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Schottland

Schottland ( Edinburgh )
Der Schloßberg, hoch über der Stadt gelegen ist mir nur deshalb offen, weil Anthony mir den Eintritt von gesalzenen 16 Pfund spendiert. Dennoch stapeln sich hier die Touristenmassen sprichwörtlich.
Tolle Zeiten hier in der Schottischen Hauptstadt. Im Hostel treffe ich viele Menschen aus aller Welt, auch Min Min aus China, mit der ich mich lang über das Städtewachstum in ihrem Land unterhalten konnte, einer meiner Lieblingsthemen.
Edinburgh war mir vorher eher etwas unheimlich; Unmengen an Touristen (was ja auch stimmt) wälzen sich durch die Straßen und alles sei teuer. Stimmt nicht ganz, die Stadt wirkt dennoch freundlich und einigermaßen entspannt.
Einige Hügel, ja Berge stellen sich mitten ins Stadtbild, somit eine optisch recht überschaubare Atmosphäre entsteht, in der man sich gut zurechtfindet. Überhaupt wirken “Stadtberge” oder “Bergstädte” immer etwas beschaulicher oder übersichtlicher; die Sicht stoppt hier nicht gleich an der nächsten Häuserfront.
Mit Anthony, fand ich hier dann einen tollen Gastgeber, der mich für die letzte Nacht bei sich aufgenommen hat.
Als Angestellter der ehrwürdigen “Usherhall”, dem Konzerthaus Edinghburgs, zeigte er mir nicht nur diese, sondern führte mich noch auf den großen Schlossberg aus, dessen 16 Pfund Eintrittspreis für mich einfach unerschwinglich wäre.
Welch eine Zeit hier in Edinburgh, dem letzten, finalen Platz hier oben in Schottland.

Eine tolle Stadt; freundlich, übersichtlich und nicht so überteuert wie befürchtet. Anthony, mein Gastgeber hier, zeigt mir seine Heimat: Schottlands Hauptstadt.
Und noch ein Nachtrag: Nicht nur die Schottländer sind alles andere als geizig, auch unsere Landsleute haben Herz.
Ein deutsches Touristenpaar schenkt mir soeben 10 Pfund, damit ich heute wieder ins Hostel kann.
Einfach unglaublich, mein Lebenswandel, das Wanderleben scheint einige so zu begeistern, das es mir sogar in finanzieller Hinsicht hilft …
Dennoch sind das natürlich Ausnahmen und ich muss schauen bald wieder etwas Arbeit zu finden …
Nun aber wieder ab in die schöne Stadt, damit ich noch was von Edinburgh sehe …
So, endlich bin ich jetzt im Herzen dieses schönen Landes, in der Hauptstadt Edinburgh.
Gestern allerdings war es nicht einfach; zwar schaffte ich die gesamte Tour von Aberdeen bis hierher zu trampen, kam aber recht spät in der turbulenten Touristenmetropole an. Schnell in die Kneipe und rein ins WiFi, doch wieder hat mich meine Couchsurfinghoffnung hängen lassen; der Postkasten war leer, wobei mir jemand aus Edinburgh zusagte, mich aufzunehmen.
Ohne Adresse aber surft es sich schlecht auf den Couchen der Stadt und ich machte mich spät auf dem Weg durch die Citylichter, auf der Suche nach einem Hostel …
Tatsächlich kann ich mir das auch durchaus leisten; Martin, mein vorheriger Gastgeber aus Aberdeen, kaufte nicht nur einiges zu Essen für mich, sondern drückte mir noch 10 Pfund in die Hand…. da sage doch einer die Schotten seien geizig !?
Also wie ein solches Gerücht sich jemals verbreiteten konnte, ist mir ein Rätsel.
Erst das dritte Hostel hatte nach schweißtreibender Suche noch ein letztes Bett frei. Edinburg ist nach London die größte Touristenstadt im Land und das merkt man; alles ausgebucht, die Restaurants rappelvoll, im Stadtzentrum fast nur Besucher aus aller Welt, (neuerdings jede Menge Chinesen)
und alles dreht sich nur um Sightseeing…
Aber schön ist es hier wirklich. Edinburgh ist eine wirkliche “Hauptstadt”, auch wenn Schottland zu Großbritannien gehört, pflegen die Schotten ihr eigens Image sehr, besonders hier an diesem Ort.
Allerdings sehe ich auch hier nur sehr selten einen Schotten im Kilt, dem traditionellen Rock, auch die typische karierte Kleidung ist höchstens noch auf Hochzeiten oder örtlichen Festivals zu bewundern. Hier im Alltag aber, sehen alle so aus wie bei uns. Die Welt wird einheitlicher, überall gleicher; Krawatten und Faltenhose sind hier genauso oft zu sehen wie in China, den USA, oder Indien …
Schottland / Aberdeen
….Bin soeben aufgewacht, im eigenem Zimmer bei einem netten Bewohner von Aberdeen. Habe also doch noch einen Schlafplatz gefunden.
Mit dem Zelten ist das ja mittlerweile so eine Sache; zehn Grad kalt wird es in der Nacht, da brauche ich schon zusätzlich eine Decke zum Schlafsack.
Deshalb bin ich jetzt künftig auf Gärten angewiesen, um bei dessen Besitzer den nötigen Zusatz an wärmenden Decken zu bekommen. Wildes Campen im Wald oder sonstwo, dürfte somit etwas schwieriger werden. Der Winter kommt halt ins Geschehen, die Nächte zumindest, werden schon erheblich frischer … . Aber ich arbeite daran; heute versuche ich weiter nach Süden zu kommen und trampe erstmals über eine Autobahn bis nach Edinburgh, der Hauptstadt Schottlands.
Mal sehen ob ich das schaffe; schon aus Aberdeen rauszukommen ist die erste Nummer, da ich eine gute Stelle an der Verkehrsreichen Ausfallstraße finden muss. Da ist erstmal reichlich Kilometermachen zu Fuß angesagt …
Aberdeen ist eine seltsame Stadt mit viel eigenen Charakter. Die “Granit City” wie sie auch genannt wird, erscheint fast völlig im Grau des Granitgesteins, aus dem sie geschaffen ist; alle Gebäude erstrahlen in einem besonderen Grau, was irgendwie nicht trist oder langweilig daherkommt, sondern eine eher natürliche, ja mineralische Frische ausstrahlt.
Somit ist diese große 220.000 Einwohnerstadt schon was Besonderes.
… Auch im preislicher Hinsicht; als ich gestern bei einem Couchaurfingmeeting versetzt wurde, und somit ernsthaft überlegte in ein Hostel zu nächtigen, bekam ich dort fast einen Schock: 22 Pfund (27 Euro) kostet hier ein Bett im Mehrbettzimmer, mit insgesamt 10 Betten im stickigen Raum und dem Klo auf dem Flur draußen … . Man sagte mir, dies sei ja die “City of Oil”, da ja tatsächlich der Hauptwirtschaftszweig der Stadt auf die Bohrinseln draußen in der Nordsee beruht. Da verdient man ja bekanntlich nicht schlecht, doch als wenn die Backpacker ebenfalls frisch von den Ölplattformen kämen, verlangt man hier Wucherpreise wie fast schon in London …

Schottland ( Old Church of Urquart ) Das ist sie, die einsame Kirche auf dem Acker, die aber mittlerweile zum Gästehaus umfunktioniert wurde.
Im Inneren sind über Etagen gemütliche Zimmer eingebaut.
Die Räume hier sind buchbar und im Internet unter Old Church of Urquart zu finden. Von hieraus lassen sich Ausflüge nach Überall im Nordosten Schottlands Unternehmen.
Wohnen in einer Kirche, das ist doch mal was… ich jedoch fühlte mich im großen, gepflegten Garten wohl, wie immer im Zelt.
Schottland / Aberdeen
Einen schönen guten Morgen.
Zwar etwas verhangen und vor allem kalt, starte ich nun erstmal mit einem Fußmarsch. Vom Dörfchen Urquart bis zur Hauptstraße nach Aberdeen sind es einige Kilometer die ich schweren Gepäcks gehen muss. Dann versuche ich schnell 80 Kilometer zu trampen …
Mein Ziel für heute heißt Aberdeen, eine Großstadt für der ich allerdings keine Einladung zum Übernachten ergattern konnte. Auch hier gingen ganze sechs Anfragen bei Couchsurfing ins Leere …
Mal sehen wo ich dann heute mal wieder lande… jedenfalls freue ich mich erstmal auf die Stadt. Schottland / Urquart
Nach einiger Zeit, gut zwei Tage später bin ich wieder dort wo die Sonne scheint, hier hinter Elgin im kleinen Dorf Urquart wo nun mein Zelt im herrlichen Garten der alten Dorfkirche steht und ich mich vom langen Trampen erhole.
Vom finsteren Dunnet Head brachten mich ein deutsches Ehepaar weiter nach John o’ Groats, einem winzigen Nest im allerhöchsten Norden, weiterhin im zähen Grau versunken, wo mir fast die nassen Füße vor Kälte abfielen.
Doch nach langer Zeit des Ausharrens am Straßenrand (hier fahren nur wenige umher) schaffte ich es wieder nach Wick zu trampen, und von dort aus Stück für Stück weiter gen Süden.
Bald schon aber, löste sich wie von Zauberhand der allumfassende Brei aus grauem Dunst und wie eine Fata Morgana leuchtet Sonnenlicht übers verhalten blaue Meer hinüber.
Was für ein Moment, meine feuchtkalten Sachen wärmen sich im nu auf, und zwar langsam, aber sicher trampe ich weiter.
Elgin und die dahinter liegende Kirche aber erreichte ich leider nicht. Zu langsam kam ich voran und schlug mich am Rande der Küstenstaße ins Dickicht für die Nacht.
Diesmal aber konnte ich super gut schlafen. Kein Sturm, kein nächtlicher Dauerregen.
Hier und jetzt bin ich aber wieder bei Freunden: Peter und sein Partner, leben über dem Sommer in dieser Kirche mitten auf den Äckern nahe dem Dorf Urquart gelegen, die allerdings nicht mehr ihrer eigentlichen Bestimmung dient, sondern als “B&B” fungiert, dem in Schottland bekannt, üblichen Bed and Breakfast.
Das Innere des über 170 Jahre alten Kirchenbaues, wurde mit Zimmern ausgebaut in denen Gäste untergebracht sind.
Auch ein großes, gemütliches Wohnzimmer mit vielen Whiskysorten im Angebot rundet die Sache ab.
Peter schwärmt von der “Schottischen Reviera” wie er diese Gegend hier nennt; zu Recht, denn bei diesem herrlichen Sommerwetter strahlt die Landschaft mit ihren gelben Äckern, sanften Hügeln und einer überraschend blauen Nordsee ( ja, ich bin hier oben an der Nord-Nordsee angekommen) wirklich viel Lieblichkeit aus.

Schottland ( Dunnet Head )
Nass, (vor allem die Füße) und mittlerweile im grauesten Wetter, stehe ich hier vor der Stele des nördlichsten Punktes der Britischen Insel.
Ab jetzt wendet sich meine Reiserichtung: Nur noch nach Süden geht es jetzt….. immer nur nach Süden …..

Schottland ( Dunnet Head )
So idyllisch steht nun mein “Haus” hier auf den Kliffs des Dunnet Head. Wobei schon jetzt der Wind kräftig weht (von drüben, den Orkneyinseln auf dem Atlantik) ahne ich nicht was heute Nacht noch kommen wird ……..

Meine Speisekammer, ausgebreitet auf dem Gras der Klippe.
Also vom Fleisch werde ich im Wanderleben wohl nicht so schnell fallen; die Leute schenken mir einfach das was sie übrig haben. Allerdings esse ich alles immer kalt. Habe mich aber gut daran gewöhnt.
Und es geht noch nördlicher; hier am Dunnet Head, jenem Landzipfel der mit seinen 100 Meter hohen Kliffs ins tosende Meer ragt, werde ich nun das Zelt aufschlagen um hier die Nacht zu verbringen.
Das es sich hier um einer der wohl rauesten Ecken Europas handelt, ist mir schon bewusst, weshalb ich nun um so deftiger mit dem Essen zuschlage. Heute Nacht kann es vielleicht etwas ruppiger zugehen und mit gut gefüllten Magen schläft’s sich ja besser.
Wieder bin ich begeistert von der Fülle meiner Essensvorräte, erstens noch der Kartoffel - Hackfleisch Auflauf von Scott, wovon noch so viel übrig war, zweitens die vielen Sachen die ich von seiner kleinen Geldspende einkaufen konnte, sowie eine volle Tüte Leckereien von meinen jetzigen Helfern, die mich hierherbrachten.
Mit den Orkneyinseln im Blick, sitze ich nun auf dem weichen Gras und futtere wie ein Weltmeister.
… Einfach herrlich hier.
Jedoch ist diese Lieblichkeit nicht von Dauer; der Wind wird strammer und ich muss unbedingt einen zumindest halbwegs geschützten Platz fürs Zelt finden; nicht leicht hier auf diesem offenen Gelände, kann aber eine Mulde zwischen den sanften Hügeln ausfindig machen und setze dort das Nachtlager hinein.
Wie erwartet eröffnet sich die Hölle. Nach und nach nimmt der Sturm an Fahrt zu und das kleine Zelt, - vorher noch in lieblichster Idylle, widersteht der Wut eines tobenden Nordens mit seinen pausenlosen Sturmattacken.
Erst rütteln die Böen dermaßen das Zelt, dass an Schlaf kaum zu denken ist; zu laut flattert alles um mich herum, doch dann schmettern wie Peitschenhiebe noch stärkere Winde - zu allem Überfluss noch mit einsetzenden Regen, der so scharf auf die Zeltplane eindrischt, dass diese zu zerreißen droht ….
Doch ein so teures und gutes Zelt muss sowas schon aushalten, sowie meine Nerven.
So harre ich aus, wickele mir den Schal um die Ohren um nur etwas dem Höllenlärm zu entgehen. Irgendwann aber wache ich wieder aus dem Halbschlaf auf und es war endlich wieder heller: Eine fast endlose Nacht geht Gottseidank zu Ende.
Wind und Regen aber machen weiter. Ich baue das Zelt von innen ab, packe alles gut sortiert in meine Taschen bis nur noch das schützende Außenzelt übrig ist, beeile mich dann auch dieses Abzubauen, ziehe den Regenponcho über und laufe durch den grauen Sturm des noch jungen Tages.
Hier am Parkplatz am Leuchtturm hoffe ich schnell jemanden zu finden der mich jetzt nach Süden bringt.

Schottland ( Thurso )
Am “Britischen Ende der Welt”, der Pier von Thurso wo ich allein mit dem Wind und dem Meer bin.
Weit am Horizont liegen die Orkneyinseln, die bei dem klaren Wetter gut zu sehen sind.
Schottland / Wick / Thurso
Juhuuu, welch ein freundliches Land.
Ein reichhaltiger Abend mit Deftigen Essen, Bier und italienischen Rotwein spendierte mir gestern Scott, ein 74 jähriger Einheimischer aus dem kleinen Städtchen Wick.
Zwar erinnerte mich seine Wohnung an ein Bombentestgelãnde, war aber irgendwie sehr gemütlich.
Heute an diesem Freitag, ist es zwar windiger und kühler, aber schnell schaffte ich die 25 Kilometer nach Thurso zu trampen, der nördlichsten aller Destinationen hier auf den britischen Inseln.
Durch das beschauliche Stadtzentrum, zieht es mich nun dem strengen Salzgeruch entgegen, entgegen des strammen Windes zum Atlantik und sitze nun auf einer Kaimauer, schaue weit nach Norden.
Dort geht es tatsächlich noch weiter; die gewaltigen Kliffs der Orkneyinseln liegen in guter Sichtweite draußen im Ozean, als könne man so hinüber schwimmen …
Doch mein Ziel für heute ist nicht ein Ausflug aufs Meer. Das wäre jetzt auch einfach zu teuer.
So genieße ich erstmal diese Beschaulichkeit hier. Zwar ist der Wind stramm und ich muss mich gut einpacken. Auch meine Finger sind wieder richtig kalt.
Aber eines hat dieser Ort hier, er gehört nur den Einheimischen. Keine Endlossiedlungen von Ferienhäusern verbauen das Bild. Keine “Kulissen” für Touristen entstellen den Ort, der somit authentisch wirkt.
Hier wohnen die Einheimischen direkt in ihren Häusern am Strand, der momentan völlig leer nur den Möwen zu gehören scheint.
Dermaßen glücklich sitze ich hier nun und schaue in die Ferne, dass es mir egal ist wo ich heute lande ….
Doch wie immer, regelt sich sowas ja wie von selbst; ich komme mit einem einheimischen Ehepaar ins Gespräch und werde prompt eingeladen mit ihnen zum Dunnet Head zu fahren, dem absolut nördlichsten Landzipfel, markant als Kliff im Atlantik hinausragend.
Dort würde ich gern heute Nacht im Zelt verbringen.
Somit hat sich mein Weg wieder von selbst entschieden und freue mich zugleich über diese unglaubliche Freundlichkeit der Menschen hier.
So, schnell noch ein wenig einkaufen, dass ich auch da draußen genug zu essen habe, ab in ein Cafe zum bloggen, und dann zum verabredeten Ort am Strand, wo ich dann erwartet werde.
Einfach toll, Großbritanniens nördlichste Stadt ist so gut zu mir. Zwei ihrer Einwohner bestehen sogar darauf mir die Schönheit ihrer Heimat zu zeigen ….

Schottland ( Nordostküste )
Traumhafte Fernblicke, die hier im sonst so vernebelten Nordland der Britischen Inseln, nicht alltäglich sind.
Was für ein Geschenk dieser Tag doch ist.
Der Fahrer mit dem ich trampe, besteht darauf von dieser Schönheit seines Landes Kenntnis zu nehmen, und hält mitten auf der langen Küstenstraße an für dieses Foto.

Schottland ( Inverness )
Wieder auf der Piste, diesmal mit Pappschild und dem Ziel drauf. Trampen in durch die Weiten Schottlands geht wirklich gut und ich komme voran.
Mal sehen wer mich jetzt mitnimmt… ?
Schottland / Wick
Paul bringt mich heute an diesem so ungewöhnlich sonnigen Tag an eine gute Stelle zum trampen, verlasse Inverness per Anhalter schon nach kurzer Zeit und trampe nach und nach weiter die lange Küstenstraße entlang nach Norden.
Die Wartezeiten hier am Straßenrand sind wirklich überschaubar, nie länger als 30 Minuten halte ich den Daumen in die Luft, und werde mitgenommen durch eine wunderbare Landschaft ….
Einige Stunden später erreiche ich sodann mein Tagesziel: Wick, eine Kleinstadt ganz weit oben an der Nordkante Großbritanniens, wo der Blick von sanfte, braune Hügel bis ins weite, offene Blau der Nordsee reicht, in dessen unendlichen Weite die riesigen Bohrinseln wie Raumschiffe am Horizont schweben.
Ein kühlerer Wind als sonst sagt mir, dass ich weit im Norden bin.
Ich fühle mich leicht und fröhlich. Die Menschen hier sind so freundlich.
Gleich ziehe ich durch den Ort und suche mir einen Schlafplatz…

Schottland ( Inverness )
Zu Tisch bei Paul; echt schottische Frikadellen vom Rehwild der Highlands. Dazu neuseeländischer Weißwein und Gemüse.
Schlechte Nachrichten aus der Heimat: Mein Buch über den langen Jakobsweg, woran ich im letzten Jahr Monatelang schrieb, wird vom Verlag nicht herausgebracht. Das Thema passe nicht ins Verlagskonzept …. also sowas hätten die doch wesentlich früher sagen können. Somit verliere ich nun ein halbes Jahr und muss mir nun was einfallen lassen, wie die Story endlich unter die Leute kommt …
Jaja, zumindest scheint hier oben im hohen Norden jetzt die Sonne. Als mir Edmond die traurige Nachricht übermittelte, blieb ich erstmal ganz gelassen, merkte aber später dann ein Gefühl, als zöge es einem den Boden unter den Füßen weg; immerhin plane ich ja mit meinen Publikationen irgendwann etwas Geld zu verdienen um das künftige Wanderleben abzusichern.
Jetzt allerdings klappt es auch so: Ich treffe Paul, der mich hier in Inverness ins Haus einlädt, und ich erstmal ein Gefühl empfinde, fast nichts zu brauchen, wenn es denn nur so weiterginge; meine verschwitzte Wäsche findet sich schnell im Schleudergang wieder, ich sitze just am gedeckten Tisch, natürlich frisch geduscht.
Da vergisst man schnell die eine oder andere Niederlage, besonders bei Paul, der mit seinen fast 60 Jahren so einiges zu erzählen weiß. So ziemlich ununterbrochen.
Er bemängelt das ich schon morgen wieder weiter hoch in den Norden will. In Inverness gäbe es ja viel zu sehen.
Recht hat er ja, aber bevor es hier oben richtig kalt wird, sehe ich zu in Bewegung zu bleiben …
Zurück an der Straße, brauche ich nicht lang und werde mitgenommen. Nicht ein strammer Schotte im Kilt, sondern eine Taiwanesin nimmt mich nach Inverness mit, einer der nördlichsten Städte Großbritanniens, die mich aber bei mildesten Sommertemperaturen begrüßt.
Zum Glück, denn das Klima kann hier äußerst kratzbürstig sein, - sagen die Einheimischen.
Heute bin ich wieder mal verabredet, mit jemanden den ich schon vor Wochen im Internet kennenlernte und gleich um 18:Uhr am Busbahnhof treffe zum “Couchsurfen”.
Auch wenn auch er nicht über Couchsurfing.com, sondern über ein kleineres Network in ähnlicher Art von mir gefunden wurde, macht das Internet immer noch einiges möglich.
Manchmal sogar zu vieles; Kontakte knüpfen, Bloggen, Informationen bei Wikipedia lesen, usw. lassen auch mich, den ach so freien Wandersmann, zum Onlinejunckie werden….
Wie so oft sitze ich jetzt wieder für ein, zwei, drei Stunden an meinen Tablet-PC in einer Bar, und walte meines Amtes … eine Tasse Tee für 1, 80 Pound ist da die Eintrittskarte.
….Facebook schaffe ich aber heute nicht mehr.
Schön, die coole Housemusik hier… so, jetzt aber genug. Habe nur noch wenig Zeit zum skypen mit Edmond und Mama….

Schottland ( Loch Ness )
Auch ich habe hier Ausschau gehalten; Nessie, das berühmte Monster aus dem See, ist auch mir nicht begegnet … Einerseits zum Glück auch ( wer weiß wovor mich der Sturz am Seeufer bewahrt hat … ) anderseits würde eine Begegnung wohl die beste Story bedeuten und mein Projekt Wanderleben wäre weltberühmt.
….Schaut doch mal ganz genau hin… vielleicht sieht man ja doch was Verdächtiges ….

Schottland ( Loch Ness )
Kalte Fluten, aber herrliches, warmes Wetter. Hier weit im Norden am Loch Ness See, wo ich fern der Touristen, meinen ganz einsamen Platz gefunden habe.

Schottland ( Loch Ness )
Zelt eingepackt, Dosenravioli gefrühstückt, Zähne geputzt und auf gehts …
Auf dem Weg durch liebliches Grün, vom Schlafplatz zurück zur Straße. Gleich steht ein Bad im See an.
Also den Loch Ness kenne ich schon lange. Damals hatten wir den in der Schule im Englischunterricht zum Thema und jetzt sitze ich hier am Zelt ganz in seiner Nähe.
13 Stunden verbrachte ich nun hier im Unterholz, bot zahlreichen Moskitos reichlich Nahrung und wurde nächtens von Spinnen als Kletterobjekt benutzt.
Jetzt wird es an der Zeit mal diesen Loch Ness zu finden um ein reinigendes Bad zu nehmen. Bin ein wenig verschwitzt, da - kaum zu glauben, die Nacht wirklich warm war …
Die Briten dürften wohl die größten Adelsanwesen überhaupt haben; wieder versperrt ein solches ” Estate” den Weg zur besten Aussicht. Doch hier draußen sind die Tore zum Glück offen, da auch viele der alten Adelssitze teils als Hotelanlagen, Golfplätze oder sonstigem Müßiggang gegen Bezahlung offen stehen.
Somit stapfe ich mal mit meinen schweren Taschen durch die pompösen Tore und schreite auf einsamen Pfad durch eine parkähnliche Landschaft, instinktiv dem großen Wasser entgegen, das sich blaublitzend durch das Dickicht des Privatwaldes abzeichnet. Niemand sieht mich hier und ich schlage mich durchs Gestrüpp ans ersehnte Ufer des legendären Loch Ness.
Hier sieht mich keiner, mache mich nackt und holpere über die glitschigen Steine ins eiskalte bräunliche Nass, rutsche aber aus und klatsche danieder.
Ob ich aus Schreck oder wegen der wahnsinnskälte des Wassers fast einen Herzinfarkt kriege, erschließt sich kir nicht auf Anhieb.
Mit zitterndem Knien, aber Gottseidank völlig unverletzt, gib ich mein Vorhaben auf und genieße nur noch diesen Ort hier, der von Zeit zu Zeit doch noch immer friedlicher wird, nicht zuletzt weil ein wunderbares Wetter alles so schön macht …
Eine gute Stunde später, schleiche ich mich wieder zurück, durch die gepflegten Anlagen an die Straße und trampe weiter nach Inverness, meinem heutigen Tagesziel.

Eigentlich dachte ich noch irgendwo auf den endlosen Freiflächen des Hochlandes zu Campen, doch hier am Loch Ness gibt es nur Wald.
Auch gut, hier im Schutze junger Buchen, ruhe ich mich erstmal richtig aus, esse schön, relaxe und höre die vielen Stimmen der Waldbewohner um mich herum ….

Schottland
50 Kilometer hinter Glasgow, weiter hoch in den natürlich völlig verregneten Norden, entschädigt die wunderschöne Gegend der Schottischen Highlands.
- Ein Bild aus dem Busfenster.
Schottland / Fort William
Endlich gehts jetzt weiter in den hohen Norden, in die berühmten “Highlands”.
Allerdings muss ich erstmal aus dieser gewaltigen Stadt rauskommen, und sowas ist per Anhalter nie einfach.
Doch zum Glück habe ich ja das Geld von der Farm; Joe meinte ja, es sei dafür, um meinen weiteren Weg zu erleichtern, was ich mir hier und jetzt an der großen Busstation zu Herzen nehme. So teuer können die nächsten 140 Kilometer nach Fort Williams ja nicht sein. Doch mitnichten: Saftige 23 Pfund sagt mir die dicke Tante barsch ins Gesicht und schnappt sich so schnell den dicken zwanzig-pfund Schein, dass ich keine Chance habe zu reagieren, - musste sogar noch drei Münzen drauflegen.
Egal, nur dieses eine mal, denke ich und begrabe somit jegliche weiteren Ambitionen mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch dieses Land zu kommen… 28 Euro für läppische 140 Kilometer. Das tut weh …
Weiter stadtauswärts aber lichtet sich mein Gemüt wieder; Bilderbuchlandschaften ziehen an den großen Fenstern meines Luxusgefährts vorbei, selbst der Dauerregen und die tiefen Wolken die sich teils wie Watte um die Berge legen, scheint hier nicht zu stören. Schließlich ist das ja Schottland und ewigen Sonnenschein findet man hier am wenigsten auf diesem Kontinent.
Mein Ziel Fort Williams, das eingebettet zwischen sanften Hügeln an einem Meeresarm liegt, ist allerdings alles andere als ein beschauliches Örtchen; Touristenmassen und erschlagende Blechlawinen sorgen nachhaltig für Sehnsucht nach einer gewissen Idylle, die einst der Fischerort ausgestrahlt haben muss und bewegt mich schnell zum weiterziehen. Nochmal saftige 10 Pfund um lediglich 20 Kilometer weiter nach Norden zu kommen berappe ich der Einfachheit halber, da hier gleich der nächste Bus startbereit steht.
Port Augustus, mittlerweile am berühmten See Loch Ness gelegen, ist zwar noch kleiner, aber ebenfalls völlig überlaufen; wie Fort Williams scheint der Ort lediglich aus Ferienhäuser und Hotels zu bestehen und die Touristenscharen wo jeder ein großkalibrigen Fotoapparat an sich hat, erinnern an Soldaten mit ihren obligatorischen Waffen am Körper.
Diesmal fliehe ich aus dem Pulk nicht wieder mit einem Bus. Irgendwann muss ja auch mal Schluss sein mit dem Geldverschleudern und versuche am Ortsausgang zu trampen, was augenblicklich klappt: Schon das zweite Auto hält und bringt mich erstmal gute 10 Kilometer weiter, wo nur Wald, Natur und der See ist.
Hier mitten an der Schnellstraße schlage ich mich in den Wald Richtung See, finde den aber nicht da ein gewaltiges Privatanwesen, (was in Großbritannien nicht selten ist ) den Weg zum Wasser versperrt.
So zelte ich erstmal hier im Dickicht, auch wenn es erst vier Uhr ist.
Gestern bei John in Glasgow hatte ich ja zu wenig Schlaf, den hole ich jetzt und hier nach ….

Schottland ( Glasgow)
Und siehe da; ich habe sie gefunden, eine weiche, tolle Couch in der ich versinken durfte, hier in der bösen Hauptstadt.
Im Cafe “Peckhams” lernte ich John kennen, der mein Wanderleben toll fand und mir somit helfen konnte.

Schottland. ( Glasgow )
In der Fußgängerzone von Glasgow auf der Suche nach einem Gastgeber für heute Abend.
Zu sehen ist in dieser wirklich großen Stadt allerdings nicht viel; zwar hat Glasgow große Anstrengungen unternommen um sein Schmuddelimage los zu werden, ist aber noch immer als Arbeiterstadt bekannt.
Heute erinnert mich das Stadtbild eher an jenes von Dortmund oder Essen in meiner Heimat, dem Ruhrgebiet.
Ich genieße die pulsierende Großstadt, und habe einen jungen Malayen kennen gelernt, der auch noch deutsch spricht, da er in unserem schönen Land studiert.
Als wor zum Chinaimbiss am großen Hauptbahnhof essen gehen wollten, sah ich an einem verlassenen Tisch eine fast ganze Portion süssaures Hühnchen mit Nudeln.
Sowas würde eigentlich und normalerweise in den Müll landen, doch instinktiv griff ich zu und packte mir die noch warme Portion in meinem Alutopf.
Mein asiatischer Begleiter war natürlich total verwirrt, doch ich erzählte ihm einfach, das gute Essen an die Tauben zu verfüttern, drüben im Park nachher.
Auch das war ihm höchst suspekt.
Naja, aber später dann - beim Asiaten hatte ich mir lediglich eine Cola gegönnt, verputzte ich die immer noch lauwarme Nudelspeise, die mir irgendein Unbekannter unbewusst gesponsert hat …
Liegengelassenes oder weggeschmissenes Essen findet sich in den Lokalen dieser Welt in dermaßen rauen Mengen, dass man allein davon eine weitere Milliarde Menschen sättigen könnte. Am Tag!
Ich nutze es halt, werde so kostenlos satt und greife zu sobald sich mir was bietet…

Schottland ( Lesmahagow )
Meine Lieben, vielen Dank für diese Fantastische Zeit. Ich werde euch nie vergessen.
Von rechts nach links - Slavik aus Litauen der Handwerker, Raganath der Mönch, ich, Moses aus Südspanien der auf Jobsuche hier ist, und Joe mein “Betreuer” - die gute Seele der Farm.
Slavik, Raganat und Joe, leben hier das ganze Jahr über. Alles Gute euch.
Schottland
So, nun ist es wieder an der Zeit weiter zu ziehen … ich verlasse das liebliche Leben auf der Farm mit ihrem exotischen Spirit Hare Krishnas.
Was für eine Zeit; mir tut noch der Rücken weh, überall, vor allem an den Beinen bin ich von Wunden und blauen Flecken übersät…. eigentlich alles andere als pure Erholung, doch meinen alten Job, den ich schon etwas vermisst habe, konnte ich hier wunderbar ausleben.
Jetzt aber reicht es mir wieder und ich finde meinen Weg weiter nach Norden, solange es noch einigermaßen warm bleibt hier oben. Jaja, bin noch etwas konfus; der Abschied liebgewonnener Freunde mit denen ich mich all die Tage durchs Gehölz zu groß geratener Bäume kämpfte, und die überwältigende Gastfreundschaft dieser spirituellen Menschen, geht mir im Moment nach.
Hier in Glasgow sitze ich jetzt in einem Cafe, trinke Tee und verbinde mein Reisetablet mit dem WiFi, und kann es immer noch nicht wirklich fassen, eine beträchtliche Spende für meine Arbeit bekommen zu haben.
Ja, die eigentlich freiwillige Sache, für ein freies Bett & gutes Essen, scheint dem Farmbetreiber einiges wert gewesen zu sein; er unterstützte mich, will mir bei meiner Wanderung helfen und sich dankbar erweisen, dass ich so sehr viel länger da war als geplant.
Eigentlich haben die ja wirklich wenig Geld. Doch so Krishna es wollte, bin ich jetzt erstmal recht gut abgesichert.
Einerseits bin ich froh, wieder weiter zu ziehen, anderseits vermisse ich das Farmleben schon jetzt.
Hier im “Prckhams”, einem Cafe und Weinbar frage ich mal einige Gäste nach einem Übernachtungsplatz hier in der Großstadt Glasgow.
Den Tee hier, kann ich mir ja jetzt leisten :-)
So, heute ist mein (fast) freier Tag, und habe nur eine gute Stunde schaffen müssen. Die Knochen tun weh, und überall habe ich blaue Flecken an den Beinen und Armen sowie Kratzer als hätte ich mit einem Puma gekämpft.
Dabei hatte ich lediglich so ziemlich alles an Bäumen und Hecken beschnitten, was auf dieser Farm zu finden war …
Uff, jetzt faulenze ich endlich in meinem muffigen Mehrbettzimmer und warte auf morgen, dann geht’s wieder nach Glasgow wo ich nochmal über Nacht bleibe, werde dort schon jemanden finden der mich bei sich aufnimmt. Immerhin leben dort ja über 1, 2 Millionen Menschen …
Momentan bin ich echt sauer auf Couchsurfing, jenes von mir zuvor hochgepriesenes Gastfreundschaftsnetzwerk im Internet, was mir private Übernachtungen ermöglicht in all den Orten meines Weges.
Dort hat sich in letzter Zeit einiges geändert. Für jede Anfrage auf eines der örtlichen Personen-Profile einer Stadt meiner Wahl, soll ich eine ausführliche Begründung meines Besuchs in eben dieser Stadt verfassen, um überhaupt an die Profile der Gastgeber zu kommen.
Ist das nach einiger Zeit geschafft, darf ich mir jemanden aussuchen und schreibe sie / ihn an. Doch damit nicht genug, ich soll nun auch ausführlich begründen, warum ich gerade diese Person ausgesucht habe; ziehe mir also irgendwas an den Haaren herbei, da ich ja die Person nicht kenne, lediglich Bilder und Hobbys anschauen kann, was aber auch wiederum nicht zu sehr ins persönliche gehen darf (!) da Couchsurfing mit aller Ausdrücklichkeit darauf hinweist, kein Kontaktportal für die Partnersuche zu sein. Sowas sei hier verpönt.
Ja was den jetzt?
Also schreibe ich dann eine Begründung, verrichte somit vor meinen potentiellen Gastgeber einen virtuellen Kniefall, schreibe und schreibe; schließlich muss ich ein gewisses Pensum voll machen, da sonst die Anfrage wegen einer zu kurzen Begründung nicht versendet werden kann.
Das Ende vom Lied ist, das es hiermit nun wirklich zu Ende ist; 70% aller Anfragen die ich auf diese Weise mache, werden nicht beantwortet und gehen ins Leere.
25% werden abgelehnt, oft aus Zeitgründen, aber zumindest im freundlichen Ton.
5% sagen dann zu und ich kann mich freuen.
Somit muss man nahezu um eine “Couch” betteln, schöne Argumente liefern, sich regelrecht bewerben.
Sowas kann man ja alles noch verkraften, wenn es den nicht der Regelfall ist, sich pro Stadt bei durchschnittlich 15 Gastgebern zu melden ….
Grundsätzlich gilt, große Städte sind am schwierigsten. Vor allem in Touristenorten werden die Profile eingetragener Gastgeber regelrecht mit Anfragen überschwemmt, was die mangelhafte Antwortrate umgekehrt begründet.
Bei aller freundschaftlicher Wortwahl und Speichelleckerei die ich dem potentiellen Gastgeber entgegenbringen muss, hieß es in einer der ohnehin spärlichen Antworten: “Na dann viel Spass bei der Suche”.
Selbstverständlich wurden meine Beschwerdemails an die Website Couchsurfing.com, das Ganze etwas fairer und vor allem unbürokratischer für Gäste zu gestalten, nicht beantwortet. Damit stehen sie ganz in der Tradition dieses eigentlich wunderbaren und praktischen Netzwerkes.
Als ich die Tage kurz in Glasgow war und einer der hochbegehrten Schlafplätze zum Nulltarif mit persönlichem Anschluss ergatterte, erzählte mir ein weiterer Couchsurfer ( wir teilten uns die Adresse ) er hätte allein für Glasgow 20 Anfragen erstellen müssen für diesen Treffer.
Fazit des ganzen: Couchsurfing hat seinen Reiz verloren. Zwar versuchen die Betreiber den Gastgeber mit all diesen Formalien zurecht vor Anmache und dummen Fragen zu schützen, doch kann dieser sich in diesem Fall ganz sicher selbst wehren, und Spammails ignorieren.
Naja, da ich schlicht keine Zeit habe, täglich stundenlang im Internet zu hängen um wildfremde Menschen zu schreiben, wie toll sie sind, nehme ich allmählich Abstand vom ehemals geliebten Couchsurfing und übe mich im “Analogcouchsurfing”, dem finden von Gastgebern auf der Straße, in der Kneipe oder sonstwo.
Das ist mittlerweile wesentlich einfacher.

Schottland ( Lesmahagow )
Sechs Stunden später dann sieht es nun so aus. Das ist mein Werk.
…. Wer soll das alles bloß aufräumen ?

Nur ein kleiner Teil vom Ganzen. Die Linden sollen völlig, bis auf dem Stamm gekappt werden.
- Freitagmorgen, ca 9:00 Uhr.

Natürlich esse ich immer mit der (rechten) Hand. Das machen zwar selbst hier nur wenige, aber Indien ist einer meiner ganz großen Leidenschaften, auch wenn ich hier irgendwo in Schottland bin.
Außerdem lebe ich hier völlig Geldfrei; selbstverständlich kostet mir die ganze Verpflegung (viel Essen, Bett, Dusche und saubere Kleidung) keinen Cent. Hab ich mir ja auch verdient, denke ich.

Essensausgabe im Speisesaal. Pur Vegetarisch und Indisch ist das reichhaltige Essen hier. Jeden Tag dreimal, da muss ich wirklich ganz schön ran an die Arbeit um nicht als Scheppertonne irgendwann hier den Ort zu verlassen.

Diese bunte Vielfalt in der ganz eigenen Welt der Hare Krishna Gläubigen, gefällt mir einfach.
Auch als Atheist und Humanist, wie ich es bin, ist es möglich sich hier wohl zu fühlen; die Gastfreundschaft, Offenheit, sowie Unverbindlichkeit, eröffnet einem schnell die Einsicht, dass die Hare Krishna Religion nichts mit einer Sekte zu tun hat. - Ein leider weit verbreitetes Vorurteil.
Schottland
Mit der Zeit aber, und bei aller Freude hier, sehne ich mich schon nach mein Zelt zurück, nach der Einsamkeit und den langen Straßen auf denen ich trampe.
Doch so habe ich meinen Gastgebern versprochen hier die gesamten Baumschnittarbeiten zu erledigen, und muss somit noch bis Montag rechnen. Dann durfte ich nach Glasgow kommen, jener Stadt wo ich nur kurz zwischenzeitlich zu Besuch war, als mich die Tage Phil, ein älterer, etwas rundlicher “Real Scottish Guy” bei “Couchsurfing” zu sich nach Hause einlud.
Dort gab es dann erstmal deftige Würstchen, Stampfkartoffeln und Dosenbier; ein kleiner Kulturschock, aber irgendwo wieder mal richtig Schottisch.
Mittlerweile scheint sich die ganze Arbeit hier sogar noch nachhaltig zu lohnen; immerhin versprach man, mir etwas Geld zu spenden für die unverhältnismäßige Arbeit; sollte dies eine normale Gartenbaufirma oder ein Baumdienst erledigen, kämen schnell und locker über 3000 Pfund zusammen. Das sind 3500 Euro die mein Einsatz hier der Farm erspart.
Klar, man hat mir sogar eine nagelneue Motorsäge beschafft, doch die wird hier noch sehr viel gebraucht, schließlich hinterlasse ich hier ein wahres Schlachtfeld voller Astwerk und gesägter Holzstämme, was total durcheinander herumliegt.
Bis die behäbigen Herrschaften im orangenen Mönchsgewand sich aus der Meditation erheben und nur die Hälfte wieder aufzuräumen schaffen, dürften wohl ganze Ewigkeiten vergehen …. jedenfalls hat mir Joe, mein erster Ansprechpartner hier, versprochen, über Facebook zu berichten wie es hier vorran geht.
Ewig kann ich ja auch nicht bleiben …

Schottland. ( Lesmahagow )
Pompöse Tempel gibt es leider nicht zu bewundern, wohl aber einen Tempelraum als zentrales Heiligtum dieser außergewöhnlichen Farm.
Neben den vielen Besuchern die hier für etwas Arbeit jeglicher Art, in Hostelähnlichen Unterkünften übernachten, leben hier auch einige feste Bewohner, teils im anschließenden Lesmahagow, oder direkt auf der Farm.
Oft wird hier im Tempel gesungen, was mich ja so an Indien erinnert ( schließlich ist Hare Krishna ein Teil des Hinduismus ) weshalb ich mich hier auch wohl fühle.
Schottland
So, nun habe ich mich aber ganz schön lange nicht mehr gemeldet, eine ganze Woche, die ich durchgehend - und alles andere als geplant, hier auf der Krishna-Farm verbrachte.
Eigentlich wollte ich nur um wenige Tage hier verlängern; viele Bäume mussten beschnitten oder gefällt werden. Doch als ich endgültig Abschied nehmen wollte, überredete mich der Farmchef noch weitere Unmengen an Grünschnittarbeiten zu verrichten.
- Wer sollte sowas denn sonst machen ?
Freiwillige Helfer (Wwoofer), die für Essen und ein Bett, meist leichte Arbeiten für nur wenige Stündchen am Tag verrichten, gibt es zwar genug, aber die wollen oder können nur meistens Hausarbeiten, Putzdienste, Blumenpflege, oder Rasenmäharbeiten erledigen.
Ein Holzfäller findet sich da wohl äußerst selten …
Somit gerät zwar mein Reiseplan nun völlig aus den Fugen, erlebe aber hier etwas ganz Wunderbares; Teil einer ganz besonderen Gesellschaft zu sein, dessen Lebensweisen ich zwar nicht übernehmen mag, aber in einigen Ansichten durchaus sympathisiere; so esse ich jeden Tag dreimal riesige Mengen bestes vegetarisches Essen und vermisse noch immer kein Fleisch, wie ich es zuvor mit Edmond in Irland täglich aß.
Außerdem wollen meine Gastgeber niemanden konvertieren, zumindest werde ich bezüglich meiner freien Lebenseinstellung in Ruhe gelassen; Alkohol und jegliche sexuelle Handlungen sind den Gläubigen Hare Krishnas untersagt, letzteres lediglich zum zeugen von Kindern. Natürlich nur innerhalb einer Ehe.
Jaja, man findet hier sogar Freunde, und schnell schlägt sich sowas selbstverständlich auf Facebook nieder, was hier noch mehr verbreitet zu sein scheint als bei uns.
Dennoch bin ich gerade, nachdem die Arbeit für heute erledigt war, aus dem nahegelegenen Dorf zurückgekehrt, wo ich mir ein herrlich frisches Bier zapfen ließ.
Sowas brauche ich dann schon …
Ach so, das Dorf heißt übrigens Lesmahagow, liegt 20 Kilometer südlich von Glasgow, einer Millionenstadt hier oben im Britischen Norden, der jetzt Tag für Tag immer frischer, kälter, und nasser zu werden droht. Hier in dieser leicht hügeligen Gegend mit ihren Dörfern und grauen Landhäusern, möchte ich spätestens in drei Tagen weiter auf Wanderschaft sein ….
 Ramba Zamba im Hare Krishna Dorf, wo ich kaum angekommen, schon meine Talente als Baumbezwinger vorzeigen darf. Endlich mal wieder ordentlich Gas geben …
Ich vermisse die alten Tage als Baumfäller schon, und finde es nun um so schöner, hier im Wanderleben wieder mal ran zu können …. Schottland.
Mann bin ich jetzt müde.
Heute habe ich Ayr wieder verlassen, wo ich noch bei Martin zu Gast war, trampte dann ins Landesinnere bis südlich von Glasgow, wo ich nahe dem Ort Lasmanogow eine Hare Krishna-Farm aufindig machen konnte.
Hier kann ich ohne weiteres mein Zelt auf die Wiese stellen und siehe da, ganz nebenbei den halben Baumbestand Fällen. …
Ja, ich bin somit wieder in meinem alten Element als Baumfäller, versuche mit einer schrabbeligen Elektrosäge irgendwie in Kletterarbeit die Stämme vieler Buchen zu bezwingen.
Immerhin löst mein Einsatz hier dermaßen Aufsehen aus, dass ich schnell mein Zelt wieder abbauen soll und ins Ashram einziehe, dem Gästehaus mit weichem Bett und Dusche. Alles was man sich nur wünschen kann.
Natürlich ist auch die Verköstigung prächtig; feines vegetarisches Essen, selbstverständlich indisch, gibt es reichlich.
Das Alkohol und Fleisch hier Tabu sind, macht mir irgendwie kaum was aus.
Hier bleibe ich erstmal. Morgen haue ich noch zehn weitere Buchen um, habe also noch reichlich zu tun.
Ich könnte noxh so viel erzählen, z.B. von den zwei lieben Omas in Ayr, jener kleinen Hafenstadt zuvor, die mir vier Pfund schenkten, oder Ned, der mich mitgenommen hatte bis zur Farm und meine Reisegeschichten mit fünf Euro belohnte …
Unglaublich, was für ein freundliches Land, dieses Schottland ….
 Auch das Essen hier draußen ist etwas anders. Oft einfach und kalt, aber am Hungertuch nagen, brauche ich immer noch nicht.
Hier mein Frühstück am Steinstrand, deftig wie es ein Schottlãnder mag.

Endlich wieder Zelten.
Hier an der schottischen Küste finde ich schnell Platz und viel Aussicht auf Land und Meer.
Nur das Wetter hier ist alles andere als einladend.
Wie gut dass meine Ausrüstung so hochwertig ist; weder Regen noch Kälte machen mir was aus.

Irland - Schottland
Dieses Bild ist meinem lieben Freund Edmond gewidmet und zeigt meinen letzten Blick auf Irland, von der Fähre aus in Richtung Schottland.
Irland, wo wir fast fünf Wochen verbrachten …
Schottland
Noch knapp vorm Dunkelwerden schaffte ich das Zelt im hohen Gras nahe dem Dorf, aufzubauen.
Auch beständiger Regen hatte angefangen und kräftiger Wind machte die Sache nicht leichter.
Doch meine erste Nacht im Zelt genoss ich in alter Routine; der Wind des hohen Nordens blies vom Atlantik wild über die stark flatternde Zeltplane. Nicht gerade ruhig und beschaulich, aber auch gut, bin ich hier nicht im sonnigen Süden …
Das merkt man auch an der Mentalität der Leute hier; ganz wie in Irland sind die Schottländer sehr hilfsbereit.
Trampen scheint hier echt gut zu funktionieren, und auch eine ordentliche Lebensmittelspende wurde mir zuteil: Kiloweise Obst schenkten mir zwei Einheimische noch bevor ich ins hohe Gras zur Küste verschwand.
Gut gesättigt von Bananen, Aprikosen und jeder Menge Erdbeeren, trampte ich noch das Stück bis Ayr, einer Kleinstadt wo ich heute mit Martin verabredet bin zum Couchsurfen.
Mann, die Füße sind kalt; hohes Gras und Regenwetter nässen nachhaltig das Schuhwerk …
Jaaa, endlich ein Bier. Das habe ich mir heute auch verdient.
Belfast und somit Irland habe ich heute verlassen und bin jetzt hier in einer Kneipe im Fischerdorf Dunure in Schottland.
Gestern konnte ich in Belfast noch einen Gastgeber finden wo ich mich wunderbar ausruhen konnte, und eigentlich wollte ich erst morgen nach Schottland übersetzen, doch das graue, kalte Wetter trieb mich aus der Stadt aufs Meer.
Noch konnte ich mit meinem Budget die 30 Pfund für die Fähre berappen, und von Toms unglaublicher Geldspende ist auch noch was übrig; somit leiste ich mir dieses frisch gezapfte “Tennent”, wie das örtliche Bier hier heißt.
Außerdem läuft das mit dem Trampen hier sehr gut. Kaum am Hafen angekommen, wurde ich auch schon von der Landstraße, Richtung Norden aufgelesen.
Hier im beschaulichen Örtchen Dunure suche ich mir gleich eine schöne Wiese und baue das Zelt auf …
Muss mich beeilen, gleich wird’s schon dunkel ….
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