze Stunde und fühle mich als sei ich auf einem Mallorca vor 200 Jahren zu sein, wende meinen Blick von all den Wohn und Hotelblöcken gen Westen und sehe nur noch Stein und Gebüsch.
Später klettere ich hinab und nehme den nächsten Bus zurück nach Palma.

Kaum wieder fit und schon auf großer Erkundungstour: Immer drauf und dran den “Einheimischen” Spezialitäten auf der Spur zu kommen und der “kulturellen” Identität eines Landes, einer Region, auf der Schliche zu kommen.
So wie hier auf Mallorca: KÖNIG PILSENER im BIERKÖNIG …..
Wo wir mal alle hinkommen …..
Mir geht’s wirklich blitzartig wieder besser; gerade mal einen Tag später konnte ich schon die 15 Kilometer Fußmarsch antreten, zum nächsten Gastgeber der direkt am “Ballermann” wohnt.
Schuld war wohl das Mallorkinische Leitungswasser, kaum abgesetzt ging es mir schlagartig besser. Mehr noch, ich konnte sogar gegenüber meinem Gastgeber Ricky noch höflich sein und mit ihm in die “heiligen Hallen” einmarschieren, zum Bierkönig, jener legendären Sauffabrik die jeder Landsmann kennt, vom Professor bis zum Penner …. Malle, wie Mallorca oft genannt wird, (oder schlimmer noch: Malotze) hat es echt in sich; wo ich nur hingucke, überall Deutsche Nasen, selbst jetzt hier zum WiFi, sitze ich im “Et Dömsche”, einer Kölschen Kneipe (und trinke Kamillentee) bin in der “Bierstrasse” (…. wo ich momentan Kamillentee trinke) und sage nur “17”…
Die Zahl 17 hat es hier wohl in sich: 17 Spanische Regionen habe ich nun besucht, und somit alle in diesem großen Land, inklusive der Balearen wo ich nun bin.
Zugleich ist Mallorca auch bekannt als 17tes Bundesland unserer schönen Heimat … und das mit gutem Grund: Ich hatte noch nie so eine solche Präsenz von Landsleuten in solch einer Konzentration in irgendeinem Land gesehen; Bierkönig, Oberbayern oder Deutsches Eck, sind hier nicht nur Legenden, sondern eine kulturelle Normalität der Gegenwart, wenn auch mit seichtem Beigeschmack, da hier lediglich sinnliches Berauschen oder sonstige Physische Sättigungen (oft im Übermaß) angesagt sind, ganz ähnlich wie noch auf Gran Canaria, wenn auch diese Inseln sowas von verschieden sind; Mallorca, ein Teil der Balearen, unterscheidet sich enorm von den Kanadischen Inseln, allein schon weil die sich jeweils in verschieden Meeren befinden.
Heute erhole ich mich noch, wobei es gestern im Bierkönig schon wieder feucht herging; einige Biere flossen durch meinen gerade mal genesenen Bauch, was aber hier an diesem Ort einfach unvermeidlich ist … schließlich bin ich jetzt auf Malle.
Krank auf der Insel …
Jetzt liege ich wieder danieder, bin zwar auf Mallorca, aber momentan zu nichts im Stande. Schrecklicher Durchfall + Erbrechen plagen mich wieder, doch eine Nacht habe ich noch hier bei Miguel, der mich in seine wirklich großen Wohnung am Stadtrand von Palma aufgenommen hat.
Schade eigentlich, dass ich nun als Krankenfall sein Gast bin. Aber was kann man machen, besser hier in einem Bett & eigenem Zimmer als im Zelt, irgendwo in den Bergen …. sowas kenne ich ja noch gut genug, als damals auf dem Jakobsweg irgendwo im Busch am Wegesrand mein Zelt einziges trautes Heim gewesen ist, kein Wasset, keiner der mich pflegt… welch eine schlimme Zeit …
Doch auch jetzt wo ich zumindest in besseren Umständen bin, merke ich erstmal wie sehr ich die Familie & meinen Freund vermisse.
Ist wohl ganz normal denke ich, ein auf und ab ….
Morgen aber muss ich unbedingt wieder fit sein, dann war ich schon zwei ganze Krank-Nächte hier bei Miguel.
Zeit habe ich ja jetzt um bei Couchsurfing zu suchen…. wo werde ich morgen landen …?
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